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"Markt besser bewirtschaften": Ex-Partner Basler Zeitung und Publigroupe

"Basler Zeitung" trennt sich vom Anzeigen-Riesen Publigroupe

Vermittlung gescheitert: BaZ betreibt das Inserategeschäft künftig in eigener Regie


Von Peter Knechtli


Der Strukturwandel in der Schweizer Presselandschaft führt zu einer weiteren markanten Veränderung: Die "Basler Zeitung" beendet die langjährige Inseratepacht-Kooperation mit der Publigroupe und übernimmt das Anzeigengeschäft ab kommendem Jahr in Eigenregie. Vermittlungsgespräche über Möglichkeiten einer Weiterführung der Zusammenarbeit sind gescheitert. Die Publigroupe bleibt aber wichtige BaZ-Aktionärin.


Die Situation ist einigermassen delikat: Die Publigroupe (Branchenkürzel: "P"), die mit Abstand grösste Anzeigenpächterin der Schweiz, ist mit einem massgeblichen Paket von 37 Prozent am Verlagshaus der "Basler Zeitung" (BaZ) beteiligt. Sie besorgt für die BaZ das Anzeigengeschäft. Und nun stellt die Familie Hagemann als Mehrheitsaktionärin, in der "Hagemann & Co." gebündelt, die Publigroupe sozusagen kalt, indem sie beansprucht, die Inserate-Acquisition künftig selbst zu übernehmen, um damit die Autonomie des Basler Medienhauses "langfristig" abzusichern.

BZ-Entscheid verschärfte die Situation

Schon zu Zeiten, als noch Peter Sigrist als operativer Chef die Geschicke des grössten Verlagshauses der Nordwestschweiz leitete, war mit schöner Regelmässigkeit Unzufriedenheit ("die könnten etwas mehr machen") über das acquirierte Inseratevolumen zu vernehmen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Grundlegend geändert hat sich aber die Struktur der Printmedien in der Nordwestschweiz, seit im Frühling letzten Jahres die "Basellandschaftliche Zeitung" (BZ) mit dem Badener Verleger Peter Wanner ("Mittelland-Zeitung") ins Boot stieg und seit vergangenem September als Kopfblatt der "Aargauer Zeitung" erscheint. BaZ-Verleger Matthias Hagemann machte gegenüber OnlineReports schon letzten Sommer deutlich, dass er mit der Acquisitionsleistung der Publigroupe in einem Mass nicht zufrieden sei, dass sein Unternehmen erwäge, das Anzeigengeschäft in eigener Regie zu übernehmen. Ausschlag gebend sei vor allem der offensichtliche Interessenskonflikt, in die die Publigroupe dadurch geraten sei, dass sie auch künftig für alle drei an der neuen Konkurrenzlage beteiligten Medienunternehmen tätig sei: Sowohl für die "Basler Zeitung" wie auch für die BZ und die "Aargauer Zeitung".

BaZ-CEO Beat Meyer kündigte schon letzten August an, sein Unternehmen wolle "den Markt, den wir im Auge haben, besser bewirtschaften". Die "P"-Performance, so hiess es damals, sei "ungenügend". Die Nervosität auf der BaZ-Chefetage ist nachvollziehbar: In ihren besten Zeiten verfügte die "Basler Zeitung" jährlich über 8'000 Inserateseiten, heute sind es noch rund 4'500, was dem allgemeinen Branchentrend entspricht. Das Inserategeschäft ist existenziell: Es generiert rund zwei Drittel der Einnahmen.

Task-Force brachte keine tragfähige Lösung

Erstes Indiz für eine Lösung war der Entscheid der BaZ-Spitze, die Anzeigen für ihre als Antwort auf die Kooperation der Liestal-Baden-Achse beschlossene regionale Grossauflage selbst zu acquirieren. Zu einem raschen Bruch kam es indessen nicht. Der Verwaltungsrat der "Basler Zeitung Medien" beschloss am 22. November, "zur Lösung der Problematik um den bestehenden Regievertrag zwischen Basler Zeitung und Publigroupe" eine paritätisch zusammengesetzte Task-Force unter dem Vorsitz des früher für das Printmedien-Geschäft der Publigroupe verantwortlichen Generaldirektors Ernst Grab einzusetzen. Ihr Auftrag: Bis Jahresende "Vorschläge für eine von beiden Vertragsparteien akzeptierte künftige Zusammenarbeit zu präsentieren".

Aus der Tatsache, dass der Trennungsentscheid erst heute Freitag bekannt gegeben wurde, lässt sich ermessen, dass BaZ und Publigroupe ihren Interessenskonflikt noch während Monaten wälzten, bevor das endgültige Scheitern Tatsache wurde.

Publigroupe bleibt Minderheits-Aktionärin der BaZ

Matthias Hagemann wollte sich über die Gründe, die zu einem Scheitern der Vermittlung geführt haben, und über die diskutierten Konsensvorschläge nicht äussern. Vielmehr attestierte er sowohl Vermittler Ernst Grab ("hochkarätiger Fachmann") als auch Publigroupe-CEO Hans-Peter Rohner ausgesprochene Professionalität.

In der heute veröffentlichten Medienmitteilung wird festgehalten, dass die bisherige Zusammenarbeit der BaZ mit der Publigroupe Ende dieses Jahres abläuft. Die PubliGroupe bleibe jedoch "ein strategisch wichtiger Partner" der "Basler Zeitung Medien" und bleibt weiterhin mit 37 Prozent an der BaZ-Gruppe beteiligt. Allerdings hat die künftige Anzeigen-Eigenregie der "Basler Zeitung" erhebliche Auswirkungen auf die bisher mächtige Publigroupe-Filiale in Basel: Sie wird verkleinert, restrukturiert und neu ausgerichtet, was einen Abbau von 20 Stellen zur Folge haben wird. Ein Teil der betroffenen Mitarbeitenden wird von der BaZ übernommen. Die restliche Reduktion des Personalbestandes soll durch natürliche Fluktuation, interne Umplatzierungen und Frühpensionierungen erreicht werden. Für die Regelung von "allfälligen Härtefällen" bestehe ein Sozialplan, heisst es weiter.

Das BaZ-Anzeigengeschäft dürfte ab 1. Januar 2008 die "BZM Werbe AG" übernehmen, die heute bereits die wöchentliche BaZ-Grossauflage vermarktet.

Publigroupe will "keine Schuldzuweisung"

"Natürlich bedauere ich die Situation. Aber sie entwickelte sich so, dass es leider nur diese Lösung gab", erklärte Publigroupe-CEO Hans-Peter Rohner gegenüber OnlineReports. Die Beendigung einer langjährigen Vermarktungs-Partnerschaft sei "extrem sensitiv". Sie bedeute aber "eine pragmatische Lösung einer schwierigen Situation" auch in personeller Hinsicht auf operativer Ebene. Mit dem Trennungsentscheid habe ein "jahrelanges juristisches Hickhack" verhindert werden können. Rohner: "Wir wollten keine einseitige Schuldzuweisung." Einen Domino-Effket - das Abspringen weiterer Zeitungstitel - befürchtet Rohner nicht. Mit der NZZ und der Mittelland-Zeitung hätten in den letzten Jahren wichtige Pacht-Partner gewonnen werden können. Die Frage der 37-Prozent-Beteiligung an der "Basler Zeitung Medien", die nicht bestritten ist, sei vom operativen Pacht-Entscheid nicht tangiert. Auf die OnlineReports-Frage, ob er für die BaZ demzufolge eine rosige Zukunft sehe, sagte Rohner lakonisch: "Das steht so nicht im Communiqué."

11. Mai 2007


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