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Corina Christen: "Und übrigens ..."

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Vom fröhlichen und anderen Razeteuren

Wir hatten ihn am Vorabend beim beim Einchecken in unser Hotel kennen gelernt. Dort war eine feuchtfröhliche Hochzeitsfeier im Gang, zu der unsere Gruppe von Freunden umgehend eingeladen wurde. Mit dem Hintergedanken, dass wir bei dem Lärmpegel ohnehin keinen Schlaf finden würden, nahmen wir dankend an und mischten uns, nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, unter die Hochzeitsgäste.

Einer von ihnen – er war in Hochstimmung und ein wenig beschwipst – stellte sich als Razeteur vor, der am nächsten Morgen in der Arena von Méjane an einer Corrida auftreten würde. Er beantwortete bereitwillig alle unsere Fragen, und wir erfuhren, was ein Razeteur ist: ein junger Mann, der die in einer Arena kreisenden Stiere reizt, indem mit einem Tuch herumwedelt, bis einer sich auf ihn, beziehungsweise auf das Tuch stürzt, welches er im letzten Augenblick seitlich hält, so dass der Stier ins "leere" Tuch hechtet. Eine Art Schnupperlehre für zukünftige Stierkämpfer.

Angesichts dieses Katalogs an Anforderungen und des Alkoholpegels unseres Razeteurs am Vorabend hatten wir zwar gewisse Zweifel, ob dieser am nächsten Tag fit genug sei, um den Jungstieren in der Arena rechtzeitig auszuweichen. Aber solche Insider-Tipps erweisen sich oft als Volltreffer, und so fuhren wir nach Méjanes, ein Ort am südlichsten Zipfel der Provence, der lediglich aus einer Rinderzuchtfarm und einer Arena besteht. Wir kamen rechtzeitig an fürs Vorprogramm.

 

"Wenn es brenzlig wurde, retteten sie sich mit
einem Sprung über die hölzerne Brüstung."


Etwa zwanzig, mit Tüchern bewaffnete Buben standen im Inneren der Arena und warteten auf das grosse Abenteuer, nämlich, dass eine Gruppe Jungstiere hereingetrieben wurde, was schon bald der Fall war. Die Buben und jungen Männer hüpften vor den ziemlich vergelsterten Muneli herum und wedelten seitlich mit ihren Tüchern, bis eines sich darauf stürzte und ins Leere lief. Wenn es brenzlig wurde, retteten sie sich, angefeuert von den Zuschauern, mit einem Sprung über die hölzerne Brüstung, die die Arena von den Zuschauern abgrenzte.

Wir waren begeistert und dankbar für den Tipp den wir bekommen hatten. Allerdings nur, bis wir unter den Jung-Razeteuren einen der Söhne aus unserer Freundes-Gruppe entdeckten. Er war, von uns unbemerkt, in die Arena gelangt, hatte, mangels eines Tuches, sein kariertes Hemd ausgezogen und wedelte damit wie wild herum.

Den Vater traf fast der Schlag, als er seinen Filius plötzlich im Kampfes-Rund bemerkte. "Um Himmelswillen", rief er aus, "ich kann doch kein Blut sehen!" Obwohl wir ihm letzteres nicht glaubten – er war nämlich Arzt von Beruf – hatten auch wir gewisse Bedenken. Aber es kam gottlob nicht soweit. Es gelang dem Sohn, der Verfolgung des Jungstiers, das es auf ihm abgesehen hatte, zu entkommen, indem er sich an der hölzernen Aussenbande emporhangelte, um sich auf der Seite der Zuschauer hinunterplumpsen zu lassen.

Zerknirscht setzte er sich wieder zu uns und schaute dem Fortgang des Spektakels aus sicherer Distanz zu.

Beim Abendessen im Hotel überreichten wir ihm eine mit Hilfe des Hotelpersonals eilends zusammen gebastelte "Razeteur-Urkunde" und einen Cowboyhut, den wir an einem Souvenir-Stand erstanden hatten. Seinem Vater, der immer noch unter ein wenig unter Schock stand, offerierten wir einen Schnaps.

Und übrigens: Unseren Razeteur vom Vorabend haben an der Corrida nicht gesehen – er hat wohl seinen Rausch ausgeschlafen.

9. September 2013
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Corina Christen, geboren 1946, war schon während ihres Studiums journalistisch tätig – für die "Basler Nachrichten", für "B wie Basel" und später für die "Basler Zeitung", dort vor allem als Gerichtsberichterstatterin. Zur Erholung von den "Mord- und Totschlag-Fällen", die sie im Gerichtssaal verfolgen musste, verfasste sie jahrelang die wöchentliche Rubrik "Angerichtet" über kleinere Fälle, wo es um alltägliche Streitereien ging. 33 Jahre lang war Corina Christen mit ihrem Mann an der Fasnacht als Schnitzelbänklerin unterwegs (25 Jahre als "d Pfäfferschoote" und 8 Jahre als "Schuuflebuur"). 1999 wurde sie, als erste Frau, ins Fasnachts-Comité gewählt. Sie lebt in Langenbruck und im Basler St. Johanns-Quartier und ist auch musikalisch aktiv. Als Fagottistin spielt sie in verschiedenen Orchestern und Kammermusikformationen mit.

c.w.christen@vtxmail.ch

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"JA zum Gesetz über eine
sichere Stromversorgung
mit erneuerbaren Energien"

SVP Baselland
in einer Medienmitteilung
vom 26. April 2024
zu den Abstimmungsvorlagen
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Die parteiinternen
Klima-Kapriolen haben der Baselbieter SVP zugesetzt.

RückSpiegel

 

In ihrem Bericht über die Wahl des neuen Baelbieter SVP-Präsidenten zitiert die Basler Zeitung aus einem OnlineReports-Kommentar.

 

Das Regionaljournal Basel veweist in einem Beitrag über die Probleme der Kitas im Baselbiet auf OnlineReports.

Der Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.
 

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