Hueresiech! Herr Meyer sorgen Sie für Bahn-Ordnung!
Olten/Basel, 19. März 2019
Der reguläre Interregio-Doppelstöcker, Gelterkinden ab 9.22 Uhr, fuhr heute Dienstagmorgen nicht. Angekündigt ist ein Ersatzzug. Dann die Lautsprecherdurchsage: Der Zug steht (!) zwischen Olten und Tecknau, das kann nur im Hauenstein-Tunnel gewesen sein. Einige Minuten später die hoffnungsvolle Durchsage: Der Zug habe weiterfahren können. Aufatmen! Mit 13 Minuten Verspätung trifft die Uralt-Komposition in Gelterkinden ein.
Nanu, man ist ja nicht kleinlich, denkt man sich, und erfreut sich an der Antik-Lokomotive mit Schweizer Kreuz und der nostalgisch rot-blau gemusterten Sitzen.
Dann ruckelt der Zug los. Sissach erreicht er problemlos, Liestal auch. Aber Tunnels scheint er nicht zu mögen. Vor Muttenz bleibt er stehen, fährt wieder an und bleibt erneut stehen. Nach einiger Zeit der absoluten Stille eine Durchsage "aus Bern": Zug kann nicht weiterfahren. Bitte aus Sicherheitsgründen im Zug bleiben. Zwei Minuten später meldet sich der Lokomotivführer: Er fahre jetzt "mit verminderter Geschwindigkeit" in Richtung Muttenz.
Verspätungs-Malus für die Chefs
Wieder ruckelt der Uralt-Ersatzzug los, erreicht tatsächlich den Muttenzer Bahnhof und schliesslich mit fast einer dreiviertel Stunde Verspätung den Basler Bahnhof SBB. In Muttenz kamen Studenten zu spät in die Vorlesung, ich selbst zu spät in einen vereinbarten Presse-Termin. "Hueresiech!", entfuhr es mir, dabei hatte ich genügend Zeit eingerechnet. Ein Zug kann ja mal eine Panne haben, aber der "Ersatzzug" sollte wenigstens zuverlässig einsatzbereit sein.
Die Zugpannen und Verspätungen haben sich in der Ära von Generaldirektor Andreas Meyer signifikant erhöht. Er sollte sich im Interesse seiner Kunden endlich für mehr Zuverlässigkeit bemühen – und wohl auch im eigenen Interesse. Wie wir erfahren, ist der SBB-Managerbonus an den Grad der Pünktlichkeit gekoppelt. Das allein sollte Herrn Meyer doch Ansporn genug sein, Verspätungspannen auf ein absolutes Minimum zu beschränken.
"Steckt das Geld in die Bahninfrastruktur"
Peter Knechtli hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Die SBB macht alles (Personal einsparen, Abfallkübel in der S-Bahn abmontieren, Sitzplätze zu Gunsten von Stehplätzen entfernen, Toiletten schliessen, undsoweiter) nur nicht das, was sie eigentlich sollten: Transportieren. Gehts schief – und das öfters – muss der ÖV-Benutzer ihre Unzulänglichkeiten entschuldigen. Was habe ich die in meinen über 30 Jahren GA-Fahrens schon entschuldigt. Gefühlte zweimal pro Woche an 365 Tagen im Jahr und rund um die Uhr. Und wehe, ich hatte einmal mein GA nicht bei mir... Und es nützt mir auch nichts, dass ich deren Entschuldigungen nicht mehr akzeptiere. Dafür kann ich bei ihnen die neuste Errungenschaft buchen: GA erste Klasse und ein Tesla. Was für ein Schwachsinn. Steckt doch das Geld in die Bahninfrastruktur.
Eneas Domeniconi, Gelterkinden
"Ich führe jetzt ein Verspätungs-Tagebuch"
Ich kann die letzten 15 Jahre SBB-Pendlerei überblicken. Die Zuverlässigkeit hat abgenommen, da der Fahrplan so dicht ist und beim kleinsten Verzug immer gleich mehrere Verbindungen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Es ist mir ein Rätsel, warum zum Beispiel der Zug am Morgen um 5.34 Uhr (!) von Basel schon in Liestal mit Verspätung ankommt. Da kann eigentlich nur der Lokführer verschlafen haben. Passiert leider öfters.
Wenn es dann wieder ein Problem gibt, bleibt es leider meist den Passagieren überlassen, sich zu überlegen, was das jetzt heisst. Die Kommunikation im Zug ist eindeutig kein Stärke der SBB. Wenn bei Stillstand überhaupt im Zug kommuniziert wird, dann das, was wir schon wissen, nämlich, dass man gerade 15 Minuten Verspätung hat. Der Grund der Störung kommt selten mit, und wie es weiter geht, schon gar nicht.
Ich führe jetzt ein Verspätungs-Tagebuch und schenke das dann dem Herrn Meyer irgendwann. Beim Kundendienst kennen sie mich auch schon und "freuen" sich bestimmt immer, wenn ich ihnen wieder mal erzähle, was gerade so auf der Schiene läuft oder eben steht. Von den neuen Wackelzügen wollen wir erst gar nicht reden.
Also, ich bin es gewohnt, dass man neue Produkte ausgiebig testet und das Ergebnis erst produktiv setzt, wenn es auch funktioniert. Mir tun die Kondukteure leid, die im Wackelzug ihren Dienst tun müssen. Sie erhalten gratis ein Gleichgewichts-Training.
Ich wollte seinerzeit im Kundenbeirat der SBB mittun, aber sie haben mich nicht berücksichtigt. Nur einmal im Jahr, wenn ich das General-Abonnement bezahlen darf, dann ist die Rechnung pünktlich da und man duldet keinen Verzug. Danke, SBB!
Erika Bachmann, Lausen
"Fünf Fahrten – nie pünktlich"
Im Januar und Februar 2019 musste ich 5 mal von Basel SBB nach Stäfa am Zürichsee fahren, und dabei musste ich in Zürich in die S7 umsteigen. Bei all meinen fünf Fahrten schafften es die SBB nie, pünktlich in Zürich anzukommen. Die Verspätungen betrugen zwischen 5 bis 30 Minuten, so dass ich etliche Male nicht zum vereinbarten Zeitpunkt in Stäfa angekommen bin. Bei den nicht gerade günstigen SBB-Preisen dürfte man doch einen besseren Service erwarten.
Dieter Isch, Bottmingen