Neuer Crossair-Verwaltungsrat: Die beiden Basel reagieren mit Unverständnis
Basel, 8. November 2001
"Mit Unverständnis" reagieren die Regierungen der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft auf den Vorschlag des Steuerungsausschusses für den neuen Verwaltungsrat der Crossair. Sie hoffen, dass die Aktionärinnen und Aktionäre bei der Wahl des Verwaltungsrates die Interessen der Region Basel - und insbesondere Crossair-Gründer Moritz Suter - noch berücksichtigen werden.
Die Regierungen der beiden Basel haben am Mittwoch über die elektronischen Medien erfahren, wie der neue Verwaltungsrat der Crossair gemäss den Vorschlägen des Steuerungsausschusses unter der Leitung von Rainer E. Gut zusammengesetzt werden soll. Die beiden Regierungen finden es laut Communiqué "unverständlich, dass in diesem Vorschlag weder die Region Basel noch der derzeitige Verwaltungsratspräsident, Moritz Suter, Berücksichtigung fanden". Damit gehe nicht nur Kontinuität und ein beträchtliches Know-how in der schweizerischen Luftfahrt verloren. Es bestätigten sich auch die Befürchtungen, dass Moritz Suter "beim Steuerungsausschuss von Anfang keine faire Chance für eine Nomination hatte". - In einem Gespräch mit Gut vom 31. Oktober hatte eine regierungsrätliche Delegation das "dringende Anliegen" unterbreitet, dass im neuen Verwaltungsrat nicht nur die Region Zürich, sondern auch die andern Regionen der Schweiz, insbesondere jene, welche über einen Flughafen verfügen, vertreten sein sollen. Die regierungsrätliche Delegation betonte, "dass das künftige Luftverkehrsangebot der Schweiz auf alle drei Landesflughäfen entsprechend deren spezifischer Funktion auszurichten ist". Auch habe sie zum Ausdruck gebracht, "dass Moritz Suter als anerkannter und bestausgewiesener Fachmann für die der Crossair bevorstehende schwierige Aufgabe zu berücksichtigen ist". - Die Berücksichtigung der Regionen Zürich, Westschweiz und Tessin und die Nichtberücksichtigung der Region Basel im Verwaltungsrat sind keine optimale Basis für einen erfolgreichen Start der neuen Crossair, deren künftiger Erfolg als nationale Airline von einer guten Abstützung in den verschiedenen Landesteilen der Schweiz abhängt.
Die Regierungen der beiden Basel geben ihrer Erwartung Ausdruck, dass im Hinblick auf die Generalversammlung vom 6. Dezember 2001 zu den bereits vorgeschlagenen Kandidaten noch eine kompetente Ergänzung im Sinn der Region Basel erfolgen wird. Die Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft werden sich hierfür auf jeden Fall einsetzen. Am Gelingen des Projektes der erweiterten Crossair seien die Wirtschaft und die Bevölkerung der ganzen trinationalen Region Basel "im höchsten Masse interessiert". Die Regierungen von Basel-Stadt und Basel-Landschaft werden deshalb der Crossair ihre Unterstützung auch künftig gewähren.
"Gut setzte auf die falschen Pferde"
Er will es noch einmal wissen, der Mann der jahrelang die Fäden der Schweizer Wirtschaft in den Händen hielt. Ein letztes Aufbäumen, nachdem er mit Lukas Mühlemann oder Mario Corti auf die falschen Pferde gesetzt hat. Er hat als gewesener Verwaltungsrat der Swissair bewiesen, wie erfolgreich eine Airline sein kann und für alle, die daran zweifeln, liegt jetzt der Beweis auf dem Tisch: eine neue Zusammensetzung des Verwaltungsrates mit ausgewiesenen Fachkräften von Unternehmen, die haarscharf am Konkurs vorbeigingen (KLM) oder ihr Fernsehprojekt in der Schweiz einstellen mussten.
Patrice J. Baumann, Münchenstein
"Die Region Basel muss ihren Vertreter im Verwaltungsrat haben"
Der neue Verwaltungsrat der neuen Schweizer Airline muss paritätisch zusammengesetzt sein, die Region Basel muss unbedingt ihren Vertreter haben. Darum gehört Moritz Suter in den Verwaltungsrat - oder kann es sich die neue Gesellschaft leisten, auf einen der fähigsten Schweizer Airlinespezialisten zu verzichten? Die Vergangenheit lässt grüssen!
Markus Zimmermann, Basel
"Hart erarbeitete Steuerfranken werden aufs Spiel gesetzt"
Wäre ich nicht als Steuerzahler zwangsläufig an der Finanzierung der neuen Fluggesellschaft beteiligt, würde mich die Besetzung des neuen Crossair-Verwaltungsrates wohl weniger kratzen. Wenn aber ein Rainer E. Gut meine hart erarbeiteten Steuerfranken wieder damit aufs Spiel setzt, indem er an Stelle fachlich ausgewiesener Manager wie Moritz Suter Leute nominiert, welche das Flugbusiness kaum kennen und lediglich als Stützen seines Machtmonopols gefüttert werden müssen, dann opponiere auch ich. Die hoch bezahlten Manager sowie diverse PolitikerInnen, die schon am Desaster der Swissair beteiligt waren, können es nicht lassen, jetzt auch noch Volksvermögen aufs Spiel zu setzen und sich dabei selber zu bereichern.
