Claude Bühler – Premiere am Theater Basel

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Theater Basel, Kleine Bühne

Uraufführung

"Wie alles endet"


Konzept, Text und Inszenierung: Manuela Infante

Bühne: Rocio Hernandez

Kostüme: Viktoria Semperboni

Komposition und Sounddesign: Diego Noguera

Licht: Stefan Erny, Roland Heid

Gast-Dramaturgie: Camilla Francisca Valladares Farru

Dramaturgie: Kris Merken

 

Mit Elmira Bahrami, Marie Löcker, Gala Othero Winter

 

Eine Kooperation mit dem Theaterfestival Basel
 


Die Apokalypse als PR-Coup

Mit dem Ende aller Dinge eröffnet das Theater Basel die Schauspielsaison: eine Apokalypse-Variation mit drei Frauen auf der Kleinen Bühne, die binnen zweier Stunden den Weltuntergang erwarten. Sie schlagen ihre verbleibende Zeit neurotisch, pathetisch, panisch, auch mit Spielereien tot. Vor lauter Aufregung kriegen die Drei, die in eigenwillig ältlichen Kostümen stecken, die an die Amish-People erinnern, kaum etwas auf die Reihe. Dem Publikum bieten sie mit überhasteten Dialogfetzen, kleinen Slapstick-Einlagen und kürzeren Nonsens-Exkursen einen kurzweiligen Einblick in ihre sperrigen Gemüter.

 

Gezeigt wird so eine Gesellschaft mit einer gewaltigen Zukunftsvision, aber ohne Gegenwartsgefühl, ohne Jetzt, ohne Mitte. Die chilenische Regisseurin und Autorin Manuela Infante findet einen doppeldeutigen Dreh für den Gag einer vorgezogenen, verfrühten, kunstvoll-verschroben ausgeführten Verbeugung der Frauen: Man wolle es jetzt "beenden". Gelächter und Applaus.

 

Aber in "Wie alles endet" erzählt Infante in ihrer ersten Basler Arbeit eben gerade nicht, wie wir alle sterben werden, sondern von der krankhaften Endzeit-Besessenheit, in der sie unsere Gesellschaft zunehmend gefangen sieht. Infante kritisiert das verbreitete, auch religiöse Untergangsfabulieren in unserer westlichen Welt, während wir zugleich die dringlichen Handlungen gegen Elend und Zerstörung aufschieben. "Die Apokalypse wird nicht kommen. Sie ist hier!", heisst es einmal im Text. Oder die sehnsüchtige Schlusszeile eines Tschechow-Stückes, "Nach Moskau", wird zitiert: Heisst, wir vertagen das Leben.

 

Infante mahnt nicht im Sinne eines Idealismus, sie denunziert, auch mit bitterbösem Sarkasmus. Dabei gelingt ihr in der Kernszene eine Verquickung zwischen der Manöverbesprechung eines Kollektivs und dem christlichen Abendmahl. Der "Bewegung", so die drei Aktivistinnen in beziehungsloser Geschäftigkeit, fehlte es an "Leadership" und "Followern", um sie auf "Weltmassstab" zu bringen. Mit ihrem "weissen" Mann (Jesus) sei kein Staat zu machen. Aber wenn der getötet würde, dann würde der – gestorben für eine angeblich grosse Sache - von "zero to hero", – wobei ein Mord natürlich mit den Bewegungs-Zielen von Liebe, Friede und sozialer Gerechtigkeit kollidierte.

 

Aber wenn man den Mann wieder auferstehen liesse (man versteckt ihn einfach), dann könnte man die Menschen mit dem Versprechen auf die Auferstehung zu einem Verhaltenskodex ("stehe früher auf, laufe, iss gesund, meditiere") verpflichten. Und das dramatische "Comeback", die Apokalypse, mit Weltkriegen, Ausserirdischen und Meteoriteneinschlägen, müsste man dann gar nicht selbst veranstalten. Man sagt einfach, "es kommt … in der Zukunft. Bald. Aber wir sagen nicht, wann".

