Wünsch Dir was: Eine Stadt, die Spass macht
Mehr Lust und weniger Frust in der Politik wünscht sich und uns Franz Saladin, der Handelskammer-Direktor beider Basel, für das neue Jahr. Lust hat mit Mut zu tun, mit Visionen, mit Kreativität – Frust mit Ängsten und Resignation. Eine Polarisierung natürlich, denn nur lustorientiert lässt sich nicht wirtschaften, zuweilen sind Kompromisse und Rückschläge unvermeidlich. Bloss: Die kommen von alleine. Nehmen wir, wie dies derzeit geschieht, alle negativen Reaktionen und Kommentare auf die Ideen und Visionen, die ein paar lebensmüde Idealisten überhaupt noch zu äussern wagen, vorab schon in die Planung auf, bleibt nur eins: der Frust. Und nichts geht mehr.
Es gibt sie wirklich noch, die Leute mit Visionen und Mut. Aber es gibt vor allem auch die andern. Nennen wir sie die Überhaupts, Wenns und Abers. Diese zweite Kategorie der Zögerer und Ängstlichen, die wünsche ich mir ins Pfefferland.
Dann kann ein Ozeanium entstehen; und die Bevölkerung wird dem Zolli das Vertrauen entgegenbringen, dass er die Meerestiere einschliesslich Korallen so sorgfältig und respektvoll behandelt, wie alle andern Zootiere auch.
Und wir bauen eine grossartige Wohnsiedlung im Rheinhafen, mit Hochhäusern; zwei, drei Wolkenkratzer machen dieses Inselchen noch lange nicht zu Rheinhattan. Und wenn schon.
"Die Zögerer und Ängstlichen
wünsche ich mir ins Pfefferland."
Der Passerellen-Park kann entstehen; und diese Überdachung der Geleise beim Bahnhof SBB nennen wir natürlich nicht Central Park, denn der Central Park ist ein etwa 3,42 Quadratkilometer grosser, weltberühmter Park in Manhattan. Diese Geleiseüberdachung mit gerade mal 0,03 Quadratkilometer so zu nennen, ist bloss peinlich. Wie Rail City auch, by the way.
Wir spazieren nicht nur dem Kleinbasler Ufer, sondern auch dem linksseitigen Rheinufer entlang; und kommen so zum Chill am Rhy, welches ohne Einsprachen und Probleme aller Art seinen Betrieb aufnehmen konnte.
Sitzen wir bequem in den Sesseln des Chill am Rhy, einen Campari in der Hand, hören wir von weitem das Tamtam des Tattoo oder ein Konzert vom Floss – beides Anlässe, die in diesem Jahr erstmals ohne gerichtliches Beigemüse problemlos durchgeführt werden können.
Auch der jede Kreativität kastrierende Regulierungs-Spleen wurde begraben: Vorschriften über Aussenbestuhlungen (no plastics), Sonnenschirme, Beleuchtungen, Schaufensterdekorationen, Verbote 1. wenn Fasnacht ist; 2. wenn Ostern ist; 3. wenn Sommer ist; 4. wenn Herbstmesse ist und 5. zur Weihnachtszeit – alles Vergangenheit, denn die freudig Regierenden haben eingesehen, dass eine durchgestylte Stadt eine tote Stadt ist.
Sogar der ewig in Frieden ruhende Münsterplatz, vom grössten Parkplatz Basels zur grössten gähnenden Leere Basels mutiert, wird endlich mit Leben gefüllt. Märkte im Sommer, eine Eisbahn im Winter, Konzerte, ein Filmfestival, Cafés und Bars entstehen, denn die lustvoll Regierenden haben die Piazza in Locarno besucht und wissen, was zu tun ist.
Neu ist Basel zudem nicht mehr den Anwohnern des Tarifbundes Nordwestschweiz und Velofahrern vorbehalten. Das Feindbild "Autofahrer" hat sich in Luft aufgelöst und wir heissen Besucher aus Eglingen, Ramsbach-Le-Haut und vom Feldberg ebenso herzlich willkommen, wie die neuerdings ganzjährig anreisenden Übernachtungsgäste, denn wir bieten ihnen zahlbare Parkplätze an.
Eine Stadt, die Spass macht, Lust auf Besuch, für Jung und Alt. Gastronomie, Detailhandel, Museen, Konzertsäle und Theater profitieren. Und damit der Basler Steuerzahler. Verschwänden sie nur im Pfefferland, die ewigen Verhinderer, es könnte nichts mehr schief gehen, Frankenkurs hin oder her.
7. Januar 2013
Köstlich amüsiert"
Sie haben ohne Wenn und Aber den Rundgang durch unsere Stadt, die Spass macht, gewagt. Weiter so, alles mit scharf, Frau Strahm. Ich habe mich köstlich über Ihre Beschreibung amüsiert, verlassen Sie uns nicht ins Pfefferland!
Yvonne Rueff-Bloch, Basel
"Dreisterne-Küche"
Mit Genuss habe ich Andrea Strahm's Kolumne gelesen.
Das war Dreisterne-Küche - scharf und gut. Gratuliere herzlich!
-minu, Basel
"Nicht einmal mehr Pfeffer könnte wachsen"
Aber, aber, liebe Andrea Strahm! Wenn Sie all die Bedenkenträger, Verhinderer, Stadtbildeinbalsamierer und Sowieesistbewahrer ins Pfefferland schicken, wird es dort nicht zum Aushalten öde werden, so dass nicht einmal mehr der Pfeffer wachsen könnte, und das wäre ja ewig schade.
René Ernst, Basel
"Genau"
G E N A U !
Beatrice Isler, Basel