Werbung
© Fotomontage by OnlineReports.ch
Ein meisterhafter Netzwerk-ArrangeurItag-Krise: Multi-Funktionalist Fritz Schuhmacher steht am Ende einer beispiellosen Karriere Von Peter Knechtli Nie suchte er das Licht der Öffentlichkeit, doch im Schutz der Diskretion zog er die Fäden wie kein Zweiter. Mit der Strafuntersuchung wegen Verdachts auf Vermögensdelikte und Problemen um die von ihm verwaltete Gerstenhauer-Stiftung gerät der heimliche Basler Medien-Mogul und Mitbesitzer der Treuhandfirma Itag, Fritz Schuhmacher (59), arg in Bedrängnis. Wer ist Fritz Schuhmacher? Eine Annäherung. Zum Leben von Journalisten gehört es auch, unangenehme Fragen zu stellen. Eher selten kommt es vor, dass sich die unangenehmen Fragen an die Verleger und Verwaltungsräte von Medienunternehmen richten. Das hat für sie den Vorteil, im Schutz vor kritischer Analyse und Publizität dem Geschäft nachzugehen, das gerade in der Herstellung von Publizität besteht.
"In der BaZ war die Itag So ungeschminkte Information über ein so diskretes Finanzhaus wie die Itag hat keine Tradition: Als im Frühjahr 2003 die frisch gewählte Baselbieter Justiz- und Polizeidirektorin Sabine Pegoraro (FDP) öffentlich ankündigte, dass gegen ihren Ehemann Peter - damals operativer Chef der Itag-Vermögensverwaltung - auf Anzeige der Firma hin ein Strafverfahren wegen Kompetenzüberschreitung im Gange sei, war bei der "Basler Zeitung" - notabene noch vor Ivo Bachmanns Aera - Schonungs-Stufe eins angesagt. Vertuschend hiess es in der Zeitungsmeldung, Pegoraro leite die Vermögensverwaltung "einer Basler Finanzfirma". In einem anderen Fall schrieb die BaZ, Pegoraro sei "von seiner Arbeitgeberin" suspendiert und angezeigt worden. Dass es sich dabei um die Itag handelte, wurde tunlichst verschwiegen - ob auf Anweisung oder im Sinne vorauseilenden Gehorsams, bleibt offen.
"Schuhmacher kann den Charme In der Tat vermochte Schuhmacher seinen Gesprächspartnern mit dem schmeichelnden Charme eines englischen Landlords die Aura zu vermitteln, zu den Grossen, Wichtigen und Einflussreichen zu gehören. Den Nimbus der Bedeutung unterstrichen äussere Symbole wie das äusserst noble Ambiente des Itag-Sitzes am Hirzbodenweg, der mit "CC"-Schild geschmückte Jaguar Daimler in der Tiefgarage, das Rotarier-Emblem am Revers. Daneben kann der galante Herr reflexartig seinen Habitus auf die Augenhöhe ganz gewöhnlicher Menschen einrichten. Dann findet er einen jovialen Umgangston, der weit von der auserlesenen Wortwahl jener feinen Gesellschaft entfernt ist, der sich der Generalkonsul von Monaco verbunden und zugehörig fühlt. "Ich als einfacher Landanwalt von Hobel (sein Wohnort Hochwald im Volksmund, red.)", kokettierte er jeweils mit seinem tatsächlichem Status.
"Er will die Macht." Er kennt die angepassten Umgangsformen, auch Witz und Bildung verrät er in der Konversation. "Er hat schon sehr sich selbst im Auge, aber ausgenützt kam ich mir noch nie vor", äussert sich ein langjähriger politischer Weggefährte positiv. Fritz Schuhmacher kann auch spassen, aber spassen lässt er mit sich nicht. Liebesentzug muss riskieren, wer sich ihm auch einmal mit Fragen oder Kommentaren nähert, die auch nur annähernd geeignet wären, seine Interessen zu tangieren. "Er will die Macht", sagte ein langjähriger Vertrauter, der, wie weitere Informanten, mit denen OnlineReports sprach und deren Einschätzung diesbezüglich ähnlich lauten, nicht namentlich genannt werden will.
