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© Screenshot by WikiLeaks
"Schau Dir die toten Bastarde an"WikiLeaks bringt in Erinnerung, dass wir es mit einer neuen digitalen und demokratischen Öffentlichkeit zu tun bekommen haben Von Aurel Schmidt Zum ersten Mal ins Bewusstsein der Öffentlichkeit getreten ist WikiLeaks im April dieses Jahres mit der Veröffentlichung einer inzwischen legendär gewordenen Filmsequenz, in der zu sehen ist, wie im Juli 2007 im Irak zwei amerikanische Apache-Hubschraubern Zivilisten beschossen und zwölf töteten, begleitet vom zynischen Geheul "Yeah, schau Dir die toten Bastarde an" der unsichtbaren Besatzung. Die gefilmten Ereignisse erinnerten an ein Video-Game. Sie sind im Internet immer noch zu sehen*.
"Politische Enthüllungen Politische Aufdeckungen haben eine lange Geschichte. 1908 brachte zum Beispiel der irische Diplomat Roger Casement (1864-1916) als britischer Konsul die ungeheuerlichen Zustände im belgischen Kolonialreich Kongo unter Leopold II an die Öffentlichkeit. Hätte er schweigen sollen? Die Ereignisse gehören noch heute zum Ungeheuerlichsten, was der europäische Kolonialismus in Afrika verbrochen hat. Joseph Conrad hat sie im Roman "Das Herz der Finsternis" dargestellt. Die beiden Japaner Junichi Sato und Toru Suzuki deckten auf, dass Walfische, angeblich zu wissenschaftlichen Zwecken gefangen, in japanischen Restaurants auf den Tellern betuchter Gäste landeten. Sie hatten Fleischproben aus einem Lagerhaus gestohlen. Ihre Strafe wurde auf Grund internationaler Proteste zur Bewährung ausgesetzt. Worin bestand ihr Vergehen?
"Darf die Informationsfreiheit im Namen Ohne diese und andere angeblich illegale Veröffentlichungen wüssten wir kaum Bescheid, wie es in der politischen Realwelt tatsächlich zu und her geht. Die Häufung von Aufdeckungen bringt mit erschreckender Deutlichkeit ins Bewusstsein, dass es dabei nicht um eine Einzelerscheinung geht, um eine Störung und einen Betriebsunfall, sondern dass es sich hier um eine Systematik handelt, die bisher durch Geheimhaltung der Öffentlichkeit vorenthalten blieb. Diese Zurückhaltung ist jetzt entfallen.
"Gefährden Enthüllungen die Gesellschaft Für Julian Assange verlangen jetzt einige Hau den Lukas-Politiker in den USA und Kanada die Todesstrafe. Der amerikanische Verteidigungspolitiker fand Assanges Verhaftung eine "gute Nachricht". Aber was für ein Delikt soll ihm vorgeworfen werden?
"Im Internet ist eine neue Das digitale Zeitalter hat das Gesicht der Welt verändert haben, wie es bis vor kurzem niemand für möglich gehalten hat. Kontakte sind augenblicklich mit der ganzen Welt möglich, Nachrichten verbreiten sich in Windeseile, auch Aufrufe zu Demonstrationen durch die neuen Kommunikationsmittel wie "Facebook" oder "Twitter" (wie im Iran nach den gefälschten Wahlen 2009). Die Börse ist diejenige Einrichtung, die am meisten von der digitalen Entwicklung profitiert und sich zu einer Kriegsmaschine entwickelt hat, die Staatsfinanzen und Währungen ruinieren und dabei viel Geld verdienen kann.
"Im Internet werden neue Formen Nachdem die Plattform von WikiLeaks gesperrt wurde, stellt sich die Frage, wem der Netzraum überhaupt gehört? Den Servern? Oder denen, die für die Freiheit im Netz eintreten. Wenn es Regeln für den Verkehr im Internet geben soll, wo liegen diese dann? Bestimmen PayPal oder PostFinance als moralische Hüter des Netzes, wie weit WikiLeaks gehen darf? Die Freiheit des Netzes ist ein wertvolles und vehement verteidigtes Gut, seitdem der amerikanische Bürgerrechtler und Mit-Gründer der Electronic Frontier Foundation, John Perry Barlow, in der "Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace" diesen zur "Heimat des Geistes" erklärt hat. Seither ist der Cyberspace zum Schicksal der Welt geworden.
