Kinderbetreuung: Die "F"-Fallen in der Politik
Einst waren die drei "K" das A und O der sozial anerkannten Frau, nämlich Kinder, Kirche und Küche. Dann kam ein viertes "K" dazu, die Karriere. Was bewirkte, dass das A und O der Politik die drei "F" wurden, nämlich Frauen, Familie und Finanzen. Ein viertes, nämlich "F" wie Fiasko, gilt es nun zu vermeiden.
Fast 60 Prozent der Wählerstimmen sind weiblich, und von diesen Frauen hat die Mehrheit Kinder, womit per definitionem eine Familie vorliegt. Das Thema ist politisch also hochinteressant, und dies neuerdings auch für diejenigen der politischen Parteien, die die Frauen am liebsten von Kindern umgeben am Kochherd stehen sehen.
Links hat massgeblich zur Gleichberechtigung der Frauen in Sachen Ausbildung und Stimm- und Wahlrecht beigetragen, hat die Frauen in die Partei und in politische Ämter geholt. Die Kinderbetreuung blieb dabei weitgehend ungelöst. Ein wenig Grossfamilien- und WG-Romantik, Teilzeitjobs für Väter, und ansonsten Patchwork-Familien und Ergänzungsleistungen, so sah das aus.
Die Rechte hingegen wollte einst alle Frauen und heute zumindest noch die Mütter in Haus und Herd belassen. Ein liebendes Mutterherz ist durch nichts zu ersetzen, so die Meinung. Die heile Familie, das Haus geputzt, die Kinder im Pyjama und das Abendessen bereit, wenn der Vater erschöpft von der Arbeit nach Hause kommt. Auch das ist nichts anderes als Romantik pur.
Beide Ansätze lösen die gesellschaftliche Problematik nicht, sind nichts als romantische Ideologien. Entweder die Frauen fehlen zu Hause und die Kinderbetreuung hängt in der Luft. Oder die Frauen geben die Berufstätigkeit auf, womöglich, nachdem sie ein teures Studium absolviert haben, und sitzen irgendwann da, die Kinder aus dem Haus, den beruflichen Anschluss verpasst. Und sind sie geschieden, was jeder zweiten Ehefrau passiert, balancieren sie am finanziellen Abgrund entlang. Was auch für die Väter gilt, die alles mit einem, nämlich ihrem, Einkommen finanzieren sollen.
"Subventionen zu Gunsten einer Gruppe
gehen zu Lasten einer andern."
Im Falle der Hausmänner und berufstätigen Mütter gilt natürlich das Gleiche mit andern Vorzeichen. Wenn nicht der Steuerzahler einspringt. Und damit wären wir beim dritten "F", den Finanzen. Wo Geld gutgesprochen wird, muss jemand anderes bezahlen, denn Subventionen zu Gunsten einer Gruppe gehen zu Lasten einer andern. Das wären in diesem Fall die berufstätigen, kinderlosen Männer und Frauen. Diese Gruppe zu Gunsten der andern zu belasten, kann stossend sein – man denke nur an diejenigen Personen, die ungewollt kinderlos sind.
Im Interesse aller, auch der Singles, ist eine gute Kinderbetreuung, Erziehung und Bildung, die präventiv wirkt und damit Kosten sparen hilft. Kosten, die dadurch entstehen, dass Kinder verwahrlosen, nicht integriert werden, unsere Sprache nicht lernen, unsere Werte nicht kennen, kriminell werden. Zudem brauchen wir alle gute Berufsleute für die Zukunft, die unser Alter finanzieren und die Funktion der Gemeinschaft aufrecht halten.
Eine gute, externe Kinderbetreuung, die auffängt, was die Eltern nicht leisten können, ist also ebenso im Interessen aller wie ein gutes Bildungsangebot. Ob diese Betreuung durch die Eltern geleistet werden kann oder soll, hängt jedoch von den Umständen ab.
Im Falle von Einkommen, die unter dem liegen, was die externe Kinderbetreuung kostet, benötigen Familien Unterstützung. In den andern Fällen aber ist die Aufgabe des Erwerbslebens durch einen Elternteil grundsätzlich nicht im Interesse der Allgemeinheit, erst recht nicht, wenn die Familie dadurch in finanzielle Probleme gerät. Deshalb: Wenn Eltern ihre Kinder selber betreuen wollen, darf dies nicht unabhängig von allen Umständen und generell auf Kosten der Steuerzahler gehen.
Und eines geht in diesen Diskussionen grundsätzlich unter: der Buchstabe "F" für Freude, das Glück, eine Familie zu haben. Ein erheblicher Aktivposten in der Buchhaltung von Familien. Hoffentlich.
29. April 2013
"Komme nicht ganz mit, liebe Andrea Strahm!"
"Im Falle von Einkommen, die unter dem liegen, was die externe Kinderbetreuung kostet, benötigen Familien Unterstützung. In den andern Fällen aber ist die Aufgabe des Erwerbslebens durch einen Elternteil grundsätzlich nicht im Interesse der Allgemeinheit, erst recht nicht, wenn die Familie dadurch in finanzielle Probleme gerät. Deshalb: Wenn Eltern ihre Kinder selber betreuen wollen, darf dies nicht unabhängig von allen Umständen und generell auf Kosten der Steuerzahler gehen."
Verstehe ich richtig? Nur noch diejenigen, die die Kinderbetreuung selber bezahlen können, können mit gutem Gewissen ihre Kinder selber betreuen, erziehen? Bei den andern Familien haben beide zu arbeiten!?
Genau dort liegt doch das Problem der externen Kinderbetreuung. Diese ist gut und recht, aber nur solange sie völlig frei von den Müttern und Vätern gewählt werden kann. Den leisesten Aufruf an beide Eltern (oder an Alleinerziehende), Geld verdienen zu gehen, um die Familie finanzieren zu können, finde ich unhaltbar.
Wer profitiert denn eigentlich von unseren Kindern? Die Eltern? Da ausnahmslos alle auf Kinder angewiesen sind, wie Sie schreiben, sollen doch auch alle mitfinanzieren. Auch diejenigen, die leider keine eigenen bekommen können.
Natürlich ist es schön, eine Familie zu haben! Auch schön anstrengend! Kinderhaben, die grösste aller Glückseligkeiten? Das ist nicht so leicht zu unterschreiben. Kinderhaben, das Selbstverständlichste auf dieser Welt! schon eher. Es gibt einige Eltern, die einiges erleben mit ihren Kindern, das sie sich nie vorgestellt haben und nicht einmal ahnten.
Viktor Krummenacher, Bottmingen