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Claude Bühler – Premiere am Theater Basel

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Theater Basel
Kleine Bühne

"Medea"

Schauspiel von Kate Mulvany und Anne-Louise Sarks nach Euripides

Deutschsprachige Erstaufführung

Regie: Anne-Louise Sarks
Bühne und Kostüme: Mel Page
Dramaturgie: Almut Wagner
Theaterpädagogik: Martin Frank
Musik: Stefan Gegory
Licht: Stefan Erny

Mit Jacob Baumann, Barbara Horvath, Nils Treuer


Todgeweihte im Kinderzimmer

Erst der Schattenwurf des Abseitigen erzeugt die dramatische Bühnenfigur. Wenn dazu, wie bei Medea, leidenschaftliche und naive Liebe, tiefe Verletztheit und eine überaus kraftvolle Persönlichkeit kommen, entsteht ein Mysterium, zu dem wir seit zweieinhalb tausend Jahren Erklärungen produzieren, die bruchstückhaft sind, Annäherungen bleiben müssen: Wir stecken nicht in Medeas Haut.

Euripides, der der Königstochter Medea den Mord an den eigenen Kindern andichtete, gibt eine ganze Reihe von Hinweisen und unterhält so den Sog. Da ist zunächst mal ihr Mann, der kühl denkende Grieche Jason, der sie aus Karrierekalkül betrügt und Glauke, die Tochter des Machthabers, heiraten will. Und dies nachdem Medea ihm aus dem Kaukasus (Kolchis) folgte, die eigene Familie verriet, ihren Bruder tötete, als Zauberin das Heiligtum des goldenen Vlieses für die Griechen raubte.

Sie hat alles aufgegeben, ihre Heimat örtlich, sozial und religiös verloren. Die Korinther grenzen sie als "Wilde" aus. So muss ihr Verhältnis zu den beiden Kindern, die sie mit Jason hat, ein Ambivalentes sein, müssen diese Teil der Welt sein, die zusammengebrochen ist.

Auf Bezüge und Hintergründe müssen wir jedoch in der Dramenversion von Kate Mulvany und Anne-Louise Sarks weitgehend verzichten. Sarks befindet im Programmheft, keine Medea-Adaption, die sie gelesen habe, zeige Mitgefühl mit der Hauptfigur. Auch nicht die von Euripides. Das ist mindestens eine kühne Behauptung.

Weniger kühn ist Sarks Alternative. Da ist nichts weiter als eine liebe "Mama" der Jetztzeit, offenbar im Ehe-Clinch mit ihrem Mann (der nicht auftritt). Barbara Horvath hat nur drei kurze Auftritte zur Verfügung. Innerlich schwer belastet, soviel macht die Schauspielerin deutlich, kämpft ihre Medea darum, die Erregung gegenüber ihren beiden Jungens zu verbergen. Aber was macht diese Frau zur Mörderin ihrer Liebsten?

Keines ihrer Worte schafft ein besonderes persönliches Profil, etabliert ausser ein paar kurzen Aussagen ihre dramatische Lage. Dass sie ihren Bruder getötet hat, wird absichtlich unterschlagen, um sie nicht als Mörderin zu stigmatisieren (Programmheft).

Man habe nachvollziehbar machen wollen, "wie eine Liebende, der das Herz gebrochen wurde, an diesen extremen Punkt kommen kann". Ein Anspruch, an dem das Stück konzeptionell scheitert. Die Liebe wird nicht dramatisch aufgelöst (wie bei Euripides), sie wird behauptet. Wenn Medea den Kindern den Giftbecher überreicht hat und sich mit ihnen ins Bett legt, ergeht sie sich in Liebeserklärungen wie dieser: "Ich liebe eure Füsse. Ich liebe es, wenn euer Bauch rumort, wenn ihr Hunger habt. Ich liebe es, wie ihr eure Strohhalme kaut. Etc." Das ist rührend, aber auch sentimental und allzu nett.

Zu fragen wäre, warum das Stück nicht "Leon und Jasper" heisst. So nennen die australischen Autorinnen die Knaben, denen sie weitgehend das Feld überlassen, und aus deren Blickwinkel das Drama erzählt wird. Die Todgeweihten sind eingesperrt im Kinderzimmer, necken und zanken sich, reden über die Eltern und "Papas Freundin", beschiessen sich gegenseitig mit Schaumgummipistolen.

Hier zeigt das Stück jedoch eine besondere Stärke: Wie die Buben ahnungslos das Unsagbare, das ihnen bevorsteht, wie in Kreisen immer wieder im Spielen berühren, macht Kinderseelen fühlbar, die noch nicht in von Verstand und Logik verhärtet sind. Sie spielen etwa dramatische Tode, überbieten sich im tödlichen Getroffensein, werfen schüttelnd ihre Leiber zu Boden.

In den arglosen Spielszenen und Bubenritualen besteht das grösste Vergnügen der gut einstündigen Kinderzimmer-Tragödie. Sie erzeugen einen Gegensatz zur Beklemmung, die über die Aufführung nie aussetzt. Andererseits haben Jacob Baumann (14) und Nils Treuer (11) mit Sätzen zu kämpfen, die ihnen wohl kaum selber einfallen. Beispiel: "Ich schwebe zwischen Raum und Zeit". Das ist nicht altkluger Kindermund, so werden Kinder als kleine Erwachsene vorgestellt. Das Stück erfordert zudem eine spielerische Reife, wie sie von Kindern dieses Alters kaum zu bewältigen ist.

Das Kabinettstück der Aufführung zeigt Horvath, während sie dem Jüngeren die Schuhe bindet. Die Buben haben den tödlichen Trank bereits intus, spielen das Tiernamenspiel. Immer wieder fragen sie "Mama". Etwa: "Stimmt das, dass Salamander mit 'A' aufhört?" Horvath sagt geistesabwesend immer nur: "Ja. Ja. Ja." Das ist magisch. Aber insgesamt ist Medea die schwächste Überarbeitung eines antiken Stoffes, die Intendant Andreas Beck im Rahmen der "Basler Dramaturgie" realisieren liess.

22. April 2018
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Claude Bühler, ist Journalist und Schauspieler in Basel. Er arbeitete erst als Freier Journalist bei Printmedien sowie als Medienverantwortlicher von act entertainment. Lange Jahre war er Redaktor und Produzent bei Telebasel. Heute arbeitet er als Redaktor bei "Prime News". Als Schauspieler war er in verschiedenen Regie-Arbeiten der Basler Schauspielerin und Regisseurin Ingeborg Brun sehen, beispielsweise als Jean in "Fräulein Julie" (A. Strindberg), aber auch als Professor Siebegscheit im Märli "Froschkönig" des Theater Fauteuil oder als Lucky in "Warten auf Godot" (S. Beckett) des Theater Marat Sade. © Foto by OnlineReports.ch

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"Wegen tiefer Pünktlichkeit der Eurocity-Züge von Mailand nach Bern und Basel werden ihre Fahrzeiten verlängert."

bz und CH-Media-Zeitungen
am 9. April 2024
in einem Untertitel
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Wegen hoher Augenbrauen kommt dieser Satz jetzt im "Gelesen & gedacht".

RückSpiegel


Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

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