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© Foto by Aurel Schmidt, OnlineReports.ch
Von Verdrossenheit und geistiger Trägheit zur politischen SchubumkehrÜber das Buch "Freiheit, die wir meinen" von A. C. Grayling (II): Setzen wir unsere politischen Werte aufs Spiel? Von Aurel Schmidt Die Ideen von Anthony Clifford Grayling in seinem Buch "Freiheit, die wir meinen" sind in einem vorausgegangen Artikel referiert worden. Hier soll das vom englischen Politologen zur Diskussion gestellte Thema in einen grösseren Zusammenhang eingeordnet und die Frage diskutiert werden, ob und wieweit Grayings Behauptung zutrifft, dass wir im Begriff sind, unsere Grundwerte zu gefährden.
"Politische Korrektheit ist ein Mittel,
"Ubiquitious computing" heisst, dass der Kühlschrank ein Profil seines Benützers erstellen kann. Niemand entgeht dem panoptischen Auge der informationstechnischen Industrie. "Wir sind nicht mehr Herren über unsere Daten", hat kürzlich der frühere deutsche Innenminister Gerhart Baum bemerkt und gesagt: "Der umfassende Schutz der Privatheit vor staatlicher und privater Macht ist eines der grossen Freiheitsthemen dieser Zeit."
"Den Religionen gemeinsam
Auch über die Religionen muss diskutiert werden können, wie es Voltaire in seinem lebenslangen Kampf getan hat. "Die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik" (Karl Marx). Radikale Christen, zum Beispiel der Christusflügel der Republikaner in den USA; orthoxe Juden, die Israel in eine Theokratie verwandeln wollen; fundamentalistische Muslime – sie alle verzeichnen Zulauf, aber hemmen mit ihren dominanten Ansprüchen die notwendige politische Mündigkeit und Entfaltung der Gesellschaft.
"China ist für Grayling
Für A. C. Grayling, von dessen Buch über die Freiheit hier ausgegangen wird, ist China ein extrem repressives Land. Allerdings ist, und damit erfährt das Thema eine Erweiterung, sein Wirtschaftserfolg ausgerechnet auf diese Tatsache zurückzuführen: Den Investoren können billige Arbeitskräfte, gewerkschaftsfreie Verhältnisse und lasche Umweltvorschriften angeboten werden. Mit der Unterdrückung der Meinungsfreiheit schützen sich die Partei- und Regierungsspitzen vor Kritik an Menschenrechtsverletzungen, ökologischen Schäden sowie den Folgen einer überstürzten Entwicklung. Chinas Präsenz in Tibet ist ein weiteres Thema.
"Müssen wir auf Freiheit verzichten, Hier zeichnet sich ein Problem ab, das uns in Zukunft noch zu schaffen machen könnte: Müssen wir, so lautet die Frage, unsere in Jahrhunderten errungenen politischen Fortschritte und Freiheiten opfern, vielleicht aufgeben, um wirtschaftlich kompetitiv bleiben zu können mit China, Ungarn sowie den Anforderungen des globalisierten Finanzmarkts?
"So schnell kann es doch Damit stellt sich mit Nachdruck noch einmal die Frage: Sind wir im Begriff, unsere individuelle Freiheit, unsere Meinungsfreiheit, unsere politische Kultur aufzugeben – zu Gunsten wovon? Von mehr Konsum, wie China? Im Namen der Kapitalmärkte, die es schon richten werden, aber mit welchem Ausgang? Oder zugunsten eines multikulturellen kunterbunten Konglomerats? Wo bleibt da der Stolz auf die politischen Institutionen, die Volkssouveränität, die erkämpften individuellen Freiheitsrechte? Wir beziehen uns auf sie, wenn wir unsere politische Ordnung als Vorbild für die Welt anpreisen, während wir in Wirklichkeit eine Parallelgesellschaft zulassen, in der genau das Gegenteil dessen geschieht, worauf wir uns berufen.
So schnell kann es doch gar nicht gehen mit dem Um- und Rückbau der politischen Rechte und der demokratischen Ordnung.
"Der Modernitätsdruck stellt die Menschen Bleiben der einfache Mann, die einfache Frau, die Menschen auf der Strasse. Der Modernitätsdruck stellt sie vor enorme Anforderungen. Ihnen auszuweichen ist verlockender, als den Pressionen zu widerstehen. Die Bequemlichkeit der "freiwilligen Knechtschaft", wie Etienne de la Boetie vor mehr als 500 Jahren formulierte, überwiegt.