 

Es ist die beste Szene des Abends: Clever vom Resultat her ausgedacht, dazu ausgefeilt dramatisiert. Aber tiefer werden die Hintergründe und Empfindungen nicht erforscht, die zur Geschichte eines solchen Endes führten und auch heute viele Millionen Menschen bewegt. Aber Infante setzt weitere Aspekte hinzu, etwa einen Exkurs zur Ernährung in der Höhlenzeit. Die Menschen hätten damals hauptsächlich Getreide gegessen. Die vielen Jagddarstellungen rührten allein daher, dass die Jagd viel mehr Abenteuer hergegeben hätte. Mehr noch: Die viele freie Zeit habe uns zu Fleischessern gemacht. Oder sie erinnert an die Verdauung, die im Gegensatz zu unserem linearen Zeitpfeildenken in Zyklen ohne Ziel abläuft.

 

Etwa ähnlich kann man sich die Dramaturgie denken, die nicht von A nach B durcherzählt, sondern die Erzählung wie ein Musikstück langsam in Loops und Kreisen weiterbewegt, und so nach und nach Klänge, stehende Bilder, Szenen, Geschichten, auch Ruhepunkte in ein Ganzes mischt. Nicht alles wird im Zusammenhang ganz verständlich, etwa die an sich starke Schilderung einer Frau im Gefängnis, die die Nahrung verweigert.

 

Das Stück sei in stundenlangen Improvisationen entwickelt worden. Das erlebt man. Elmira Bahrami, Marie Löcker, Gala Othero Winter wirken völlig aufeinander eingespielt und beweisen dabei komisches Talent. Was ihnen am Ende der 90 Minuten Aufführung wirklich wiederfährt, sei nicht verraten. Nur soviel: Es ist ziemlich vorhersehbar.

4. September 2022
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Claude Bühler, ist Journalist und Schauspieler in Basel. Er arbeitete erst als Freier Journalist bei Printmedien sowie als Medienverantwortlicher von act entertainment. Derzeit Redaktor und Produzent bei Telebasel. Als Schauspieler war er in verschiedenen Regie-Arbeiten der Basler Schauspielerin und Regisseurin Ingeborg Brun sehen, beispielsweise als Jean in "Fräulein Julie" (A. Strindberg), aber auch als Professor Siebegscheit im Märli "Froschkönig" des Theater Fauteuil oder als Lucky in "Warten auf Godot" (S. Beckett) des Theater Marat Sade. © Foto by OnlineReports.ch

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"Dann wüsste man auch bei einem Cornergletscher, warum es dort einen Stausee für die Schweizer Energiebilanz braucht."

BZ Basel
vom 9. Februar 2023
über den Gornergletscher
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Nebenbei lief im Fernsehen Fussball.

RückSpiegel


Bajour berichtete über die Kulturjournalismus-Diskussionsrunde im Theater Basel, an der OnlineReports auch teilnahm.

Telebasel nahm die OnlineReports-Erstmeldung über den Abbruch des ESAF-Referendums auf.

In ihrem Bericht über die bevorstehenden National- und Ständerats-Nominationen im Baselbiet bezog sich die Basler Zeitung auf eine OnlineReports-Recherche.

Die Basler Zeitung nahm den OnlineReports-Primeur über die Bundesgerichts-Beschwerde der Stadt Liestal gegen das Cheddite-Kantonsgerichts-Urteil auf.

Die BZ Basel zog eine OnlineReports-Erstnachricht über eine Anzeige gegen den Laufener Stadtpräsidenten nach.

Die Basler Zeitung bezog sich in ihrem Bericht über einen diebischen BVB-Kadermann auf einen OnlineReports-Primeur.

