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Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

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Sicherheit: Les extrêmes se touchent

Oder, zu gut deutsch: "Die Extreme berühren sich." Gehen zwei Personen nur lange genug in die entgegengesetzte Richtung, dann treffen sie irgendwann wieder aufeinander. Das sahen, auch im übertragenen Sinn, schon die altklassischen Philosophen so, und die kannten weder SVP noch SP. Die ganz linke und die ganz rechte Partei unseres gegenwärtig relevanten Parteispektrums sitzen derzeit auf der gleichen Seite, auf welcher auch immer, und fordern einstimmig mehr Polizisten. Zwar nicht gleich viel mehr – bei den einen sind es 40, bei den andern 120 – aber klar "mehr".

Warum? Es gibt drei Gründe. Erstens: Dieses Jahr sind Grossratswahlen. Zweitens: Die, die das fordern, wollen gewählt werden. Und drittens: die lokale Tageszeitung hat behauptet, dass sich manche Einwohner Basels nicht mehr sicher fühlen. Also ortet der schlaue Wahlkandidat hier eine potentielle Wahlgemeinde, nimmt die "Gefühle" der Verunsicherten "ernst", und fordert mehr Schugger. Macht so und so viel Stimmen auf sicher.

Dass es aus objektiver Sicht der Dinge mehr Polizeibeamte braucht, behauptet keiner. Zudem: Warum sollte sich die Bevölkerung mit 40 respektive 120 zusätzlichen Polizisten sicherer fühlen. Haben Sie eine Ahnung, wie viele Polizisten wir in Basel haben? Und fühlen Sie sich sicherer, wenn Sie wissen, dass es 40 oder 120 mehr sind? Ich meine: Sind die dann auch dort, wo Sie allenfalls bedroht werden könnten – oder sind sie im Verkehrsdienst, und Sie kriegen bloss mehr Bussen?

Die Fakten zur Kriminalitätsstatistik sind die folgenden: Es gibt seit jeher Schwankungen, und von 2009 auf 2010 haben die Straftaten ab- und nicht zugenommen, schweizweit und in Basel. Dass dies 2011 wesentlich anders lief, ist nicht anzunehmen. Es ist immer in etwa dasselbe: mal mehr Raub, dann wieder mehr Einbrüche. Es gibt Schlägereien hier, und erhöht die Polizei hier die Präsenz, prügeln die Kids sich halt dort. Mal versuchen manche Enkeltricks, dann Lederjackentricks, oder manipulieren Geldautomaten.

Jeder, der sich wirklich um die Fakten bemüht, kann diese auf der Webseite des Statistischen Amtes (www.statistik-bs.ch) nachlesen und dort feststellen, dass die Kriminalität nicht zugenommen hat. Wir haben also keinen objektiven Grund, uns unsicherer zu fühlen.
 
Dennoch behauptet die Tagespresse, die Bevölkerung fühle sich weniger sicher. Sie begründet dies mit einer Bevölkerungsumfrage, die im Februar und im März 2011 durchgeführt wurde. Dabei wurde unter anderem auch nach dem Sicherheitsempfinden gefragt. Gemäss den dabei erhobenen Zahlen fühlen sich 62 Prozent der Befragten nachts im Quartier sicher. Etwa 8 Prozent gaben an, nachts nicht im Quartier unterwegs zu sein, etwa 30 Prozent fühlen sich demgemäss unsicher. 2007 waren die Ergebnisse nicht viel anders.

Das besagte Medium stützt seine Behauptung nun aber auf einen Städtevergleich aus dem Jahre 2003 und behauptet, dass sich die Leute seit dann weniger sicher fühlen. Wer diesen Vergleich aber genau analysiert, stellt fest, dass damals gar keine vergleichbaren Fragen gestellt wurden. Dass sich die Basler Bevölkerung weniger sicher fühlt, ist also eine leere Behauptung, lauwarme Luft.

Wer die Tagespresse liest, kann sich schon verunsichert fühlen, denn sie zitiert fleissig jeden noch so kleinen Übergriff. Wenn immer möglich unterstreicht sie dabei die ausländische Nationalität oder den Migrationshintergrund des Täters. Es gibt also nicht mehr kriminelle Taten, sondern mehr Berichte darüber. Was einzig der "Sicherheitsinitiative" dient und nicht der Sicherheit.

