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Tanja Soland, Christine Keller und die Gewalt an FrauenLinke Frauen spielen häusliche Gewalt gegen sexuelle Übergriffe im öffentlichen Raum aus und wollen offizielle Informationen einschränken Von Peter Knechtli Die Basler Grossrätin Tanja Soland, Präsidentin der SP-Fraktion und Strafrechtlerin, hat der "Basler Zeitung" kürzlich ein Interview gegeben. Ich habe diesen Text zweimal gelesen und dabei mehrmals den Kopf geschüttelt: Wie kommt eine ambitionierte junge Politikerin dazu, einen solchen Text freizugeben, von dem absehbar war, dass sie damit voll ins Messer läuft. Nein, Zivilcourage war das nicht. Das war Naivität.
"Selektive Medien-Information ist Manipulation Schon diese Sequenz ist erschütternd: Da plädiert eine SP-Politikerin allen Ernstes für eine selektive Information an die Medien – und damit für die Manipulation der öffentlichen Meinungsbildung. Die Staatsanwaltschaft soll Übergriffe auf Frauen im öffentlichen Raum nur noch häppchenweise an die Medienvertreter verteilen, offenbar nach dem Motto: Nötigungs-News nach Gutdünken. Frau Soland präzisiert dann weiter: Es soll nur informiert werden, "wenn mögliche Täter zur Fahndung ausgeschrieben sind oder Zeugen gesucht werden".
"Wer vor Gefahren bewusst nicht warnt, Zurück zu Tanja Soland. Sie sagt: Mitzuteilen, dass es etwa im Schützenmattpark zu einem Überfall kam, bewirke nur, "dass Frauen sich nicht mehr getrauen, sich im öffentlichen Raum zu bewegen". Auch dieses Zitat scheint wie von einem fremden Planeten zu stammen: Die gefährlichen Parks, Strassen und Plätze und die sich dort ereignenden Gewalts-Exzesse zu verschweigen, heisst nichts anderes, als ahnungslose Passanten genau in die Gewalts-Falle hineintappen zu lassen. Die Sicherheitsbehörden sähen sich dann umgehend dem Vorwurf ausgesetzt, vor gefährlichen Orten nicht gewarnt zu haben und an Übergriffen mitschuldig zu sein. Eine Politik aber, die Warnungen vor Hot Spots ablehnt und Informationen über sexuelle Attacken nur noch selektiv verbreiten will, ist verantwortungslos.
* am Unteren Rheinweg in Basel 4. September 2012
"SP pflegte allzu lange Sozialromantik" Ohne in die Schublade „fremdenfeindlich“ gesteckt werden zu wollen – es ist leider eine Tatsache, dass für manche Männer aus anderen Kulturkreisen Frauen Freiwild und Menschen zweiter Klasse sind. Vor allem westliche Frauen, die sich frei bewegen. Manche Immigranten und Asylbewerber können oder wollen unsere Kultur nicht begreifen und unsere Regeln nicht akzeptieren, aus welchem Grund auch immer. Wer macht ihnen bei der Einreise unmissverständlich klar, dass sie uns zu respektieren haben, nicht nur wir sie? Frau Soland? Die SP hat allzulange der Sozialromantik gehuldigt und handfeste Integrationsprobleme verschlafen. Ich sage das, obwohl ich mich der SP in Vielem politisch verbunden fühle. Nicht vergessen werden soll jedoch, dass auch manche männliche Schweizer zu schändlichen Gewalttaten gegenüber Frauen fähig sind. Esther Murbach, Basel "Auch Tanja Soland hat Recht" Peter Knechtli hat Recht, das BaZ-Interview von Tanja Soland war vermutlich kein Glücksfall von politischer Kommunikation, vor allem nicht in dieser Zeitung. Und auch richtig ist, dass die Delikte von häuslicher Gewalt nicht gegen Gewaltdelikte im öffentlichen Raum ausgespielt werden sollten. Aber auch Tanja Soland hat Recht! Schon die Zeitschrift "Beobachter" schrieb im Jahre 2008 unter dem Titel "Gefühlte Bedrohung" über die Gewalt im öffentlichen Raum: "Die Medien schüren die Angst durch medial hochgekochte Fälle. Man mystifiziert eine heile Welt von gestern, die es so nicht gegeben hat." Und da wäre dann auch ein kritischer Blick auf die BaZ und auf die Staatsanwaltschaft notwendig.
Für Somm war das Interview natürliche eine Steilvorlage, um seinem Auftrag zu genügen, vor den Wahlen in Basel populistische Propaganda in Sinne der SVP zu machen. Niemand wird so viel Geld in eine Zeitung investieren, ohne eine Gegenleistung zu erhalten. Und das ist jetzt klar der richtige Zeitpunkt, wenn nicht jetzt, wann dann?
Dazu kann sicher auch die überproportionale Berichterstattung der BaZ über die nebulösen Vorwürfe an Regierungsrat Eymann im Fall Cosco gerechnet werden. Wohltuend hebt sich dazu ein NZZ-Artikel über Kriminalität in Basel ab: "Die Zahlen hinter einem Basler Wahlkampfthema".