* unter www.collateralmurder.com 14. Dezember 2010
"Von Staatsintervention ist keine Rede" Sehr geehrter Herr Heuberger, ich bin kein Freund von öffentlichen Dupliken. Zu Ihrem Beitrag "Also doch mehr Staat" erlaube ich mir dennoch eine Bemerkung: Entweder bezieht sich dieser auf eine ganz andere Lesermeinung oder Sie haben meine Gedanken – zugegeben: sie sind recht lang – nicht richtig gelesen, schon gar nicht die letzten beiden Abschnitte. Sie finden in meinem ganzen Text auch nicht in Ansätzen den Begriff "Staat" oder "Staatsintervention".
Vielleicht lesen Sie zur Ergänzung auch noch Peter Knechtlis Beitrag vom 20. November 2008 "Immer mehr Giftspritzen aus dem virtuellen Hinterhalt" (den Link dazu finden Sie unter Aurel Schmidts Artikel vom 14. Dezember), in dem meine Bedenken recht gut aus der von mir befürchteten Realität unterstrichen werden. Wikileaks könnte sich "dank" zunehmender geistiger Amokläufer und Profilierungsneurotiker bald schon in eine ganz ähnliche, letztlich verheerende Richtung entwickeln, einfach in viel grösseren Dimensionen. Edi Borer, Kaiseraugst "Also doch mehr Staat?" Lieber Herr Borer, da staune ich einfach, wie sie plötzlich "Bedenken" und "Angst" haben betreffs Freiheit der Medien, aufgehängt an der Onlineplattform WikiLeaks. Sind es nicht Sie und Ihre rechtsgerichteten Sympathisanten und Kreise, die immer wieder zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit "Mehr Freiheit – weniger Staat" predigen? Oder die bürgerlich besetzte "Aktion Medienfreiheit", die gegen eine Bevormundung und Verbote im Kommunikationssektor kämpft und sich für mehr "Wettbewerb" einsetzt. Filippo Leutenegger (FDP) und Natalie Rickli (SVP) gehören zu den prominenten Initianten dieser Nachfolgeorganisation des Hofer-Clubs. Dazu gehört auch "Weltwoche"-Guru Roger Köppel mit seinem Brandartikel "Mehr Freiheit – weniger Staat". Oder die neue Führungsriege der BaZ mit ihrem Credo einer politisch breit abgestützten Information. Und nun kommt einer Namens Julian Assange, der das auf seine elektronische Weise umsetzt und viele Zeitgenossen bekommen einen Riesenschrecken.
Ach, so war das aber nicht gemeint. Wie denn, lieber Herr Borer? Wer befielt denn, was wir wissen dürfen und was nicht? Also doch mehr Staat? Ich vermute stark, dass einige dieser Überraschten einfach gewisse Berichte und Informationen nicht ertragen können, weil ihr Weltbild plötzlich in Schieflage kommt, wei nicht sein kann, was nicht sein darf. Vorher war's doch viel bequemer. Und nun wird man unsanft gezwungen, umzudenken. Und ich prophezeie, dass das nur der Anfang ist. Wetten? Bruno Heuberger, Oberwil "Ungutes Gefühl über diese Enthüllungsneurosen" Ich kann mich der recht differenzierten Betrachtung von Aurel Schmidt über WikiLeaks und die Folgen über weite Strecken anschliessen. Und doch befällt mich zunehmend ein ungutes Gefühl über diese Enthüllungsneurosen, vor allem aber über die damit von Assange offenbar losgetretene Lawine. Dies erst recht, nachdem ich am 14. Dezember auf ZDF die Sendung "frontal21" mit dem Beitrag "Kampf im Netz - Wikileaks schlägt zurück" gesehen habe.
So hat gemäss den "frontal"-Autoren die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" bereits einen digitalen Briefkasten eröffnet, auf dem jeder anonym geheime und vertrauliche Dokumente hochladen kann. David Schraven von dieser Zeitung frohlockt auch schon, es seien bereits recht brauchbare Unterlagen – etwa Verschlusssachen aus dem deutschen Innenministerium oder Katastrophenschutzpläne der Deutschen Bahn – eingegangen, die sich zu gegebener Zeit verwerten liessen.
