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Claude Bühler – Premiere am Theater Basel

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Theater Basel, Kreuzgang Münster
Uraufführung

"Erasmus von Basel"

Eine humanistische Theaterserie
1. Folge

Autorin: Gesine Danckwart
Leitung und Inszenierung: Daniela Kranz
Ausstattung: Marion Andrea Menziger
Kostüme: Jorina Weiss
Dramaturgie: Sabrina Hofer
Sounddesign: David Thalmann

Mit Andrea Bettini, Miriam Cortis, Martin Hug, Gotthard Jost, Alby Kaufmann, Paula Krneta, Lienhard Meyer, Karin Oberli, Donald Ospel, Peter Scheidegger, Urban Werner, Elisabeth Wingerter


In den Basler Gässlein stinkt es

Mit mildem Spott erzählen die beiden norddeutschen Theatermacherinnen Daniela Kranz (Regie) und Gesine Danckwart (Autorin), wie die Basler 1514 den Humanisten empfingen. Den Weltbürger, der mit Päpsten, Königen, Gelehrten in ganz Europa brieflich und persönlich verkehrte, im Titel als "Erasmus von Basel" (statt "von Rotterdam") zu vereinnahmen, spielt ironisch mit dem Kleinstädter, der sich vor dem Grossen bückt, weil er sich durch ihn höhere Bedeutung erhofft.

In der atmosphärisch überwältigenden Szenerie des Münster-Kreuzganges (erbaut in den 1480er Jahren) wird dieser erste Teil der vierteiligen Serie über die Basler Jahre von Erasmus (1514-1529 und 1535-1536) aufgeführt. Direkter Anlass ist das 500 Jahre-Jubiläum der Reformation. Erzählt wird unter dem Titel "Zurück zu den Quellen", wie er Johannes Froben aufsuchte, um den ersten veröffentlichten Druck des Neuen Testaments in Auftrag zu geben.

Wie der Drucker Froben vor Erasmus seinen Antiqua-Druck zeitüblich latein-tümmelnd als "excellentus" rühmt, wie sich das Basler Volk um den Kosmopoliten drängt, zu Autogrammen und Widmungen nötigt: Schon sieht man sich in Erasmus' Spottschrift "Lob der Torheit" versetzt, indem er die Albernheiten seiner Zeitgenossen quer durch alle Klassen und Kasten holzschnittartig und bissig festsetzt. "Lobe dich ruhig selbst, wenn es kein anderer für dich tun will", ermuntert er doppelsinnig einen Basler Biedermann, gleichmütig, ob der den Stachel spürt oder nicht.

Der Jahrhundertmann, der getriebene Vielschreiber, kann nie zur Allgemeinheit gehören. Zwischen den präzis angeleiteten, aber weniger effektbewussten Laiendarstellern, die die etwas linkischen Schweizer darstellen, und dem Profi Martin Hug bildet sich ganz natürlich ein unüberwindlicher Abstand. Erheiternd für das heutige Publikum wirkt der Übermut der damaligen Arglosen, wie sie den Weltgewandten mit Fragen indignieren – durchaus in der Art der heutigen Boulevard-Medien: ob er nun Schweizer werde, ob er im Bett das Evangelium lese, ob er die Kirche spalten werde etc.

Öfters rümpft der berühmte Ankömmling die Nase, nicht nur über das "Anerbieten und Drängen" der Leute, sondern auch darüber, wie fürchterlich es in den Basler Gässlein stinke oder wie wenig sein schwächliches "Körperchen" die Ofenheizung vertrage. Jedoch, Erasmus ist Humanist. Bei ihm – und genau so ausbalanciert verkörpert Hug den "Geistokraten" (Text) – hat das sendungserfüllte Selbstgefühl Platz, das "Rechte zu tun, das dem Rechtgesinnten hilft", aber auch der unverstellt natürliche Umgang mit einem Mädchen, von dem er sich seine Schriften korrigieren lässt.

Wenn er ihm verspricht, dass in Zukunft auch Mädchen, ja einfach alle Schulunterricht erhalten werden, wenn Paula Krneta (Tochter des Basler Schriftstellers) aus seinen Schriften von der künftigen Freiheit des Menschen durch Kunst und Bildung rezitiert, kann einen schon ein leises, wärmendes Pathos packen. Denn Krneta – sie wirkt da wie eine spätmittelalterliche, allegorische Verkörperung der Zukunft – legt nichts hinein, lässt nur den Text wirken.

So sind wir von dieser Zukunftsfigur angesprochen, schon gehen uns diese Ideale direkt etwas an, werden Erasmus' Argumente lebendig, auf die wir uns heute noch bei jedem Streit um Gelder für Bildung und Kultur beziehen.

Immer wieder spielen Kranz und Danckwart versiert mit Zeitsprüngen. Wenn der Basler Bürgermeister Jakob Meyer zum Hasen auf das Bild "Darmstädter Madonna" (1526, Hans Holbein d. J.) zeigt und nachstellt, wie er dort auf dem Bild betet, und man im Kreuzgang sitzend denkt, der Mann ist ja schon lange tot, mag einen in der Abendkühle das Gefühl der eigenen Endlichkeit in den vorwärts galoppierenden Jahrhunderten anspringen.

Klug ist diese Inszenierung ja auch dadurch, dass sie keine geschlossene Vorstellung eines Damals – wie es etwa die TV-Dokus mit Spielszenen tun – hinstellt. Man setzt den Kopfhörer auf, hört Orgelklänge, Chorgesänge, fühlt das alte Gemäuer, sieht Mönchskutten vorüberziehen, lacht über das Spiel, lauscht den Schilderungen über das alte Basel, und fühlt sich zwischen die Zeiten versetzt; zwar immer im Jetzt, in dem aber das Frühere erwacht.

Die einstündige Aufführung wirkt ausgesprochen erheiternd. Die drei weiteren Teile werden an den folgenden Mittwochabenden vorgestellt, unter anderem auch, wenn die Reformation nach Basel drängt und Erasmus vertreibt. Die einzelnen Teile werden jeweils am darauffolgenden Donnerstag und Freitag wiederholt.


Details: www.theater-basel.ch

4. Mai 2017
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Claude Bühler, ist Journalist und Schauspieler in Basel. Er arbeitete erst als Freier Journalist bei Printmedien sowie als Medienverantwortlicher von act entertainment. Lange Jahre war er Redaktor und Produzent bei Telebasel. Heute arbeitet er als Redaktor bei "Prime News". Als Schauspieler war er in verschiedenen Regie-Arbeiten der Basler Schauspielerin und Regisseurin Ingeborg Brun sehen, beispielsweise als Jean in "Fräulein Julie" (A. Strindberg), aber auch als Professor Siebegscheit im Märli "Froschkönig" des Theater Fauteuil oder als Lucky in "Warten auf Godot" (S. Beckett) des Theater Marat Sade. © Foto by OnlineReports.ch

Claude.Buehler@gmx.net

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"JA zum Gesetz über eine
sichere Stromversorgung
mit erneuerbaren Energien"

SVP Baselland
in einer Medienmitteilung
vom 26. April 2024
zu den Abstimmungsvorlagen
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Die parteiinternen
Klima-Kapriolen haben der Baselbieter SVP zugesetzt.

RückSpiegel

 

Das Regionaljournal Basel veweist in einem Beitrag über die Probleme der Kitas im Baselbiet auf OnlineReports.

Der Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.
 

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Die Baselbieter Regierung hat Kathrin Choffat und Roger Müller als neue Mitglieder des Bankrats der BLKB für die laufende Amtsperiode bis Mitte 2027 gewählt. 

Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

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Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

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