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Andrea Strahm: "Alles mit scharf"

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Eine Fasnacht ganz unter uns Baslern

Denkwürdige drei Tage waren es, die diesjährigen drey scheenschte Dääg, es war eine sehr baslerische Nichtfasnacht. Das Coronavirus und die Absage der offiziellen Fasnacht traf die Stadt mitten ins Herz. Viele Aktive hatten monatelang gearbeitet, Kostüme genäht, Laternen gemalt, Zeedel gedichtet, Cliquen, Guggen, Schnitzelbänggler. Sie hatten ihr Geld ausgegeben für Orangen, Säcke voller Räppli, Mimosen und all die andern Dinge, die sie an der Fasnacht jeweils verteilen.

Auch das Gewerbe kam unter die Räder, keine Touristen, keine vollen Beizen. Laternenmaler, Schneiderateliers, Larvenateliers, alle Mühe umsonst. Aber die finanziellen Einbussen sind nur das eine, schwer genug. Das ganze Herzblut, welches Basel in seine Fasnacht steckt, die Vorfreude, die Knall auf Fall ausradiert wurde, ist ein anderes. Die Absage war schmerzhaft, brutal, erwischte die Stadt auf dem falschen Fuss, aus heiterem Himmel.

Aber dann wurden die Einheimischen zu den Baslern, wie sie es seit jeher waren und ganz offensichtlich noch immer sind. Das haben wir schon lange nicht mehr so gespürt. Die Melancholie dieser Stadt mit ihrer Grenzsituation, mit den Seuchen, die sie schon immer durchleiden musste, diese Fragilität, Sensibilität, der Totentanz, das Siechenhaus in St. Jakob, und dann das immer wieder aufstehen müssen.


"Es tat gut, das Altbaslerische
wieder einmal gespürt zu haben."


Der Basler Humor ist nicht umsonst sarkastisch, böse, und doch warmherzig. Wie meine Grossmutter väterlicherseits, die als Kind den blauen Husten hatte. Und in der Seuchenkutsche, die sie an der Spalenvorstadt abholen kam, noch Diphterie auflas. Schliesslich in Davos, wo Lungenkranke im tiefen Winter draussen eine "Luftkur" absolvieren mussten, vergessen ging. Schwere Erfrierungen an beiden Füssen waren die Folge.

Sie war die liebste Grossmutter der Welt, aber ihre Sprüche waren träfe, trocken und sarkastisch. Nichts konnte sie aus der Fassung bringen, sie liess sich, mit Stil und ganz Dame, von niemandem etwas gefallen. Auch von Gevatter Tod nicht. Als sie, fast hundert Jahre alt, nicht mehr leben wollte, ass sie einfach nichts mehr.
 
An dieser Nichtfasnacht jetzt hat nun plötzlich jeder mit jedem gesprochen, der Basler kam aus seinem Schnoogeloch. Für einmal dominierte nicht der internationale Sprachenmix, von dem wir sonst umgeben sind, sondern Baseldeutsch. Die Basler gingen aus, solidarisch mit den Wirten. Die Wirte übernahmen die für die kleinen Grillbuden produzierten Würste, die die Buden nicht bezahlen konnten, und auch das Bier. Und die Basler kamen, assen und tranken.

Die Schnitzelbänke wurden aufgezeichnet und konnten am Fernsehen und von der Leinwand genossen werden. Die Aktiven spendierten verderbliche Ware an Altersheime, soziale Institutionen, und stellten den Leuten, die unter Quarantäne standen, Papiertüten mit Lebensmitteln und anderem vor die Türen. Starteten witzige Aktionen, pfiffen Fasnachtsmärsche im Rhein schwimmend, bei eisiger Kälte, sangen die Märsche. Trugen die Fasnacht zu Grabe, und machten sie damit lebendiger, persönlicher und geistreicher wie schon lange nicht mehr. Eine Fasnacht ganz unter uns war das, diese Nichtfasnacht.

