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Eine Million Schaden: Der Kassen-Griff des Sissacher Treuhänders

Trotz ausbleibendem Gewinnen führte der ehemalige Gemeindeverwalter ein angenehmes Leben


Von Peter Knechtli


Er war Sissacher Treuhänder von Beruf und lebte über seine Verhältnisse. Das nötige Kleingeld beschaffte er sich bei vier Gemeinden und einer Schützengesellschaft: Ihnen fügte er eine Million Franken Schaden zu. Bald kommt er vor Gericht.


Hinterher fragen sich alle: Wie konnte so etwas passieren? Der Sissacher Treuhänder B. B., der heute Freitag seinen 56. Geburtstag feiert und beruflich am Ende ist. Er, der während elf Jahren Sissacher Gemeindeverwalter und später einige Jahre Gemeinderat war und nie Zweifel an seiner beruflichen Solidität hatte aufkommen lassen. Er, der den Internet-Auftritt seiner Treuhand- und Buchhaltungsfirma mit einem professionellem Video-Auftritt schmückte, der das grösste Kapital dieser Berufskategorie ausstrahlte: Vertrauen.

120'000 Franken "Jahreseinkommen"

Dieses Vertrauen ist pulverisiert, seit er dieses Frühjahr verhaftet wurde. Der eidgenössisch diplomierte Buchhalter war nicht zum Geschäftsmann geboren. Sein Einstieg in die Selbstständigkeit durch Gründung einer Firma mit mehreren Mitarbeitenden Anfang September 2000 brachte ihn auf keinen grünen Zweig, sondern auf Abwege.

Während acht Jahren nutzte er das Vertrauen seiner Auftraggeber aus, um sich privat und geschäftlich selbst zu bereichern. Am Schluss fehlte eine Million Franken. Seine Firma warf vor allem nach der Gründung "kaum Erträge ab", wie die Anklageschrift des Besonderes Untersuchungsrichteramtes einen deprimierenden Geschäftsgang konstatiert. Dennoch erzielte B. B. in diesen acht Jahren jährlich ein "deliktisches Jahreseinkommen von 120'000 Franken".

Intensiv verheimlicht

Geschädigt sind die Baselbieter Gemeinden Zunzgen, Diepflingen und Birsfelden sowie die Solothurner Kommune Kappel und die Schützengesellschaft Sissach. Von ihnen war B. B. zumeist interimistisch als Finanzchef oder Kassenwart auf Mandatsbasis eingesetzt worden. Er rührte mit der grossen Kelle an, wenn er sich aus den liquiden Mitteln dieser Auftraggeber mit jeweils fünf- oder sechsstelligen Beträgen bediente, die er auf sein Firmenkonto oder auch auf das Privatkonto überwies und sich auch einmal den Kauf eines "Volvo" leistete.

Unter anderem überwies er dem Eishockey-Club Zunzgen-Sissach, dessen Buchhaltung er ehrenamtlich führte, 100'000 Franken aus der Zunzgener Kommunalkasse und verbuchte die Transaktion ohne Beleg auf das "Konto pro Diverse". So ehrenamtlich war dann die Tätigkeit doch nicht: Nachdem der Betrag überwiesen war, liess er sich aus der Hockey-Kasse 75'000 Franken überweisen. Dabei traf er – so die Anklageschrift – "beachtliche Anstrengungen, um seine Einnahmen zu verheimlichen".

So liess er von etwas blauäugigen Gemeindemitarbeitenden erst unüberprüft Zahlungsaufträge unterschreiben und tauschte anschliessend den Einzahlungsschein aus. Die insgesamt fehlenden 300'000 Franken verbuchte er als "fiktive Steuermindereinnahmen".

Unterschriften von Gemeindebehörden gefälscht

Aus der Schatulle seiner Schützengesellschaft gab er sich 50-mal ungesicherte Darlehen, um die eigene Liquidität wiederherzustellen. Mit unwahren Dokumenten und fiktiven Bescheinigungen spiegelte er dem Vorstand vor, er habe "Anlagen" und "Gemeindedarlehen" getätigt. Um diese beträchtlichen Schützen-Löcher zu stopfen, behändigte er aus der Diepflinger Gemeindekasse fast 60'000 Franken. Weitere 400'000 Franken an die Schützengesellschaft erstattete er aus der Gemeindekasse von Birsfelden zurück, wo er ab Oktober 2008 als temporärer Finanzverwalter mandatiert war. Weitere 100'000 Franken flossen an seine wankende Firma. Um die Zahlungen auslösen zu können, fälschte er  die Unterschriften von Gemeindepräsident Claudio Botti und Gemeinderat Walter Märki.

Noch Anfang dieses Jahres nach das Drama des ungesetzlichen Löcherstopfens seinen Fortgang. Die solothurnische Gemeinde Kappel erleichterte er um insgesamt eine halbe Million Franken, indem er den mit ihm befreundeten Zweitunterschriftsberechtigten "arglistig" täuschte: Mit 400'000 Franken stopfte er das Birsfelder Loch, 100'000 Franken überspielte er an seine Firma.

Gewerbsmässiger Betrug

Am 9. März dieses Jahres wollte sich B. B. umbringen. Es kam nicht so weit. Jetzt kommt die Quittung der Justiz: Der Untersuchungsrichter klagte ihn wegen gewerbsmässigem Betrug, mehrfacher qualifizierter Veruntreuung und Geschäftsbesorgung sowie wegen mehrfacher Urkundenfälschung an. Der Gerichtstermin ist noch nicht angesetzt.

17. Dezember 2010

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