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© Fotos by Ruedi Suter, OnlineReports.ch
"Erst die Schönheit erkennen": Umwelt-Botschafter Franz Weber

Franz der Retter ist zorniger denn je

Franz Weber, gebürtiger Basler und der rührigste Umweltschützer Europas, wurde 80-jährig


Von Ruedi Suter


Er gewann, wo alles schon verloren schien. Dank dem eigensinnigen und ewig zornigen Franz Weber aus Basel blieben der Schweiz und Europa zahlreiche bezaubernde Landschaften und Kulturstätten erhalten. Am Freitag ist der Grandseigneur des Umweltschutzes 80 geworden. Seine Altersmilde gebietet ihm für die nächsten 20 Jahre: "Mit rabiater Wucht weiterarbeiten!"


Der Mann federt die Treppe hoch, als sei er erst 40. Aber er ist doppelt so alt und will, wie immer, keine Zeit verlieren. Denn noch gebe es furchtbar viel zu tun, und die freizeitlosen Siebentagewochen mit ihren täglich 12 bis 15 Arbeitsstunden reichten nirgends hin – zu gigantisch seien sie, die "Rücksichtslosigkeit, Dummheit und Habgier der Zerstörer" von Land und Leben, wird uns Franz Weber, der flinke Treppensteiger, später erklären. Den "Zerstörern" stemmt er sich seit Jahrzehnten entgegen. Fast rund um die Uhr - und mit verblüffendem Erfolg.

Doch Gegner belächeln ihn zunächst gerne, schimpfen ihn einen "Spinner", einen "Fantasten" oder gar als einen, "der nicht mehr alle Tassen im Schrank" hat. Warum eigentlich? Wir reisten von der Grenzstadt Basel in die Grenzstadt Montreux zum Sitz der Fondation Franz Weber, quer durch die Schweiz, welche ohne Webers Einsatz schmerzhaft viel an Identität und Charme verloren hätte, um mit dem gebürtigen Basler ein Gespräch zu führen.

Im zweiten Stock der Villa aus dem 18. Jahrhundert (sie liegt nahe am Genfersee und wurde dank Weber mit zwei Dutzend weiteren herrschaftlichen Villen vor dem Abbruch gerettet) bittet uns der Hausherr in ein Zimmer mit Blumentapeten. Hier sei es ruhiger als unten im Büro, hier schrille nicht dauernd das Telefon, sagt Franz Weber im reinsten Baseldytsch. Wir nehmen Platz. Er wirkt zerbrechlich und schüchtern fast, aber von früheren Begegnungen wissen wir, dass er sich im Nu straffen und zum kraftvoll gestikulierenden Kampfredner wandeln kann, um unerbittlich und mit starker Stimme Klartext zu sprechen.

Herr Weber: Wie geht es Ihnen?

Blendend!

Sie sind jetzt 80 Jahre alt ...

Vier mal 20!

Warum sagen sie das?

Weil ich immer noch gleich jung bin wie mit 20 und gar nicht begreife, dass jemand jünger ist als ich. Man hat doch nur das Alter, das man sich einredet! Wenn ich denke: Oha, jetzt ich bin 80, dann fühle ich mich plötzlich alt, dann kann ich auch nicht mehr die Treppe hoch rasen. Aber ich rase immer noch die Treppe hoch!

Das haben wir eben gesehen! Sie sind fit, wie machen Sie das?

Ich renne bei der Arbeit daheim oder hier im Gebäude täglich etwa 30 mal die Treppen hoch und runter. Und ich esse abends nur ein paar Kiwi. Das ist alles, neben dem Morgen- und Mittagessen.

 

"Wir leben in einem permanenten Krieg."

 

Sie bewegen sich gerne, Sie sind aber auch ein Bewegter, der gerne viel bewegt. Was bewegt Sie am meisten in Ihrem Leben?