"Der Königsmacher Mit seinem Riecher für nutzbringende Netzwerke schuf der Helveter mit Schmiss und FDP-Mitgliedschaft Seilschaften auf verschiedenen Ebenen - in der Politik mit freisinnigem Schwerpunkt. So trat der frühere Baselbieter FDP-Präsident Patrice Baumann im Dezember 2002 in die Itag-Gruppe ein. Auch arbeitete Peter Pegoraros Ehefrau Sabine - die heutige Baselbieter Regierungsrätin und ehemalige FDP-Kantonalpräsidentin - früher in Schuhmachers Dornacher Anwaltskanzlei, während ihr Ehemann in der Itag bis zu seiner Freistellung als Direktor die Vermögensverwaltung führte. Sabine Pegoraro und Fritz Schuhmacher trafen sich auch im Rahmen der regionalen ACS-Sektion: Schuhmacher war Präsident, Sabine Pegoraro bis zu ihrer Wahl in den Regierungsrat Vorstandsmitglied. Zwar wird Schuhmacher im Baselbiet nur geringer Einfluss zugebilligt, doch sind Stimmen zu hören, die zumindest auf eine hintergründige Unterstützung der Kandidatur Pegoraro hindeuten. Dies allerdings bestreiten andere Quellen: Schuhmacher sei gar nicht guter Stimmung gewesen, als Sabine Pegoraro seine Kanzlei verlassen habe.
"Warum nur nahm Ueli Vischer Zu den Leuten seines Vertrauens gehörte der frühere Basler Finanzdirektor und nunmehr frei praktizierende Anwalt Ueli Vischer. Kaum hatte er dieses Frühjahr sein Mandat niedergelegt, wartete die Itag im März mit der Bekanntmachung auf, der alt-Regierungsrat übernehme die Funktion des Verwaltungsratspräsidenten. Das Engagement war, kaum begonnen, schon zerronnen: Dieser Tage einigten sich die Itag-Spitzen auf einen Rücktritt Vischers. Dass der liberale Ehrenmann dieses Mandat annahm, noch während die Pegoraro-Untersuchung lief, verstanden nicht alle. "Da checke ich den Ueli nicht", meinte ein Duz-Freund gegenüber OnlineReports, schob aber gleich Verständnis nach: "Ueli Vischer hatte die Art, nie jemanden zu fragen, was er machen soll." Waren Vischer beim Eintritt in den Itag-Verwaltungsrat alle Informationen gegeben worden oder wurden ihm kritische Aspekte vorenthalten?
"Kommt es auch im Publigroupe- Vielen ist schon lange ein Rätsel, wie er zusätzlich den Verpflichtungen seiner 40 Verwaltungsratssitze nachkommt und weitere Mandate in Ausschüssen inhaltlich meistert. In dieser exzessiven Kollektion von sich teils zuwider laufenden Bindungen und Interessenkollisionen, die zunehmend Sprengstoff in sich trugen, sehen Beobachter denn auch eine Gefahr, die Fritz Schuhmacher möglicherweise nicht realistisch genug einschätzte. Fraglich ist, ob sich im "System Schuhmacher" genügend Freunde bewegten, deren kritischer Ratschlag erwünscht und gefragt war. Möglicherweise schwiegen viele Beobachter mit klarem Kopf auch nur in der Hoffnung, selbst einmal vom "System Schuhmacher" profitieren zu können.
"Ein krasser Bruch in der Biografie." Die Grenzen seines Wegs nach oben musste Schuhmacher vor vier Jahren erfahren, als ihm die Wahl zum Präsidenten der Handelskammer beider Basel misslang, obschon ihn die aus Hanspeter Weisshaupt, Bernhard Menzinger und Hans Kindler bestehende Findungskommission einstimmig als Nachfolger von Robert A. Jeker empfahl. Das Rennen machte der Wirtschaftsanwalt Thomas Staehelin. Später folgte die unter Druck der Bankenkommission erfolgte Strafanzeige gegen Peter Pegoraro und weitere Mitarbeitende. Jetzt muss sich Schuhmacher selbst einer Strafuntersuchung unterziehen, was er als "Racheakt" von früheren Mitarbeitenden bezeichnet.
