Werbung

Peter Achten: Brief aus ...

<< [ 1 | (...) | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | (...) | 59 ] >>

... Hami: Süsses aus Kumul

Die Oase Hami liegt im Wilden Westen Chinas an der legendären Seidenstrasse. Wenn das Wort Oase fällt, kommt man ins Träumen. Flimmerndes Grün in einem Ozean von ockerem Wüsten-Sand. Echt oder Fata Morgana. Im Zentrum von Hami (Uigurisch: Kumul) freilich sieht es so aus, wie in jeder Stadt im Reich der Mitte, nämlich chinesisch, das heisst eine uninspirierte Plättli-Siedlung.

Das von der Wüste Gobi umgebene Hami hat dennoch seinen Reiz. Es ist eine aufstrebende Stadt, denn wie an vielen Orten der Autonomen Region Xinjiang – bevölkert von je zur Hälfte etwa Uiguren und Chinesen sowie viele "nationale Minderheiten" wie Kasacken, Kirgisen, Russen, Mongolen – lagern hier Bodenschätze. Nicht wie weiter südlich im Tarim-Becken, in den Wüsten Lop oder Taklamakan, Öl und Erdgas. Hami ist bekannt für die zweitgrösste Nickelmine der Volksrepublik. Doch auch Kupfer, Gold, Eisen und natürlich Kohle – sagt stolz ein uigurische Abgeordneter des lokalen Volkskongresses – haben zum Reichtum Hamis beigetragen.

Doch Hami ist nicht nur eine Stadt. Hami ist auch eine Präfektur und gibt einem Teil der Gobi-Wüste seinen Namen. Das Gebiet ist gross, sehr gross, nämlich dreimal so gross wie die Schweiz mit knapp einer halben Million Einwohner. Wer heute vom südöstlich gelegenen Dunhuang mit dem Auto anreist, braucht auf den mittlerweile leidlich guten Asphaltstrassen sieben Stunden. Flache Wüste so weit das Auge reicht. Von der im Nordwesten gelegenen Hauptstadt Ulumuqi (Uigurisch: Urumqi) mit der Eisenbahn über den Berg ebenfalls sieben Stunden.

Weder von Geschichte – Stichwort zweitausend Jahre Seidenstrasse – noch von Tourismus – Stichwort zwanzig Jahre Tourismus – noch von Bodenschätzen – Stichworte siehe oben – soll hier die Rede sein. Vielmehr geht es hier ausschliesslich um Kulinarisches. Die berühmte Hami-Melone nämlich soll hier absichtlich über allen Klee gelobt werden, denn sie ist gut.

Es gibt Melonen und Melonen. Allein in China werden jährlich über acht Millionen Tonnen produziert. Bislang waren mir nur drei Sorten bekannt, zuerst die rote Wassermelone. Tonnenweise wurden sie noch vor zwanzig Jahren per Laster in die Städte gekarrt. Überall in Peking nächtigten die Melonenverkäufer neben kleinen Melonen-Bergen; tagsüber verkauften sie die herrlich saftigen Früchte ganz oder in handliche Schnitze zerteilt. Um den Durst zu stillen, gab es damals nichts Besseres, denn die Alternative waren lauwarme Süssgetränke und warmes Bier. Dann kenne ich jene rosa-orange-farbenen Melonen, die in Westeuropa mit Rohschinken verzehrt werden, und die helle Honig-Melone.

Seit ich mich aber mit einem Vertreter der all-chinesischen Früchte-Produzenten (Sektion Xinjiang, Untersektion Hami) angeregt unterhalten habe, weiss ich: Es gibt nicht drei, nicht zehn, nicht ein Dutzend, nicht zig  sondern Hunderte von Melonenarten. Erwähnenswert zum Beispiel die viereckige Melone aus Peking. Leicht rot, wässerig, ein wenig süss, nicht schlecht und – eben – viereckig (kein Witz). Dann die Milch-Melone, welche Bauer Wang im Pekinger Daxing-Distrikt züchtet. Statt Wasser verwendet er Milch und berieselt seine Felder mit Beethoven-Sonaten. So einfach ist das. Und gut. Ebenfalls in der Umgebung von Peking wird eine Melone gezüchtet, deren Saatgut mit einer chinesischen Raummission für kurze Zeit im All verbrachte. Na denn, en Guete!

