Werbung

Peter Achten: Brief aus ...

<< [ 1 | (...) | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | (...) | 59 ] >>

... Hongkong: Finanzen und Dim Sum

Hongkong - Xianggang, auf Chinesisch der Duftende Hafen - ist auch zwölf Jahre nach der Rückkehr ins Mutterland noch immer eine internationale Metropole, ein erstklassiges Finanzzentrum und dank seiner über sieben Millionen Bewohnerinnen und Bewohnern trotz Grösse, Verkehr und Umweltverschmutzung eine liebenswerte Stadt geblieben. Hongkong verändert sich stets in einem unterdessen auch auf dem Festland üblichen Tempo, das durchaus dem Rest der Welt und insbesondere der Schweiz als Modell dienen könnte. Hongkong hat sich in den letzten sechs Jahrzehnten immer wieder neu erfunden, musste sich der politischen, ökonomischen und sozialen Zwischenfälle und Herausforderungen wegen immer wieder verändern.

Es waren und sind nicht Manager mit unethisch exorbitanten Boni, die Hongkong zu dem gemacht haben, was es heute ist. Es waren und sind Unternehmer und Unternehmerinnen, die mit eigener Arbeit und - dies vor allem – mit Einfallsreichtum und Kapital auf eigenes Risiko hin sich im Dschungel des freien Marktes voranbrachten.

Als Hongkong nach dem ersten Opiumkrieg 1842 britische Kolonie wurde, brach für China ein neues, dunkles Zeitalter an. Das Zeitalter des Imperialismus und Kolonialismus. Noch heute werden die Jahre bis zur Befreiung 1949 durch Mao Dsedongs Kommunisten nach dem Bürgerkrieg gegen die von den Amerikanern unterstützten Nationalisten (Guomindang) von Marschall Chiang Kai-chek als "Jahre der Schmach" bezeichnet. Die jungen Chinesinnen und Chinesen und die Bewohner Hongkongs sehen dies, jenseits jeder Propaganda, auch heute noch so. Deshalb der Stolz auf den Wiederaufstieg des Reichs der Mitte, wie das während der Olympischen Spiele in Peking 2008 oder gerade eben erst am G-20-Gipfeltreffen in London augenfällig wurde.

Vor 1997, also vor der "Rückkehr ins Mutterland" unter dem von Reform-Übervater Deng Xiaoping entworfenen Prinzip "Ein Land - zwei Systeme", runzelte man im Westen die Stirn. Dies obwohl doch die britische Premierministerin Margareth Thatcher dies in den achtziger Jahren knallhart mit Deng Xiaoping ausgehandelt hatte; nicht von ungefähr wurde sie als "Eiserne Lady" bezeichnet.

Insbesondere westliche Medien malten den kommunistischen Teufel an die Wand nach dem altbekannten Prinzip der freien westliche Presse "Bad News is Good News for Business and Circulation". Zeitungen, Zeitschriften und die elektronischen Medien überboten sich – je näher das Datum vom 1. Juli 1997 heranrückte -  in tief schwarzer Berichterstattung. Jetzt, zwölf Jahre später, stellt sich heraus, dass alles Hype war. Die Zentralregierung in Peking hielt sich streng an das Prinzip "Ein Land - zwei Systeme". Der Rechtsstaat - the Rule of Law - bleibt bis auf den heutigen Tag unangetastet, genauso gut wie die Presse- und Versammlungsfreiheit. Was die Demokratie betrifft, verschwendeten die britischen Kolonialherren über hundert Jahre lang - bis auf den allerletzten Gouverneur Chris Patten - nicht einen einzigen Gedanken. Für europäische und japanische Kolonialisten und Imperialisten galt es, ökonomisch auszubeuten. Die Europäer und mithin auch die Briten bildeten sich etwas auf ihre "zivilisatorische Mission" ein und hielten die Bevölkerung der Kolonien für unreif bezüglich Erziehung wie auch bezüglich Demokratie. Nur eben Gouverneur Patten wollte, in den allerletzten Jahren der britischen Herrschaft, noch schnell, schnell Hongkong etwas Demokratie bescheren. Zu spät und unehrlich.

In den achtziger und frühen neunziger Jahren war eines der bestimmenden Themen der Hongkonger Presse eh nicht Demokratie. Es ging vielmehr um den wirtschaftlichen Wettkampf mit dem aufstrebenden Singapur. Politiker und Wirtschafts-Tycoons schlugen ob der "Bedrohung aus Singapur" einen alarmistischen Ton an. Obwohl es damals noch keinen Copy-Paste-Journalismus gab, folgten die Journalisten, nicht zuletzt die Auslandkorrespondenten, wie Lemminge der Hongkonger Presse.

Vor der Rückkehr zu China als Sonderverwaltungszone Hongkong wurde der Singapur-Hype alsbald vom Shanghai-Hype abgelöst. Von der Megalopolis am Drachenkopf des Yangtse-Flusses sei Hongkong bedroht, prophezeiten vor der Übergabe an China 1997 dunkel die Zeitungskolumnisten, Pundits und sogenannten Experten. Auch der in Hongkong als "Dr. Doom" bekannte, in der Schweiz lokal weltberühmte, viel zitierte Börsen-Guru Marc Faber stimmte in den Chor ein. Er, der Finanz-Seher mit der schütteren Rossschwanzfrisur, der doch - nach eigenen Angaben freilich – den Börsen-Crash von 1987, die asiatische Finanz- und Wirtschaftskrise (1997-99) und selbst die aktuelle weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise vorausgesehen hat.

