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Claude Bühler – Premiere am Theater Basel

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Theater Basel, Schauspielhaus

Premiere

"Die Physiker"

 

Komödie von Friedrich Dürrenmatt

Nach der Uraufführung am Schauspielhaus Zürich von 1962

 

Inszenierung: Ensemble

Bühne: Ute Radler nach den Entwürfen von Teo Otto

Kostüme: Benjamin Burgunder

Lichtdesign: Vassilios Chassapakis

Dramaturgie: Michael Gmaj

Ton: Ralf Holtmann, Christof Stürchler


Mit Andrea Bettini, Carina Braunschmidt, Fabian Dämmich, Vera Flück, Marvin Groh*, Nairi Hadodo, Fabian Krüger, Jörg Pohl, Julian Anatol Schneider, Antoinette Ullrich*, Josua Walton*

 

*Studiogäste Hochschule der Künste Bern, HKB
 


Jubel für eine Copy-Paste-Aufführung

Pfiffe, Rufe, eifriges Händeklatschen, ein Teil des Publikums hatte sich nach den knapp zweieinhalb Stunden sogar von den Sitzen erhoben. Eine berühmte, unterhaltsame Komödie und die Zertifikatspflicht (Einlass nur für Geimpfte, Genesene, Getestete) machten den Premierenerfolg vor nach langen Monaten wieder fast vollbesetztem Auditorium möglich. Ein solcher Saisonstart ist Theaterdirektor Benedikt von Peters Schauspieltruppe zu gönnen, nach Corona-bedingten Pausen und einer unterschiedlich besprochenen ersten Spielzeit.

 

Das neue Ensemble, dessen Ruf in unserer Kleinstadt mit "experimentell" eher negativ gelabelt ist, wählte für die Groteske zum Dürrenmatt-Jubiläum (100 Jahre) einen wagemutigen Zugriff nach der anderen Richtung: So wie "Die Physiker" 1962 im Zürcher Schauspielhaus uraufgeführt wurde, sollte es in etwa werden. Keine Striche oder Änderungen am Text, keine auf heutige Verhältnisse bezogene Interpretation. Der Physiker, der sich für Einstein ausgibt, ist kostümiert wie der Original-Einstein, ebenso Newton. Einzig das Original-Bühnenbild, allerdings in morbidem Grau, denn Farbfotos von damals waren keine zu finden, haucht dem Publikum leise "Das ist Vergangenheit" zu. Und ein paar Slapstick-Einsprengsel erlaubte sich die Ensemble-Regie, die sich im Übrigen ganz dem Rhythmus der Handlung unterstellte.  

 

Wer etwa wissen will, wie Carina Braunschmidt die Hauptrolle der Irrenhauschefin Doktor Mathilde von Zahnd bewältigte, findet auf youtube.com eine vollständige Fernsehinszenierung von 1964 mit Therese Giehse, der Dürrenmatt die Rolle auf den Leib geschrieben hatte: Braunschmidt ahmt sie bis in den immer wieder empor gereckten Zeigefinger in allem nach: bucklige Körperhaltung, massive Augenringe, absichtsvoll-unbestimmter Blick, skandierter Satzanfang, dann radikaler Fadeout zum geraunten Satzende. 

 

Der akribischen Erarbeitung Braunschmidts gebührt Respekt. Besonders ihre mutige, ans Absurde reichende, manieristische Überspitzung füllt die Bühne mit Leben, versetzt uns immer neu in die vom Weltgeschehen hermetisch abgeschiedenen Luxus-Irrenanstalt. Aber gelegentlich, wenn ihr der direkte Impuls, der frische Zugriff fehlt, fällt Braunschmidt in Mache ab – und offenbart den Mangel an klarer Linie in der Schauspielführung, der auch am Ensemble feststellbar ist. 

 

Nicht selten kippt das Spiel bedrohlich in Richtung Schwank. Auch ist die Aussprache nicht bei allen genügend ausgeformt. Eine Reihe von Nebenfiguren wirken überkostümiert und papierpuppenhaft: Kommentar zum sechziger Jahre-Theater oder Unvermögen? Herausragende Gegenbeispiele: Vera Flück als strenge Oberschwester Boll und Andrea Bettini als Inspektor Voss – beide saftig und kräftig. 

 

Wagemutig ist der gewählte Ansatz deshalb, weil er unweigerlich die ernsten Inhalte, die verhandelt werden, der Frage aussetzt, inwiefern sie uns in der ursprünglichen Form dieses Stücks noch etwas angehen. Antwort: nichts. Die Vorstellung, dass ein "genialer" Physiker namens Möbius sich mit seinen im stillen Kämmerchen zusammengestellten Erkenntnissen in eine Irrenanstalt absetzt, weil seine Entdeckungen von Grossmächten zur globalen Vernichtung missbraucht werden könnten, ist in Zeiten global vernetzter Forschungstätigkeit abwegig. Auch gibt es heute keine zwei gegenüberliegende System-Grossmächte mehr, die einen "Einstein" oder einen "Newton" als Agenten auf ihn ansetzen könnten. 

 

Die wissenschaftskritische Debatte im Stück, man müsse die fortschreitende Erkenntnis stoppen, weil wir Menschen sie nicht verwalten könnten, trifft heute auf ein Publikum, das den Alltag nur mehr mit einem aktuellen Smartphone bewältigt und welches das Theater überhaupt nur dank medizinischer Impfforschung betreten kann.

Überhaupt: Die grundsätzliche Debatte als bildungsbürgerliche Erbauung, wie sie das Stück ausstrahlt, wirkt vorgestrig – heute kleben wir an Notwendigkeiten. Visionär war durchaus die Idee, dass, verkörpert von der Irrenärztin, am Ende Firmen die (Agenten der) Grossmächte ausbooten und die Erkenntnisse der Physiker zur Gewinnmaximierung benutzen. Aber im Stück ist das bloss die böse Schlusspointe.

 

Auch guckt man heute reflexartig etwas verlegen auf Dürrenmatts Herrenwitz, dass die drei Physiker ihre liebesbedürftigen Krankenschwestern ermorden, um ihre jeweiligen Missionen nicht zu gefährden. Aber der Basler Abend hat bewiesen, dass Dürrenmatt mit schrägen Szenen und Einfällen, einem Uhrwerk-Spannungsaufbau und virtuosem Sprachhandwerk gutes und immer noch anregendes Unterhaltungstheater bieten kann – auch in einer copy-paste-Aufführung.

18. September 2021
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Claude Bühler, ist Journalist und Schauspieler in Basel. Er arbeitete erst als Freier Journalist bei Printmedien sowie als Medienverantwortlicher von act entertainment. Lange Jahre war er Redaktor und Produzent bei Telebasel. Heute arbeitet er als Redaktor bei "Prime News". Als Schauspieler war er in verschiedenen Regie-Arbeiten der Basler Schauspielerin und Regisseurin Ingeborg Brun sehen, beispielsweise als Jean in "Fräulein Julie" (A. Strindberg), aber auch als Professor Siebegscheit im Märli "Froschkönig" des Theater Fauteuil oder als Lucky in "Warten auf Godot" (S. Beckett) des Theater Marat Sade. © Foto by OnlineReports.ch

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"Der Eigentümer hat das Regional-Journal nicht erreicht."

Regional-Journal Basel
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über die umstrittene
Basler Villa "La Torre"
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Hatte das "Regi" gerade Pause? 

RückSpiegel


Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

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Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

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In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

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