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© Foto by Peter Knechtli, OnlineReports.ch

Gibt es in Basel eine Verdrängung – oder gibt es keine?

Basel, 29. Dezember 2022

Die "BZ Basel" hat sich in den letzten Jahren gemacht: Die Lokalberichterstattung ist umfassender, politischer und auch "newsiger" als jene der "Basler Zeitung", die Analysen verraten Autoren-Kompetenz. Gut, eine solche Zeitung noch zu haben. Doch gelegentlich kann ich mir ein Fragezeichen auch nicht verkneifen.

Etwa wenn die BZ wieder mal bei OnlineReports abkupfert, und dabei die Quelle nicht nennt. Der Chef entschuldigte sich immerhin, begründete die Unterlassung aber damit, sie sei "einer layouterischen Veränderung zum Opfer gefallen". (Eine Argumentations-Vorlage für Schlaumeier, die eine Quellennennung immer noch für unter ihrer Würde halten.)

"Sie sagen also im Grunde genommen, ..."

Von einer Zeitung erwartet man selbstverständlich Objektivität, was aber keineswegs heisst, dass sie sich nicht auf einen eigenen Standpunkt festlegen soll. Diese Woche publizierte die BZ im Lokalteil ein Interview mit der Stadtsoziologin Joëlle Zimmerli. Der Chef stellte etwas suggestiv die Frage: "Sie sagen also im Grunde genommen, das Gespenst der Gentrifizierung werde in Basel nur an die Wand gemalt, das Problem der Verdrängung lediglich importiert?" Die Wissenschafterin antwortete mit "Ja".

Auf der Frontseite lasen wir sodann einen vierspaltigen Aufmacher-Anriss aus der Feder des Chefs zum Interview. Es trug den nun nicht besonders Interesse weckendend Titel "Keine Verdrängung in Basel". Aber, und nur darum geht es: ohne Anführungs- und Schlusszeichen. Damit machte der Autor die Meinung seiner Interview-Partnerin nicht nur zu seiner eigenen, sondern stellte die politisch brisante Aussage zum Verlust günstigen Wohnraums (Gentrifizierung) als Einzelmeinung einer Soziologin als eine Art allgemein gültige Feststellung dar.

Ernsthafte gegenteilige Positionen

Das ist – mit Verlaub – nicht statthaft. Zumindest ist die Frage der Verdrängung aus Wohnungen in Basel hoch umstritten. Im Gespräch mit OnlineReports im November 2021 stellte die Basler Sozial- und Kulturgeografin und Wohnraumforscherin Luisa Gehriger klar: "Die Gentrifizierung in Basel existiert definitiv."

Es wäre also angebracht gewesen, auch die gegenteilige Position zu thematisieren oder zumindest die "Keine Verdrängung"-Schlagzeile als Zitat mit Anführungs- und Schlusszeichen zu markieren. Aber wer weiss: Vielleicht sind sie auch "einer layouterischen Veränderung zum Opfer gefallen".




Weiterführende Links:
- Wohnungsmarkt: "Die Gentrifizierung in Basel existiert definitiv"
- So schreibt die BZ Basel bei OnlineReports ab
- Die "BZ online" kupfert weiterhin bei OnlineReports ab
- Die BZ schreibt erneut ab: Patrick Marcolli, einschreiten!


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"Hilflose, nur kurzzeitig denkende Politik"

Natürlich gibt es die Gentrifizierung – auch in Basel, wie aktuell in jeder Stadt resp. Stadtzentren. Wie bei allen wirtschaftlichen Gütern bestimmt Angebot und Nachfrage die Preise. Auch "Vermieten" ist letztlich nur ein Geschäft; niemand würde in ein Miethaus investieren, wenn das nicht so wäre.

