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Peter Achten: Brief aus ...

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... Murten/Morat: Der Röschti-Graben

Morat ist gleichzeitig Vergangenheit und Gegenwart. Jahrzehnte ist es her, seit mich im Sommer der Murtensee zum Baden eingeladen hat. Die Schüler des Collège St. Michel von Fribourg genossen damals das stets lauwarme Wasser. Im Neuenburgersee, wo die Collègiens, begleitet von den Patres, in der Sommerfrische auch ein kühles Bad genossen, war das Wasser tiefer aber auch kälter. Sowohl Estavayer-le-Lac als auch Murten sind zwei gut erhaltende mittelalterliche Städte. Wir Collègiens bevorzugten Morat des lauwarmen Wassers wegen. Murten war ja dann auch an der "Expo 02" - wer nur erinnert sich noch daran? - prominent mit dem Würfel von Jean Nouvel vertreten. Der Würfel in der Bucht ist leider verschwunden. Doch Morat lebt, Murten gedeiht.

Trotz langer Jahrzehnte im Ausland ist auch dem Auslandschweizer klar, dass der Nationalfeiertag, der 1. August, noch immer - oder immer mehr? - begangen wird. Aus der Jugendzeit noch die wachen Erinnerungen an die Festredner, die im Brustton der eidgenössischen Überzeugung den Sonderfall Schweiz über allen Klee gelobt haben. Und wir waren, echt, sehr stolz. Inzwischen sind Jahre, Jahrzehnte vergangen.

Der Sonderfall Schweiz ist - die derzeitige allgemeine Stimmung in der Schweiz betrachtend - wohl nicht mehr derart Sonderfall. Nicht nur wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise, sondern überhaupt. Deshalb die bange Frage aus über zehntausend Kilometern Entfernung: Wird noch, wie in meiner Jugend, der 1. August gefeiert mit allem, was dazu gehört: Trachten, Kinder mit leuchtenden Augen, Jodeln, Volkslieder, bengalisches Feuer, Höhenfeuer, Feuerwerk und einer waschechten 1. August-Rede?

Es wird. Jedenfalls die August-Rede. In Morat/Murten gibt es das. Der Festredner bin ich zu meinem Erstaunen selbst. Wer hätte das gedacht? Im zarten Greisenalter muss ich jetzt zum ersten Mal im Leben wohl den "Sonderfall Schweiz" nochmals aufleben lassen. Gewiss! Und wie!!

Gemach, Gemach. Natürlich nicht mit der rosaroten Brille des Heimweh-Nostalgikers. Mitten in Röschti-Graben von Morat/Murten - vom 15. bis 17. Jahrhundert ausgehoben - soll für die Überwindung der Sprachbarriere Mut gemacht und all jenen in der Deutschschweiz eine Absage erteilt werden, die dem Früh-Englischen das Wort reden. Schliesslich sind wir in der Schweiz, und Sprache ist auch und vor allem Kultur. Die erste Fremdsprache also muss zwingend Französisch, Italienisch oder - warum nicht - Romanisch sein. Nur so kann der Röschti-Graben überwunden und der Toleranz, dem gegenseitigen Hinhören und Verstehen zum Durchbruch verholfen werden. Die Schweiz kann nur so überleben.

In China gibt es zwar auch so etwas wie den Röschti-Graben, den Nudel- oder Reisgraben. Nördlich des Yangtse-Flusses werden Nudeln, südlich wird Reis gegessen. Der grosse Unterschied: Ein Nudelesser in Peking zum Beispiel kann sich mündlich mit einem Reisesser von Kanton nicht verständigen; aber er kann dank der universell gebräuchlichen chinesischen Schriftzeichen mit seinem südchinesischen Landsmann kommunizieren. Das ist für einen nur französisch sprechenden Lausanner und einen nur Deutsch sprechenden Zürcher unmöglich. Die groteske Folge, die mich seit Jahren immer wieder auf die Palme treibt: Romands und Deutschschweizer reden im Ausland English miteinander. Als Basler mit Wurzeln in der Romandie kann man da auf neudeutsch nur sagen: Give me a break!

