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Fragwürdiger Erfolgsrummel um die Menschheitsgeissel Malaria

Das Schweizerische Tropeninstitut in Basel freut sich, bleibt aber grundsätzlich skeptisch


Von Peter Knechtli


Als "wichtigen Durchbruch" im Kampf gegen die Menschheitsgeissel Malaria beschwören britische Wissenschaftler die Entdeckung eines Erreger-Proteins. Doch das Schweizerische Tropeninstitut in Basel verweist auf die lange Entwicklungsphase und warnt vor allzu grossen Hoffnungen. Überdies fordert die Ärzteorganisation "Ärzte ohne Grenzen" pragmatische Sofortlösungen und den verstärkten Einsatz des neuen Theraphiemittels Artemisinin.


"Durchbruch in der Malaria-Forschung: Wissenschaftler identifizieren resistentes Protein im Erreger." Mit dieser Freudenbotschaft betiteln die Medien derzeit Berichte über einen lang ersehnten Erfolg bei der Behandlung der oft tödlichen Malaria. Das Sumpffieber gilt als eine der hartnäckigsten Geisseln der Menschheit. Allein in Afrika fordert es jährlich gegen zwei Millionen Menschenleben. Zwei Milliarden Menschen sind von ihm bedroht, und weltweit stirbt alle 12 Sekunden ein Mensch - meistens Kinder - an den von der Anopheles-Stechmücke übertragenen Malariaerregern. Die grössten Probleme im Kampf gegen das Sumpffieber sind die rasch wachsenden Resistenzen der Mücke gegen Insektizide und der Malariaparasiten gegen Medikamente; die

schlechten Gesundheitssysteme, das Fehlen eines Impfstoffs und die vorab durch Kriege ausgelösten Völkerwanderungen.

Kein Wunder, dass jede Erfolgsmeldung im Kampf gegen die Plage Malaria auf breites Interesse stösst. Neu ausgelöst haben es diesmal britische Wissenschaftler an der Universität von Edinburgh. Nach ihren Angaben konnten sie zusammen mit Kollegen des Biotec-Instituts in Bangkok jenes Protein im Malaria-Erreger identifizieren, das für die rasche Resistenz gegen neue Medikamente verantwortlich ist. Exakt dieses Eiweiss habe bislang den Einsatz eines Impfstoffes für eine dauerhafte Malaria-Behandlung verhindert, versichern jetzt die Forscher im Fachmagazin "Nature Structural Biology".

Frühe Vorfreude auf neue Medikamente

Der Schlüssel zur Lösung des Problems wird im Protein DHFR (Dihydrofolat-Reduktase) gesehen. Dieses Eiweiss benötigt der Erreger zum eigenen Überleben. Mit Hilfe von gentechnischen Tests wurde nun derjenige Teil des Proteins isoliert, der dieses vor der Chemikalie Pyrimethamin schützt, das in Medikamenten gegen Malaria eingesetzt wird. Malcolm Walkinshaw von der Uni Edinburgh: "Jetzt können wir die Proteinstruktur nutzen, um eine neue Generation von Medikamente zu entwickeln. Dagegen können auch resistente Malaria-Stämme keine Resistenz entwickeln." Die Forscher hoffen nun auf eine schnelle Entwicklung von Medikamenten gegen die Tropenkrankheit.

Vor falschen Hoffnungen warnt indes das renommierte Schweizerische Tropeninstitut (STI) in Basel. "Das ist sicher ein sehr wichtiger Befund, doch wie bei so vielen derartigen Befunden, die auf der Grundlagenforschungsebene interessant und bedeutend sind, braucht es für die Umsetzung in die Praxis und öffentliche Gesundheitsversorgung noch viele Jahre", erklärte dessen Leiter Marcel Tanner gegenüber OnlineReports. Der Malariaspezialist verweist auch auf die häufige Schwierigkeit, derartige Befunde zum Wohle der betroffenen Bevölkerungen umzusetzen. "Eine Medikamentenentwicklung dauert bis zur routinemässigen Anwendung gut seine fünf bis sieben Jahre." Eine Zeitspanne, die sich nur unter "sehr, sehr günstigen Umständen stark verkürzen" lasse, relativierte Tanner die Hoffnung auf einen raschen Sieg im Kampf gegen das Sumpffieber.

