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Claude Bühler – Premiere am Theater Basel

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Theater Basel, Schauspielhaus
Erstaufführung

 

"Die Aufdrängung"


Nach dem gleichnamigen Roman von Ariane Koch in einer Fassung von Marie Bues und Michael Gmaj


Inszenierung: Marie Bues
Bühne: Pia Maria Mackert
Kostüme: Claudia Irro
Musik: Anton Berman
Lichtdesign: Mario Bubic
Dramaturgie: Michael Gmaj


Mit Elmira Bahrami, Carina Braunschmidt, Raphael Clamer, Vera Flück
 


Ein verbarrikadiertes Dasein

Frohlocken in der Fachpresse: Der mehrfach ausgezeichnete Roman "Die Aufdrängung" (2021) der Baslerin Ariane Koch sei ein "grandioses" Debut, das in Relation zu Franz Kafka zu setzen sei, befand die NZZ. Gemeint bei dem Vergleich war vermutlich die innere Eingesperrtheit eines Ichs. Andernorts wurde Thomas Bernhard als Referenz herangezogen, wohl weil hier eine namenlose Ich-Erzählerin ihre Sätze zuweilen rhythmisiert und mit dem Festzurren ihrer Gedanken, nicht selten zynischen Erörterungen und Erinnerungen in fixierende Sentenzen, so etwas wie Wirklichkeitsbewältigung versucht.

 

Der Roman habe das "Zeug zum Klassiker", hiess es in "Zeit online"; vielleicht ja auch als Zeitdokument, denn geschildert wird eine "unberührte Existenz", gar ein "verbarrikadiertes Dasein" (Text), das einem bei der Lektüre anhand lebender Beispiele oder Zeitungsberichten über die zunehmende Vereinzelung sofort bekannt vorkommt. Aus Mitleid oder Neigung, so klar wird das nicht, nimmt die Ich-Erzählerin einen namenlosen "Gast" in ihrem Haus auf, kommentiert ihn unentwegt abwertend, seltener auch mal gerührt, benutzt ihn zu Hausarbeiten, will ihn mit einem despotischen Hausreglement unter ihre Fuchtel nehmen.

 

Dabei wird nie so ganz klar, ob ihr letzteres auch wirklich gelingt. Denn Koch versetzt uns, geordnet wie in einem Tagebuch, in ein vielfältig deutbares Zwischenreich, wo vieles Metapher sein könnte, wo die Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit fluide zu sein scheinen und man ungefähr der "mittleren" Spur folgt. So steigt etwa beim Lesen unweigerlich der Gedanke hoch, der offenbar fremdsprachige (aber auch das ist nicht sicher!) und für uns sprachlose Gast sei in den touristisch ausgewerteten Bergort geflohen. Was auch nicht sein muss. Sicher ist, es kommt zu mutwilligen Spielchen, Machtproben, Gewaltfantasien (mindestens), Zärtlichkeitsversuchen.

 

Die Neugierde richtet sich so nicht nur auf den Fortgang der Geschehnisse, sondern auch auf die Art des Bewusstseins, das hier in luziden Gedankenblitzen, kühl formulierten Berichten, möglicherweise aber auch kognitiven Dissonanzen von sich Kunde gibt. Die lange Vorrede soll klarstellen, welche Aufgabe Regisseurin Marie Bues und Dramaturg Michael Gmaj bei der Erstaufführung des Romans auf sich genommen haben. Sie haben sich in die Verdinglichung und ins tradierte Schauspiel-Handwerk gerettet und sich einer Deutung aus Distanz enthalten.

 

Pia Maria Mackert hat einen hohen Raum vor das Publikum gestellt, an dessen Wänden willkürlich, aber geordnet allerlei Gegenstände wie Gitarren, Hüte, Bilderrahmen, Bücher und Lampen hängen – alles nahtlos mit grauer Farbe überpinselt. Aus den Wänden ragen auch ein paar Luftschläuche, die von Zeit zu Zeit ein gespenstisches Ballett vollziehen. In diesem sterilen, gruseligen Szenario ohne Türen rezitieren drei Frauen, die sich in silbergrau in das Inventar einfügen, die sich die Kernstücke des Romans, also den Text der Ich-Erzählerin, unter sich aufteilen.

