Rechnungen im Allgemeinen und QR im Besonderen
Mein Rechnungsbezahlungs-Wesen ist simpel und funktioniert folgendermassen: Die Rechnungen kommen in eine Schublade. Die Rechnungen aus Papier in eine Holzschublade, die elektronischen in eine elektronische Schublade namens "Rechnungen offen".
Das mit der Holzschublade mache ich seit vierzig Jahren, da kamen noch, wie langweilig aber auch, nur Rechnungen auf Papier. Nun haben wir Villa Kunterbunt: Papierrechnungen mit orangen oder roten Einzahlungsscheinen, mit oder ohne QR-Code. Elektronische Rechnungen in rot oder orange, mit ESR oder QR-Code.
Entweder sind die an eine Mail angehängt, stehen direkt im Text, oder wir werden aufgefordert, uns beim Gläubiger einzuloggen und unsere Zahlungsinformationen selber zu suchen. Etwa bei der Swisscom. Rascher kommt einer bei denen an eine Umfrage zur Kundenzufriedenheit als an seine Monatsrechnung, aber lassen wir das.
"Wie scannen Sie den QR Code, der auf
dem Bildschirm ist, mit dem Bildschirm?"
Ende Monat begeben wir uns an den Postschalter, der seit vielen Jahren E-Banking heisst, jederzeit geöffnet hat und ohne Anstehen von überall aus Bezahlungen "bequem" akzeptiert. Sofern wir einen Computer, Laptop, ein Smartphone oder Tablet haben. Und sofern die Bank nicht gerade ein Update macht, Revisionen laufen hat, die Verbindung klappt, und die eigene Zahlungssoftware ge-updated ist. Und man das Passwort noch weiss, notfalls notiert hat, und not-notfalls noch weiss, wo. Wenn nicht, dann geht das Drama los, aber lassen wir auch das.
Wir haben es gelernt, loggen uns am Monatsende bei der Bank ein, kriegen das mit dem Passwort, der Sicherheitsfrage, des per SMS erhaltenen Sicherheitscodes, dem Augenscan, dem Fingerprint oder dem gezeichneten Muster, den auf den Bildern erkannten Ampeln, dem Kreuz bei "ich bin kein Computer" und einem unleserlichen Zeichen, welches wir eingeben müssen, hin. Und schon erscheint der Kontostand und wir werden leichenblass. Immerhin, nun können die Rechnungen aller Art erfasst werden.
Die Zahlenreihen vom ESR von der Papierrechnung abschreiben können wir inzwischen, es gibt sogar Lesegeräte für die, die Zahlen nicht lesen können, alles easy also. Nach einigen Versuchen können wir nun auch die QR-Codes einlesen. Wir klicken nämlich bei der Zahlungssoftware auf "scannen", berechtigen die Software zum Zugriff auf die Kamera, und wedeln mit dem QR Code vor der Linse herum. Irgendwann ist uns das Glück hold und alles ist erfasst. Easy, die Papierrechnungen wären geschafft.
Das mit dem QR Code müssen Sie übrigens unbedingt hinkriegen, denn die Einzahlungsscheine mit der langen Nummer werden Ende September dieses Jahres abgeschafft. Öffnen wir also die elektronischen Rechnungen, im Anhang, im Kundenkonto, wo auch immer, und copy-pasten frisch-fröhlich hin und her, ERS-Nummern, gibt es ja noch, Kontonummern, Namen, Beträge, und was da alles rein muss.
Und dann laufen wir auf. Wie, um Gottes Willen, scannen Sie den QR Code, der auf dem Bildschirm ist, mit dem Bildschirm? Nabelschau betreibt nur der Mensch. Ausdrucken ginge, klar. Aber nichts da, Sportsfreund. Wir ziehen den Code also auf den zweiten Bildschirm, entfernen Ladekabel, Maus und externe Tastatur vom Laptop, und fuchteln mit dem Laptop vor dem Zweitbildschirm herum. Funktioniert nicht immer. Bleibt noch das Fotografieren des QR Code auf dem Laptop mit dem Handy, und dann das Zurückfotografieren des Codes mit dem Laptop.
Immerhin: Wenn gar nichts mehr geht, finden wir vielleicht irgendwo noch einen Postschalter. Hinten in der Drogerie, im Keller der Buchhandlung, in der Chemischen Reinigung, vielleicht.
6. Juni 2022
"Happige Papierrechnung und Postschalter-Zahlung"
Kommt noch dazu, Frau Lüscher, dass Sie auf die "altmodische" Art mit Kosten bestraft werden. Da wäre noch die Papierrechnung 2.90 Franken plus die Postschalter-Zahlung 3.50 Franken; das sind 6.40 Franken. Eine happige Sache für viele Leute am Beispiel von Swisscom.
Bruno Heuberger, Oberwil
"Der Kunde war einmal König"
Sie sprechen mir, und vermutlich vielen andern aus dem Herzen. Das war einmal "der Kunde ist König". Nicht erwähnt haben Sie die einfachste (vom Aussterben bedrohte) Möglichkeit. Ein Spaziergang auf die Post, alles durch den Schalter gestreckt, Portemonnaie oder gelbe Karte bereit und die "Königin" bekommt alles erledigt. Nun nur noch den Quittungsabschnitt an die Rechnung postichen, ablegen, Ordner zu. Angeblich ist ja alles einfacher geworden, aber ich von der letzten Generation habe das noch nicht bemerkt. Vielen Dank für die Kolumne.
Berit Lüscher, Basel