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Aurel Schmidt: "Seitenwechsel"

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Moment mal, geht es auch anders herum?

Es gibt eine literarische Strategie, die darin besteht, etwas zu behaupten, das man gar nicht meint, um auf diese Weise „die versteinerten Verhältnisse zum Tanzen zu bringen“, wie Karl Marx es ausgedrückt hat. So hatte zum Beispiel der englische Schriftsteller Bernard Mandeville (1670-1733) in seiner berühmten „Bienenfabel“ wie ein Unschuldslamm gemeint, private Laster seien gut für das öffentliche Wohl, und in seinem „Versuch über die Hurerei“ argumentiert, dass die Errichtung von Bordellen vorteilhaft für den Staat wären. Gemeint war es natürlich nicht so, aber es war eine Methode, der Scheinheiligkeit und verlogenen Moral der Zeit den Spiegel vorzuhalten.

Man muss also manchmal die Dinge auf den Kopf stellen, damit sie verständlich werden und eine subversive Nützlichkeit entfalten können. Der richtige Begriff für dieses Vorgehen heisst Ironie, gelegentlich auch Provokation. Heute würde man von Fuzzy Logic sprechen.

Wenn zum Beispiel die vielen Verbesserungsvorschläge, die laufend auf den Tisch des Hauses flattern, nur dazu führen, dass alles immer noch schlimmer wird, dann muss man die Logik dringend umkehren. Der gerade Weg führt nicht immer ans Ziel, aber öfters in den Abgrund. Es ist manchmal intelligenter, Umwege zu machen und in die falsche Richtung zu gehen. Das ist dann kein Widerspruch, sondern ein strategisches und raffiniertes, also verfeinertes Vorgehen. Es zeugt von der Fähigkeit eines angemessenen Urteils.

Von Widerspruch kann nur dann gesprochen werden, wenn jemand A sagt und gegen A handelt, etwa wenn Bush sagt: Es war falsch, den Irak anzugreifen, aber es wäre richtig, es zu tun. Oder wenn man den Verkehr verflüssigen will und Massnahmen ergreift, die die gegenteilige Wirkung hervorrufen und zum Dauerstau führen. Das ist die Philosophie von Lemmingen.

An Stelle des rationalen, logischen Denkens muss der Sprung treten, die Assoziation, das Paradoxon. Das heisst: die Deviation, Dispersion, Diskontinuität, Decodierung, Dekonstruktion, um auf diese Weise das Denken zur Detonation zu bringen. Die vorsätzliche, legitime Sinnwidrigkeit ist effizienter als das Gesetz! die Wahrheit! die Totalität! die Einheit! der Konsens!

Im Zen-Buddhismus führt der Weg zur Erhellung des Geistes durch Chaos, Krise und Verzweiflung. In der Unauflösbarkeit einer desperaten Situation haben Logik und Rationalität ihre Praktikabilität eingebüsst. Aus der Misslichkeit der Lage, in die man geraten ist, befreit man sich unter diesen Umständen am besten durch einen einschneidenden, radikalen Akt. Die Fuzzy Logik ist eine Art Unschärfelogik, die nicht der breiten Hauptstrasse folgt, sondern die entgegengesetzte Richtung einschlägt, durchs Dickicht führt und das Unerwartete unternimmt, um den Fallstricken der Vernunft aus dem Weg zu gehen, aber auch nicht in die Falle des Pragmatismus zu treten, und so am Ende einen Schritt voran zu kommen.

Klug, beweglich, vif sein ist alles. Jedoch die alten, erfolglosen Rezepte und Ratschläge weiter durchzuboxen, wäre bloss ein Beweis von Blindheit.

7. März 2005
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Aurel Schmidt, Jahrgang 1935, war bis Mai 2002 Redaktor der "Basler Zeitung" (vorher "National-Zeitung"). Er war mitverantwortlich für das jeden Samstag erscheinende "Basler Magazin" und verfasste zahlreiche philosophische Essays, Reise-Reportagen, Kommentare und Kolumnen. Schmidt, der heute als Schriftsteller und freier Publizist in Basel lebt, machte sich auch als Autor mehrerer Bücher einen Namen: "Der Fremde bin ich selber" (1982), "Wildnis mit Notausgang. Eine Expedition" (1994), "Von Raum zu Raum. Versuch über das Reisen" (1998). Ausserdem liegen vor: "Lederstrumpf in der Schweiz. James Fenimore Cooper und die Idee der Demokratie in Europa und Amerika" (2002), "Gehen. Der glücklichste Mensch auf Erden" (2006), "Auch richtig ist falsch. Ein Wörterbuch des Zeitgeists" (2009). Zuletzt erschienen: "Die Alpen. Eine Schweizer Mentalitätsgeschichte" (2011). © Foto by OnlineReports.ch

aurel.schmidt@bluewin.ch

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"Der Hochhaus hätte höher werden können."

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vom 5. Dezember 2023
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RückSpiegel


Baseljetzt und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports, dass Swisscom die Führungen durch den Fernsehturm auf St. Chrischona einstellt.

20 Minuten und ein Podcast der Zeit nehmen den Artikel von OnlineReports über das Hupe-Verbot für das Kinderkarussell auf dem Münsterplatz auf.

Die bz zieht den OnlineReports-Artikel über die frühere Grellinger Kirchen-Kassiererin nach, die ihre Verurteilung vor Bundesgericht anficht.

Die Basler Zeitung und Happy Radio greifen die OnlineReports-Recherche zur Girema Bau AG auf.  

 

bz und Happy Radio zitieren den OnlineReports-Bericht über den Liestaler Buchladen Rapunzel, der schliesst.

Die bz bezieht sich in einem Artikel über den Asyl-Streit in den beiden Basel auf einen Leserbrief auf OnlineReports.

In einem Artikel über den Richtungsstreit innerhalb der Baselbieter SVP zitiert die Basler Zeitung aus OnlineReports.

Die bz vermeldet mit Verweis auf OnlineReports den Abgang des Gelterkinder Gemeinderats Pascal Catin.  

Die Basler Zeitung nimmt in einem Artikel über die Baselbieter FDP-Landrätin und Nationalratskandidatin Saskia Schenker Bezug auf OnlineReports. 

In einem Artikel über die polarisierende Jungpolitikerin Sarah Regez (SVP BL) bezieht sich die Basler Zeitung auf OnlineReports.

persoenlich.com vermeldet mit Verweis auf OnlineReports den Wechsel der Basler Journalistin Andrea Fopp von Bajour zur NZZ.

Happy Radio greift den Bericht von OnlineReports über die Deponie Höli Liestal AG auf.

Die Volksstimme bezieht sich in einem Porträt über den freiwilligen Verkehrsregler in Rickenbach, Robert Bussinger, auf einen früheren Artikel von OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Sonja Kuhn, ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.
 

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).

Am 1. Juni 2024 übernimmt Veronika Röthlisberger die Leitung der Gebäudeversicherung Basel-Stadt von Peter Blumer, der danach pensioniert wird.

Hanspeter Wäspi (57, Rheinfelden) ist neuer Geschäftsleiter von Procap Nordwestschweiz.

Die Leitung der Abteilung Finanzen und Controlling im Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt obliegt ab 1. Dezember Thomas Schneider, der die Nachfolge des Bald-Pensionierten Daniel Hardmeier antritt.

Stefan Binkert wird neuer Rektor des Wirtschaftsgymnasiums und der Wirtschaftsmittelschule Basel; er folgt in dieser Funktion auf Patrick Langloh, der ab 1. Januar 2024 die Leitung des Bereichs Mittelschulen und Berufsbildung im Erziehungsdepartement übernimmt.