Es ist also noch da, das Altbaslerische, und es tat gut, dies wieder einmal gespürt zu haben. Der Basler Geist blieb erhalten, lebt also doch noch, mehr denn je, auch bei den einheimischen Nichtbaslern. Die Fasnacht lebt schon lange nicht mehr nur von den Altbaslern, und es waren auch jetzt nicht nur die Eingeborenen, die diese drei Tage Nichtfasnacht auf höchst baslerische Art und Weise mit Stil und Niveau bestritten. Und die diejenigen, die dumm taten, alt aussehen liessen, uralt.

Es war ja nicht Bundesrat Berset, der uns den Spass verderben wollte, es war auch nicht Obfrau Inderbitzin oder Regierungsrat Engelberger. Es war, und ist leider noch immer, dieses Virus, das uns weltweit in Atem hält. Niemand, ausser diesem Erreger, ist schuld. All die Verantwortlichen versuchen lediglich, die Lage in den Griff zu kriegen. Mit Mitteln und Wegen, die sie noch nie in der Praxis erproben konnten. Irgendwann wird es überstanden sein.

Den Fasnächtlern aber, die in diesem Jahr keine sein durften, an dieser Stelle einen ganz grossen, riesigen Dank. Sie haben das einmalige Erlebnis möglich gemacht, den Geist dieser Stadt wieder einmal spüren zu können. Eine Fasnacht ganz ohne Glanz, Dekorationen, Klimbim und Show. Reduziert auf den Wesensgehalt der Fasnacht, eine Mischung aus Melancholie und Humor. Danke.

9. März 2020
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Andrea Strahm, geboren 1955, arbeitete als Anwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums und ist seit 2021 pensioniert. Die ehemalige Präsidentin der damaligen CVP Basel-Stadt (neu: "Die Mitte Basel-Stadt") ist Grossrätin und Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Die Mutter zweier Töchter lebt in Basel. © Foto OnlineReports.ch

andreastrahm@bluewin.ch

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"Wie Kamala Harris in ihrem ersten TV-Interview die Kritik von Donald Trump an sich abprallen läs"

bz
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vom 30. August 2024
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Kamala ist halt schon läs.

RückSpiegel

 

persoenlich.com nimmt die Meldung von OnlineReports über den Wechsel des BaZ-Journalisten Sebastian Briellmann zur NZZ auf.

persoenlich.com bezieht sich auf die OnlineReports-Meldung über den Stellenantritt von Martin Regenass bei Prime News.

Die bz zitiert OnlineReports bei einer Meldung zur Wahl des neuen SVP-Fraktionschefs im Baselbieter Landrat.

20 Minuten, Baseljetzt und Happy Radio nehmen Bezug auf die OnlineReports-Recherche zur tanzenden Wagenführerin der BVB.

Das SRF-Regionaljournal Basel, die BaZ, die bz, Happy Radio und Baseljetzt zitieren die Recherche von OnlineReports zum Interimschef der Kantonspolizei Basel-Stadt.

Das SRF-Regionaljournal Basel verweist auf die OnlineReports-Recherche zu den finanziellen Problemen bei der Aids-Hilfe beider Basel.

20 Minuten und zentralplus zitieren die OnlineReports-Recherche über die Baselbieter Obstbauern, die ihre Kirschen nicht verkaufen können.

Die BaZ und 20 Minuten beziehen sich in einem Artikel über den tödlichen Unfall im St. Johann auf einen Bericht aus dem OnlineReports-Archiv.

Die bz nimmt die OnlineReports-Recherche über den Kunst-Coup der Stiftung Im Obersteg auf.

Die bz vermeldet den Tod von Aurel Schmidt und bezieht sich dabei auf OnlineReports.

Baseljetzt, bz, Volksstimme, SDA und Happy Radio nehmen die Recherche von OnlineReports über den geschassten CEO Marcel Allemann auf.

Die bz berichtet, dass Landrat Hannes Hänggi das Mitte-Präsidium übernehmen will, und verweist dabei auf OnlineReports.