Wenn Dinge kaputtgemacht werden. Ich empöre mich gegen die masslose Ungerechtigkeit gegenüber der Natur, gegenüber der Tierwelt, gegenüber den Schwachen. Ich habe ein wahnsinniges Mitgefühl für alles, das ist mir offenbar in die Wiege gelegt worden. Ich kann kein Elend sehen, Elend ist eine Schande! Ich finde es einen Irrsinn, wenn man für den Profit von ein paar Gangstern einfach Kulturgüter oder Landschaften ruiniert. Ich ertrage das einfach nicht, dass man so ungerecht sein kann! Ich kann auch nicht verstehen, dass man Kinder plagt oder verhungern lässt. Das regt mich masslos auf. Oder dass man ein Tier quält, die Umwelt vernichtet, Bäume umhaut. Darum leben wir ja in einem permanenten Krieg – weil der Respekt vor der Schöpfung fehlt.

Wer Zerstörungen verhindert, wird zum Retter. Franz Weber hat sich daraus einen Beruf gemacht. Mit unterdessen gegen 150 Kampagnen, worunter 27 kantonale und eidgenössische Volksinitiativen, mit kompromisslosen Kämpfen und etlichen Siegen, an die zunächst niemand glauben wollte.

So nennen ihn heute nicht nur seine Getreuen "Retter von Surlej und der herrlichen Engadiner Seenlandschaft, Retter von Lavaux, des schönsten Weinbergs Europas, Retter von Ouchy, der grünen Lunge von Lausanne, Retter von Delphi, der Wiege des Abendlandes, Retter von Les Baux de Provence, des südfranzösischen Naturwunders, Retter der Auenwälder von Hainburg, des letzten grossen Feuchtgebiets Europas, Retter des prächtigen Grandhotels Giessbach am Brienzersee, der Robbenbabys in Kanada, der Wildpferde in Australien und der Elefanten in Togo".

Besonders was die von der Totalüberbauung bedrohte Schweiz betrifft, gibt es keine Zweifel: Ohne Retter Weber hätte sie ein paar Landschafts-Juwelen verloren. Sie lägen zu einem Grossteil unter Beton. Worauf führt der "Verhinderer", wie er zuweilen verunglimpft wird, seine Erfolge zurück?

Ich sah mich immer – wie soll ich sagen – als ein Weltbürger. Wenn ich irgendwo eine schöne Landschaft bedroht sah, sagte ich zu Einheimischen: Das ist eure Landschaft, aber auch meine. Sie gehört allen. Und das Engadin gehört den Europäern, ned wohr (nicht wahr). Und Lavaux gehört nicht nur dem Waadtland, sondern der ganzen Schweiz, ganz Europa, ja der ganzen Welt! Und wir müssen es schützen. Ich habe immer so empfunden – und nun ist Lavaux von der Unesco zum Welterbe erklärt worden! Als ich Delphi rettete, sagte ich den Griechen: Natürlich gehört Delphi zu Griechenland! Aber es ist auch ein Juwel des Abendlandes. Dann habe ich aber auch bei jeder Kampagne zuerst die Menschen vor Ort angehört, mit ihnen diskutiert und sie zu überzeugen versucht.

Mit dem inneren Feuer, der Gestik und Lautstärke eines südamerikanischen Revoluzzers!

Ja, man muss natürlich ein guter Redner sein. Ich kann die Menschen mit meinen Reden mitreissen. Man muss natürlich die richtigen Argumente und Vokabeln haben. So, dass es nur so kracht: Bom! Bom! Bom! Paiiii! Hinausschreien, ned wohr, dass es richtig uusetätscht! Vor allem braucht es aber eine unerschütterliche Überzeugung, Temperament und eine vollkommene Integrität. Kein Lavieren! Kein Um-den-Brei-reden! Nein, man muss klar und zielgerichtet zu seiner Meinung stehen – und dann voll drauf!

Auch durch die Wand?

