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"Schweizstrom": EBL zieht deutscher Tochter den Stecker

Die Elektra Baselland (EBL) beendet das Engagement mit ihrer deutschen Tochterfirma "Schweizstrom", wie an der Delegiertenversammlung gestern Donnerstag überraschend bekannt wurde.
Liestal, 3. Juni 2022

"Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende", brachte es Verwaltungsratspräsident Martin Thommen auf den Punkt. CEO Tobias Andrist begründete den Schritt mit "unabsehbaren Folgen der hohen Energiebeschaffungskosten“ im Vertriebshandel. Betroffen sind rund 60'000 Kundinnen und Kunden im gesamten Bundesgebiet.

Bereits bekannt war, dass der Liestaler Energieversorger Ende vergangenen Jahres die schweizerischen Aktivitäten der "Schweizstrom" eingestellt und unter der Firmen-Hauptmarke "EBL" fortgeführt hat.

 

"Schweizstrom" für Deutsche

 

Hintergrund der "Schweizstrom"-Gründung im Jahr 2010 war die für 2015 vom Bundesrat angekündigte Strommarktöffnung. Die damalige EBL-Geschäftsführung von Urs Steiner und Beat Andrist argumentierte, so im Geschäftsbericht 2010: "Mit der Gründung der EBLD Schweizstrom GmbH und der erfolgreichen Umsetzung aller dazu notwendigen Prozesse konnten wir einen aussergewöhnlichen Lernerfolg realisieren. Er gibt uns die Instrumente und das Vertrauen, dass wir auch in einem liberalisierten Strommarkt erfolgreich arbeiten können."

 

Tatsächlich verschob der Bundesrat die Marktöffnung auf den St. Nimmerleinstag. "Schweizstrom" sollte nun als eigenständige Tochter-Marke in Deutschland agieren und Grosskunden in der Schweiz betreuen. Statt 20'000 sollten neu 60'000 Kunden angestrebt werden, was 2020 mit dem Zukauf der "Baywa Ökoenergie" gelang.

Trotz der seit 2021 anhaltenden Turbulenzen am Strommarkt schien der Durchbruch bis vor Kurzem möglich, so Tobias Andrist, der mit dem Geschäft seit 2009, damals noch als Projektleiter, vertraut ist.

Nur in wenigen Jahren Gewinne

 

Beim Aufbau der Marke "Schweizstrom" im "härtesten Energiemarkt Europas" habe die EBL viel fürs hiesige Handeln gelernt, so Andrist, aber auch viel "Lerngeld" gezahlt. Andrist schätzt, dass die EBL seit 2009 um die zehn Millionen Euro für die Firmenaktivitäten in Deutschland investiert hat. Gewinne seien in der stürmischen Aufbauphase nur in wenigen Jahren erzielt worden.

 

Derzeit sei man mit Übernahme-Interessenten im Gespräch, wie Tobias Andrist auf Nachfrage sagt. Einfach ist dieses Vorhaben nicht: Der deutsche Energiemarkt befindet sich im Tumult, erste Versorger sind pleite gegangen, die Aussichten sind gemischt. Vorsorglich nimmt "Schweizstrom" keine Kunden mehr an. Die Bestandskunden, so Andrist, würden in jedem Fall bis zum Ende ihrer jeweiligen Vertragslaufzeit bedient, die maximal zwei Jahre läuft.




Weiterführende Links:
- Elektra Baselland: Strompreise an der "Schmerzgrenze"
- Elektra Baselland kauft deutschen Ökostrom-Verteiler
- Strompreis-Attacke mit "Easyenergy" und "Schweizstrom"
- "Bei der erneuerbaren Energie kann es eine Versorgungslücke geben"


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