Die Flucht aus der Geschichte und in die Spass- und Spektakelgesellschaft zeichnet sich in Konturen deutlich ab – aber es ist die schlechteste Perspektive. Jean Baudrillard hat von "Simulation" gesprochen und einen kapitalen Realitätsverlust gemeint. Die Öffentlichkeit geht mehr und mehr verloren – ausser an einigen Stadtfesten, an der Street Parade oder im Netz als Ort für jede Art von Exhibitionismus. Wir haben uns in einer wattierten Therapie- und Selbstbespiegelungs-Gesellschaft mit Streetworkern, Animatoren, Fernsehköchen, Psychiatern, Lebensberatern, Kosmetikern und Gurus aller Art behaglich eingerichtet.
"Zurück in die Platonische Höhle! Wir erleben zur Zeit eine zweite Romantik. Die erste bestand im Aufstand gegen Goethe und das Zeitalter der Klassik (heute würden wir von einer Abkehr von den "Grossen Erzählungen" sprechen) und in einer Fokussierung auf das Seelische, Sentimentale, Empfindsame, auf Natur und Schwärmerei. Auch damals hatten die Menschen genug von den Anstrengungen der Begriffe. "Nach innen geht der geheimnisvolle Weg. In uns, oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten": So drückte es der Dichter Novalis aus. Die Aussenwelt war für ihn die Schattenwelt. Zurück in die Platonische Höhle! Zurück in die Welt der Games, der digitalen Bilder, der virtuellen Märkte; zurück in die politischen Gaukeleien.
27. Dezember 2011
Gefahr liegt bei totalitäten Ideologien" Aurel Schmidt ist es zu danken, dass er dieses heisse Thema anspricht, leider zwischen Weihnachten und Neujahr, wo die meisten weg sind. Die Bequemlichkeit der "freiwilligen Knechtschaft" sind verlockender als nachzudenken. Mehr als 50 % gehen nicht abstimmen und fühlen sich dadurch von Zwängen befreit; ein grosser Teil der Wählenden wirft die Liste der Partei, die ihm von den Medien als sympathisch geschildert wird, in die Urne, ohne auch nur einen einzigen Namen anzusehen und wundert sich dann über das Resultat der Politik.
Oder das Handy, heute ein Kleincomputer mit Twitter und Facebook. Die Benutzer fühlen sich frei und mit der ganzen Welt verbunden. Sie korrespondieren mit "Freunden", die sie nie gesehen haben. Sie wissen nicht oder wollen es auch nicht wissen, dass sie damit zur Manipuliermasse werden, die man hierher oder dorthin bestellen kann, wie das im "Arabischen Frühling" geschehen ist, in den Medien als "Revolution der Jugend" gefeiert. Das war es sicher nicht, die Jugend wurde manipuliert und skandierte einige Parolen, die ihnen die Hintermänner via Facebook und Twitter einflüsterten; dahinter standen sicher nicht Mubarak und Co., die haben diese Entwicklung verschlafen, sondern ganz andere Staaten, die ein Interesse an Öl und strategisch wichtigen Stützpunkten haben. Abgesehen davon, sind auch hier in Basel Mikrozellen und Antennen dicht verbreitet, so dass man von jedem, der ein Handy hat, wissen kann, wo er sich gerade aufhält.
Heute liegt die Gefahr nicht mehr bei Religionen, diese sind längst durch totalitäre Ideologien ersetzt. Fakten dürfen auch hier in der Schweiz nicht mehr genannt werden, Tatsachen nicht mehr frei diskutiert werden. Stellenverlust kann die Folge sein, bestenfalls totschweigen. Wenn Faulheit und Feigheit zum Massstab einer Gesellschaft werden, ist es zu spät. Wer eine Zukunft haben will, muss jetzt aufwachen und anfangen, nachzudenken. Alexandra Nogawa, Basel "Setzen wir auf die Freiheit!" Keine leichte Kost, aber eine nahrhafte und lebenswichtige. Wir laufen Gefahr, die Errungenschaften der Aufklärung über Bord zu werfen. Der andauernde Zweikampf zwischen Sicherheit und Freiheit fordert unsere Entscheidung: Setzen wir auf die Freiheit, denn wenn wir sie verlieren, verlieren wir auch die Sicherheit! Thomas Weber, Buus |
Vergänglichkeit wird zelebriert |
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Letzte Saison unter Ivor Bolton |
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unter Denkmalschutz |
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Auch musikalisch eine Grosstat |
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