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"Langes Sündenregister": Basler Aeschenplatz, Tram Nr. 15 (Pfeil)

Kanton plant neue Ordnung mit weniger Verkehr für den Aeschenplatz

Auf Basels konfusestem Platz kreuzen sich Tramlinien, Autostrassen, Fussgänger und Velofahrer


Von Christof Wamister


Seit sechs Jahren plant das Basler Baudepartement an einer neuen Verkehrsordnung für den Aeschenplatz. Wichtigstes Element ist die Verlegung der Durchmesser-Tramlinie 15, die jetzt den Platz versperrt. Sie könnte via Gartenstrasse geführt werden. Der Autoverkehr soll langsamer und auf kreiselartigen Umleitungen zirkulieren.


"Der Aeschenplatz ist kein Platz, sondern ein Carrefour." Das pflegte der frühere Basler Stadtbaumeister Carl Fingerhuth zu sagen, wenn man ihn auf die Verkehrsfläche am südlichen Ende der Aeschenvorstadt ansprach: der französische Begriff für Kreuzung, ein Ort, wo die Strassen zusammen kommen.

Mitte des 19. Jahrhunderts kamen hier nur wenige Strassen zusammen. Es gab die Stadtmauer, das Aeschentor, die Strasse nach St. Jakob, die sich mit dem Weg entlang der Stadtmauer kreuzte. Ab 1861 wurden die Stadtmauern abgerissen und zwischen Birsigtal und St. Alban durch ein System von Promenaden und Alleen ersetzt.

Was davon übriggeblieben ist, kann auf dem Abschnitt zwischen dem Centralbahnplatz und dem St. Alban-Tor bewundert werden. Der neu entstandene Aeschenplatz wurde mit einem Springbrunnen an zentraler Lage geschmückt, der aber 1908 zu Gunsten der "Strassenbahnanlagen" beseitigt wurde.


Ansprüche des Verkehrs

 

Das Verkehrszeitalter war angebrochen. Schon 1900, noch lange vor dem Grosserfolg des Automobils, wurde die Dufourstrasse als Verbindung von der Wettsteinbrücke zum Aeschenplatz quer durch ein Villen- und Gartenquartier geschlagen. Diese Rücksichtlosigkeit sieht man der Strasse noch heute an. Die Idee, hier eine Tramlinie zu legen, um damit die Innerstadt zu entlasten, wurde nicht weiterverfolgt.

Neben der Dufourstrasse erschliessen heute fünf weitere Strassen den Aeschenplatz: mit separaten Spuren der Aeschengraben und die St. Alban-Anlage, die Aeschenvorstadt, das Brunngässlein und die Malzgasse. Hinzu kommen nicht weniger als sechs Tramlinien aus vier verschiedenen Richtungen.

Basels konfusester Platz

Die Situation auf dem Aeschenplatz wird schon lange als unbefriedigend empfunden und es gab immer wieder Vorschläge, sie grundlegend zu verbessern. Es gibt aber auch Basler, den den Aeschenplatz nur noch als Lachnummer sehen und voraussagen, dass sich daran nie etwas ändern werde.

Die Planungsbehörden im Bau- und Verkehrsdepartement gelangten aber zu einer anderen Auffassung. Auf der Basis von Vorstössen im Grossen Rat tagte 2014/15 eine breit abgestützte Projektorganisation für die "Neuorganisation Aeschenplatz". Aus dieser Formulierung ist schon ersichtlich, dass der aktuelle Zustand auf dem Aeschenplatz als Unordnung empfunden wird.

Konkrete Vorschläge bis 2020?

Aus der Planungsarbeit resultierte 2016 ein Synthesebericht, auf den in einer Medienmitteilung nicht intensiv verwiesen wurde. Der nächste Schritt wird eine Vorstudie sein, wie Barbara Auer vom Amt für Mobilität gegenüber OnlineReports bestätigte. Ein Datum wollte sie nicht nennen, aber gemäss anderen Informationen soll er im kommenden Jahr, also 2020, präsentiert werden.

