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Das Oslo-Massaker, der Philosoph John S. Mill und die Freiheit des DenkensVom Recht auf Irrtum und der Notwendigkeit des Widerspruchs Von Aurel Schmidt Der Massenmörder von Oslo, Anders Behring Breivik (A. B. B.), soll in einem Twitter-Account einen Satz des englischen Philosophen John Stuart Mill (1806-1873) zitiert haben: "One person with a belief is equal to the force of 100‘000 who have only interests." Der Satz ist falsch wiedergegeben. Er steht in den "Considerations on Representative Government" und lautet in der deutschen Übersetzung von Theodor Gomperz (1873): "Ein einziger Mensch mit einem Glauben ist eine gesellschaftliche Macht, die neunundneunzig andere Menschen aufwiegt, welche nur Interessen haben."
"Ist Kritik jetzt ausgeschlossen? Irritierend ist im Weiteren, dass A. B. B. offenbar von "Kulturmarxismus" gesprochen und die multikulturelle Entwicklung sowie demografische Verschiebung entschieden abgelehnt hat. Sollte es jetzt nicht mehr möglich sein, sich weiterhin Gedanken darüber zu machen, weil damit Missbrauch getrieben wurde? Ist Kritik jetzt ausgeschlossen? Das hätte noch gefehlt. Der Wunsch nach Zensur beflügelt alle Dogmatiker. Das wäre so, wie wenn auf das Christentum ein Schatten gefallen wäre, weil der Attentäter von Oslo sich als christlich bezeichnet hat.
"Der Schriftsteller Henry David Thoreau Die "hate speeches" als Übersteigerung und Verabsolutierung der eigenen Meinung geltungssüchtiger Wortführer gehören zum amerikanischen Alltag. Die Menschen werden aufgepeitscht – aber sie geben sich auch bereitwillig dazu her, sonst sähen die Dinge anders aus (ein Vergleich mit den aggressiven britischen Boulevardblättern bietet sich hier an).
"Jede Einschränkung der Meinungsfreiheit Jede Einschränkung einer Meinung betrachtete Mill als Übel. Aber er sah auch, dass es erforderlich sein könne, Grenzen zu ziehen. Wir haben das Recht, eine Meinung, auch eine abweichende, auch eine verrückte, zu vertreten, freilich auch das Rech, jeder anderen zu widersprechen. Der Widerspruch ist eine möglich Einsprache. Das ist die Voraussetzung jeder Auseinandersetzung und damit die Grundlage ihrer zivilisierten Form.
"Zuletzt schält sich in jeder Diskussion Mill geht sogar soweit zu behaupten, dass es kein Recht gebe, die Verbreitung selbst eines offensichtlichen Irrtum zu untersagen. Seine Begründung: "Die Urteilskraft ist den Menschen gegeben, damit sie sie gebrauchen. Sollten wir sie darum nicht anwenden, weil wir uns irren können?" Das ist ein optimistisches Vertrauen in die Perfektibilität des Menschen. Würden wir auf diese Urteilsfähigkeit verzichten, fährt Mill fort, "so könnten wir unsere Interessen nicht vertreten und unsere Pflichten nicht erfüllen".
"Jede Meinung kann ebenso Dies wiederum kann nur bedeuten, dass diskutieren, Meinungen vertreten, sich mit anderen Meinungen auseinandersetzen als Wettkampf um Ideen, Projekte, Konzepte zu verstehen ist – aber als Wettkampf ohne Sieger. Denn jede Meinung kann möglicherweise wahr, aber ebenso sehr auch falsch sein. Das wird erst die Zukunft zeigen, während die Disputation in der unmittelbaren Gegenwart, also in diesem Augenblick, erfolgt.
