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"Wissenschaftliches Erkenntnis-Interessse": Barbara Schneider, Nicolas Deichmann

Basler Geothermie-Projekt ist noch nicht völlig abgeschrieben

Regierungspräsidentin und Experten begründen die Notwendigkeit einer Risikoanalyse vor weiteren Entscheiden


Von Peter Knechtli


Noch seien "zu viele Fragen offen", um einen fundierten definitiven Entscheid über das Basler Geothermie-Projekt fällen zu können. Dies erklärte die Basler Regierungspräsidentin Barbara Schneider heute an einer Medienkonferenz, nachdem die Expertenberichte zu den drei unerwartet starken Nachbeben veröffentlicht wurden. Die Bauherrin Geopower AG plant eine Kapitalerhöhung in der Grössenordnung von zehn Millionen Franken.


Grundlegend Neues gaben die Basler Regierungspräsidentin und Baudirektorin Barbara Schneider und Experten der Geologie und Seismologie heute Donnerstagmorgen nicht bekannt. Bemerkenswert aber waren die Nuancen der Beurteilungen. So entschuldigte sich die für das Geothermie-Projekt zuständige Departementsvorsteherin nochmals in aller Form bei der Bevölkerung. Gleichzeitig aber erklärte sie, dass auch nach Ablieferung der Expertenberichte zu den drei Erdbeben als Folge der Wasserinjektionen in gegen 5'000 Metern Tiefe noch zu wenig Grundlagen vorlägen, die einen "fundierten definitiven Entscheid für oder gegen das Geothermie-Projekt" ermöglichten.

Internationaler Geothermie-Gipfel in Basel?

Deshalb sei nach der unbefristeten Sistierung des Projekts die Erstellung einer umfassenden Risikoanalyse nötig, mit der die Risiken einer Fortsetzung der Wasserinjektionen sauber quantifiziert werden können. Somit sei auch eine Schuldzuweisung oder eine "Analyse allfälliger Pannen und Fehler" heute noch nicht möglich. Barbara Schneider betonte, dass die Regierung an der Option Geothermie als Beitrag zu einer nachhaltigen Energieversorgung festhalte - wenn auch "nicht unbedingt mit Standort Basel-Stadt". Gleichzeitig stellte sie die Nachbeben bis zu einer Stärke von 3,4 auf der Richterskala in einen Bezug mit übrigen alltäglichen Risiken, denen sich die Basler Zivilgesellschaft laufend ausgesetzt sehe: Ein "veraltetes Atomkraftwerk" in Fessenheim, Flugzeuge über der Stadt oder Gefahrentransporte unmittelbar hinter dem Fussballstadion St. Jakobs-Park.

Die Risikoanalyse, die jetzt ausgeschrieben wird, soll durch den Grossen Rat bewilligt und finanziert werden. Mit Ergebnissen dürfte in rund zwei Jahren zu rechnen sein. Dabei stellte Barbara Schneider in Aussicht, dass sie mit dem Parlament, insbesondere aber mit der Bevölkerung einen Risiko-Dialog aufnehmen wolle. Es werde sogar die Durchführung eines "internationalen Geothermie-Gipfels" in Basel geprüft, da an den Vorgängen in Basel ein "weltweites wissenschaftliches Erkenntnis-Interesse" besehe. Überdies seien die Abläufe im Bewilligungsverfahren ebenso zu klären wie die Frage, auf welche Art "das nötige Knowhow der Fachinstanzen gesichert" werden könne.

Sanfter Wink an den Universitätsrat

Professor Stefan Schmid vom Geologischen Institut der Universität Basel nahm den Faden auf und warb - nicht zuletzt auch im Hinblick auf kritische Portfolio-Diskussionen im Universitätsrat - um die Erhaltung von geologischer Fachkompetenz im Rahmen von Bewilligungsverfahren, die diese Kompetenz voraussetzen. So empfahl er mittelfristig die Schaffung eines geologischen Kompetenzzentrums oder die Weiterführung des Geologischen Instituts an der Uni Basel, das geschlossen werden soll.

Sowohl Schmid ("das Alarmsystem hat funktioniert") wie auch der Seismologe Nicolas Deichmann von Schweizerischen Erdbebendienst zeigten sich von den Beben weniger stark berührt als ein Teil der erschreckten Bevölkerung. Gleichzeitig räumten sie auch mit immer wieder geäusserten Annahmen auf. So widersprach Deichmann deutschen Geologen: Es sei "ein Trugschluss" zu glauben, die kleineren Basler Beben hätten ein mögliches stärkeres durch Entspannung verhindert. "Kleinere Beben tragen praktisch nichts zu einem Spannungsabbau bei." Anderseits sei die Wahrscheinlichkeit gering, dass kleinere Beben ein grösseres Beben auslösten. Stefan Schmid erklärte, ein grösseres Beben könne nicht gänzlich ausgeschlossen werden - aber nur, wenn der Einflussbereich der Wasserinjektion in einer vorexistierenden "riesigen geologischen Verwerfung" liege und zudem schon eine riesige Bruchfläche "kritisch geladen" sei.

"Beben machten Risiko-Quantifizierung möglich"

André Herrmann, Leiter des Bereichs Gesundheitsschutz im Gesundheitsdepartement, wies darauf hin, dass es dank der nun verfügbaren riesigen Datenmengen möglich sei, das Restrisiko bei einer erneuten Injektion zu quantifizieren: "Das wäre vor den Beben nicht möglich gewesen."

Aus den Aussagen der Wissenschafter ebenso wie der Bauherrin Geopower AG wurde klar, dass sich in den nächsten Jahren auf der Bohrstelle in Kleinhüningen ausser Messungen nichts mehr regen wird. Denn in rund zwei Jahren erst dürfte die Risikoanalyse vorliegen. Sollte der politische Entscheid auf "weiterfahren" lauten - was im Moment kaum absehbar ist -, wären laut Projektleiter Markus Häring weitere zwei Jahre nötig, bis ein Bohrturm und die Fachmannschaft dazu verfügbar wären.

Geopower AG bereitet Kapitalerhöhung vor

Offen wäre auch die weitere Finanzierung. Denn unbeschränkte Mittel sind nicht verfügbar. Wie OnlineReports erfuhr, will der Geopower-Verwaltungsrat den Aktionären demnächst eine Kapitalerhöhung von rund zehn Millionen Franken beantragen.

25. Januar 2007



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