Der Bericht nennt ein langes "Sündenregister" des Platzes, der eben kein Platz, sondern ein Verkehrsknotenpunkt ist: Die Orientierung ist mangelhaft, die Verkehrsführung unübersichtlich. Die Vortrittsregelung ist teilweise unklar. Es dominieren Auto- und Tramverkehr, Fussgänger und Velofahrer müssen schauen, wo sie bleiben und durchkommen. "Die Flächen sind durch Gleise und Fahrbahnen stark segmentiert, die Aufenthaltsqualität ist schlecht." Es gibt mehrere Unfallschwerpunkte.

Die schlimmsten Stellen

Jedem Benutzer des Aeschenplatzes sind die schlimmsten Stellen bekannt: die Kreuzung der Tramlinien vor der Einmündung Aeschenvorstadt, der Übergang vom Aeschengraben in die St.Alban-Anlage mit dem Tram der Linie 15, das hier in die Strasse ragt; die uneinsehbare Einmündung der Dufourstrasse.

Vorerst im Synthesebericht brachte die Studien- und Planungsarbeit Schritt für Schritt Ordnung in die Situation. Drei Planungsbüros legen Varianten mit Minimal- und Maximalszenarien vor. Zu den bald wieder verworfenen Vorschlägen gehörten die Verschiebung des Jugendstil-Kioskgebäudes am östlichen Ende sowie die schon vor dreissig Jahren geforderte Unterführung des Autoverkehrs zwischen St. Alban-Anlage und Aeschengraben. Das käme sehr teuer zu stehen und wäre wegen den zu erstellenden Rampen im Strassenprofil auch sehr hässlich und städtebaulich unverträglich.

Hauptproblem Tramlinie 15

Was dann? Als Kernproblem wurde die quer zu den anderen Tramlinien liegende Haltestelle des Durchmesser-Linie 15 erkannt. Wegen der grösseren Länge der Tramzüge werde sie untragbar. Überdies müssen alle Haltestellen behindertengerecht umgestaltet werden. Verworfen wurde die Idee, die Haltestelle des 15ers in die St. Jakobs-Strasse zu verlegen. Das hätte die Fällung der dortigen Alleebäume zur Folge und würde das Bild dieser oft unterschätzen und städtebaulich wichtigen Strasse stark beeinträchtigen.

Die Lösung könnte nun sein, den 15er via die Gartenstrasse und die Kreuzung mit der Engelgasse in die Tramlinien 3/14 umzuleiten (rote Punkte, Plan hier klicken) und für diese drei Linien die alte Haltestelle beim Jugendstilkiosk wieder aufzuwerten. Hier wendeten früher die Vorortslinien 17 und 11. Die Gartenstrasse führt von der Nauenstrasse in Richtung Gellertquartier und ist im zur Diskussion stehenden Abschnitt hauptsächlich von Geschäftsgebäuden gesäumt. In den Frühzeiten des Eisenbahnzeitalters stand hier der provisorische Bahnhof der Centralbahn.

Tempo 30 auf der ganzen Fläche

Der Autoverkehr aus Richtung St. Jakob soll ebenfalls die Umleitung via Gartenstrasse nehmen. Durch Tempo 30 und Reduktion auf eine Spur pro Richtung wird er auf dem ganzen "Carrefour" beruhigt. Notwendig ist dies vor allem auf der Achse in Richtung St. Alban-Anlage, auf der im Feierabendverkehr oft die Motoren aufheulen. Sodann soll der Verkehr in einem grossen Kreisel durch die Brunngasse – hier stehen Parkplätze im Weg – und die Dufourstrasse wieder auf die Achse in Richtung Bahnhof oder den Wendepunkt bei der Hermann-Kinkelin-Strasse geleitet werden.

Eine Verkehrsführung durch die Sternengasse und die Henric Petri-Strasse ist weniger wahrscheinlich, denn dann könnte es im Aeschenquartier schnell einmal eng werden. Der Autoverkehr in die Aeschenvorstadt soll ganz unterbunden werden, die Ausfahrt der Malzgasse auf den Aeschenplatz würde geschlossen.