Ja, auch durch die Wand! Man muss aber in einem gewissen Sinne auch napoleonische Fähigkeiten haben. Ich bin kein Bewunderer Napoleons, aber ich habe ihn ein bitzeli studiert. Toll, wie der in Austerliz siegte, und in Waterloo hätte er ja auch fast gewonnen. Napoleon hat immer blitzschnell gehandelt, blitzschnell! Und er hat taktisch genau überlegt. Oft hat er einfach nur die Truppen marschieren lassen, und die Gegner haben kampflos kapituliert. Das gleiche Prinzip wandte ich bei den Intitativen "Keine Wasserflugzeuge auf Schweizerseen" und "Rettet das Simmental" an. Ich liess meine Truppen marschieren (lacht spitzbübisch), ohne die wir heute zum Beispiel eine Autobahn durch das wunderschöne Simmental hätten.

Die heftig umstrittene Zollfreistrasse zwischen Weil am Rhein und Lörrach am Wiese-Fluss in Basel wird nun aber gebaut.

Ich war dort und habe den Gegnern und Martin Vosseler meine Hilfe angeboten. Man wollte sie nicht wirklich, und der Kampf wurde blödsinnig verloren. Ich sage ihnen, wir hätten mit einer richtigen Kampagne grandios gewinnen können. Grandios! Wir hätten eine neue Inititative gemacht, ganz Deutschland mobilisiert und einen Riesenklamauk veranstaltet!

Und damit wäre das Vorhaben erledigt worden?

Natürlich! Enfin, voyons – es ist verrückt, das war reiner Defätismus. Aber ich will niemand attackieren, für Basel ist der Bau dieser Strasse wirklich schade. Übrigens: Auch die Swissair hätten wir retten können. Sie war wie das Matterhorn ein Teil der Schweiz. Wir hätten mit einer steuerfreien Anleihe innert zehn Tagen Milliarden zusammenbekommen! Der marode französische Staat konnte 1952 auch so gerettet werden!

Franz Weber fühlt sich seiner Geburtsstadt immer noch stark verbunden, trotz allen "architektonischen Scheusslichkeiten", die sie unterdessen erlitten habe. Aufgewachsen ist er mit sechs Geschwistern zwischen Wiese und Rhein, im Hirzbrunnenquartier, wo später auch Regenwaldschützer Bruno Manser seine Kindheit verbringen wird. Franz, Sohn eines Staatsbeamten, verliert seine Mutter als er zehn ist. Die harmonische Familie zerbricht, der sensible und musisch begabte Junge muss ins katholische Kinderheim Vincentianum an der Socinstrasse. Es folgt eine kaufmännische Lehre, und dem eigenwilligen, gut aussehenden Franz eilt bald der Ruf eines Herzensbrechers voraus.

"Man muss in gewissem Sinn napoleonische Fähigkeiten haben."


Er absolviert die Rekrutenschule und reist nach Paris. Er lernt an der Sorbonne Philosophie, Literatur und Geschichte, verdient sich als Journalist und Essayist seinen Lebensunterhalt. Weber hat rasch Erfolg, reist viel, liebt eine Pariser Schriftstellerin, mit der er die Zeitschrift "La Voix des poètes" (Die Stimme dere Dichter) herausgibt. Er kommt mit berühmten französischen Zeitgenossen aus Kunst, Musik und Literatur zusammen, Z.B. mit Jean Cocteau, François Mauriac, Eugène Ionesco, Charles Trénet, Jacques Brel, Jane Fonda, Charles Aznavour, François Hardy und Brigitte Bardot, mit der er später gegen das Abschlachten der Robbenbabies kämpft. Es sind Jahre, die den Basler innerlich wie äusserlich prägen und zum Fast-Franzosen werden lassen.


S'isch wirklig glatt gsi, ned wohr. Ich war total integriert und freute mich zugleich, ein Schweizer zu sein.

Der Augenblick, welcher aus dem Journalisten im Trenchcoat und Bewunderer von Henri Dunant, Jiddu Krishnamurti und Mahatma Gandhi einen radikalen Umweltaktivisten macht, kommt im Herbst 1965, wo Weber im Engadiner Surlej das Werk von "Bauhalunken" entdeckt, die den "hässlichsten Parkplatz der Welt hingepflastert haben". "Sie hatten sich an Unantastbarem vergangenen. Ich war ausser mir vor Zorn und Schmerz", schrieb der Entsetzte in dem zu seinem Markenzeichen entwickelten Pathos.


