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Grenzacherstrasse: "Kriminelle" Situation für Velofahrer
Im kommenden Jahr wird die Grenzacherstasse vor der Landesgrenze erneuert. Das freut die Zweiradfahrer, welche sich schon lange über unzumutbare Verhältnisse beklagen.
Basel, 13. November 2013
Die Gegend um die östliche Grenzacherstrasse gehört zu den vergessenen Winkeln von Basel: Es gibt hier die Zollstation nach Grenzach, eine Eisenbahnlinie, Familiengärten, Sportanlagen und die etwas isolierte Wohnsiedlung Im Rheinacker.
Die Basler Planer haben mittlerweile zwar ein Auge auf diesen abseitigen Standort geworfen. Im Rahmen einer Testplanung kamen sie zum Schluss, dass hier Wohnhochhäuser in einer parkähnlichen Landschaft gebaut werden könnten. Auf der deutschen Seite sind die Planer schon weiter. Auf einem Streifen unmittelbar an der Landesgrenze entsteht unter dem Grenzacher Horn eine Wohnsiedlung, an der auch die Basler "Stiftung Abendrot" beteiligt ist. Eine Fussgänger-Unterführung unter der Hochrheinbahn ist bereits im Bau.
Rückständige Verhältnisse
Mit diesen prosperierenden Zukunftsaussichten noch nicht Schritt halten kann die Grenzacherstrasse, die von bis zu 17'000 Fahrzeugen pro Tag, darunter vielen Lastwagen, befahren wird. Die Strasse zum Hochrhein-Grenzübergang erinnert eher an Verhältnisse, wie sie in osteuropäischen Staaten vor dem EU-Beitritt herrschten. Ein OnlineReports-Leser, der in Grenzach wohnt und mit dem Velo in die Stadt zur Arbeit fährt, bezeichnet sie als nahezu "kriminell", als lebensgefährlich für Velofahrer. Auf dem letzten Stück vor der Grenze gibt es stadteinwärts überhaupt keinen Radstreifen, stadtauswärts dürfen die Velofahrer auf dem Trottoir fahren, kurz vor der Grenze wieder nicht mehr.
Unser Gewährsmann kommentiert, was das Bild oben dokumentiert: "Viele Deutsche, die in ihrem Land ganz legal auf dem Trottoir fahren dürfen, stört das ohnehin nicht. Sie fahren auch stadtwärts auf der falschen Seite, weil sie sich nicht gefährden wollen."
Erschwerend kommt hinzu, dass auch noch die Veloverbindung vom Birsfelder Kraftwerk her einmündet. Wer von hier aus in Richtung Stadt (Veloroute Grenzacherpromenade / Solitude) fährt, muss die vielbefahrene Grenzacherstrasse zweimal überqueren. Da hält man sich lieber an das deutsche Vorbild und benutzt das Trottoir, gerät dabei aber in Konflikt mit der dortigen Bushaltestelle und der Fahrtrichtung.
Es gibt auch eine gute Nachricht
Die gute Nachricht für die Grenzacher Velopendler und verwirrten Radtouristen: Seit 2010 besteht ein Ausgabenbericht für die Sanierung dieses Abschnittes der Grenzacherstrasse, die auch mit der Erneuerung von Leitungen kombiniert wird. Ein Jahr später wurde er von der grossrätlichen Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission (UVEK) noch mit Verbesserungsvorschlägen versehen. Die Planauflage ist nun abgeschlossen und im April des kommenden Jahres soll mit den Bauarbeiten begonnen werden. Sie werden ohne Verkehrsunterbruch rund ein Jahr dauern, wie Dagmar Kruch vom Planungsamt im Bau- und Verkehrsdepartement gegenüber OnlineReports erklärte.
Die Grenzacherstrasse erhält somit auf beiden Seiten plausible Velowege. Auf der Nordseite wird es sich nach Basler Norm um einen Radstreifen auf der Fahrbahn handeln, für die Rheinseite konnte sich die UVEK mit ihrer Forderung nach Beibehaltung des Radweges auf dem Trottoir durchsetzen – mit Ausnahme der Bushaltestelle "Allmendstrasse", wo die Verhältnisse zu eng und zu gefährlich wären.
Sorgenkind Grenzacherstrasse
Die Grenzacherstrasse, die vom Wettsteinplatz bis an die Landesgrenze führt, beschäftigt die Planer sowie die Verkehrs- und Quartierpolitiker seit geraumer Zeit. Der Grosse Rat hat kürzlich beschlossen, den Abschnitt zwischen Peter-Rot-Strasse und Solitude tagsüber mit "Tempo 30" und baulichen Massnahmen zu beruhigen, damit die Roche-Mitarbeiter ungefährdet die Strasse überqueren können. Separat geprüft wird nun noch die Frage, ob "Tempo 30" nicht auch für den schmäleren Strassenabschnitt bis zum Wettsteinplatz möglich sei. Anwohner und Quartierverein beklagten sich beim Amt für Mobilität auch über den intensiven und lärmigen Busverkehr. Für den Weg der Busse zum Depot Rankhof soll nun eine andere Lösung gefunden werden.
Die Velofahrer sind nicht auf diesen innern Abschnitt der Grenzacherstasse angewiesen, denn sie können die Veloroute Schaffhauserrheinweg-Solitude mit Unterführung unter den Brücken bis zur Grenzacherpromenade benützen. Die Fahrt auf der Fussgängerpromenade durch den Solitudepark ist aber umstritten, weil sie eng ist und unübersichtliche Stellen aufweist. Da wird noch nach besseren Lösungen gesucht.
Weiterführende Links:
- Anrainer der Grenzacherstrasse proben den Aufstand
- Start zum Roche-Neubau: Kanton kassiert 12 Millionen