Nein zu Spital-Fusion: Rückwurf um Jahrzehnte
Von GUY MORIN
Als Regierungsrat und Sanitätsdirektor von 1984 bis 1992 hat sich Remo Gysin, wie alle seine Nachfolger, für eine stärkere Kooperation im Gesundheitswesen mit Basellandschaft eingesetzt. Ziel war es, und ist es immer noch, Überkapazitäten abzubauen, Kosten einzusparen und die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern.
Nun, da Lukas Engelberger und Thomas Weber nach mehr als 30 Jahren einen riesigen Schritt vorwärts machen, ist es Remo Gysin doch nicht recht, wie er im OnlineReports-Interview ausführt: Im Grundsatz ja, aber nicht so! Mit dieser Haltung kann man jeden Fortschritt verhindern. Insbesondere, wenn man keine Alternativen anbieten kann.
Es braucht die gemeinsame Spitalgruppe. Ohne sie würden das Universitätsspital und das Kantonsspital Basel-Landschaft weiter in einem Wettbewerb stehen und unnötige Kapazitäten erhalten und ausbauen. Die 120 bis 150 Akutbetten auf dem Bruderholz würden nicht abgebaut. Das entspricht immerhin einem mittleren Regionalspital weniger. Eine Verlagerung von stationären Eingriffen zu ambulanten Eingriffen könnte nicht stattfinden.
Auf die Bevölkerung der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft kämen hohe Kosten in Form von Steuern oder Krankenkassen-Prämien zu. Das Universitätsspital Nordwest rechnet konservativ mit Nettoeinsparungen in Höhe von rund 73 Millionen Franken pro Jahr. Diese Einsparungen entsprechen immerhin rund fünf Prozent der Ausgaben beider Spitäler.
"Qualität der Versorgung unserer Betagten
würde unter der Fusion nicht leiden."
Als Hausarzt interessiert mich die Qualität der medizinischen Versorgung unserer Bevölkerung. In unseren zwei Halbkantonen hat es nicht genug Patientinnen und Patienten, um die geforderten Fallzahlen für die komplexen medizinischen Behandlungen und Eingriffe an zwei Standorten zu erreichen. Es wird national diskutiert, den Leistungsauftrag für Harnblasenentfernung und für die grossen onkologischen gynäkologischen Eingriffe an strengere Fallzahlenbedingungen zu knüpfen.
Demnach besteht die Gefahr, dass das Universitätsspital die entsprechenden Fallzahlen alleine nicht mehr erreichen könnte und damit die Leistungsaufträge für diese Eingriffe nicht mehr erhalten würde. Ohne Baselland mit seinem Einzugsgebiet kann auch die Neurochirurgie die Zahlen nicht mehr garantieren.
Nur der Zusammenschluss gibt die Sicherheit, dass diese hochspezialisierten Eingriffe auch in Zukunft in der Nordwestschweiz gemacht werden können und sich diese Investitionen für die Spitalgruppe auch lohnen. Ohne Hochspezialisierte Medizin (HSM) ist die Attraktivität der medizinischen Forschung und Lehre in der Nordwestschweiz nicht mehr gross. Dies würde zusätzliche Probleme für unsere Medizinische Fakultät und für den Life Science-Standort in beiden Basel schaffen.
Als Verwaltungsrat des Felix Platter-Spitals kann ich garantieren, dass die Qualität der Versorgung unserer betagten Bevölkerung unter dem Zusammenschluss nicht leiden wird. Nachdem ein gemeinsames Geriatriespital von Basel-Stadt und Baselland auf dem Bruderholz oder dem Bethesda-Areal gescheitert ist, hätte ein Einbezug des Felix Platter-Spitals mit seinem Neubau in das Projekt zum jetzigen Zeitpunkt das Fuder überladen und das Missverhältnis der Eigentumsverhältnisse noch verstärkt.
In der Politik führen oft kleinere Schritte zum gewollten Ziel. Nächste Schritte, wie der Einbezug des Felix Platter-Spitals oder der Abbau von weiteren Überkapazitäten sind danach immer noch möglich. Wenn die Spitalfusion jetzt verhindert wird, wird in der Zusammenarbeit mit Baselland in der Gesundheitsversorgung für weitere Jahrzehnte Stillstand herrschen.
26. Juli 2018