Warum die SP da mitmacht, ist unklar. Vielleicht fühlt sie sich unter Druck, weil sich derart viele Leute unsicher fühlen sollen. Das müsste sie nicht, wie die Fakten zeigen.

Hat eigentlich jemand die Polizei gefragt, ob sie mehr Leute braucht?

16. Januar 2012
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
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Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Die Mutter zweier Töchter lebt in Basel. © Foto OnlineReports.ch

andreastrahm@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Eigene Wachsamkeit ist am wichtigsten"

Eigentlich kann ich den Worten von Andrea Strahm voll zustimmen. Trotzdem möchte ich noch einige Ergänzungen anbringen. Was heisst "Sicherheit im Alltagsleben"? Auch die Polizei kann uns eine volle Sicherheit nicht garantieren! Wenn man bedenkt, dass auf den Autobahnen täglich viele Automobilisten zu schnell fahren, mangelhaft gewartete Fahrzeuge umherfahren, bei kriminellen Taten die Polizei oft zu spät eintrifft, so müsste man ein Heer von Polizisten einstellen. Eine umfassende Sicherheitskontrolle gibt es aber schon aus personellen und technischen Möglichkeiten nicht.


Das Wichtigste für die persönliche Sicherheit ist die eigene Wachsamkeit und Prävention. Man sollte menschenleere Strassen vor allem nachts meiden, für eine Notlage einen Pfefferspray bei sich tragen und trainieren, wie er in einem Notfall blitzschnell griffbereit ist, in einem Haus oder einer Wohnung wenn möglich immer Türen und Fenster geschlossen halten, bei einem Bankomatbezug sollte man die Tastatur mit der Hand abdecken, sich bei einem fremden Streit nicht einmischen, sondern sofort die Polizei anrufen! Manche LeserInnen werden jetzt über meine Worte lächeln. "Das ist ein Phantast, die Wirklichkeit sieht aber anders aus"? Aber anstelle von unbrauchbaren Fächern in der Schule wie Algebra, Geschichte der Pfahlbauer u.s.w. sollte es ein Fach über persönliche Verteidigung und Sicherheit geben. Ein solches Fach wäre auch für junge Leute sinnvoller für das tägliche Leben als unnütze Themen!


Heinz Jäggi, Buus



"Für mich zählt die Erfahrung im Alltag"

Für mein Sicherheitsgefühl zählt nicht die Statistik, die für mich nicht verifizierbare Zahlen anhäuft, sondern meine Erfahrungen im Alltag. Wer wie ich das Pech hat, Pendler sein zu müssen, spürt täglich das erhöhte Aggressionspotenzial, den mangelnden Anstand, die schlampige Rücksichtslosigkeit. Ob hier eine erhöhte Polizeipräsenz etwas bewirken kann, bezweifle ich.


Aber sie kann vielleicht die andern Probleme reduzieren, denen ich als Fussgänger ausgesetzt bin: Velofahrer auf Trottoirs und in Fahrverbotszonen usw. (Basel Velostadt? Eine Horrorvorstellung!), Autos auf Gehsteigen, stinkende Autoschlangen zur Stosszeiten (Motoren können halt nicht mehr abgestellt werden) und Raser auf der Strasse vor dem Haus. Frau Strahm befürchtet, dass dann nur mehr Bussen verteilt werden – ich hoffe, dem wird so sein! Wer sich einen Dreck um die Regeln schert, darf ruhig zur Kasse gebeten werden.


J. Claude Rohner, Basel



"Es weiss doch jeder, dass ..."