Auch die Melone der Stadt Yubari auf der nordjapanischen Insel Hokkaido hat es in sich. Perfekt in Form, Konsistenz und Geschmack ist sie ein beliebtes Sommer-Geschenk in Japan. Und teuer. Die allererste, rund vier Kilogramm schwer, brachte es bei einer Versteigerung auf dem Engros-Markt in Sapporo auf zweieinhalb Millionen Yen, also auf über zwanzigtausend Franken. Aber auch "normale" Yubari-Melonen sind nicht ganz billig. Beim Detaillisten fünfzig bis hundert Franken das Stück.

Die Hami-Melone ist da billiger. Und besser. Honig-süss, von satt-zarter Konsistenz, saftig, meistens weiss. Ein kulinarisches Gedicht. Noch besser, es gibt 180 Variationen. Gelb, Grün, weiss, braun, mit Flecken. Gross und klein. Rund und elliptisch. Ein bis über zwölf Kilogramm schwer. Man muss nicht Mitglied des all-chinesischen Früchteproduzenten-Verbandes (Untersektion Hami) sein, um festzustellen, dass die Melone aus der Oase Hami die Melone aller Melonen ist. Die Melonen-Königin also.

Die Hami-Melone lässt sich nicht nur telquel essen. Ein Hami-Melonen-Sorbet sucht seinesgleichen. Mmhh...! Mein Favorit freilich ist ein Hami-Melonen-Curry. Man nehme: 1 Melone, 1 Apfel, 1 Birne, rote Trauben, 2 Kartoffeln, 1 Zwiebel, Broccoli, Karotten, etwas frischen Ingwer, indischen Curry, Salz, Pfeffer, 100gr Butter, 2dl Rotwein. Man tue: Zwiebel, Kartoffel, Rüebli im Butter dünsten, danach Broccoli, Früchte und Wein dazugeben. Salzen, pfeffern, Curry und Ingwer beifügen. Zehn Minuten köcheln. Finaler Kick: Hami-Melone dazugeben und nochmals etwa zehn Minuten sanft köcheln lassen. Et voilà! Bon appétit!

24. August 2009
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)
Peter Achten, geboren 1939 in Basel, lebt und arbeitet in Peking (Beijing). Er ist seit 1967 journalistisch tätig. Seine Karriere begann er bei "National-Zeitung" und "Basler Nachrichten" als Lokalredaktor, arbeitete später als Radio-Korrespondent aus Madrid. 1974 wechselte er zum Schweizer Fernsehen, wo er Produzent / Moderator der "Tagesschau" und Mitglied der Chefredaktion wurde. Mit Sitz in Beijing, Hanoi und Hongkong arbeitete Achten ab 1986 als Fernost-Korrespondent für Schweizer Radio DRS sowie verschiedene Schweizer Tageszeitungen. Zwischen 1990 und 1994 war er in Washington USA-Korrespondent für SF DRS. Von 1997 bis 1999 war er Chief Representative für Ringier in Vietnam. Von 1999 bis 2008 war Peter Achten Asienkorrespondent für Schweizer Radio DRS sowie für Ringier-Titel und Chefredaktor des Wirtschaftsmagazins "China International Business". Spektakulär waren seine Radio-Reportagen über den blutig niedergeschlagenen Volksaufstand im Frühjahr 1989 auf dem Tiananmen-Platz in Beijing, den Tsunami in Banda Acah 2004 und den Zyklon in Burma 2008. Heute arbeitet PA als freier Asien-Korrespondent mit Sitz in Peking. © Foto by OnlineReports.ch

mailto:peter.achten@usa.net

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)

www.onlinereports.ch
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigenen Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

 

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"JA zum Gesetz über eine
sichere Stromversorgung
mit erneuerbaren Energien"

SVP Baselland
in einer Medienmitteilung
vom 26. April 2024
zu den Abstimmungsvorlagen
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Die parteiinternen
Klima-Kapriolen haben der Baselbieter SVP zugesetzt.

RückSpiegel

 

In ihrem Bericht über die Wahl des neuen Baelbieter SVP-Präsidenten zitiert die Basler Zeitung aus einem OnlineReports-Kommentar.

 

Das Regionaljournal Basel veweist in einem Beitrag über die Probleme der Kitas im Baselbiet auf OnlineReports.

Der Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.
 

Weitere RückSpiegel

Werbung







In einem Satz


Die Baselbieter Regierung hat Kathrin Choffat und Roger Müller als neue Mitglieder des Bankrats der BLKB für die laufende Amtsperiode bis Mitte 2027 gewählt. 

Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).