Franz Weber muss zuerst seinen Journalistenlohn in den schliesslich erfolgreichen Kampf gegen die "Verschandelung des Engadins" investieren. Aber bereits hier zeigen sich seine Fähigkeiten: Er ist ein Visionär, ein Kämpfer, ein Organisationstalent. Er kann aufrütteln, Ideen vermitteln, kalkulieren und aus seiner ehrlichen Empörung gegen die Vernichtung von ihm wichtigen Werten ein Geschäft aufbauen. So entwickelt sich "FW" zum "Rebellen für die Natur" (Titel einer Biographie), zum Gründer der Fondation, die jährlich um die zwei Millionen Spendengelder einnimmt, und der Helvetia Nostra.

Doch Franz Weber bleibt ein Einzelkämpfer, dem lediglich juristische Spezialist/innen und, je nach Bedarf, weitere Fachleute zur Seite stehen. Aber er will, ausser sich, seiner Familie, seiner Organisation und deren Kontrollorganen niemand Rechenschaft ablegen müssen. Mit der Stiftung hält er sich den Rücken für seine schnellen Angriffe frei. Niemand vermag ihm dreinzureden, ihn zu bremsen, ihm den Mund zu verbieten. So kann er der Sprache des Herzens, seinen Überzeugungen und scharfen Verbal-Attacken freien Lauf lassen – und Dinge beim Namen nennen, die beispielsweise die politischen Parteien oder grossen Umwelt- und Tierschutzorganisationen aus unterschiedlichen Gründen lieber verschweigen. Seine undiplomatische Offenheit stösst aber in der konsensorientierten Schweiz zuweilen auch auf gefühlsmässige Ablehnung. Hat er ein Mitgefühl für seine Gegner?


Nadirlig, das sind armi Sieche! (Natürlich, das sind arme Typen). Ich hätte viele meiner Gegner fertig machen können, aber das habe ich nicht gemacht.

Weber ist sich gewohnt, angegriffen zu werden. Wer angreift, muss mit Gegenangriffen rechnen. In den achtziger Jahren wird Franz Weber von der "Weltwoche" vorgeworfen, er veruntreue Spendengelder seiner vom Bund kontrollierten Stiftung. Weber reagiert entsetzt, spricht von einer "Verleumdungskampagne" durch das Magazin, der rechtslastigen Organisation "Trumpf Buur" und ehemaligen Mitarbeitern. Die Sache ufert mit Klagen und Gegenklagen aus, sie zieht Kreise, von der Waadtländer Justiz bis zum Europäischen Gerichtshof, wo die Schweiz verurteilt wird, um sich schliesslich als Sturm im Wasserglas zu entpuppen, der den Beschuldigten entlastete, jedoch allen Beteiligten schadete. Auch Franz Weber persönlich, den selbst heute noch allein schon die Infragestellung seiner Glaubwürdigkeit stark zu schaffen macht. Wie auch die Tatsache, dass er – ähnlich wie Freund Jean Ziegler – im Ausland häufig mehr geachtet wird und Dankbarkeit erfährt als in seiner Heimat.

"Es gibt eine Macht des Geistes."


Ob er denn je Zweifel am Sinn seines Engagements gehabt habe, wollen wir wissen.


Nein. Voyons, man kann doch viel bewegen! Es gibt eine Macht des Geistes, das gibt’s! Wenn man entschlossen auf ein Ziel zusteuert, reisst man die Leute mit. Das ist ganz eigenartig, aber aus dieser Entschlossenheit entwickelt sich eine Dynamik. Das kann ich Ihnen garantieren! Als ich die Delphi-Kampagne machte, da hat uns der Apollo geholfen! Ich bin überzeugt, dass der gekommen ist (lacht). Sie kamen, um zu helfen, die griechischen Götter!

Helfen Ihnen auch sonst Götter, Gott oder höhere Wesen?

