12'600 Unterschriften - aber Aus für Markthalle-Polarium
, 26. Oktober 2006
Der Druck auf ein Polarium in der Basler Markthalle hält an - aber vergeblich: Mehr als 12'600 Personen haben die vom "Verein der Freunde des Zoo Basel" lancierte Petition für ein Polarium unterzeichnet. Dies meldet der Zoo Basel, der sich über die "begeisterte Unterstützung des Projektes" freut und die Regierung bittet, das Projekt trotz bereits erfolgter Absage wohlwollend zu prüfen. "Sollte ein Polarium nicht zu Stande kommen, wird sich der Zoo Basel bemühen, eine alternative Lösung zu finden."
Doch dann folgt der Satz, der Resignation bedeutet: "Der Zoo Basel sieht nach dem Entscheid des Regierungsrates, an der gewerblichen Neunutzung und Veräusserung der Markthalle festzuhalten, keine Möglichkeit mehr, das Polarium in der Markthalle zu realisieren. Er nimmt hingegen erfreut zur Kenntnis, dass die Regierung im Rahmen der Entwicklungsplanung des Zoo Basel Hand bieten will, um eine andere Lösung zu finden." Der Bau eines Polariums an einem anderen Standort wird nach Meinung des Zoos "kaum zu realisieren sein". Einerseits sei die Donation der Gönnerin Christine Cerletti-Sarasin an Kauf und Ausbau des Polariums an die Markhalle gebunden, andererseits sei auch die Vermittlung der Inhalte des bestehenden Projektes an die Bausubstanz der Markthalle angepasst. Darüber hinaus hätten die Einnahmen aus der Vermietung der Randbebauungen den Betrieb des Polariums finanziell gestützt.
In einer heute Donnerstagmorgen veröffentlichten Stellungnahme schreibt Frau Cerletti-Sarasin, sie sei vom Entscheid der Regierung "enttäuscht" und "desillusioniert". Sie empfinde den Beschluss der Exekutive "als gefährliches Signal an das Basler Mäzenatentum".
Und weiter: "Was ich nicht verstehe, ist weshalb Frau Herzog Allreal und uns nicht zu einem gemeinsamen Gespräch eingeladen hat, um am runden Tisch zu besprechen, ob eine Verbindung des Polariumprojekts mit dem Projekt von Allreal möglich gewesen wäre. Zumindest einen Versuch hätte man wagen können. Unser Eindruck war, dass bei Allreal eine Gesprächsbereitschaft durchaus vorhanden war. Wir haben die Verantwortlichen der Firma Allreal vor dem ablehnenden Entscheid der Regierung schriftlich zu einem offenen und freundlichen Dialog eingeladen. Mit der Ablehnung des Projekts durch die Regierung ist es auch dazu nicht mehr gekommen. Überrascht hat mich auch, dass die Regierung ihren Entscheid fällt, bevor die Petition dem Regierungsrat überreicht werden konnte. Bei mir stellt sich die Frage, ob die Regierung vor den Herbstferien rasch vollendete Tatsachen schaffen wollte. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass das Polarium für die Umnutzung der Markthalle geradezu ideal ist, und werde mich, auch im Interesse der vielen Polarium-Fans, im Rahmen meiner Möglichkeiten weiterhin für dieses Projekt engagieren."
"Warum nicht den Zolli Richtung Heuwaage vergrössern?"
Alles recht und gut, aber warum hätten eigentlich die Pinguine in die Markthalle zügeln sollen? Einfacher wäre es, den Zolli Richtung Heuwaage zu vergrössern! Ja gerne, aber da würde die Mehrheit der Parteien (ausser vielleicht zwei!) die Nase rümpfen, weil damit das Fixerstübchen abgebrochen werden müsste. Trotzdem, das wäre doch sicher noch überlegenswert.
, Basel
"Regierung negiert damit eine beachtliche Anzahl Stimmbürger"
Mit diesem Titel trifft Dieter Stumpf den Nagel auf den Kopf. Ungeachtet des mit mehr als 12'600 Unterschriften bezeugten Volkswillens, in der Markthalle ein Polarium zu ermöglichen, setzt diese Regierung auf noch mehr Einkaufsmöglichkeiten in der Stadt und negiert damit eine beachtliche Anzahl Stimmbürger.
Ungeachtet des grossen Widerstandes der sich gegen das neue Casino manifestiert, investiert die gleiche Regierung Steuergelder in ein Projekt, das bei der Referendumsabstimmung trotz millionenteurer Propaganda nur noch Altpapier ist.
Da werden wohl nach den nächsten Regierungsratswahlen ein paar Betroffene nach Antworten - bzw. einen neuen Job - suchen müssen.
