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Max Kaufmann: Frisch pubertiert

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Wenn man Stress rechtfertigen muss

Langsam aber sicher steuern ich und alle anderen Bachelor-Studis, die diesen Sommer in einer Gesellschafts- oder Geisteswissenschaft abschliessen, auf die Prüfungen zu. Bis in drei Wochen muss ich knapp zweitausend Seiten vorbereiten, um dann in zwei vierstündigen Essayprüfungen schriftlich aufzuzeigen, dass ich die Texte erstens überhaupt gelesen habe und zweitens miteinander in Beziehung setzen kann.

In meinem Umfeld legen einige die Prüfungen ab, und wir merken einander den Stress an: Wer ist wie früh am Institut und wer macht wie lange Pause? Wie viele Bücher bleiben den anderen noch übrig bis zur Prüfung, und kann ich es mir leisten, als erster Feierabend zu machen? Deswegen mussten wir uns darauf einigen, in den Mittagspausen nicht über die nahenden Prüfungen zu sprechen.

Dass ein Studium wie jede andere Ausbildung manchmal mit Stress verbunden ist, ist nichts Neues. Trotzdem scheint es nötig, sich zu rechtfertigen, wenn man in einem anderen Studium als Jus, Wirtschaft oder Medizin Stress hat. Spätestens seit einem Interview in der NZZ vor zwei Jahren, in dem eine Wirtschaftshistorikerin und Uni-Dozentin den Studis in geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern vorwarf, sie würden nur bekifft ihr Studium absitzen und – die viel steilere These – später nichts zur Gesellschaft beitragen, empfinde ich einen Rechtfertigungsdruck.

Ich zucke jedes Mal zusammen, wenn jemand neben mir Kleider auf Zalando bestellt.

Solche Vorwürfe sind absolut unsinnig, sie lösen aber trotzdem etwas aus. Ich zucke jedes Mal zusammen, wenn ich auf dem Bildschirm der Person neben mir sehe, wie sie während eines Seminars Rezepte fürs WG-Znacht googelt oder – noch schlimmer – Kleider auf Zalando bestellt. 

Nur um dann anschliessend ab mir selbst zu erschrecken, wie sehr ich die NZZ-Kampagnen gegen Studienfächer wie meine eigenen verinnerlicht habe. Man mag zwar zurecht Einwände gegen das Bestellen von Fast Fashion haben. Ich bezweifle aber, dass eine kurzzeitige Unaufmerksamkeit auch in einer Jus- oder Wirtschaftsvorlesung dazu führt, gleich grundsätzlich die Einsatzbereitschaft der Studierenden infrage zu stellen. Dort schreiben sie "richtige" Prüfungen.

Leider ist es tatsächlich so, dass in jedem Seminar auch Studierende sitzen, die mit möglichst wenig Aufwand Kreditpunkte sammeln. Das ist aber kein Vorwurf, sondern liegt daran, dass ein Seminar, die häufigste Lehrveranstaltungsform in den Geistes- und Sozialwissenschaften, an der Uni Basel nur drei Punkte Wert ist. 

Die Uni sollte diesen Missstand angehen.

Um die empfohlenen 30 Kreditpunkte im Semester auch nur annähernd zu erreichen, müssten pro Woche sieben bis acht Seminare besucht werden. Allein die Sitzungen: machbar. Wöchentlich für jedes der Seminare jeweils 30 Seiten Literatur seriös vorzubereiten, ist aber nahezu unmöglich. So kommt es, dass statt mitzudiskutieren manchmal bereits das Abendessen geplant wird.

Die Uni sollte diesen Missstand angehen, indem sie beispielsweise die Anzahl Punkte pro Seminar erhöht. So bleibt mehr Zeit, um Themen gründlicher zu behandeln, statt von einem zum nächsten Seminar zu hetzen. 

Das ist aber ein längerfristiges Anliegen. Erst einmal müssen wir die Prüfungen überstehen, und dazu gehört, sich nicht allzu sehr in den Stress hineinzusteigern. Das gilt nicht nur in Jus-, Wirtschaft und Medizin, sondern auch für Studis einer Gesellschaftswissenschaft. Selbst wenn das einige nicht glauben möchten.

29. April 2024
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Max Kaufmann, geboren 2001, wuchs in Allschwil BL auf. Inzwischen wohnt er in einer WG im Basler "Gundeli" und studiert Soziologie und Politikwissenschaft an der Universität Basel. Seit er vierzehn Jahre alt ist, tritt Max Kaufmann regelmässig an Poetry Slams auf. Im März 2018 wurde er in Winterthur Poetry-Slam-Schweizermeister in der Kategorie u20.

max.kaufmann@gmx.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
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"Laufener Musikvereine sind bereit für den grossen Auftritt in Rom."

Kanton Baselland
am 29. April 2024
in einem Post auf X
über den Sacco di Roma
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Laufner, Prattler, Basler ...

RückSpiegel

 

In ihrem Bericht über die Wahl des neuen Baelbieter SVP-Präsidenten zitiert die Basler Zeitung aus einem OnlineReports-Kommentar.

 

Das Regionaljournal Basel veweist in einem Beitrag über die Probleme der Kitas im Baselbiet auf OnlineReports.

Der Klein Report nimmt die Recherche von OnlineReports über Roger Blums Buch über die Basellandschaftliche Zeitung auf.

Die BaZ bezieht sich in einem Artikel über die Zerwürfnisse in der Baselbieter SVP auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Kita-Krise im Baselbiet auf OnlineReports.

BaZ, Baseljetzt und Happy Radio nehmen die OnlineReports-News über das geplante Ministertreffen in Basel auf.

Der Sonntagsblick zitiert OnlineReports in einer grossen Recherche über die Baselbieter SVP-Politikerin Sarah Regez.

Baseljetzt verweist im Bericht über Basler Schiffsunfälle auf ein OnlineReports-Video.

Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.
 

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Die Baselbieter Regierung hat Kathrin Choffat und Roger Müller als neue Mitglieder des Bankrats der BLKB für die laufende Amtsperiode bis Mitte 2027 gewählt. 

Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).