 

Hat sich die Nachfrage des Mittelstandes noch vor nicht so langer Zeit aufs Land hinaus bewegt, wo (wertvoller, preiswerter) Landwirtschaftsboden hemmungslos überbaut wurde, geht der Trend zurück. Das hat viele Gründe. Einer davon ist die hilflose, nur kurzzeitig denkende Politik, der letztlich nur einfällt, das Problem zu lösen, indem die wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit der Investoren laufend beschränkt wird, was natürlich davon abhält, Geld in Wohnungsbau zu investieren. Das Angebot kann die Nachfrage nicht mehr abdecken, zumal Billigwohnbau alleine schon durch Gesetze und Vorschriften so verteuert wird, dass er einfach nicht mehr billig sein kann.

 

Auf dem Land ist alles inzwischen verschwunden, was zum Leben gehört. Die Post ist weg, die Schule, der Laden, die Beizen – man kann dort nur noch schlafen und den Sonntagspaziergang machen. Der (zweifellos bei uns gute) öV verdrängt den Individualverkehr; aber seine wachsenden Kosten reduzieren die Einsparungen der Wohnkosten. Kein guter Ort zum alt werden. Auch nicht für Ausbildung und Arbeit suchende Einwanderer. (Nicht Ausbildung und Arbeit Suchende kann sich die Landgemeinde gar nicht leisten!)

 

Das politische Laisser-faire bei der gesellschaftlichen Entwicklung führt zum Nachfragedruck in den Städten – den Stadtzentren. Der Wohnungsbau in Aussenquartieren ohne eigene Infrastruktur (ausser vielleicht dem Anschluss an den öV) führt zu Gettoisierung und Druck auf den öV, der zunehmend unangenehm wird, trotz der an sich guten Leistung.

 

Fazit: Der Nachfragedruck auf die Innenstädte ist kein überraschendes Wunder, sondern die Folge einer mangelhaften Politik.


Peter Waldner, Basel



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"Das Gebiet Rütschete ist tatsächlich ein bekannter Rutsch- oder Kriechhang."

Stellungnahme in der Volksstimme
vom 26. September 2023
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Überraschung!

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In einem Artikel über die polarisierende Jungpolitikerin Sarah Regez (SVP BL) bezieht sich die Basler Zeitung auf OnlineReports.

persoenlich.com vermeldet mit Verweis auf OnlineReports den Wechsel der Basler Journalistin Andrea Fopp von Bajour zur NZZ.

Happy Radio greift den Bericht von OnlineReports über die Deponie Höli Liestal AG auf.

Die Volksstimme bezieht sich in einem Porträt über den freiwilligen Verkehrsregler in Rickenbach, Robert Bussinger, auf einen früheren Artikel von OnlineReports.

Die bz greift den Bericht von OnlineReports über den Eklat am Baselbieter Kantonsgericht mit dem sofortigem Rücktritt eines Vizepräsidenten auf.

Die bz zitiert in ihrem Nachruf auf Hans Rudolf Gysin aus dem OnlineReports-Porträt "Die Hans Rudolf Gysin-Story: Auf der Spur eines Phänomens".

Zahlreiche Medien haben die Nachricht über den Tod von Hans Rudolf Gysin aufgenommen: Basler Zeitung, bz und weitere Titel von CH Media, Prime News, Volksstimme, Bajour, Baseljetzt, SRF-Regionaljournal Basel, Happy Radio, nau.ch.

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Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).

Am 1. Juni 2024 übernimmt Veronika Röthlisberger die Leitung der Gebäudeversicherung Basel-Stadt von Peter Blumer, der danach pensioniert wird.

Hanspeter Wäspi (57, Rheinfelden) ist neuer Geschäftsleiter von Procap Nordwestschweiz.

Die Leitung der Abteilung Finanzen und Controlling im Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt obliegt ab 1. Dezember Thomas Schneider, der die Nachfolge des Bald-Pensionierten Daniel Hardmeier antritt.

Stefan Binkert wird neuer Rektor des Wirtschaftsgymnasiums und der Wirtschaftsmittelschule Basel; er folgt in dieser Funktion auf Patrick Langloh, der ab 1. Januar 2024 die Leitung des Bereichs Mittelschulen und Berufsbildung im Erziehungsdepartement übernimmt.