© Fotos by Herzog&de Meuron
"Klares Bekenntnis zu Basel": Neues Hochhaus-Projekt von Roche
So sieht das neue Roche-Hochhaus aus: Zweiter Anlauf
Das neue Basler Wahrzeichen neben dem Hauptsitz wird 175 Meter hoch / Bezug im Jahr 2015 geplant
Von Peter Knechtli
Der Basler Pharmakonzern Roche mit den zweiten Anlauf für Hochhaus-Projekt noch höher hinaus: Der jetzt vorgesehene Turm unmittelbar neben dem Hauptsitz soll 175 Meter hoch werden, 550 Millionen Franken kosten und alle in der Region verstreuten Bürorämlichkeiten an einem exklusiven Ort zusammenfassen.
Es war vor mehr als drei Jahren, als Roche und die Architekten Herzog&de Meuron ihren 154 Meter hohen "Bau Nr. 1" präsentierten: Eine himmelwärts strebende Spirale in Form einer Doppel-Helix, die in der Öffentlichkeit auf unterschiedliches Echo stiess. Für Roche war der kühne Entwurf (offizieller Name: "Twist 2 Spirals") jedoch aus verschiedenen Gründen – nicht zuletzt auf funktionalen – nicht realisierbar, weshalb das Projekt abgeblasen wurde. Dem Basler Architekturunternehmen, das auf dem Gelände des Pharmakonzerns schon früher Gebäude ausgedacht hatte, blieb Roche allerdings treu.
CEO zeigt sich "begeistert"
Was heute Donnerstagnachmittag den Medien präsentiert wurde, liess sogar den im Ton sonst eher moderaten Konzernchef Severin Schwan schwärmen: "Ich bin begeistert vom Projekt." Mehr noch: Die grösste Investition, die Roche je für ein Bauobjekt getätigt haben wird, sei "ein klares Bekenntnis zu Basel".
Der Büroturm wird mit 175 Metern noch 21 Meter höher als sein gescheitertes Vorgänger-Projekt und ist damit das höchste Haus der Schweiz. Daneben erscheint das unmittelbar anschliessende bestehende Roche-"Hochhaus" mit seinen 68 Metern Höhe wie ein Dreikäsehoch, der Messeturm wie sein deutlich jüngerer Bruder. Der nun wirklich zu bauende Turm enthält 41 Stockwerke und kostet 550 Millionen Franken. Er bietet 1'900 Büro-Arbeitsplätze, die heute in zehn Gebäude des Kantons verteilt sind.
Rein optisch zeigt sich uns ein Entwurf, der sich in keiner Weise mehr an die "Spirale" mehr anlehnt: Es ist, grob gesagt, ein aufgestelltes rechtwinkliges Dreieck, das eine ausgesprochen starke horizontale Betonung aufweist und damit auch Merkmale der benachbarten Gebäude aufnimmt und hell erscheint. Je nach Betrachtungsort stellt sich der "abgetreppte Gebäudevolumen" (de Meuron) als feines oder ein eher markantes Gebäude dar. Mit seiner Höhe indes überragt es alles Bisherige.
Weiterinterpretierte Roche-Tradition
Wer in die Details geht, erkennt im Fussbereich des "Hauptgebäudes" (so die offizielle Formulierung) ein Auditorium, das 500 Plätze bietet. Sodann verteilen sich über die ganze Höhe sogenannte "Kommunikations-Zonen", die sich über drei Etagen erstrecken und Gelegenheiten für Austausch ausserhalb der eigentlichen Büroräume – Grossraum- und Einzelbüros – bieten. Hier sind auch die eleganten Wendeltreppen zu finden, mit denen die Gestalter die architektonische Roche-Tradition "weiter interpretieren", wie sie Otto Salvisberg vor Jahrzehnten im mittlerweile berühmten Gebäude der Konzernleitung schuf.
Aus den Kommunikationszentren, aber auch aus jedem Geschoss ist eine Freiluft-Brüstung erreichbar, die mit zunehmender Höhe des sich nach oben verjüngenden Baukörpers einen prächtigen Ausblick auf die Stadt und Region Basel ermöglicht. CEO Schwan liess erkennen, dass dort auch geraucht werden kann, auch wenn Rauchen offiziell nicht sonderlich erwünscht ist. Auf rund 170 Metern Höhe wird ein Panorama-Personalrestaurant geplant, das freilich öffentlich nicht zugänglich ist.