Ich will dies so nicht sagen, das wirkt immer so selbstherrlich. (Denkt nach). Ich habe einfach gemerkt: Wenn man sich für etwas total einsetzt, dann entwickelt sich plötzlich eine Intelligenz im Kopf. Neue Möglichkeiten bieten sich an, wie man etwas anpacken kann. Und plötzlich hauts, gibt’s einen Durchbruch: Das machen wir jetzt! Paff – plötzlich weiss man es. Und natürlich man muss immer etwas schlauer sein als der Gegner und ihn überraschen.

Nochmals: Arbeiten Sie mit höheren Mächten?

Non, aber diese Mächte helfen uns. Ich bin sehr realistisch und praktisch veranlagt. Ich mache eine Sache, und wenn die richtig ist, dann wird einem geholfen. Das ist meine Überzeugung.

Es gibt also doch etwas ausserhalb dem, was wir sehen?

Selbstverständlich! Ich bin überzeugt, dass ich nach meinem Tod in eine andere Welt komme. Das ist toll!

Wo kann man Sie dann treffen?

Ja ... Das kann ich nicht sagen. Einfach in einer schönen Welt. Die gibt’s, die gibt’s!

Woher haben Sie Ihre Energie?

Ja, die kommt ... ich weiss nicht. Was soll ich sagen? Die kommt von einer, von einer poetischen Weltanschauung. Ich bin ja Poet, ned wohr. Und ich kann nicht begreifen, dass man die Poesie der Schöpfung heute zerstören will. Ich schrieb einmal: Wenn irgendwo in der Welt die Schönheit stirbt, stirbt etwas in uns – und die ganze Welt wird ärmer. Das ist für mich ein Prinzip!

Wem Weber immer wieder helfen, sind die Medien. Sie kennt der begnadete Selbstdarsteller aus eigener Erfahrung, weiss genau, was Journalist/innen brauchen. Zu vielen pflegt er persönliche Kontakte, doch stets mit gebührender Distanz. Er weiss, dass die Überzeugung der Vereinnahmung vorzuziehen ist. Dennoch ist man in vielen Schweizer Redaktionen dem radikalen Öko-Aktivisten gegenüber misstrauisch, berichtet lieber zu wenig als zuviel über ihn. Bei seinen oft wagemutigen Aktionen ist der Streitbare Gastgeber, Reiseleiter, Regisseur, Schauspieler und Aktivist in einem. Weber, über dessen entschlossenem Cäsaren-Gesicht durchaus plötzlich ein Spitzbubenschalk huschen kann, liebt das Spektakel – und die Medienvertreter/innen sind ihm dankbar, wenn er so richtig loswettert oder einen uneinsichtigen "Wahnsinnigen" schon mal dramaturgisch einwandfrei am Kragen packt.

Die Medien sind ihm wichtig, aber nicht mehr so, dass er ganz von ihnen abhinge. Auch hier hat sich der Steppenwolf seinen Freiraum geschaffen – mit seinem regelmässig erscheinenden "Journal Franz Weber", in dem neben Kampf- und Aufklärungstexten zu Umwelt- und Tierbelangen, auch Poesie und Philosophie, Aufrufe und grenzwissenschaftliche Themen publiziert werden, die sonst kaum in der Presse zu finden sind. Im Journal wird zudem über sein umstrittenes Engagement für die Wildpferde Australiens und den
Einsatz für die Wildtiere unter dem diktatorischen Regime Togos berichtet.


Dort engagiert er sich, trotz jahrzehntelanger und schwerer
Menschenrechtsverletzungen durch den Gnassingbé-Clan, für den Schutz
des Nationalparks von Fazao-Malfakasso. Da zeigt sich der kompromisslose
Tierfreund, den die allgemeine Hilflosigkeit des Mitgeschöpfes Tier zur
Gründung der "Vereinigten Tiernationen" und des "Internationalen
Gerichtshof für Tierrechte" treibt. Mit viel Aufwand lässt er beispielsweise
Regierungen anklagen und verurteilen, welche die "grausamen
Schlachttiertransporten" oder Stierkämpfe tolerieren. - Herr Weber, Sie wissen, dass dieser Gerichtshof, dem Sie auch als Präsident vorstehen, oft belächelt wird?