Der Sonderfall Schweiz also wird in der Festrede in Morat/Murten gebührlich abgehandelt und gefeiert werden. Aber: Der Sonderfall - das ist die Botschaft - ist nicht gratis. Wir müssen uns Mühe geben, wir müssen Zuhören können, wir müssen auf die Romands, die Tessiner, die Romantschen eingehen und uns gegenseitig fordern, wir müssen versuchen, auch wenn es schwierig wird, tolerant zu sein, wir müssen weltoffen sein. Das ist mühsam, doch das war schon immer und wird immer der Sonderfall Schweiz sein. Ein Blick in die Geschichte der Eidgenossenschaft wird das bestätigen.

Kurz: wir müssen uns mit offenem Geist immer wieder neu erfinden. Und darauf, falls es gelingt und es ist schon so oft gelungen, kann jeder Schweizer und jede Schweizerin stolz sein.  

So etwa wird zweisprachig die 1. August-Rede mitten im Röschti-Graben daherkommen. Wie genau, das wird sich zeigen. Ein Manuskript gibt es nicht und wird es nicht geben. Nur Stichworte. Ausser der Anrede:

Chers Moratois, Chères Moratoises.
Liebe Murtener, Liebe Murtnerinnen.
Chers Fribourgeois, Chères Fribourgeoises,
Liebe Freiburger, Liebe Freiburgerinnen,
Chers Concitoyens, Chères Compatriotes,
Liebe Miteidgenossen und Miteidgenossinnen,
Mesdames, Messieurs,
Meine Damen und Herren ...

22. Juni 2009
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Peter Achten, geboren 1939 in Basel, lebt und arbeitet in Peking (Beijing). Er ist seit 1967 journalistisch tätig. Seine Karriere begann er bei "National-Zeitung" und "Basler Nachrichten" als Lokalredaktor, arbeitete später als Radio-Korrespondent aus Madrid. 1974 wechselte er zum Schweizer Fernsehen, wo er Produzent / Moderator der "Tagesschau" und Mitglied der Chefredaktion wurde. Mit Sitz in Beijing, Hanoi und Hongkong arbeitete Achten ab 1986 als Fernost-Korrespondent für Schweizer Radio DRS sowie verschiedene Schweizer Tageszeitungen. Zwischen 1990 und 1994 war er in Washington USA-Korrespondent für SF DRS. Von 1997 bis 1999 war er Chief Representative für Ringier in Vietnam. Von 1999 bis 2008 war Peter Achten Asienkorrespondent für Schweizer Radio DRS sowie für Ringier-Titel und Chefredaktor des Wirtschaftsmagazins "China International Business". Spektakulär waren seine Radio-Reportagen über den blutig niedergeschlagenen Volksaufstand im Frühjahr 1989 auf dem Tiananmen-Platz in Beijing, den Tsunami in Banda Acah 2004 und den Zyklon in Burma 2008. Heute arbeitet PA als freier Asien-Korrespondent mit Sitz in Peking. © Foto by OnlineReports.ch

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"JA zum Gesetz über eine
sichere Stromversorgung
mit erneuerbaren Energien"

SVP Baselland
in einer Medienmitteilung
vom 26. April 2024
zu den Abstimmungsvorlagen
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Die parteiinternen
Klima-Kapriolen haben der Baselbieter SVP zugesetzt.

RückSpiegel

 

In ihrem Bericht über die Wahl des neuen Baelbieter SVP-Präsidenten zitiert die Basler Zeitung aus einem OnlineReports-Kommentar.

 

Das Regionaljournal Basel veweist in einem Beitrag über die Probleme der Kitas im Baselbiet auf OnlineReports.

Der Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.
 

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


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Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

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Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

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