D
erzeit ist Hongkong immer noch und immer mehr in guter Verfassung, auch wenn selbstverständlich die Finanzkrise nicht ohne Auswirkungen geblieben ist. Den Vergleich mit  Shanghai jedenfalls muss Hongkong nicht scheuen. Die Pekinger Zentralregierung hat jetzt, ein Jahr vor der Weltausstellung, für Shanghai einen neuen Plan entworfen. Bis 2020 nämlich soll die Metropole am ostchinesischen Meer nach dem Willen der Pekinger Mandarine ein "internationales Finanzzentrum" werden. Hongkong reagierte ziemlich gestresst. Der Finanzchef der Hongkonger Verwaltung musste die Wogen glätten. John Tsang Chun-wah sagte cool das, was in Finanz- und Bankkreisen Allgemeinwissen ist: Ein Land von der Grösse und Bedeutung Chinas kann durchaus zwei Finanzzentren brauchen. Schliesslich gebe es ja auch in Europa mehrere Finanzzentren.

Für beide Städte - befand sogar Zhang Hanlin, Professor eines Think-Tank der Zentralregierung - bleibe genügend Raum, um sich zu entwickeln. Für Hongkong sprechen die Internationalität, die Transparenz des Geschäfts, der Rechtsstaat ("Rule of Law"), die unerreichte kapitalistische Wirtschaftsfreiheit und nicht zuletzt die freie, kritische Presse.

Für jeden mit China befassten Journalisten deshalb ein guter, ja zwingender Grund, immer wieder nach Hongkong zu reisen, um am Puls der chinesischen Zeit zu bleiben. Hongkong jedoch wird Shanghai oder Singapur weit jenseits der Finanzen auch für gestresste Journalisten immer etwas voraus haben: Das Essen, die Meeresfrüchte, die in unzähligen Variationen und allen Preisklassen erhältlichen "Dim Sum"-Häppchen. Doch auch hier, fürchte ich gehen die Meinungen auseinander wie bei den Finanzen. Nur aus einem andern Grund: De gustibus – wie wir Chinesen zu sagen pflegen – non est disputandum. Über Geschmack lässt sich nicht streiten.

20. April 2009
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Peter Achten, geboren 1939 in Basel, lebt und arbeitet in Peking (Beijing). Er ist seit 1967 journalistisch tätig. Seine Karriere begann er bei "National-Zeitung" und "Basler Nachrichten" als Lokalredaktor, arbeitete später als Radio-Korrespondent aus Madrid. 1974 wechselte er zum Schweizer Fernsehen, wo er Produzent / Moderator der "Tagesschau" und Mitglied der Chefredaktion wurde. Mit Sitz in Beijing, Hanoi und Hongkong arbeitete Achten ab 1986 als Fernost-Korrespondent für Schweizer Radio DRS sowie verschiedene Schweizer Tageszeitungen. Zwischen 1990 und 1994 war er in Washington USA-Korrespondent für SF DRS. Von 1997 bis 1999 war er Chief Representative für Ringier in Vietnam. Von 1999 bis 2008 war Peter Achten Asienkorrespondent für Schweizer Radio DRS sowie für Ringier-Titel und Chefredaktor des Wirtschaftsmagazins "China International Business". Spektakulär waren seine Radio-Reportagen über den blutig niedergeschlagenen Volksaufstand im Frühjahr 1989 auf dem Tiananmen-Platz in Beijing, den Tsunami in Banda Acah 2004 und den Zyklon in Burma 2008. Heute arbeitet PA als freier Asien-Korrespondent mit Sitz in Peking. © Foto by OnlineReports.ch

mailto:peter.achten@usa.net

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/echo.gif

"Wir Chinesen sind auch höchst diszipliniert"

WIR Chinesen sind nicht nur erfinderisch, flexibel und mutig, sondern auch höchst diszipliniert. Denn nur so ist es möglich, in unseren 7- oder 12-Millionen-Städten praktisch ohne sichtbare Polizeipräsenz auskommen zu können, was in einer Kleinstadt wie Basel ja nicht mehr möglich zu sein scheint. Dieses nicht-demokratische Modell auf die Schweiz oder andere europäische Länder zu übertragen, wird darum wohl nicht ganz so einfach werden. Zum Glück. Denn immer noch zählt China zu einem der ärmsten Länder der Welt, was es in Zukunft dringend zu ändern gilt und zwar so schnell als möglich und koste es was es wolle. Armut hat in dieser Welt nichts mehr zu suchen. Genauso wenig wie diese Spekulations-, Bonifikations- und Misserfolgs-Belohnungswahn-Managergilde. Beide gehören schlicht abgeschafft.


Bruno Omlin, Hongkong


www.onlinereports.ch
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigenen Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

 

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"JA zum Gesetz über eine
sichere Stromversorgung
mit erneuerbaren Energien"

SVP Baselland
in einer Medienmitteilung
vom 26. April 2024
zu den Abstimmungsvorlagen
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Die parteiinternen
Klima-Kapriolen haben der Baselbieter SVP zugesetzt.

RückSpiegel

 

In ihrem Bericht über die Wahl des neuen Baelbieter SVP-Präsidenten zitiert die Basler Zeitung aus einem OnlineReports-Kommentar.

 

Das Regionaljournal Basel veweist in einem Beitrag über die Probleme der Kitas im Baselbiet auf OnlineReports.

Der Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.
 

Weitere RückSpiegel

Werbung







In einem Satz


Die Baselbieter Regierung hat Kathrin Choffat und Roger Müller als neue Mitglieder des Bankrats der BLKB für die laufende Amtsperiode bis Mitte 2027 gewählt. 

Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).