Im Porträt von Regierungsrat Isaac Reber nahm die Basler Zeitung auf eine "fast schon legendäre Wortschöpfung" von OnlineReports Bezug.

Telebasel nahm im "Wahltalk" auf ein Zitat in einem OnlineReports-Artikel Bezug.

Die BZ Basel zog die OnlineReports-Erstmeldung über die Verhaftung eines Gewerbetreibenden nach.

Zum aktuellen Thema "Krise des Kulturjournalismus" bezeichnet die Basler Zeitung die Theater- und Opernkritiken in OnlineReports als "löbliche Ausnahme".

In ihrem Text über die Bundesratswahlen zitierte die Luzerner Zeitung aus dem OnlineReports-Leitartikel über die Basler Kandidatin Eva Herzog.

In seiner Bestandesaufnahme über Basler Online-Medien startet das Wirtschafts-Magazin Trend von Radio SRF1 mit OnlineReports.

Die Basler Zeitung ging in ihrem Bericht über den Telebasel-Weggang von Claude Bühler auf dessen Rolle als Theaterkritiker bei OnlineReports ein.

Telebasel zog den OnlineReports-Bericht über Fassaden-Probleme am Markthalle-Hochhaus nach. Die BZ Basel zog auch nach, unterschlug aber eine Quellennennung.

In ihren Presseschauen zu den Bundesratswahlen zitierten bajour.ch und primenews.ch aus dem OnlineReports-Leitartikel über Eva Herzog.

matthiaszehnder.ch nimmt die beiden News-Artikel aus OnlineReports zum Anlass, sich über die schrumpfende Kulturberichterstattung in den Schweizer Medien Gedanken zu machen.

Bajour zitierte OnlineReports in seinem Bericht über die Verwicklung von Bundesratskandidatin Eva Herzog in umstrittene Basler Geschäfte.

In ihrer Recherche über die sterbende Kulturberichterstattung in Basler Medien bezieht sich Bajour auf OnlineReports.

20 Minuten nahm die OnlineReports-Recherche über den Angriff auf den Stiefvater vor dem Muttenzer Gerichtsgebäude auf.

Die Basler Zeitung und die BZ Basel nahmen die OnlineReports-News über die Rückkehr von Christine Keller in den Basler Grossen Rat auf.

In ihrer Analyse über die unklare Gesundheitsversorgung des Laufentals ging die Basler Zeitung auf eine OnlineReports-Recherche ein.

Telebasel konfrontierte die SVP-Regierungsrats-Kandidatin Sandra Sollberger mit einem Kommentar aus OnlineReports (worauf sie die Stellungnahme verweigerte).

Die BZ Basel und die Basler Zeitung nahmen den OnlineReports-Bericht über Pläne zum Abbruch des Spitals Laufen auf.

Die OnlineReports-News über den Wechsel des Telefon-Anbieters durch die Basler Verwaltung wurde von der BZ Basel und Happy Radio aufgenommen.

In seiner Aufstellung über "Politiker, die Wasser predigen und Wein trinken", nahm der Nebelspalter auch auf einen Artikel in OnlineReports Bezug.

20 Minuten griff die OnlineReports-Meldung über einen Autolenker, der bei der verbotenen Fahrt durch eine Einbahnstrasse in Birsfelden eine Radfahrerin schwer verletzte, auf.

Die OnlineReports-Nachricht vom Tod des früheren Baselbieter Regierungsrats Urs Wüthrich nahmen Telebasel, die BZ Basel, die Basler Zeitung, das SRF-Regionaljournal, Prime News, die Nachrichtenagentur SDA, 20 Minuten und Happy Radio auf.

Weitere RückSpiegel

 

In einem Satz


Basel Area Business & Innovation, die Agentur für Standortpromotion und Innovationsförderung, hat im vergangenen Jahr 96 Startups bei ihrer Gründung begleitet und beraten – so viele wie noch nie.