Völlig neu angeordnet werden müssen die Fussgängerübergänge, die heute sehr unattraktiv liegen. Die Velofahrer, die jetzt teilweise auf abenteuerliche Weise über den Platz kurven, kämen zu sicheren und legalen Durchfahrten. Wünschbar wäre eine Freigabe der Aeschenvorstadt bis zum Aeschenplatz.

Noch manche Überraschung möglich

So ist es auf der Basis des Syntheseberichts insgesamt angedacht. Doch der Aeschenplatz ist noch für manche Überraschung gut, bis ein Projekt spruchreif ist. Dass für die Ausarbeitung einer "Vorstudie" auf der Basis eines ausführlichen Berichts vier Jahre benötigt werden, lässt nichts Gutes erahnen – oder zeigt, wie schwierig die Verhältnisse auf Basels konfusestem Platz sind.

Tramlinie 15: Rote Punkte markieren geplante Umfahrung

11. November 2019

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"Nur scheinbar und nicht anscheinend"

Zum Glück liegt das nur scheinbar und nicht anscheinend in der Natur des Menschen, Herr Heuberger. Sonst wär’s ja zum Verzweifeln ...


Dieter Stumpf, Basel




"Egomanie nennt sich das"

Es ist doch immer das gleiche – kaum machen sich Behörden Gedanken, wie gewisse Verkehrsprobleme gelöst werden können, melden sich sogleich wieder einige Besserwisser, die alles anders machen wollen, jeder will, dass seine Version die richtige ist. Egomanie nennt sich das. Die Frage sei schon erlaubt, warum diese besorgten Bürger ihre Erkenntnisse nicht schon früher an der richtigen Stelle angebracht haben. Nun ja, die zuständigen Behörden können sich beruhigen, denn wie man’s macht, ist es für einige Leute immer falsch. Scheinbar liegt das in der Natur der Menschen.


Bruno Heuberger, Oberwil




"Vergiftete Geschenke"

Auch ich finde die dargestellten Lösungsvorschläge denkbar schlecht und ich frage mich, ob irgend ein Mitglied dieser Kommission den Aeschenplatz im Auto oder als Fussgänger überquert hat. Wahrscheinlich nimmt man an, dass die Mehrzahl der SP-Wähler diesen Platz nicht kennt und sowieso führungsergeben den vorgeschlagenen Zettel in das Couvert steckt.

Sieben Strassen münden in den Aeschenplatz (Malzgasse, Brunngasse, Dufourstrasse, Aeschenvorstadt,  St. Jakobsstrasse und die zwei Alleen Aeschengraben und St. Alban-Anlage. Letztere beiden sind für einen Fussgänger als je zwei Strassen zu betrachten, da dazwischen eine Allee ist. Die St. Alban-Anlage geht in einer Richtung in die Zürcherstrasse über und hat sehr viel Verkehr und führt  zur Autobahn. Der Aeschengraben führt in einer Richtung zum zum Bahnhof, nach Westbasel und ebenfalls zur Autobahn. Über die Malzgasse, Lautengartenstrasse, Dufourstrasse, Wettsteinbrücke  ist es möglich, ins Kleinbasel und damit nach Riehen zu gelangen.

Das ist sonst nur in andern Stadtteilen oder über die Autobahn St. Albanbrücke möglich, was zu riesigen Umwegen führt, da man nicht mehr als normaler Mensch durch die Innenstadt fahren darf. Würde die Malzgasse gesperrt, so frage ich mich, was die Bewohner dort, die ein Auto besitzen, tun sollen. Auswandern?

Offensichtlich ist das Baudepartement daran interessiert, Bewohner und Gewerbe aus der Innenstadt zu vertreiben. Wenn man nur noch mit dem Auto über die Wettsteinbrücke in Basel verkehren kann, kann man ebenso gut nach Deutschland oder Frankreich ziehen oder in die Innerschweiz . Wer einen Beruf ausübt, ist dumm daran. Er kann ihn aufgeben oder gerade nach Amerika auswandern. Offensichtlich will uns Wessels bei seinem Abschied vergiftete Geschenke hinterlassen.