Das Portal kath.ch nimmt die OnlineReports-Recherche über die Pläne der Basler Hicret-Moschee in Reinach im Medienspiegel auf.

Baseljetzt nimmt die Recherche von OnlineReports über den "Fuck SVP"-Schriftzug am Nebiker-Turm in Sissach auf.

In ihrem Bericht über die Wahl des neuen Baelbieter SVP-Präsidenten zitiert die Basler Zeitung aus einem OnlineReports-Kommentar.
 

Weitere RückSpiegel







In einem Satz


Michael N. Hall vom Biozentrum der Universität Basel erhält den Balzan-Preis 2024 für seine Forschung zu den biologischen Mechanismen des Alterns.

Der 27-jährige Journalist Maximilian Fankhauser übernimmt im Oktober die Leitung von Baseljetzt, der Online-Newsplattform von Telebasel; die jetzige Stelleninhaberin Lea Meister wechselt zu Prime News.

Manuela Witzig, bisherige Leiterin der deutschsprachigen Unternehmenskommunikation, übernimmt per 9. September 2024 von Direktor Matthias Suhr die Leitung der Kommunikation und Public Affairs beim EuroAirport.

Evelyn Borer,
Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
Paul Rubin.

Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
1. Oktober als neue Geschäftsführerin der Kaserne Basel auf Eva Heller.

Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Karoline Sutter und Urs Berger treten nach über zehn Jahren per 31. März 2025 aus dem Bankrat der Basler Kantonalbank zurück, die Vakanzen werden demnächst ausgeschrieben.

Jacqueline Herrmann und Alexander Bieger lösen Brigitte Jäggi ab, die als Rektorin des Gymnasiums Muttenz in Pension geht.

Bettina Zeugin folgt als Präsidentin von insieme Baselland auf Röbi Ziegler.

Der frühere Baselbieter SP-Regierungsrat Peter Schmid gibt das Präsidium des Freundevereins Zoo Basel an seine Parteikollegin und Landrätin Miriam Locher ab.

Eine Findungskommission sucht eine Nachfolge für Anna Schmid, Direktorin des Museums der Kulturen Basel, die 2025 in Pension geht.

Grünen-Politikerin Flavia Müller aus Allschwil rückt für Biljana Grasarevic in den Baselbieter Landrat nach.

Doppel-Pensionierung am Euro-Airport: Direktor Matthias Suhr geht Ende März 2025, sein Stellvertreter Marc Steuer Ende Dezember 2025 in den Ruhestand.

Jo Krebs
übergibt nach über 23 Jahren seine Stelle als Leiter Unternehmenskommunikation von Primeo Energie an Nachfolger Fabian Hildbrand.

Die Israelitische Gemeinde Basel wählt mit Steffi Bollag als Nachfolgerin von Emmanuel Ullmann erstmals eine Frau zur Präsidentin.

Sabina Brocal wird am
1. August Förderchefin der Abteilung Kultur im Präsidialdepartement Basel-Stadt.

Die Stadtreinigung des Basler Tiefbauamts wird ab 12. August neu von Markus Müller geleitet, sein Vorgänger Dominik Egli geht in Pension.

Christoph Jorns wird am 1. Juli Finanzchef der Basler Lebensversichererin Pax als Nachfolger von Alex Flückiger.

Mirjam Christ-Crain
 von der Universität Basel erhält den mit 200'000 Franken dotierten Otto-Naegeli-Preis für ihre patientenorientierte klinische Forschung.

Kimrobin Birrer übernimmt das Parteisekretariat der GLP Baselland von Yves Krebs.

Barbara Staehelin hat am
1. Mai das Verwaltungsrats-Präsidium des Kantonsspitals Baselland von Madeleine Stöckli übernommen.

Die Baselbieter Regierung hat Kathrin Choffat und Roger Müller als neue Mitglieder des Bankrats der BLKB für die laufende Amtsperiode bis Mitte 2027 gewählt. 

Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.