, Basel
"Das verbindende Übel ist unsere volksfremde Regierung"
Mit hilfloser Argumentation versucht Herr Eberhardt, den Polarium-Flop zu einem Argument für das neue Stadtcasino umzumünzen. Die beiden Projekte stehen für mich auch in einem Zusammenhang: Die gleiche Regierung, welche ein Polarium ablehnt, für welches sich immerhin erwiesenermassen über 12'000 Menschen mittels einer Petition ausgesprochen haben, pusht gleichzeitig mit teurem Planungsaufwand ein Stadtcasino-Projekt, welches die Basler Bevölkerung aus denselben Gründen ablehnen wird, welche vor drei Jahren das Multiplexkino Heuwaage mit komfortablen 68,4 Prozent der Stimmen gebodigt haben. Das verbindende Übel bei diesen zwei Projekten ist also unsere volksfremde Regierung, welche den Draht zu unserer Stadt und ihrer Bevölkerung offensichtlich längst verloren hat.
, Basel
"Nach dem Lehrstück 'Polarium' wird das Casino der Prüfstein"
Wie das mit der Polarium-Idee lief, und dem anschliessenden Herumeiern, von allen Seiten, bestimmt nicht nur der federführenden Regierungsrätin, müsste ein Lehrstück für den Umgang mit Mäzenatentum und guten Ideen in Basel werden. Denn so geht es natürlich nicht.
Festzuhalten ist: Was Mäzeninnen und Mäzene in Basel wahr und wirklich werden lassen, ist ein Traum. Ich glaube kaum, dass es irgendwo auf der Welt eine Stadt gibt, wo pro Kopf der Bevölkerung eine vermögende Schicht so viel springen lässt. (Zusätzlich zu den heftigen Steuern notabene.) Ich will hier keine Namen nennen. Ausserdem kennt man ganz viele Namen sowieso nicht. Insofern ist das Vorgehen von Frau Cerletti-Sarasin unüblich, auch die Gangart der Anstrengungen von Frau Oeri-Trefzer entsprechen nicht ganz der baslerischen Tradition.
Aber bei aller Dankbarkeit: Es kann nicht sein, dass sich via Finanz- und Spendenkraft quasi eine ausserparlamentarische Opposition (APO, erinnern Sie sich?) etabliert, die sich lautstark beleidigt abwendet, wenn im Gang der Dinge halt kein Platz mehr für das Depot wohlwollender Millionen ist.
Die Frage der Umnutzung der Markthalle ist seit langer, langer Zeit ein Thema. (In den neunziger Jahren hatte ich schon ein Mandat aus interessierten Kreisen, um zu sondieren.) Viele Ideen wurden angedacht, diskutiert und dies war bekannt. Warum in aller Welt kommt man mit so einem Vorschlag, durchaus bedenkenswert, erst dann, wenn der Match eigentlich abgepfiffen ist?
Zur Zeit gäbe es für zwölftausend engagierte Basler Stimmen ein viel realeres Objekt der Begierde: Das neue Casino. Hier begegnen sich private und staatliche Gelder auf gleicher Augenhöhe für ein gemeinsames, atemberaubendes Projekt. Hier wird schon seit Jahren alles getan, um die Oeffentlichkeit jederzeit ins Bild zu setzen. Hier passen sich auch die noblen, vermögenden Personen dem unumgänglichen demokratischen Prozess an, so mühsam er erscheinen mag.
Nach dem Lehrstück "Polarium" wird das Casino der Prüfstein. Ich hoffe, dass sich das Volk im Sinne der edlen Spender entscheidet.
Urs Eberhardt, Basel
"Weshalb geht Rot-grün diesen Weg der totalen Kommerzialisierung?"
Warum muss es eigentlich wieder eine Konsumtempelvariante sein, wenn ein architektonisch interessantes und erst noch einmaliges Gebäude in Basel neuer Nutzung zugeführt werden soll? Weshalb geht die rotgrüne Regierungsmehrheit diesen Weg der totalen Kommerzialisierung eines urbanen Projektes, der in den Wahlkämpfen von Herzog, Lewin, Schneider und Morin ständig als überwindbar dargestellt worden ist?
Dieses Gebäude gehört allen Baslerinnen und Basler, genauer: Allen Steuerzahlenden. Wenn einige Tausend von ihnen per Unterschrift den Wunsch einer allgemeinen, eben einer nichtkommerziellen Nutzung der Markthalle ausdrücken, wäre ein Innehalten, um Zeit für notwendige Nutzungs- und Gestaltungs-Diskussionen zu gewinnen, Ausdruck von einem Minimum an Anstand.
Aber nein. Man tut so, als ob man die Wähler dieser Regierungsmehrheit während der Wahlperiode einfach ein ums andere Mal vor den Kopf stossen darf, auf Grund einer Interessenberücksichtigung, die wieder einmal keinerlei Transparenz kennt. Langsam hat man von diesen undiskutierten Fait-accomplis einfach nur genug!
Alois-Karl Hürlimann, Basel