Kannenfeldplatz: Kanton testet erste Quartierentsorgung
Basel, 2. August 2022
Der Kanton Basel-Stadt macht mit seiner Abfallpolitik vorwärts: Bein Kannenfeldplatz richtet das Bau- und Verkehrsdepartement den ersten Basler Quartierentsorgungs-Punkt ein. Es handelt sich um einen Versuch, der auf ein Jahr befristet ist.
Ab 15. August können Quartierbewohnende, die ohne Auto verschiedenste Abfälle fachgerecht rezyklieren möchten, dort Bio- und Sonderabfälle, Kunststoffe und andere Abfallarten in Fussdistanz deponieren.
An der niederschwelligen Anlaufstelle können Bio- und Sonderabfälle, Kunststoffe, Sperrgut, Elektrogeräte, Batterien, Leuchtmittel, Textilien, Altöl oder Styropor zurückgebracht werden. Die Entsorgung von Bioabfällen, Kunststoffen, Sperrgut und Unbrennbarem ist allerdings kostenpflichtig. Nicht angenommen werden Metall, Aluminium, Blech und Glas.
Zusätzlich Beratung und Dienstleistung
Die Entsorgungs-Stelle bietet zudem eine Abfallberatung und andere Dienstleistungen an. Baslerinnen und Basler können dort Grün- und Sperrgutvignetten sowie Bebbi-Säcke kaufen, wilde Abfalldeponien melden, sich für den Häckseldienst sowie zur Abfuhr von Sperrgut, Grüngut und Unbrennbarem anmelden oder ein Lastenvelo zum Transport von Sperrgut ausleihen.
Die Öffnungszeiten gelten jeweils von Montag bis Freitag 13 bis 19 Uhr sowie jeden letzten Samstag des Monats von 9 bis 14 Uhr. Vor Ort sind keine Parkplätze vorhanden. Die Annahmestelle wird von Mitarbeitenden der Stadtreinigung betreut.
Haushaltskehricht, Papier, Metall, Sperr- oder Grüngut sammelt die Stadtreinigung des Tiefbauamts regelmässig vor der Haustüre ein.
Räumliche Nähe als Vorteil
Ist der Versuch erfolgreich, prüft der Kanton weitere Quartierentsorgungs-Punkte, wie das Departement heute Dienstag schreibt.
Gegenüber OnlineReports erklärte Dominik Egli, der Leiter der Stadtreinigung, der Versuch bezwecke nicht eine Einsparung bei der regulären staatlichen Papiersammlung. Vielmehr soll er den Bürgerinnen und Bürgern durch räumliche Nähe die Entsorgung erleichtern.
"Mit Kosten bestraft"
Auf den ersten Blick eine gute Sache, auf den zweiten aber stellen sich mir Fragen: "Die Entsorgung von Bioabfällen, Kunststoffen, Sperrgut und Unbrennbarem ist allerdings kostenpflichtig." Warum eigentlich?
Besonders die "Kunststoffe" fallen mir auf – das sind doch jene Dinge, welche die Umwelt nachhaltig verschmutzen, aber letztlich im Recycling als "Wertstoffe" gelten? Da sollt man doch meinen, dass genau das zum ansonsten so hochgelobten Service public gehörte?
Das Sperrgut und auch viel Unbrennbares steht halt weiterhin auf der Strasse mit einem Zettel "Gratis"; dann wird es auch gratis entsorgt.
Mein Fazit: Wer sich nachhaltig verhält und den Fussweg auf sich nimmt, wird definitiv mit Kosten bestraft; Littering kostet nichts, jedenfalls ist das Risiko praktisch Null.
Peter Waldner, Basel
"Verpackungen zurück an die Grossverteiler"
Die Initiative einer Quartierentsorgung beim Kannenfeldplatz ist sehr zu begrüssen. Ich habe mich eingehender dem Thema Verpackungsabfall gewidmet und bei plastikexperiement.ch in Baden mitgewirkt. Eine private Initiative, die über die Landesgrenzen hinaus für grosse Aufmerksamkeit sorgte. Es ist motivierend, wenn auch der Kanton Basel-Stadt auf die Zeichen der Zeit reagiert.
Auch wer nicht im St. Johann wohnt, kann aktiv werden, indem er den Verpackungsabfälle aus dem Haushalt bei Coop/Migros an der Recycling-Station ins Loch wirft. Vorsortiert so gut es die Station eben zulässt. Zurück an den Absender ist der wirkungsvollste Beitrag an die Umwelt.
Falls jemand den Rat despektierlich findet, er ist keineswegs so gedacht. Coop/Migros gehen mit Einsparen von Personal mit der Zeit. Die Selbstscan-Stationen sorgen nicht nur für mehr Rendite, sondern schaffen auch Raum für bessere Recyclingstationen. Mit den Geräten lässt sich zweifelsohne auch Leergut scannen. Ein Strich- oder QR-Code in unsichtbarer Lackfarbe als Streumuster auf die Verpackung gedruckt würde Recycling in nie dagewesener Reinheit des Sammelguts liefern. In diesem Sinne: Auf Gehdistanz zur nächsten Coop/Migros-Filiale, bis auch in meinem Quartier ein Quartierentsorgungs-Punkt zu finden ist.
Tilmann Schor, Basel