Bibliografie Der Essay "Über die Freiheit" von John Stuart Mill ist in verschiedenen Ausgaben erhätlich. Empfohlen wird diejenige von Horst D. Brandt in der Philosophischen Bibliothek des Meiner Verlags. Von Henry David Thoreau wird der Erfahrungsbericht "Walden oder Hüttenleben im Walde" in der Übersetzung von Fritz Güttinger im Manesse Verlag zur Lektüre vorgeschlagen. Der Essay "Über den Ungehorsam gegen den Staat" ist bei Diogenes erhältlich. 27. Juli 2011
"Was Freiheit ist" Danke für diesen interessanten Artikel, der uns mahnt und daran erinnert, was Freiheit ist. Markus Schöpfer, Allschwil "Erschreckend, dass überall Ängste kultiviert werden" Dass zwanghafte Ablehnung sich in pathologischen Hass steigern kann, sollte in diesen unseren Tagen besonders zu denken geben.
Blickt man um sich, so bestätigt sich die Binsenweisheit dass Krisenzeiten ein Nährboden für missionarischen Eifer sein können, und dass Angst ein wichtiges Mittel zum Zweck ist. Dort wo sich zunehmend Unsicherheit/en breitmachen, werden Ängste missbraucht um Polarisation zu schüren.
Was erschreckt ist, dass Ängste unterschiedlicher Art in jeder politischen Himmelsrichtung viel zu häufig richtiggehend kultiviert werden. Dies weil diffuse Furcht die meisten Menschen schneller zu bewegen vermag als sachliche Argumente. Angst ist ein mächtiges aber unheilvolles Werkzeug. Praktisch bei jedem Urnengang werden auch bei uns, fallweise von der einen oder anderen Seite, Ängste anstelle des freien Denkens angesprochen.
Es liesse sich für die letzten Jahre problemlos ein Dutzend Beispiele von links bis rechts auflisten, bei denen vor Wahlen oder Abstimmungen Existenz- und sogar Todesängste in Wort oder Bild bewirtschaftet wurden. Der ausgleichende Dialog wird vom aufpeitschenden Monolog verdrängt. Ängste sind eine schnelle Strasse zu Überzeugungen die ihre Kraft aus negativen Reflexen schöpfen, anstatt auf konstruktives Denken zu bauen.
Diese dunklen Geister werden leichtfertig gerufen. Sind sie aber erst einmal da, sind sie schwerer in ihre Ecke zurück zu bannen als ein verzauberter Besen. Roger Jean Rebmann, Basel "Zu differenziert für diese Welt!" Lieber Aurel Schmidt, Sie sind ganz einfach zu differenziert für diese Welt! Ihre Überlegungen und die Schlüsse, die Sie daraus ziehen, kann ich absolut nachvollziehen. Leider leben wir in einem Umfeld, in der das Reflektieren nicht mehr Mode ist.
Unsere Umgebung wird immer greller und schriller, die Kommunikation und die Medien immer mehr von Effekthascherei geprägt, der Narzissmus treibt immer seltsamere Blüten, die grässlichsten Probleme auf der ganzen Welt haben wir jeden Tag via TV im Wohnzimmer. Eine Jugend, die mit diesen Eindrücken aufwächst, weiss ja gar nicht mehr, was es heisst, zur Besinnung zu kommen und nachzudenken. Und die älteren Generationen sind oft erst recht überfordert. Also orientiert sich mann/frau gerne an Manipulatoren und Rechthabern, die mit simplizistischen weltanschaulichen Kochrezepten scheinbar schmackhafte Lösungen präsentieren. Und versteigt sich im Extremfall in „Überzeugungen“, die jede Monstrosität rechtfertigen sollen.
Frage: Was können wir tun, um die Nachdenklichkeit und den Gemeinsinn wieder zu stärken? Ich finde kein einfaches Rezept. Weiss jemand eines? Esther Murbach, Basel |
Vergänglichkeit wird zelebriert |
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Letzte Saison unter Ivor Bolton |
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unter Denkmalschutz |
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Auch musikalisch eine Grosstat |
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