 

Sie geben sich allerhand Mühe, den Text mal heulend, mal keifend, leidenschaftlich, öfters auch klamaukig, dann wieder schneidend oder verliebt oder resigniert mit Leben zu füllen. Sie machen "Aktion", werfen den Kopf auf die Tischplatte, schwingen mordlustig ein Beil, sprechen die Sätze auf einer Leiter, im Chor oder von oben herab aus aufklappbaren Bilderrahmen. Aber der spröde, meist linear durchgeführte Text "bewegt" sich nicht. Oft wirkt die Emotion wie platt ausgespielt oder draufgesetzt.

 

Zwischendurch hat auch der "Gast" seine Auftritte. Zunächst als pelzbewachsenes Ungetüm mit Augenscheibe, gemahnend an die B-Movie-Monster der fünfziger Jahre, später als eine Art Alien, am Ende als Mensch mit Jackett und Hose – mutmasslich, weil die Erzählerin ihn immer besser wahrnimmt. Sagen darf er nichts, also trippelt und tänzelt er frohgemut herum, macht einen Ringkampf mit den Schläuchen, zelebriert wie ein Zaubertrick das An- und Ausschalten der Lampen und flirtet.

 

Zunehmend stellen sich in den hundert Minuten zwei Effekte ein: Die Zeit scheint still zu stehen, und die Ich-Erzählerin wird zu einer im Dilemma zwischen Zuneigung und Abstossung, den Gast betreffend, gefangenen Frau profaniert. Erschwerend kommt hinzu, dass bei einem präzis gesetzten Gedankentext die versierte Artikulation und stimmliche Führung unbedingt vonnöten ist, leider aber nicht immer gegeben war. Es stellt sich die Frage, ob man statt auf den äusserlichen Aufwand nicht eher auf Tisch, Stuhl, Lampe und Wasserglas, eine konzentrierte Lesung, gesetzt und auf das Leben im Satz fokussiert hätte.

28. Januar 2023
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Claude Bühler, ist Journalist und Schauspieler in Basel. Er arbeitete erst als Freier Journalist bei Printmedien sowie als Medienverantwortlicher von act entertainment. Lange Jahre war er Redaktor und Produzent bei Telebasel. Heute arbeitet er als Redaktor bei "Prime News". Als Schauspieler war er in verschiedenen Regie-Arbeiten der Basler Schauspielerin und Regisseurin Ingeborg Brun sehen, beispielsweise als Jean in "Fräulein Julie" (A. Strindberg), aber auch als Professor Siebegscheit im Märli "Froschkönig" des Theater Fauteuil oder als Lucky in "Warten auf Godot" (S. Beckett) des Theater Marat Sade. © Foto by OnlineReports.ch

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"Im Artikel '100 Millionen Manipuliermasse' in der bz vom 6. November hiess es, der Kanton Baselland habe 2,3 Milliarden für die Sanierung der Basellandschaftlichen Pensionskasse (BLKB) vorgeschossen."

bz
am 8. November 2024
in einer Berichtigung
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Und morgen folgt die Korrektur der Korrektur.

RückSpiegel

 

Die Volksstimme zitiert die OnlineReports-Recherche zum neuen Konzessionsvertrag der Elektra Baselland.

Bajour bezieht sich im Wochenkommentar auf die OnlineReports-Analyse zu den Basler Grünen.

Die bz zitiert die OnlineReports-Recherche zu den geplanten Beschwerden gegen die Salz-Sondierbohrungen im Röserental.

Die BaZ bezieht sich in einer Meldung über den neuen Geschäftsführer der Aids-Hilfe beider Basel auf eine Recherche von OnlineReports.

BaZ, bz, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den Abgang des Finanzchefs Tim Kretschmer beim Kunstmuseum Basel auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel zur Abstimmung über das Baselbieter Gesundheitsgesetz auf eine Recherche von OnlineReports zum Mangel an Kinderärzten im Oberbaselbiet.

Die BaZ zitiert die OnlineReports-Meldung über die Nachfolgelösung beim BackwarenOutlet.

Telebasel bezieht sich in einem Beitrag über Ticket-Betrüger beim Källerstraich auf ein Bild von OnlineReports.

persoenlich.com nimmt die Meldung von OnlineReports über den Wechsel des BaZ-Journalisten Sebastian Briellmann zur NZZ auf.

persoenlich.com bezieht sich auf die OnlineReports-Meldung über den Stellenantritt von Martin Regenass bei Prime News.

Die bz zitiert OnlineReports bei einer Meldung zur Wahl des neuen SVP-Fraktionschefs im Baselbieter Landrat.