Nichts gegen Offenlegungen von echten Sauereien, gerade von staatlicher Seite. Nichts gegen das Anprangern von Fehlentwicklungen. Doch wo ist die Grenze des Erträglichen? Wie lange geht es, bis andere profilneurotisch veranlagte Hacker im reinen Wettkampf mit WikiLeaks sowie in der Sucht nach globaler Beachtung ebenfalls Informationen absaugen und publizieren, welche die Privatsphäre auch von normalen und unbescholtenen Bürgerinnen und Bürgern verletzen und diese einfach nur blossstellen wollen? Cyber-Mobbing im grossen Stil mit hohem Transparenz-"Wert"?
Was, wenn Mitarbeitende oder Hacker Konstruktionspläne, Rezepte, Strategien usw. oder andere interne Dokumente aus Unternehmen "klauen", bei denen es nicht um fragwürdige oder gar "kriminelle" Tatbestände geht und wenn diese Dokumente in den digitalen Briefkästen von Redaktionen landen? Was, wenn solche Informationen in die Hände von "durchgestarteten" Zeitgenossen geraten, die damit – auch kriminellen – Missbrauch betreiben, etwa Erpressungen oder Verkäufe an die Konkurrenz von so "gehackten" Unternehmen? Vertretbare, ja unerlässliche Transparenz?
Darf man auf das Verantwortungsbewusstsein der Redaktionen zählen, wenn diese ihre digitalen Briefkästen verwerten (oder eben nicht verwerten)? Oder zählt dann nur das Erstgeburtsrecht der sensationellen Enthüllung, pharisäerhaft entschuldigt mit einem Transparenz-Mäntelchen, jedoch strikte nach dem Motto "Nach uns die Sintflut"? Heisst dann "Pressefreiheit" die Freiheit, alles breitzutreten, selbst wenn dabei nachweislich ein auch grosser Schaden für die Gesellschaft, Wirtschaft oder Politik die Folge ist? Schliesslich: Werden wir mit dieser Art von grenzenloser Transparenz eigentlich glücklicher und zufriedener? Ist sie tatsächlich ein konstruktiver Gewinn für uns alle? Ich stelle immer mehr das Gegenteil fest.
Ich erinnere mich noch recht lebhaft, als die ersten Computerviren aufgetaucht und wie schnell dann – bis heute – weltweit immer mehr und immer gefährlichere Viren produziert und gestreut worden sind. Der damit – weitestgehend aus Profilierungssucht von "durchgeknallten" Informatik-Kennern – angerichtete Schaden muss in die Milliarden gehen. Müssen wir beim "WikiLeaks-Hype" mit einer ähnlichen Entwicklung rechnen, die irgendwann unweigerlich jeden von uns erwischt?
Ich habe (noch) keine Antworten auf solche und weitere Fragen. Doch wie gesagt: Mir macht diese Entwicklung auch Angst – erst recht, wenn daraus ein wachsender Anspruch entstehen würde, die Transparenz bis unter die "Unterwäsche des Nachbarn" einzufordern. Edi Borer, Kaiseraugst "Der mit Abstand differenzierteste Beitrag" Der Artikel zu Wikileaks ist der mit Abstand differenzierteste Beitrag, den ich bisher zu diesem Thema gelesen habe. Herzliche Gratulationen! René Wohlhauser, Basel |
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"Meine Rolle sieht bequem aus" |
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Baselbieter SVP-Basis steht
vor Gewissens-Entscheid
Der Kommentar von Peter Knechtli zur
Präsidiums-Kandidatur von Peter Riebli.
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Erneuter Knall bei der SVP:
Riebli will Präsident werden
Caroline Mall zieht Kandidatur zugunsten des
68-jährigen Politikers aus Buckten zurück.
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Ein Schweizer Vorzeige-Projekt:
20 Jahre "Obstgarten Farnsberg"
Mit Birdlife-Projektleiter Jonas Schälle
unterwegs in einem Bijou der Biodiversität.
SVP BL vor Scherbenhaufen:
Wie konnte es so weit kommen?
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den Zerwürfnissen in der Partei geführt haben.
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Eskalation bei der SVP: Fraktionschef Riebli abgesetzt
Ab sofort leitet Reto Tschudin
die SVP-Fraktion im Baselbieter Landrat.
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Kantonsgericht Baselland:
Mitte droht leer auszugehen
Freisinn kann sich bei der Ersatzwahl dank
Taktik und Zufall einen Vorteil erhoffen.
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Regierungsrat Mustafa Atici muss die Kritik ernst nehmen
Kommentar von Jan Amsler und Alessandra Paone zur Regierungswahl in Basel-Stadt.
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