Die Statistik also soll's richten – das Empfinden (und die Erfahrungen) der Bevölkerung zählt nicht – oder zumindest weniger. Dabei weiss doch jeder, dass man inzwischen nur noch dann zur Polizei, und damit in die Statistik eingeht, wenn's noch was bringt. Die Polizei winkt durchaus auch mal ab, wenn eine Schadensmeldung bei der Versicherung sich nicht lohnt; die haben auch so noch genug zu tun. Die Statistik ist nicht das Papier wert, auf das sie gedruckt wird! Aber wenn man so an statistische Berechnungen glauben will, dann kann man sich ja auch mal ausrechnen, dass bei 120 zusätzlichen Polizisten letztlich "ständig" maximal und bestenfalls 8 bis 12 Patrouillen (je nachdem ob zu zweit oder zu dritt) zusätzlich auf der Strasse wären. Aber wahrscheinlich wäre es real noch nicht mal die Hälfte, bedenkt man die vielen Sondereinsätze und Überstunden, die abzubauen wären. Aber selbst maximal "ständig" 8 bis 12 zusätzliche Patrouillen in unseren 16 Quartieren (inkl. Riehen) – also so gewaltig wäre kein Überschuss zu beklagen! (Mit Zahlen spielen kann jeder – nicht nur das Statistische Amt.)


Peter Waldner, Basel



"Es kommt immer auf die Perspektive an"

Differenziertheit ist sicherlich wichtig bei diesem Thema. Aber es gibt gerade hier den Sachverhalt der subjektiven Wahrnehmung. Ich schaue stets, wo jemand wohnt, wenn er über Sicherheit schreibt, weil letztlich das Umfeld auch die Meinung prägt wie kaum etwas anderes. Frau Andrea Strahm wohnt im Neubadquartier, nette Seitenstrasse. Kann also gut sein, der Text wäre anders herausgekommen, wäre die Wohnadresse in der Schönau- oder Hammerstrasse. Die Regierungsräte wohnen in Riehen, auf dem Bruderholz, in der Breite. Es geht nicht um die Neidfrage, sondern darum, wie man eine Situation einschätzt aufgrund seiner Perspektive. Und diese kann auch anders ausschauen, woanders.


Karl Linder, Basel


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"Das Gebiet Rütschete ist tatsächlich ein bekannter Rutsch- oder Kriechhang."

Stellungnahme in der Volksstimme
vom 26. September 2023
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Überraschung!

RückSpiegel


In einem Artikel über die polarisierende Jungpolitikerin Sarah Regez (SVP BL) bezieht sich die Basler Zeitung auf OnlineReports.

persoenlich.com vermeldet mit Verweis auf OnlineReports den Wechsel der Basler Journalistin Andrea Fopp von Bajour zur NZZ.

Happy Radio greift den Bericht von OnlineReports über die Deponie Höli Liestal AG auf.

Die Volksstimme bezieht sich in einem Porträt über den freiwilligen Verkehrsregler in Rickenbach, Robert Bussinger, auf einen früheren Artikel von OnlineReports.

Die bz greift den Bericht von OnlineReports über den Eklat am Baselbieter Kantonsgericht mit dem sofortigem Rücktritt eines Vizepräsidenten auf.

Die bz zitiert in ihrem Nachruf auf Hans Rudolf Gysin aus dem OnlineReports-Porträt "Die Hans Rudolf Gysin-Story: Auf der Spur eines Phänomens".

Zahlreiche Medien haben die Nachricht über den Tod von Hans Rudolf Gysin aufgenommen: Basler Zeitung, bz und weitere Titel von CH Media, Prime News, Volksstimme, Bajour, Baseljetzt, SRF-Regionaljournal Basel, Happy Radio, nau.ch.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).

Am 1. Juni 2024 übernimmt Veronika Röthlisberger die Leitung der Gebäudeversicherung Basel-Stadt von Peter Blumer, der danach pensioniert wird.

Hanspeter Wäspi (57, Rheinfelden) ist neuer Geschäftsleiter von Procap Nordwestschweiz.

Die Leitung der Abteilung Finanzen und Controlling im Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt obliegt ab 1. Dezember Thomas Schneider, der die Nachfolge des Bald-Pensionierten Daniel Hardmeier antritt.

Stefan Binkert wird neuer Rektor des Wirtschaftsgymnasiums und der Wirtschaftsmittelschule Basel; er folgt in dieser Funktion auf Patrick Langloh, der ab 1. Januar 2024 die Leitung des Bereichs Mittelschulen und Berufsbildung im Erziehungsdepartement übernimmt.