* Der Autor ist als Vertreter der Medienschaffenden Mitglied des Stiftungsrates Kabelnetz Basel, dem auch Fritz Schuhmacher angehört. 27. September 2005
"Die Globe-Air-Brillanz und der fragliche Medien-Anwalt" Das ist eine schön-satte Geschichte rund um den Fritz Schuhmacher. Dazu von einem Alt-Journalisten noch zwei Bemerkungen. Die erste ist eine Ergänzung zur Geschichte. Wesentlich zum Ansehen Fritz Schuhmachers beigetragen hat sein seinerzeitiges Mandat als Verteidiger im damaligen Globe-Air-Prozess. Diese sehr frühe Basler Airline (lange vor der Crossair!) ging unter, als eine Bristol Britannia 175/313 dieser Gesellschaft in Zypern abstürzte und fast alle Passagiere ums Leben kamen. Der Absturz war das "Aus" für die Globe-Air, der dann vor dem Gericht in Dornach ein grosser Prozess gemacht wurde.
Damals wurde ich als Journalist erstmals auf Schuhmacher aufmerksam. Und zwar in positivem Sinne. Er vertrat die Angeklagten der Globa-Air mit Umsicht und Engagement. Es war ein äusserst spannender Prozess über Wochen - mit Fritz Schuhmacher in der Hauptrolle, die er brilliant beherrschte - schon damals. Und es war vermutlich der Prozess, mit dem er in den Wirtschaftskreisen der Region auch bekannt wurde.
Die zweite Bemerkung betrifft die Frage nach dem Medien-Anwalt. Zahlreiche Basler Journalisten haben sich stets die Frage gestellt, warum Fritz Schuhmacher sich als Medien-Anwalt bezeichnet? Bis zu seinen ersten Mandaten beispielsweise im Basler Kabelradio usw. hatte er von Medien-Arbeit kaum eine Ahnung - mindestens nicht in dieser Hinsicht, wie beispielsweise eine Zeitung oder ein Radio von innen her gemacht wird. Medien-Praxis im Sinne eines Medienschaffenden hatte er nie.
Ich habe nie begriffen, wie von vielen damaligen Kollegen der Begriff des Medien-Anwalts geprägt werden konnte. Verlags-Anwalt ja, aber Medien-Anwalt ... Diesen Begriff müsste man auch heute noch genauer hinterfragen. Felix Thomann, Basel |
|
Reaktionen |
Permatrend muss nach
über 46 Jahren schliessen
Mit dem Textildruck-Betrieb geht auch ein Stück Baselbieter Unternehmensgeschichte.
Regierung kontert den
Herr-im-Haus-Standpunkt
Peter Knechtli zur Unterschutz-Stellung
der verwüsteten Sissacher Tschudy-Villa.
SP wirft Lauber missbräuchliche Budgetierung vor
Minus von 94 Millionen: Baselbieter Regierung plant "Entlastungsmassnahmen".
Reaktionen |
Roger Blum wirft bz
Besprechungs-Boykott vor
Relevante Ereignisse bleiben in Basler
Leitmedien immer häufiger unbeachtet.
Reaktionen |
Heikle Wahl-Werbung
auf dem Handy
Problematisch: SP und Bider & Tanner versenden SMS von derselben Nummer.
Räppli-Krise treibt Fasnächtler
in beiden Basel um
Das Wurfmaterial ist knapp – und seit Corona deutlich teurer.
Haltestelle Feldbergstrasse: Kante zu hoch gebaut
Das Trottoir wird nochmals aufgerissen und die Tramstation temporär versetzt.
Reaktionen |
Rechter Verbandsmitarbeiter unter linken Unternehmern
Luca Urgese im Wahlkampf: "Lieber das Original statt die Kopie wählen."
BL-Hauseigentümer stossen
"Transparenz-Initiative" an
Kantonsgericht statt Bundesgericht
soll künftig Verfassungs-Konformität prüfen.
Reaktionen |
www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz
© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.
Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.
Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.