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Peter Achten: Brief aus ...

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... Sapa: Pizza, Rösti und Bordeaux

Sapa liegt im äussersten Norden von Vietnam an der Grenze zu China. Vor nicht allzu langer Zeit ein touristischer Geheim-Tipp, ist der Höhenkurort der ehemaligen französischen Kolonialherren zum Tourismus-Magneten mutiert. Mit allen Vor- und Nachteilen. Von der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi ist die Grenzstadt Lao Cai mittlerweile in Luxus-Schlafwagen in acht Stunden erreichbar. Für Rucksacktouristen mit schmalem Portemonnaie und diejenigen, die engen Kontakt zur einheimischen Bevölkerung suchen, ist auch die sehr viel längere und unbequemere Reise in der Holzklasse zwischen Menschen, Hühnern, Schweinehälften und Gepäck eine durchaus empfehlenswerte Möglichkeit. Von Lao Cai geht’s dann auf einer – des Tourismus wegen – gut ausgebauten Strasse in die malerischen Berge.

In Sapa, auf 1'500 Metern über Meer, herrscht unterdessen unangefochten der Tourismus. Gasthäuser und Hotels von null bis fünf Sternen. Von Pizza, Nudeln, vietnamesischen Spezialitäten, Frühlingsrollen bis hin zu Rösti, vom Reiswein über Coke und Tee bis zum Bordeaux gibt es alles. Vom global verbindenden Internet und dem Handy ganz zu schweigen. Und allüberall die Minoritäten, die von der staatlichen vietnamesischen Tourismusbehörde über allen Klee gelobt werden, an weniger touristischen Orten aber ein klägliches Dasein fristen, nicht selten unterdrückt, gemassregelt oder drangsaliert vom Staatsvolk der Viets.

Das hat, neben Dünkel, auch geschichtliche Wurzeln. Die französischen Kolonialisten nutzten die Minoritäten im Unabhängigkeitskampf gegen Ho-Chi-Minhs Vietminh, die Amerikaner übernahmen diese Taktik von den Franzosen im Kampf gegen den Vietcong während des Vietnamkrieges, den die Vietnamesen den "amerikanischen Krieg" nennen. Viele Minoritäten galten nach dem Ende des Krieges bei der Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam 1975 unter den Kommunisten als Verräter. Die Minoritäten von Sapa – Tays, Rote Dao, Schwarze Hong – litten dann nochmals, als die Chinesen Anfang 1979 nach der Invasion Kambodschas durch die vietnamesische Armee Vietnam eine "Lektion erteilten", an der Grenze angriffen, unter anderem Sapa zerstörten und sich danach "siegreich" zurückzogen und rund 40'000 chinesische gefallene Soldaten zu beklagen hatten.

Sapa ist heute ein einziger Markt. Hongs, Daos, Tays verkaufen ihr Kunsthandwerk. Da die Konkurrenz gross ist, geschieht das ziemlich aggressiv. Der Tourismus – offiziell gefördert – wird auf Teufel komm raus expandiert. Allerdings gibt es auch sanftere, "grüne" Projekte. Die von einer dänischen Firma entwickelte "Topas Lodge" ist eines davon, knapp zwanzig Kilometer von Sapa entfernt. In der Nähe eines Dao-Dorfes wurden 25 Bungalows mit lokalem weissem Granit gebaut. Elektritzität wird zu hundert Prozent aus Solarzellen generiert. Gemüse fürs eigene Restaurant wird gleich um die Lodge herum organisch angebaut. Dabei halfen nach Angaben des Topas Lodge-Managers, dem Dänen Mogens Leth Nielsen, die Einheimischen mit ihren Wasserbüffeln. Auch glückliche schwarze Hängebauchschweine suhlen sich im Dreck, eifrig digital photographiert von Touristen. Das Personal stammt aus der näheren Umgebung. Die Lage ist einmalig: Es ist wie im Paradies. Von der Hügelkuppe reicht der Blick tief in die Täler. Die Hänge voller Reis-Terrassen, eine Technik, welche die aus dem Norden eingewanderten Minoritäten aus Südchina mitgebracht haben.

