![]() Das Problem heisst BZ, nicht ChefredaktorVon PETER KNECHTLI
Im Hintergrund steuerte Verleger Peter Wanner immer mit. So setzte er einen Beirat ein, dem unter anderen der frühere Basler Stadtentwickler Thomas Kessler als Präsident angehörte. Der "umtriebige Welterklärer" (so Roland Stark in der BaZ), der auch als "Gast-Kommentator" in der BZ Stellung bezog, soll dem mehrfachen Vernehmen nach in einer Kadenz Themenvorschläge in die BZ-Redaktion geliefert haben, dass sich Insider fragten, wozu noch ein Chefredaktor nötig sei. So war es nur eine logische Folge, dass es die BZ war, die Kessler diesen Sommer frühzeitig über zwei epische Seiten als Nationalrats-Kandidat der Basler Freisinnigen promotete. Sieber aber stand Kesslers Quereinstieg so kritisch gegenüber, dass die Spuren des Bruchs nun öffentlich ruchbar wurden. Er dürfte sich bevormundet gefühlt haben und bewusst geworden sein: Das ist der Anfang vom Ende bei der BZ. Tatsächlich hat die BZ unter Sieber an Dynamik gewonnen, auch wenn er – ganz im Gegensatz zu BaZ-Chef Markus Somm – nur mit den üblichen Kurz-Kommentaren in Erscheinung trat. Von einem Chefredaktor aber muss erwartet werden, dass er der Region in Leitartikeln und Analysen den Puls fühlt und dem Medium eine markante Stimme verleiht. Diese Stimme war Sieber nicht. Ob Nachfolger Patrick Marcolli sie werden wird, muss sich erst noch zeigen. Und ob ein noch so sendungsbewusster Chefredaktor es schafft, die Auflage-Erosion aufzuhalten, ist fraglich. Das Problem ist aber nicht in erster Linie der Chefredaktor, sondern die BZ als Medienkonstrukt und Kopfblatt einer ausserregional domizilierten Mantelzeitung. Ihr fehlt es an der berechenbaren lokalen Identität, am hiesigen Stallgeruch: "BZ" stand einmal für "Basellandschaftliche Zeitung", daneben baute Wanner für den Angriff auf den Stadt-Markt Basel die Hybrid-Marke "BZ Basel" auf. Das Aargau-Blau verdrängte das Baselland-Rot aus dem Zeitungskopf. Die wirklichen Chefdirigenten – AZ Medien-Verleger Peter Wanner und AZ-Chefredaktor Patrik Müller – sitzen in Aarau und Baden, aber sicher nicht in Basel. Die BZ, wie sie heute vorliegt, ist das vorläufige Ergebnis einer Printmedien-Depression, die früher eingesetzt hat als vielen bewusst ist. Der Posten eines Kopfblatt-Chefredaktors ist ein Schleudersitz auf einem Teufelskarussell – erst recht, wenn die Auflage sinkt, das Inserate-Volumen somit schrumpft, das junge Lesersegment ausbleibt und die Abo-Preise erhöht werden müssen. Wohin Marcolli den Zeitungs-Zwitter führt, ist schwer zu beurteilen. Nicht zuletzt deshalb, weil noch unklar ist, welchen Kurs die von Christoph Blocher abgekoppelte "Basler Zeitung" künftig einschlagen und welche Angebots-Vielfalt sie bieten wird – als von Zürch aus gesteuertes Kopfblatt des "Tages-Anzeigers". 21. September 2018: Das BZ-Karussell dreht sich weiter: Marcolli für Sieber 23. September 2018
![]() "So würden ehemalige BaZ-ler zur BZ wechseln" Ich habe die BZ seit Jahren abonniert; ich schätze die Zeitung als tägliche Zugslektüre zwischen Sissach und Basel. Diese 19 Minuten reichen meist, und das ist auch gut so. Tatsächlich hat Peter Knechtli recht: Mit einem etwas pointierteren Linkskurs würden wohl mehr ehemalige BaZ-ler zur BZ wechseln. Nachdem nebst der BaZ nun auch die NZZ zunehmend rechtsbürgerlich operiert, wäre der ganzen AZ-Gruppe zu wünschen, sie würden das links-grüne Politspektrum – welchem doch immerhin rund 40% der Bevölkerung angehört – etwas mehr beackern. Aber entweder will man das nicht oder aber man fürchtet sich vor dem eigenen Mut. Lars Mazzucchelli, Sissach "Ein totaler Leerlauf" Ihren Kommentar fand ich sehr treffend. Sie beurteilen die Lage der BZ (und der BaZ) objektiv. Ich persönlich finde diesen sogenannten Beirat, mit Kessler als Präsidenten, einen totalen Leerlauf. Den restlichen Mitgliedern geht es offensichtlich vor allem darum, ihren Namen in weiteren Kommissionen, Stiftungen etc. zu sehen. Grössere Aktivitäten werden sie wohl kaum entwickeln. Urs Vodicka, Basel |
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