Kritik an egoistischen Geberländer

Bis es soweit ist, müssen laut Marcel Tanner unterschiedlichste, angepasste und kombinierte Bekämpfungsstrategien angewendet werden - angefangen bei insektizidbehandelten Mückennetzen, Früherfassung, Entwicklung der Gesundheitssysteme bis hin zu Resistenzen verhindernden Kombinationstherapien. Für diese setzt sich auch die Organisation Médecins Sans Frontières/Ärzte Ohne Grenzen (MSF) ein. So richtete sie am Afrika-Malaria-Tag 2003, dem 25. April, einen Appell an die internationalen Geberländer - insbesondere Industrienationen und Pharmazeutika produzierende Staaten - und die Schweizer Regierung: Sie sollen sich mit den afrikanischen

Ländern verstärkt für die Behandlung von Malaria mit der Kombinationstherapie auf der Basis von Artemisinin (ACT) in Afrika einsetzen.

MSF fordert die Geberländer zudem auf, die ACT-Therapie "so schnell wie möglich" in den afrikanischen Ländern zum Einsatz bringen. Die Behandlung wird seit 2001 von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlen, und seit 10 Jahren in Asien verwendet. ACT ist schnell wirksam und gut verträglich. Gegen das herkömmliche, immer noch häufig verwendete Malaria-Medikament Chloroquin sind viele Afrikanerinnen und Afrikaner bereits resistent. Obwohl viele Länder Afrikas den ACT-Empfehlungen der WHO folgen möchten, sind sie dennoch gezwungen, billigere Lösungen anzuwenden. Grund: Es fehlen Finanzierungsmöglichkeiten. MSF-Kampagnendirektor Bernard Pecoul : "Die Geberländer, vor allem Grossbritannien und die USA, scheuen sich vor den Mehrkosten, die durch die Einführung von ACT verursacht werden. Sie ziehen es vor, Geld zu sparen, anstatt Leben zu retten."

25. April 2003


"Auch die Schweiz muss handeln"

Auch die Schweiz ist bei der Malaria-Bekämpfung gefordert. So verlangt die Organisation Médecins Sans Frontières/Ärzte Ohne Grenzen (MSF) von der Eidgenossenschaft ein verstärktes Engagement für den Einsatz der erfolgreichen Artemisinin-Kombinationstherapie ACT in Afrika. In ihrem Bericht „ACT NOW“ erklärt Thomas Nierle, operationeller Direktor von MSF Schweiz: "Auch die Schweiz mit ihrer humanitären Tradition sollte handeln. Sie müsste sich nicht nur für Präventivmassnahmen, sondern auch klar und deutlich für die Förderung der Behandlung aussprechen. Wir ermutigen unser Land, Massnahmen zu ergreifen um die von der WHO empfohlene Behandlung in den Ländern Afrikas zu fördern, in denen die Schweiz präsent ist. Auch sollte sie sich verstärkt in internationalen Instanzen - wie der WHO - engagieren."

Zur Zeit kostet die Dosis für einen erwachsenen Patienten 1.50 US-Dollar. Bis 2004/2005 sollten sich die Kosten auf 0.50 bis 0.80 Dollar pro Dosis senken. Die herkömmlichen, aber oft nicht mehr wirksamen Medikamente sind billiger. Sie kosten rund 0.10 Dollar pro Dosis. MSF schätzt die Gesamtkosten für einen Wechsel zur Kombinationstherapie ACT in Afrika auf 100-200 Millionen US- Dollar.

Das ist viel Geld für den Schwarzen Kontinent. Deshalb warnt Bernard Pecoul, Direktor der MSF-Kampagne für den Zugang zu unentbehrlichen Medikamenten: "Das Ziel der G8-Länder und der Staatsoberhäupter Afrikas, die Todesrate bis 2010 zu halbieren, wird ein unerreichbarer Traum bleiben, wenn sich die Geberländer nicht endlich zum Handeln entschliessen und eine wirksame Behandlung finanzieren!"


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Die bz bezieht sich in einem Artikel über den Asyl-Streit in den beiden Basel auf einen Leserbrief auf OnlineReports.

In einem Artikel über den Richtungsstreit innerhalb der Baselbieter SVP zitiert die Basler Zeitung aus OnlineReports.

Die bz vermeldet mit Verweis auf OnlineReports den Abgang des Gelterkinder Gemeinderats Pascal Catin.  

Die Basler Zeitung nimmt in einem Artikel über die Baselbieter FDP-Landrätin und Nationalratskandidatin Saskia Schenker Bezug auf OnlineReports. 

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Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

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Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

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