Dennoch: Auch dieses Projekt verändert nachhaltig Gesellschaft und Kultur. Zum Guten? Nun, das ist eine Frage des Standpunktes. Einerseits bringt der Tourismus einen gewissen Wohlstand für die Region genauso gut wie für die Minoritäten, anderseits lernen die Kinder betteln, und alte Bräuche gehen verloren. Mit andern Worten: Es gibt keine weissen Flecken mehr auf dem Globus. Die Menschen in Sapa durchleben einen Prozess, den zum Beispiel Bergbewohner in der Schweiz vor über hundert Jahren erduldet haben, und dem Menschen von Tibet bis in den Amazonas gleichermassen unterworfen sind. Etwas Positives daraus zu machen, dazu gehören Weitsicht, Zivilcourage und transparente Regierungsmassnahmen.

Nur eines gibt es nicht und gab es nie: Grünen Tourismus. Wer das behauptet, glaubt an Ballenberg.

5. Januar 2009
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Peter Achten, geboren 1939 in Basel, lebt und arbeitet in Peking (Beijing). Er ist seit 1967 journalistisch tätig. Seine Karriere begann er bei "National-Zeitung" und "Basler Nachrichten" als Lokalredaktor, arbeitete später als Radio-Korrespondent aus Madrid. 1974 wechselte er zum Schweizer Fernsehen, wo er Produzent / Moderator der "Tagesschau" und Mitglied der Chefredaktion wurde. Mit Sitz in Beijing, Hanoi und Hongkong arbeitete Achten ab 1986 als Fernost-Korrespondent für Schweizer Radio DRS sowie verschiedene Schweizer Tageszeitungen. Zwischen 1990 und 1994 war er in Washington USA-Korrespondent für SF DRS. Von 1997 bis 1999 war er Chief Representative für Ringier in Vietnam. Von 1999 bis 2008 war Peter Achten Asienkorrespondent für Schweizer Radio DRS sowie für Ringier-Titel und Chefredaktor des Wirtschaftsmagazins "China International Business". Spektakulär waren seine Radio-Reportagen über den blutig niedergeschlagenen Volksaufstand im Frühjahr 1989 auf dem Tiananmen-Platz in Beijing, den Tsunami in Banda Acah 2004 und den Zyklon in Burma 2008. Heute arbeitet PA als freier Asien-Korrespondent mit Sitz in Peking. © Foto by OnlineReports.ch

mailto:peter.achten@usa.net

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Wäre das nicht schon ein Anfang?"

Lieber Herr Achten, Sie schneiden ein spannendes Thema an: Grüner Tourismus, warum es den nicht gibt. Mich würde es interessieren, was Sie dazu für Erfahrungen und Gedanken gemacht haben. Einen Unterschied halten Sie ja beispielsweise fest, wenn Sie die Reise im Luxus-Zug oder eben in der Holzklasse bis Lao Cai empfehlen. Auch beschreiben Sie die Achtung vor Minoritäten wenigstens in den Tourismus-Orten. Kann das nicht ein Anfang sein? Das Thema scheint mir sehr bedeutungsvoll und komplex. Ich würde mich freuen, Ihre Gedanken dazu zu vernehmen.


Viktor Krummenacher, Bottmingen


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"JA zum Gesetz über eine
sichere Stromversorgung
mit erneuerbaren Energien"

SVP Baselland
in einer Medienmitteilung
vom 26. April 2024
zu den Abstimmungsvorlagen
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Die parteiinternen
Klima-Kapriolen haben der Baselbieter SVP zugesetzt.

RückSpiegel

 

In ihrem Bericht über die Wahl des neuen Baelbieter SVP-Präsidenten zitiert die Basler Zeitung aus einem OnlineReports-Kommentar.

 

Das Regionaljournal Basel veweist in einem Beitrag über die Probleme der Kitas im Baselbiet auf OnlineReports.

Der Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.
 

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Die Baselbieter Regierung hat Kathrin Choffat und Roger Müller als neue Mitglieder des Bankrats der BLKB für die laufende Amtsperiode bis Mitte 2027 gewählt. 

Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).