Über Männer und Frauen (Teil II)
Da schrieb ich doch letztes Mal, Kampfflugzeuge seien Männerspielzeug, und nun bin ich eine Emanze. Dabei war das doch bloss der Aufhänger, damit meine Kolumne überhaupt angeklickt wird! Der Titel "Männer und Spielzeuge aller Art" war schlicht genial, weil manche dabei an Handschellen, Peitschen und so dachten – und schon hatten wir sie. Aber nun stecke ich voll im Gender-Ding drin.
Apropos: Wissen Sie, dass rechtsbürgerliche Parteien ein Frauenproblem haben? Denen fehlen Frauen für die kommenden Wahlen. Denn was vor ein paar Jahrzehnten noch gang und gäbe und ganz in ihrem Sinne war – keine Frauen in die Politik –, das ist heute ein No Go. Und nun finden sie keine Frauen.
Das Problem: Rechtsbürgerliche Politikerinnen müssen kinderlos sein, wenn es um mehr gehen soll, als ums Unterschriftensammeln. Denn Mütter gehören zu ihren Kindern. Mit dieser Einstellung können die Rechtsbürgerlichen natürlich keine Mütter für ein politisches Amt aufstellen. Da der Anteil an kinderlosen Frauen bei den Damen im besten Alter nur bei etwa 23 Prozent liegt, ist die Auswahl beschränkt. Womit sich die Rechtsbürgerlichen selber auf den Füssen stehen.
Ein Gesinnungswandel würde also helfen. Zudem besteht über alle Gesellschaftsschichten hinweg ein breites Bedürfnis an berufstätigen Müttern. Was heisst, dass eine kompetente externe Kinderbetreuung angeboten werden müsste. Aber da herrscht hierzulande Eiszeit.
Dabei reicht bei bildungsfernen Familien ein einziges Gehalt hinten und vorne nicht. Bleiben hingegen gut ausgebildeten Frauen zu Hause, entsteht volkswirtschaftlicher Schaden, wenn sie der Gesellschaft die Kosten, die ihr Studium verursacht hat, nicht wieder einspielen. Ein Beispiel: 60 Prozent der Studierenden der Medizin sind Frauen, die Pro-Kopf-Kosten der Ausbildung belaufen sich auf mindestens 300'000 Franken. Unsummen werden also zum Fenster hinaus geworfen, wenn die 77 Prozent der Ärztinnen, die Kinder kriegen werden, zuhause bleiben.
Das tun zum Glück die wenigsten. Sie machen vielmehr permanent den Spagat zwischen Beruf und Familie, mogeln sich am Rande der Erschöpfung mit Improvisationen und Feuerwehrübungen in der Betreuung ihrer Kinder irgendwie durch. Und die Geburtenraten sinken. Was keinen wirklich wundert.
Wir hatten vormittags eine Kinderfrau aus dem Elsass, die en passant selber zweimal Mutter wurde und ihre Kinder selbstverständlich und ohne schlechtes Gewissen nach kurzer Zeit der gardienne des Dorfes übergab. Holte sie ihre Kinder ab, war alles erledigt. Einkaufen mit quengelnden Kindern, Hausaufgaben – hors discussion. Über les Suisses können die Elsässerinnen nur den Kopf schütteln. Kinder gehören zu andern Kindern und professionell betreut. Und abends und an den freien Tagen geniesst man sie.
Die Geburtenrate ist in Frankreich eine der besten, die Kinder sind gesund und leiden weder an Übergewicht noch unter Bewegungsmangel. Sie werden richtig ernährt, betreut, erzogen, und unterrichtet.
Und die Parteien haben genügend weibliche Kandidierende. Marine Le Pen hat drei Kinder. Eine Emanze der extremen Rechten.
27. Februar 2012
"Machen Sie oder Ihre Kollegen mehr PR"
Sie haben ja sooooo recht, das sind genau auch meine Argumente. Die Ausbildung aller Frauen kostet Geld, mehr oder weniger, (auch die der Detailangestellten ist nicht gratis).
Aber wozu die Frauen studieren oder lernen lassen, wenn die Frauen ihre Ausbildung nicht nutzen (und geniessen) dürfen und darum keine Kinder mehr wollen. Der Nachwuchs fehlt später nicht nur in der Politik.
Warum fehlt diese Einsicht bei den Politikern. Übrigens nicht nur bei den Rechten. Diese Diskussionen lösen dauernd Widerstand aus.
Aber solange gepredigt wird, die Mutter und nur die Mutter kann die Kinder "glücklich" machen, und Kinder würden in den Krippen etc. leiden, bleibt alles beim Alten. Ich glaube es fehlt auch an der Lobby für Krippen und ähnlichen Institutionen.
Machen Sie oder Ihre Kollegen mehr PR für eben diese super gut geführten Einrichtungen, in denen sich die Kinder oft wohler fühlen als zu Hause. Ein unglückliches Mami macht die Kinder nicht froher. Von der Sozialkompetenz, die sich die Kinder mit andern Gespanen aneignen, ganz zu schweigen.
Ich bin 70 Jahre alt und es macht mich wütend, wie sehr wir immer noch im vorletzten Jahrhundert verweilen. Nur sich beklagen nützt offensichtlich nichts. Es gibt viel zu tun packen wir es an!
Annelies Hagen, St. Pantaleon