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Der offene Raum wird zum KerkerBuch: Der französische Urbanist Paul Virilio denkt über die Ausbreitung von Terror und Überwachung in der omnipräsenten Welt nach Von Aurel Schmidt Über Stadt, Raum und Urbanität zu sprechen kann heute auf zwei Arten erfolgen. Entweder geht man von der um sich greifenden Verelendung der Städte aus, wie es der amerikanische Urbanist Mike Davis getan hat, oder man schliesst die Augen und bejubelt die Visionen, die von Stararchitekten (andere gibt es offenbar keine) entworfen und in Hochglanz-Journalen verbreitet werden. Zwischen der realen Stadt und der propagierten Stadt klafft ein Abgrund. Auf eine dritte, ganz andere, höchst eigenwillige Art denkt der französische Architekturkritiker und Urbanist Paul Virilio über das Thema nach.
"Die Welt ist ebenso lokal und global,
Vielleicht muss man mit den aphoristischen Sprüngen von Virilios Diskurs vertraut sein, um den tieferliegenden Sinn immer gleich zu erfassen, aber mit ein bisschen Nachdenken sollte es möglich sein. Die Waffentechnologien, die Verkehrsgeschwindigkeiten, die Kommunikationseinrichtungen haben den Raum auf einen Punkt zusammengezogen. Das heisst, er ist nunmehr ebenso lokal (hier, wo ich bin, im Umkreis von 100 Metern, die ich überblicken kann) wie zugleich global (überall verteilt, an jedem beliebigen Ort). Aber nicht nur das: Er ist auch terminal geworden – eine Endstation. Es gibt in einem endlichen System wie der total erfassten Welt keine Nischen, keine Refugien, keine Ausweichplätze. Das Hinterland liegt mit einem Mal direkt vor der Haustür. Der Terror ist medial, frei Wohnzimmer geliefert, das heisst überall präsent (telepräsent). Er ist gewissermassen der Preis der Globalisierung – wie die Angst vor ihm, die ebenso allgegenwärtig ist.
"Der Weg hat uns vom globalen weiter zum
Und selbst damit sind wir noch nicht am Ende. Die grossen Revolutionen des 19. und 20. Jahrhunderts waren die Transportation (der Verkehr) und die Transmission (die Datenübertragung dank gesteigerter Rechnerkapazitäten). Diese zweite Revolution hat "transhorizontale Fernüberwachung" ebenso ermöglicht wie zum Beispiel die Kapitalflüsse rund um den Globus. Jetzt steht uns eine dritte Revolution bevor: Die Transplantation (oder biologische Revolution). Sie verändert den virtuellen Raum der Globalisierung in einen "genetischen Raum", in dem der Mensch nicht mehr den Ort wechselt, sondern selbst ausgewechselt wird wie einst die Pferde auf der Poststation.
Paul Virilio: Panische Stadt. Aus dem Französischen von Maximilian Probst. Passagen Verlag. Fr. 35.90. 28. April 2008
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