Wessels spricht von "Wahrzeichen"
Laut Matthias M. Baltisberger, Leiter des Roche-Standorts Basel, bedeutet verdichtetes Bauen auf dem eng begrenzten Werkgelände "eher in die Höhe bauen". Dabei werde auf die Anwohnerschaft Rücksicht genommen. Hohe Nutzungs-Effizienz, städtebauliche Integration, aber auch Einhaltung des Minergie-Standards seien weitere Anforderung, die an "Bau Nr. 1" gestellt würden.
Wie der Basler Baudirektor Hans-Peter Wessels ausführte, sei das Projekt bei der kürzlichen Präsentation "von der Stadtbildkommission sehr gut aufgenommen worden". Wie leicht euphorisiert zeigte sich der Sozialdemokrat "überzeugt, dass der Turm ein neues Wahrzeichen von Basel wird". Roche wollte an der Präsentation nicht vom Prädikat "Wahrzeichen" reden, distanzierte sich aber nicht, wenn Andere es ins Feld führten. Pierre de Meuron hielt – wie schon vor drei Jahren – fest, dass Grösse oder Status des Gebäudes kein Ziel gewesen sei. Die "ganz spezielle Hochhaus-Typologie" habe sich aus den Anforderungen von Roche ergeben, das Raum-Problem zu lösen.
Ehrgeiziger Fahrplan
Wessels bekundete auch die Bereitschaft zu einem "sportlichen Fahrplan". Noch vor den nächsten Sommerferien soll dem Grossen Rat die Vorlage unterbreitet werden. Erforderlich ist ein referendumsfähiger Bebauungsplan, den das Parlament absegnen muss. Im Herbst soll das Kantonsparlament sein Plazet geben. Als "frühesten Zeitpunkt" für eine Baubewilligung nannte Wessels "Anfang 2011". Im Jahr 2012 soll Baubeginn sein.
Laut Wessels werden beim Projekt die Vorschriften des Schattenwurfs eingehalten. Ebenso sei den Fragen der Erdbebensicherheit durch Beizug mehrerer Ingenieurbüros grosse Bedeutung beigemessen worden, ergänzte de Meuron. Offen ist die Frage, wie die heute schon teilweise kritischen Verkehrsverhältnisse an der Grenzacherstrasse gelöst werden, wenn der "Bau Nr. 1" im Jahr 2015 in Betrieb geht. Wessels kündigte "Massnahmen zur Verkehrsberuhigung" an, Baltisberger sprach von einem Mobilitätskonzept, das auch vom künftigen Angebot an öffentlichem Verkehr abhängig sei.
Schwan wie Baltisberger machten auf die Frage von OnlineReports hin deutlich, dass das Hochhaus praktisch keine Raumreserven bietet, obschon Roche in der Regin Basel in den letzten fünf Jahren 1'500 neue Arbeitsplätze schuf. Grund: Roche wolle nicht Verwaltungsstäbe ausbauen, sondern vor allem in Forschung, Innovation und Produktion wachsen.
Schwan bringt "Skala" ins Spiel
Zwar hat bei Roche die Nummern-Bezeichnung von Gebäuden Tradition. Für ihr künftiges architektonisches Flaggschiff sei jedoch ein wirklicher Name nicht ausgeschlossen. Immerhin nannte Konzernchef Schwan schon einen Vorschlag: "Skala". Gegen ihn wird er wohl nichts einzuwenden haben.
Perspektive Grenzacherstrasse
Perspektive Pfalz
Perspektive Breite
Perspektive St. Margarethen
17. Dezember 2009
Weiterführende Links:
"Banal und aufgeblasen"
Der Entwurf ist banal und aufgeblasen. Ich werde jede gesetzliche Initiative unterstützen, die dieses Monstrum verhindert.
Klaus Burri, Basel
"Es stellen sich noch Fragen"
Einen grossen Schritt in die richtige Richtung machen HdM mit diesem abgetreppten Dreieckhochhaus. Da stellt sich allerdings noch die Frage des Schattenwurfs, der bei dem 175 Meter hohen Bau mehr als nur die unmittelbaren Nachbarn betreffen wird.
Aus betriebswirtschaflicher Sicht macht die Konzentration der weitherum verstreuten Büroarbeitsplatze sicher Sinn. Wie das dann mit dem zusätzlichen Verkehr steht, wird wohl erst die Praxis zeigen.
Bruno Honold, Basel
"Eine Zumutung"
Eine Zumutung, dieser Grössenwahn.
Erich und Sonja Hilbe, Riehen
"Erste Variante gefiel besser"
Die ursprünglich geplante Version hat mir persönlich viel besser gefallen.
Jakob Weber, Riehen