SWISS ist in: Alles mit SWISS
SWISS ist in. Alles ist SWISS, nicht nur unsere ausländisch-nationale Fluggesellschaft. Es gibt Blech-Uhren aus Hongkong, auf denen ebenso SWISS steht, wie auf unserer Rolex, und es gibt T-Shirts made in Korea auf denen SWISS COWBOY geschrieben steht. Es gibt SWISSLAWYERS und SWISSLEGAL und SWISSCONSULTANTS. Ebenso wie SWISSLADY, SWISSGIRL und SWISSBANK. Vom Büezer bis zum Akademiker, von Ramsch bis Luxus, alle sind SWISS, alles ist SWISS. Über 5'500 Schweizer Telefonbucheinträge enthalten SWISS.
Dass "Swiss" englisch ist, "schweizerisch" heisst, und Englisch mitnichten "schweizerisch" ist, interessiert keinen. Auch nicht das Amt, denn die Behörden sind nicht origineller als die Privaten und nennen sich beispielsweise SWISSREG (was das Register für Schweizer Marken ist) oder SWISSMEDIC, der neue Name für die gute alte IKS, die Interkantonalen Kontrollstelle für Heilmittel. Man gibt sich international, SWISS statt SUISSE.
Zum Gähnen. Wenn es nicht so langweilig wäre. Deshalb mache ich hier ausnahmsweise einmal Rechtsberatung, und zwar gratis und franko für alle, die einen Markennamen suchen und SWISS verwenden wollen.
Wer Swiss ist, also ein Schweizer, eine Schweizerin oder eine Firma in der Schweiz, der darf sich SWISS nennen, ganz ohne Registereintrag. Und Äpfel, die hier produziert werden, dürfen unter dem Etikett "Swiss Apple" an Männer, Frauen und Kinder gebracht werden. Auch wenn "Apple" leider nicht SWISS ist, sondern amerikanisch und verantwortlich für die schönen Dinge mit dem kleinen "i" davor.
Wir schweifen ab. Also: SWISS kann niemand für sich alleine reservieren, oder, juristisch gesprochen, als Marke schützen lassen, denn alle, die dürfen, müssen SWISS auch verwenden können.
Wer das Wort aber "originell" genug kombiniert – und das taten die Anmelder von über 3'000 in SWISSREG eingetragenen Marken – der kann eine Marke mit SWISS eintragen lassen. Und dann darf keiner die ganze originelle Gestaltung kopieren. Wohl aber SWISS. Auch wenn also SWISS HOTEL CLASSIFICATION GASTROSUISSE problemlos als Marke eingetragen wurde: Wer Schweizer Hotels in Klassen einteilt, darf das unter der Bezeichnung SWISS HOTEL CLASSIFICATION machen. Wie sonst soll er auch seine Tätigkeit auf Englisch beschreiben? Nur GASTROSUISSE ist juristisch wirklich "originell", das darf also keiner benutzen.
Auch unsere ausländisch-nationale Fluggesellschaft kam auf die Welt. Da zahlte sie doch eine Wahnsinnssumme an Tyler Brûlé für die unglaublich originelle Wortschöpfung SWISS – und das Amt trug die Marke nicht ein. Denn jeder darf seine Schweizer Luftfahrtgesellschaft eben SWISS nennen. Seither versucht die arme SWISS verzweifelt mit Logos und zusätzlichen Wortelementen einen gewissen Schutz erhältlich zu machen. Zwei rote Vierecklein mit weisser Schrift beispielsweise, das ging durch. Bislang nicht jedoch die neuste Anmeldung, ein roter Flugzeugschwanz mit weissem Schweizerkreuz, daneben die Worte SWISS INTERNATIONAL. Derartige Schweizerkreuze trägt das Amt nämlich nicht ein, weil sie Hoheitszeichen sind. Und die SWISS ist keine Hoheit. Hätte sie eigentlich wissen müssen, die SWISS.
Wollen Sie immer noch sich, Ihr Produkt oder was auch immer SWISS nennen? Dann tun Sie's halt in Gottes Namen. Auf einen mehr oder weniger kommt es nicht an. Besser aber, Sie lassen es und sind einfach SWISS, falls Sie es sind, das reicht völlig.
11. Juni 2012