Alexandra Nogawa, Basel




"Schienenverkehr ganz neu aufgegleist"

Man stelle sich den Aeschenplatz als knappen Durchgang ausserhalb der alten Stadtmauer vor. Das ist der Ort, wo Inbound und Outbound mit Kontrollen von eng begrenztem Verkehr lag. Heutzutage soll das Tram die kürzesten Routen barrierefrei befahren. Somit werden am meisten Passagiere pro Zeiteinheit transportiert. Der motorsierte Individualverkehr darf keine Tramlinie im näheren Umfeld des Aeschenplatzes queren. Heisst, jede Strasse, welche an eine querende Tramschiene stösst, wird für motorisierten Verkehr jeweilen nach rechts (ohne zu kreuzen) abgeleitet.

Mit anderen Worten – der Platz soll grossräumig über die bestehenden 2-spurigen Strassen (Ring) umfahren werden. Alle zum Aeschenplatz führenden Strassen sollen künftig nur noch 1-spurig für motorisierten Verkehr geführt werden, um mehr Platz für 2-Rad und Fussgänger bereitzustellen. Dies beugt Unfällen vor und erlaubt dem langsamen Verkehr grösstmögliche Freiheit mit kürzesten Verbindungswegen.

Insgesamt sollen die "Achsen" Wettsteinplatz-St. Jakobsdenkmal sowie Bahnhof-Zürcherstrasse für jeden motorisierten Durchgangsverkehr minimiert bzw. optimiert (evt. zeitliche Beschränkungen) werden, wobei die Rettungsachsen offen bleiben. Damit sind die umliegenden Quartiere mit diversen Schulen (z.B. Gellert) von unnötigem Verkehr, welcher diese Quartiere sonst nur missbraucht, frei gehalten.

Dass der Schienenverkehr auf dem Aeschenplatz damit ganz neu "aufgegleist" werden kann, ist selbstredend.


Simon Gilgen, Breitenbach




"Denkbar schlechte Option"

Eine Umleitung der Linie 15 wäre eine denkbar schlechte Option – zum Einen verlängert sich die Reisezeit und behindert den Verkehr bei der Schlaufe zusätzlich, zum Anderen wird die Gartenstrasse wohl nicht ewig von Geschäftsgebäuden gesäumt sein. Bereits heute gibt es am Ende dieser Strasse auf der linken Seite Wohnhäuser. Besser wäre wohl tatsächlich, die Linie 15 auf der Höhe der heutigen Bushaltestelle 37 halten zu lassen.


Emmanuel Ullmann, Basel



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"Flaschfahrer"

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am 12. Oktober 2024
in einem Artikel über
das neue Verkehrsregime
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Flasche am Steuer oder eine Flasche intus?

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Synodenpräsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, ist neue Präsidentin des Vorstands von Mission 21.

Markus Habegger übernimmt am 2. August die Leitung des Tageshauses für Obdachlose in Basel als Nachfolger von
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Der Basler Rechtsanwalt und Baurechtsexperte Daniel Gebhardt wird neuer Verwaltungsratspräsident der Rhystadt AG, der grössten Eigentümerin auf dem Klybeck-Areal. 

Die Baselbieter Grünen-Landrätin Erika Eichenberger tritt im September zurück, Natalie Oberholzer rückt nach.

Ass. Prof. Dr. Prisca Liberali wird für ihre Forschung auf dem Gebiet der Gewebebildung mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Basel ausgezeichnet.

Sarah Mehler folgt am
1. Oktober als neue Geschäftsführerin der Kaserne Basel auf Eva Heller.

Markus Jordi,
langjähriges Mitglied der SBB-Konzernleitung, übernimmt am 1. Januar 2025 den Vorsitz des Fachhochschulrats der Fachhochschule Nordwestschweiz.

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