20 Minuten, Baseljetzt und Happy Radio nehmen Bezug auf die OnlineReports-Recherche zur tanzenden Wagenführerin der BVB.

Das SRF-Regionaljournal Basel, die BaZ, die bz, Happy Radio und Baseljetzt zitieren die Recherche von OnlineReports zum Interimschef der Kantonspolizei Basel-Stadt.

Das SRF-Regionaljournal Basel verweist auf die OnlineReports-Recherche zu den finanziellen Problemen bei der Aids-Hilfe beider Basel.

20 Minuten und zentralplus zitieren die OnlineReports-Recherche über die Baselbieter Obstbauern, die ihre Kirschen nicht verkaufen können.

Die BaZ und 20 Minuten beziehen sich in einem Artikel über den tödlichen Unfall im St. Johann auf einen Bericht aus dem OnlineReports-Archiv.

Die bz nimmt die OnlineReports-Recherche über den Kunst-Coup der Stiftung Im Obersteg auf.

Die bz vermeldet den Tod von Aurel Schmidt und bezieht sich dabei auf OnlineReports.

Baseljetzt, bz, Volksstimme, SDA und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den geschassten CEO Marcel Allemann auf.

Die bz berichtet, dass Landrat Hannes Hänggi das Mitte-Präsidium übernehmen will, und verweist dabei auf OnlineReports.

Das Portal kath.ch nimmt die OnlineReports-Recherche über die Pläne der Basler Hicret-Moschee in Reinach im Medienspiegel auf.

Baseljetzt nimmt die Recherche von OnlineReports über den "Fuck SVP"-Schriftzug am Nebiker-Turm in Sissach auf.

In ihrem Bericht über die Wahl des neuen Baelbieter SVP-Präsidenten zitiert die Basler Zeitung aus einem OnlineReports-Kommentar.

Weitere RückSpiegel








In einem Satz


Die Jungen Grünliberalen beider Basel haben Timon Bischofberger neben Eileen Fischer ins Co-Präsidium gewählt.

Die Architektin und Stadtentwicklerin Barbara Buser erhält den Basler Kulturpreis 2024.

SRF-Literaturredaktor und Drummeli-Regisseur Michael Luisier ist neu Mitglied des Schnitzelbank-Comités.

Der frühere Diplomat Paul Seger übernimmt das Präsidium der Winterhilfe Basel-Stadt von Marianne Eggenberger.

Grünen-Politikerin Natalie Oberholzer aus Liestal rückt für Erika Eichenberger in den Landrat nach.

Beatrice Stirnimann, CEO der Baloise Session, wird zur "Ehrespalebärglemere 2024" ernannt.

Eventmanager Beat Läuchli wird Projektleiter des Eurovision Song Contest (ESC) 2025 in Basel.

Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel erhält den Balzan-Preis 2024 für seine Forschung zu den biologischen Mechanismen des Alterns.

Der 27-jährige Journalist Maximilian Fankhauser übernimmt im Oktober die Leitung von Baseljetzt, der Online-Newsplattform von Telebasel; die jetzige Stelleninhaberin Lea Meister wechselt zu Prime News.

Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
Paul Rubin.

Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
1. Oktober als neue Geschäftsführerin der Kaserne Basel auf Eva Heller.

Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Karoline Sutter und Urs Berger treten nach über zehn Jahren per 31. März 2025 aus dem Bankrat der Basler Kantonalbank zurück, die Vakanzen werden demnächst ausgeschrieben.

Jacqueline Herrmann und Alexander Bieger lösen Brigitte Jäggi ab, die als Rektorin des Gymnasiums Muttenz in Pension geht.

Bettina Zeugin folgt als Präsidentin von insieme Baselland auf Röbi Ziegler.

Der frühere Baselbieter SP-Regierungsrat Peter Schmid gibt das Präsidium des Freundevereins Zoo Basel an seine Parteikollegin und Landrätin Miriam Locher ab.

Eine Findungskommission sucht eine Nachfolge für Anna Schmid, Direktorin des Museums der Kulturen Basel, die 2025 in Pension geht.

Grünen-Politikerin Flavia Müller aus Allschwil rückt für Biljana Grasarevic in den Baselbieter Landrat nach.

Doppel-Pensionierung am Euro-Airport: Direktor Matthias Suhr geht Ende März 2025, sein Stellvertreter Marc Steuer Ende Dezember 2025 in den Ruhestand.