Jakob Weber, Steuerzahler in Basel
"Dosé hat einen grossen Fehler gemacht"
Selbstverständlich gehört Moritz Suter in den neuen Verwaltungsrat. Das Machtspiel der CS ist unglaublich. Suter ist der einzige wirkliche Unternehmer! André Dosé hat aber einen grossen Fehler bei der Besetzung der neuen Geschäftsleitung gemacht! Er hätte mindestens zwei Mitglieder der Swissair berücksichtigen sollen. Das Crossair-Management ist sicher gut und eingespielt, aber die Langstrecken haben andere Gesetze und da fehlt der Crossair-Geschäftsleitung einfach das Wissen und die Erfahrung.
Rolf Brugger, Basel
"Die Chauffeure sitzen auf der Ladebrücke"
Toll, was sich da Rainer E. Gut geleistet hat. Es ist fast wie im Militär: Am Steuer des Lastwagens sitzt ein ausgebildeter Kaufmann und hinten auf der Ladebrücke sitzen die gelernten Chauffeure! Ohne Moritz Suter als ausgewiesenem Fachmann und Kenner dieser heiklen Branche im Verwaltungsrat wird R. E. Gut der Crossair die Flügel brechen!
Urs Philipp Hug, Biel-Benken
"Der Mor(itz) hat seine Schuldigkeit getan"
Man muss zur Kenntnis nehmen, dass die Zürcher Arroganz weiterhin besteht - sicher eine sehr gute Voraussetzung für eine problemlose Zukunft der neuen Airline! Es ist ja nicht zu glauben: Die haben aus dem ganzen Schlamassel überhaupt nichts gelernt. So musste ja die alte Swissair zum Teufel gehen. Der Mor(itz) hat seine Schuldigkeit getan, er kann gehen. Wie kleinkariert und nur bis zur Nasenspitze sehend wir Schweizer doch geworden sind! Wie wär's, wenn die beiden Basel die Geschichte mit den zugesagten Millionen nochmals überdenken? Offenbar brauchen die Zürcher uns Basler ja gar nicht, oder?
Bruno Heuberger, Oberwil
"Niemand muss enttäuscht sein, wenn das Vorhaben kollabiert"
Der neue Verwaltungsrat muss phänomenal sein, dass man auf Moritz Suter verzichten kann. Bestimmt war Rainer Gut die ideale Person, um die Evaluation vorzunehmen, hatte er doch bereits mit Lukas Mühlemann und weiteren Persönlichkeiten eine äusserst glückliche Hand bei der Besetzungen wichtiger Positionen wie z.B. bei der Swissair und der Credit Suisse. Mindestens muss niemand enttäuscht sein, wenn das ganze Vorhaben kollabiert - dieses Szenario wird ja geradezu provoziert. Man kann dannzumal wieder auf Gut zurück greifen, auf dass sich ein neuer Akt in diesem Drama spielen lässt.
Urs Baumann, Landrat und Gemeinderat CVP, Reinach BL
"Das war die Retourkutsche"
Wenn ich die Entwicklung der neuen Crossair der letzten 14 Tage Revue passieren lasse, dann sträuben sich bei mir von Tag zu Tag die Kopfhaare immer mehr.
Unverständlich ist erstens, dass Rainer E. Gut zum Boss des Steuerungsausschusses erkoren wurde. Damit wurde doch gerade wieder ein Mänätscher aus dem Zürcher "Kuchen", der selbst am Niedergang der Swissair mitgedrechselt hat, zum grossen Macher der neuen Airline gekrönt, also quasi "der Bock zum Gärtner" gemacht. Unverständlich ist zweitens, dass André Dosé - politisch höchst ungeschickt - die Swissair-Kader in seiner Geschäftsleitungs-Konstruktion vor der Türe stehen liess und damit die Zürcher offensichtlich vor den Kopf gestossen hat. Rainer Gut hat heute die Retourkutsche präsentiert.
Der eigentliche Hammer ist nun aber, dass mit allen diesen neuen unerfreulichen Rahmenbedingungen (auch aeropers und kapers wollen ja noch einige Millionen) der Ballast für die neue Airline von Tag zu Tag erhöht und so ihr Take-off immer mehr gefährdet wird. Im Normalfall wäre mir dies eigentlich mehr oder weniger egal. Nur: Bei der ganzen Sache sind jetzt aber auch unsere Streuergelder in Milliardenhöhe bereits im Frachtraum der neuen Crossair. Die derzeitigen, geradezu als Kindereien zu bezeichnenden Gefechte sind eigentlich ein Skandal - erst recht, wenn sie von derartigen "Top Shots" vom Zaun gebrochen werden.
Edi Borer, Basel