Den kann man gar nicht belächeln. Er wird seit 1979 von anerkannten Juristen und Experten geführt! Das ist ein Gerichtshof, der nach höherem Prinzip handelt, nach einer höheren Justiz. Er vertritt die Tiere und prangert schwere Vergehen gegen sie an. Er gibt ihnen innerhalb der menschlichen Institutionen einen Rechtsstatus, der ihnen bisher stets verweigert wurde. Auch den Wildtieren, ohne die es auch keine Menschen mehr geben wird. Das wäre ein Zeichen, dass wir total versagt haben. Wir müssen die Tiere schützen! Deswegen gibt’s die Vereinigten Tiernationen.

Der Eindruck, dass Franz Weber alles allein auf die Beine gestellt hat, ist eine famose Täuschung, ein bewusster Marketingtrick. Bei der Fondation Franz Weber, die über 230'000 Adressen verfügt, arbeiten - neben den beigezogenen Expert/innen - rund acht Mitarbeitende. Mit dabei zwei ebenfalls nahezu rund um die Uhr engagierte Frauen, welche die "Einmann-Show Franz Weber" mit Rat und Tat unterstützen: Ehefrau Judith (64), die sich liebevoll als den "Schatten meines Mannes" bezeichnet, und Tochter Vera (32). Zurzeit geben gerade Initiativen wie "Schluss mit uferlosem Bau von Zweitwohnungen!", "Gegen masslosen Bau umwelt- und landschaftsbelastender Anlagen" und "Gegen Kampfjetlärm in Tourismusgebieten" viel zu tun.


Meine Frau unterstützt mich im Stillen. Sie hat viele Ideen, sie ist total uneigennützig und arbeitet jeden Tag bis Mitternacht. Sie arbeitet auch am Sonntag, und Ferien machen wir seit über 30 Jahren ja beide keine.

Was passiert, wenn Franz und Judith Weber einmal nicht mehr sind?

Ja, dann macht Vera weiter. Sie will das weiterführen. Ich habe ihr dies aber völlig freigelassen. Ich sagte ihr: Weisst Du, dieses Metier ist gefährlich, wahnsinnig, hart, alles zusammen! Sie weiss das. Wenn sie will, kann sie es! Bon, ich hätte ihr ein schöneres Leben gewünscht - aber der Kampf um die Natur und die Tiere ist jetzt ihr Ziel. Sie hat die Hotelfachschule in Luzern abgeschlossen, jetzt gestaltet sie unsere Zeitung, organisiert Anlässe, vertritt uns an Konferenzen und hat kürzlich in Kanada eine Aktion gegen die Robbenschlächter geleitet.

Welchen Ratschlag geben Sie Ihrer Tochter Vera mit auf den Weg?

Sie muss sein, wie sie ist, ned wohr. Sie kann mich als Beispiel nehmen, aber sie soll mich nicht einfach kopieren. Sie muss es auf ihre Art machen, was sie übrigens schon tut. Wichtig ist, dass sie vollständig sich selbst ist. Aber sie muss überzeugt sein davon und mit vollem Elan drauf.

Herr Weber, nochmals zu Ihnen: Haben Sie eine Schwachstelle?

Eine Schwachstelle? Ich bin zu wenig angriffig! Ich bin zu gutmütig!

Und was noch?

Im Augenblick kommt mir nichts mehr im Sinn.

Letzte Frage: Unserer Einschätzung nach kommen gerade in der Umwelt arge Zeiten auf uns zu ...

Jaja, natürlich! Ich meine, ich mache jetzt noch zwanzig Jahre weiter, ned wohr! Nicht vergessen (Weber hebt den rechten Zeigefinger): Ich habe jetzt noch mindestens zehn Jahre, in denen ich mit rabiater Wucht arbeiten kann! Dann bin ich erst 90 Jahre alt. Und dann habe ich nochmals zehn Jahre vor mir, während denen ich – vielleicht – eine gewisse Altersmilde walten lassen werde!

30. Juli 2007

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Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

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Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

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