Unwort Nummer eins: "Human Resources"
Es gibt Unwetter, Unsicherheiten, Unmögliches, Ungleiches, etwas ist unschön, unwahrscheinlich, unappetitlich, unerträglich. Und so weiter.
Letzteres, also unerträglich, ist für mich das neudeutsche Wort "Human Resources". Nicht etwa, weil es ein englischer Begriff ist – an Anglizismen haben wir uns ja langsam gewöhnt – steht dieses Wort zuoberst auf meiner Unwörter-Liste. Selbst wenn es in der Abkürzung HR (phonetisch: Äitsch-Aar!) daherkommt, sträuben sich mir die Haare und es nimmt zur Zeit auf meiner Unwort-Liste den obersten Platz ein.
"Die Kombination beider Begriffe
macht das Unwort 'Human Resources' aus."
Wobei das Adjektiv "human" für sich allein kein Unwort ist, ganz im Gegenteil, es bedeutet "menschlich". Und "Resources" sind Rohstoffe, als Begriff für sich allein also neutral. Es ist die Kombination dieser beiden Begriffe die das Unwort "Human Resources" ausmachen. Auf Deutsch: menschliche Rohstoffe!
Man stelle sich vor, Menschen als Rohstoffquelle! Klingt schon fast kannibalisch. Was macht man mit Rohstoffen: Man beutet sie aus! In Steinbrüchen oder Silberminen zum Beispiel, oder mit Bohrungen nach Erdöl, und – so will es die unglückliche Wortschöpfung – neuerdings auch in den Personalabteilungen von Grossfirmen. Ein Blick oder ein Klick in ein Etymologisches Wörterbuch hätte sich gelohnt, bevor dieses Unwort in Umlauf gebracht wurde.
Aber trösten wir uns damit: "Un" bedeutet eigentlich "nicht". Ein "Unwort" ist somit ein "Nichtwort". Und ein "Nichtwort" ist definitionsgemäss gar kein Wort und hat somit keine Daseinsberechtigung. Deshalb kann ich ruhigen Gewissens dafür plädieren, es aus unserem Wortschatz zu streichen. Als Umschreibung könnte man von der "Abteilung für zukünftigen Arbeitskräfte" sprechen. Etwas sperrig, zugegeben. Dann halt – wie früher – von der "Personalabteilung". Schlicht und einfach. Und erst noch geschlechtsneutral.
6. Mai 2013
"Lieber noch ein 'Human Resources Department' ..."
Wie steht es es doch in so vielen Firmenleitbildern: "Der Mensch ist bei uns Mittelpunkt". Meistens stimmt es sogar, ist aber falsch geschrieben. Richtig wäre: "Der Mensch ist bei uns Mittel." In all diesen Fällen darf von mir aus die gute, alte Personalabteilung durchaus 'Human Resources' heissen.
Im übrigen: Lieber noch ein "Human Resources Department" als eine genderüberkorrekte "Mitarbeitenden-Abteilung".
Rudolf Mohler, Oberwil
"Aus dem Herzen gesprochen"
Liebe Corinna, Du hast mir aus dem Herzen gesprochen, ich empfinde Human Ressources genau so als Unwort. Leider hat es – aus unerfindlichen Gründen – vor etwa zehn Jahren auch in der Verwaltung unseligen Einzug gehalten. Was spricht denn gegen die gute alte Personalabteilung, die Personalchefin? Gleichstellungsgründe können es jedenfalls nicht sein, denn "Personal" ist ja bekanntlich sächlich!
P.S. Dr. Ehrenzeller hat Deinen Artikel im Himmel oben sicher auch sehr beifällig aufgenommen.
Robert Heuss, Basel
"Verräterische Stelleninserate"
Die Wirtschaft verrät mit ihrer unreflektierten Sprache ihr Menschenbild bei jeder Gelegenheit.
zum Beispiel in Stelleninseraten: Da fällt mir auf, wie häufig das Wort 'Durchsetzungsvermögen' vorkommt. Auch ein Unwort! Die Bedeutung von "durchsetzen" entlarvt den Ausdruck, das Anhängsel: "Vermögen" kann den Hintergrund der Fremdbestimmung nicht abschwächen: "durchdrücken, durchführen, durchkämpfen, erzwingen, verwirklichen, erreichen, erzielen, ausrichten, bestehen lassen, aufrechterhalten, durchboxen, durchpauken, durchpeitschen, ertrotzen, durchsetzen".
Nicht eben sozialverträglich, "solches" Personal zu suchen! Unappetitlich aber wird ein solches Wort in der Wirkung bei den BewerberInnen – nämlich als direkte Einladung bzw. sogar Aufforderung zu solchem Verhalten.
Der Zusammenhang zu "Human Resource" (Mensch als Ware!) ist unschwer zu erkennen.
Bruno Rossi, Gelterkinden
"Menschenmaterial"
Ich bin dafür, die "Human Resources" einzudeutschen. "Menschenmaterial" wäre die angemessene Übersetzung. Die Firmen und Organisationen, die den Begriff nutzen, outen (schon wieder so ein Anglizismus!) damit gleich ihre Einstellung zu den Mitarbeitern.
Esther Murbach, Basel