Auch die Staatsanwaltschaft hat Interessen. Wenn man 30 zusätzliche Stellen will, darf man nicht auf zu kleinem Feuer kochen. Ob diese Stellen wohl bei der Polizei für die Prävention von Delikten nicht nützlicher wären? Übrigens, im Jahre 2011 gab es 6'876 Straftaten gegen Leib und Leben bei häuslicher Gewalt davon 28 Tötungsdelikte und 66 versuchte Tötungen. Otto Kunz-Torres, Basel "Ich wünschte mir PolitikerInnen, die sich entschuldigen" Manchmal wünschte ich mir, dass PolitikerInnen sich einfach entschuldigen würden für deplatzierte Aussagen und ihren Irrtum eingestehen. Stattdessen versucht man es zu kaschieren, zu erklären (weil es die Leser ja nicht kapiert haben...) und meint damit Stärke zu zeigen. Und macht es damit nur noch schlimmer. So deute ich den Erklärungsversuch auf der SP BS website. sp-bs.ch.
Für mich geht nichts über Transparenz in einer demokratischen Gesellschaft, auch wenn die Wahrheiten nicht übereinanderpassen sollten mit dem ideologischen Weltbild des Autors/der Autorin. Wenn Frau Soland der Staatsanwaltschaft einen Maulkorb verpassen wollte, ist dies inakzeptabel und bedenklich. Karl Linder, Basel "Ich kenne nur eine Bezeichnung ..." Für eine Politikerin, die das Problem von Gewalt an Frauen im öffentlichen Raum in Basel herunter zu spielen versucht, kenne ich eigentlich nur eine Bezeichnung: "Tüpfi". Sorry. Paul Libsig, Reinach "Äpfel mit Birnen verglichen" Vorweg, um zu erklären, dass ich beim Thema mitreden kann: Ich war über 12 Jahre Stiftungsrätin des Frauenhauses Basel (u.a. mit Kollegin Christine Keller). Man bezeichnet mich als Hebamme oder Installateurin der Baselbieter Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt, deren Vorgesetzte ich bis vor kurzem war. Und zu letzt: Die Kommunikation in der Sicherheitsdirektion wurde von mir vor 19 Jahren aufgebaut und 14 Jahre lang ausgebaut.
Also: Ich habe mich auch über das Interview der mir nicht persönlich bekannten Frau Soland geärgert. Es machte einfach keinen professionellen Eindruck, wie da Äpfel mit Birnen verglichen und Gewaltdelikte gar gegeneinander ausgespielt wurden. Fakt ist – und da gibt es seit Jahren gesicherte Daten für Baselland, die auch jährlich und detailliert in der Kriminalitätsstatistik publiziert werden – dass ca. jedes dritte Ausrücken der Polizei mit häuslicher Gewalt zu tun hat. Im Schnitt sind es übers Jahr rund 1000 Einsätze – kurz ein "Massengeschäft", das zu verniedlichen in keinster Weise gerechtfertigt ist. Man denke dabei auch an die mitbetroffenen Kinder!
Daneben gibt es die Vergewaltigungen im öffentlichen Raum, die statistisch gesehen deutlich weniger sind, auch wenn man berücksichtigt, dass viele Frauen (und Männer/Homosexuellenszene) aus Scham, Angst etc. gar nie angezeigt werden und damit auch in keiner Statistik erscheinen. Dass in solchen Fällen informiert wird, ist nur richtig. Es geht um Transparenz gegenüber potentiell Betroffenen. Doch meine ich, die Information muss einfühlsam und opfergerecht sein – Sprüche wie: Frauen sollten ein Pfefferspray dabei haben (so vor Jahren in einem Communiqué eines Polizeikorps gelesen – notabene im Hochsommer!) oder es seien halt gewisse Strassen zu meiden oder Frauen sollten quasi in Sack und Asche gehen, um bei Männern nicht irgendwelche Triebe zu wecken, sind falsch. Da werden die Opfer zu Tätern gemacht, das ist stossend und deren Trauma wird noch vertieft. Frauen haben das Recht, sich jederzeit und überall im öffentlichen Raum zu bewegen.
Zielführend wäre es sowohl für Frau Soland als auch für die Fahndungsaufrufe, in ihrer Öffentlichkeitsarbeit immer mitzutransportieren, dass es die Opferhilfe gibt. Die hat Spezialistinnen und Spezialisten für im öffentlichen Raum vergewaltigte Männer und Frauen, aber auch für von häuslicher Gewalt Betroffene. Eine Strafanzeige ist nicht Voraussetzung für eine Beratung. Barbara Umiker Krüger, Arlesheim "Unangenehme Wahrheit" Ich schätze die beiden Grossratskolleginnen Christine Keller und Tanja Soland sehr und deshalb fällt es mir schwer, Peter Knechtlis ausgezeichnetem "Einspruch" Recht zu geben. Und doch: eine unangenehme Wahrheit ist hilfreicher für den Umgang damit als das Verschweigen von Fakten, die damit ja nicht aus der Welt geräumt sind. Beatrice Alder, Basel |
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"Meine Rolle sieht bequem aus" |
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