Die Basler Jungliberalen nominierten Felix Guntrum, Joshua Marckwordt, Josephine Eberhardt und Benjamin von Falkenstein als Nationalrats-Kandidierende und wählten von Falkenstein zum neuen Präsidenten.

Der Basler Jungfreisinnige Jonas Lüthy (20) wurde durch die Jahresversammlung zum Vizepräsidenten der Jungfreisinnigen Schweiz gewählt.

Der 52-jährige Ökonom Chris Kauffmann, seit Herbst 2022 Chief Growth Officer beim FCB, wird neuer CEO der FC Basel 1893 AG.

Der Stiftungsrat des Sinfonieorchesters Basel Markus Poschner als neuen Chefdirigenten und Nachfolger von Ivor Bolton.

Jonas Lüthy wird neuer Präsident der Jungfreisinnigen Basel-Stadt und damit Nachfolger von Dominik Scherrer.

Die Junge SVP Baselland hat ihre Präsidentin, neue Landrätin und Sissacher Intensivpflege-Expertin Nicole Roth als Nationalrats-Kandidatin nominiert.

Die Juso Basel-Stadt haben Ella Haefeli, David Portmann, Nino Russano und Maria Schäfer als Kandidaturen für die Nationalratswahlen nominiert.

Nach acht Jahren "erfolgreicher Zusammenarbeit" wollen im Baselbiet die Grünen und die EVP ihre Fraktions-Gemeinschaft im Landrat fortsetzen.

Benedikt von Peter, seit der Spielzeit 20/21 Intendant am Theater Basel, wird das Theater Basel weitere fünf Jahre bis Sommer 2027 leiten, indem er sich frühzeitig für weitere zwei Jahre als Intendant und Künstlerischer Leiter der Oper verpflichtet.

Auf der Basler St. Jakobs-Strasse, eine offizielle und beliebte Pendlerroute für Velofahrende, soll künftig zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf Höhe des Christoph-Merian-Parks künftig in beiden Fahrtrichtungen ein Velostreifen zur Verfügung stehen.

Melanie Thönen übernimmt am 1. Mai die Leitung des Pädagogischen Zentrums PZ.BS. Sie folgt auf Susanne Rüegg, die Ende August 2022 pensioniert worden ist.

Sarah Baschung leitet ab 1. April den Swisslosfonds Basel-Landschaft in der Sicherheitsdirektion und folgt auf Heidi Scholer, die in Pension geht.

Basel-Stadt und Baselland wollen zusammen die psychiatrische Versorgung in der Gemeinsamen Gesundheitsregion weiterentwickeln.

Nicola Goepfert, seit Juni Mitglied des Basler Grossen Ratse, wurde als neuer Co-Präsident der Links-Partei "Basta" gewählt.

Heiko Vogel (47), der frühere Cheftrainer, kehrt am 1. Januar 2023 als Sportdirektor zum FC Basel zurück, um den "gesamten operativen Fussball-Alltag des FCB" zu verantworten.

Die Baselbieter Regierung hat die Mietung von Räumlichkeiten für das Amt für Migration und Bürgerrecht im Helvetia Tower in Pratteln beschlossen.

Auf die im Februar zurücktretende "Basta"-Grossrätin Beatrice Messerli (70) wird die Präsidentin des Jungen Grünen Bündnisses Nordwest, die Klimaaktivistin Fina Girard (Jahrgang 2001) folgen.

Lorenz Amiet, bisher Vizepräsident, wird neuer Präsident der SVP-Grossratsfraktion als Nachfolger von Pascal Messerli, der neu Parteipräsident wurde.

In Lörrach bewarf dieser Tage ein Unbekannter die Fassade der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde mit Eiern.

Am Riehenring entsiegelt das Basler Bau- und Verkehrsdepartement als Versuch ab 31. Oktober insgesamt 14 Parkfelder, so dass dort zukünftig Regenwasser in den Untergrund geleitet wird.