Die Kapuzineräffchen in den "Langen Erlen"
Woher die Kapuzineräffchen ihren Namen haben, ist auf den ersten Blick ersichtlich: Ihr Haarschopf, der von der Stirn nach hinten wächst, formt sich auf der Höhe des Hinterkopfes zu einer Kapuze, ähnlich jener, mit der Kapuzinermönche ihr Haupt bedecken. Ihr Lebensraum sind allerdings keine Klöster, sondern die Wälder des amerikanischen Kontinents. Deshalb werden sie auch "Neuwelt Affen" genannt.
So weit müssen wir glücklicherweise nicht reisen, wenn wir diese gelenkigen und sprunggewaltigen Kerle aus der Nähe beobachten wollen. Das Sechser-Tram fährt uns ganz in ihre Nähe, nämlich zum Basler Tierpark "Lange Erlen".
Dort tummeln sie sich in ihrem Pavillon, wo sie an aufgehängten Ringen, Strickleitern und Autopneus herumschaukeln können, wenn sie sich nicht gerade in ihrem durch eine Klapptüre erreichbaren Aussengehege aufhalten, um sich dort in atemberaubender Geschwindigkeit auf dem Kletterbaum von Ast zu Ast zu schwingen, wobei sie sich mit Hand, Fuss oder Schwanz festhalten, dann mit Schaukeln Schwung fassen um schliesslich auf dem Luftweg die nächste Astgabel zu erreichen. Manche bringen es fertig, dabei auch noch an einer Banane zu knabbern.
"Dann wird um die Wette gekreischt
und hie und da fliegen auch die Fetzen."
Nebst diesen akrobatischen Höchstleistungen gibt es aber auch noch anderes zu bewundern. Zum Beispiel die Hingabe und Zärtlichkeit, mit der sie sich der gegenseitigen Fellpflege widmen. Sie durchforschen mit ihren Händchen den Pelz, sei es den eigenen oder jener einer ihrer Artgenossen, und zwar nicht etwa nur nach eventuellem Ungeziefer, wie ich mir sagen lassen musste, sondern vor allem nach abgestorbenen Hautschuppen. Einmal fündig geworden, inspizieren sie die Beute zwischen ihren spitzen Fingern von allen Seiten und stecken sie dann, wenn für gut befunden, sichtbar genüsslich in den Mund. Auf diese Weise ist beiden gedient: dem einen für die Körperhygiene, dem anderen fürs Kulinarische. Dann geht die Suche weiter, und zwischendurch werden die Rollen getauscht.
Steht den Äffchen die Lust eher auf etwas mehr Grünfutter als im täglichen Angebot, dann machen sie sich im Aussengehege an das auf der anderen Seite des Maschengitters wuchernde Unkraut her. Und ist das verlockende Löwenzahn- oder Spitzwegerich-Blatt jenseits des Zauns nicht mit den Fingern erreichbar, dann suchen sie sich im Gehege einen geeigneten Zweig, biegen oder brechen ihn zum Werkzeug zurecht und "angeln" damit den vegetarischen Leckerbissen so nahe zum Zaun, dass sie ihn mit Daumen und Zeigfinger ergreifen, abrupfen und verspeisen können.
Ebenso unterhaltsam wie das Geschehen im Innern des Affenkäfigs ist das Verhalten und die Reaktionen Zuschauer draussen. Neben dem Spass, den die Besucher an den äffischen Kapriolen haben, wird der eine oder andere unter ihnen möglicherweise ein Aha-Erlebnis haben. Zum Beispiel wenn sich die Affenkinder kreischend darum streiten, wer an dem herabhängenden Seil zuerst und wie lange herumturnen darf. Oder wer sich mit dem Auskratzen einer Bananen- oder Orangenschale beschäftigen darf. Dann wird um die Wette gekreischt und hie und da fliegen auch die Fetzen. Mit anderen Worten: Es "menschelet".
Und übrigens: Falls jemand seine letzten Zweifel an der Evolutionstheorie loswerden will, kann ich ihm/ihr einen Besuch bei den Kapuzineräffchen in den Langen Erlen wärmstens empfehlen.
28. April 2014
"Es tut unheimlich gut"
Es tut richtig gut, neben allen negativen und traurigen Nachrichten, die da einem am Morgen aus Radio und Zeitung überfluten, so einen Text zu lesen! Es menschelet bei den Äffchen und äffelet bei den Menschen!
Vielen Dank Frau Christen und gute Fortschritte bei der Heilung Ihres Beinbruches – schnellere Rehabilitation als ich es zurzeit erlebe nach meinem Oberarmbruch.
Heidy Strub, Pratteln