Unter neuer Leitung: Pläne des Schweizerischen Architekturmuseums
Basel, 16. Januar 2007
Mit einem geballten Programm an Vorträgen, Workshops, Präsentationen, Panels, Debatten und Dialogen unter dem Obertitel "Freezone/Freizone" setzt die neue Direktorin des Architekturmuseums in Basel, Francesca Ferguson, gleich ein unübersehbares Zeichen und entfaltet sie eine Neustart-Dynamik.
Der Name des Museums heisst jetzt auch neu Schweizerisches Architekturmuseum (sam mit einem kleinen, aber brisanten Abstand zwischen dem s und dem am), ein neues Logo wurde gefunden, der Auftritt im Internet ist neu gestaltet. Ausserdem hat das Schweizerische Architekturmuseum die Zusammenarbeit mit verschiedenen anderen Institutionen gesucht (ETH Studio Basel, Institut Hyperwerk HGK FHNW, Kunsthalle Basel, Theater Basel, Museum Tinguely, Architekturforum Zürich, Kulturstadt Jetzt, Forum für Zeitfragen und anderen), denn Networking ist, wie alle wissen, heute von entscheidender Bedeutung. Kultur ist Networking.
Und das Museum ist ausgeräumt (vorübergehend). Mit Podien, Mikrofonen, Stühlen wird es möbliert (vorläufig). Es ist kein Ort mehr zum Zeigen und Schauen, sondern eine Plattform, ein Workshop oder Labor, ein Umschlagplatz für Ideen und Projekte. Es wird geredet und debattiert, es werden Ansichten ausgetauscht, es werden Filme zu sehen sein, eine Audio Lounge ist eingerichtet. Von der Museumsnacht am 19. Januar bis zum 24. Februar sind 25 Veranstaltungen mit 110 Teilnehmern programmiert, ein atemberaubender Parcours. Jeden Tag ist etwas los.
Immer geht es dabei um Architektur, aber im weitesten Sinn. Nicht mehr das einzelne Bauwerk mit seiner ästhetischen oder sozialen Qualität steht im Mittelpunkt, sondern es werden Fragen aufgeworfen, die sich heute unter einem transdisziplinären Blickwinkel stellen: Urbanismus, Zersiedlung, Ausbreitung der Agglomeration. "Architektur ist auch als Teil eines dynamischen Feldes anzusehen - als ein Werkzeug für die breite Auseinandersetzung über Raumgestaltung" (so das Schweizerische Architekturmuseum in einer Ankündigung).
Die Schweizer und die Basler Architekturszene sind ein Thema in "Freezone/Freizone", aber nicht das einzige. Wie kann Architektur vermittelt und als kommunikatives Format eingesetzt werden? Wer plant die Stadt (und wer plant die Planung)? Wie verläuft die städtische Entwicklung heute? Wie orientiere ich mich in der Stadt (Stichwort Signaletik)?
Die Ziele von MetroBasel werden untersucht, ebenso die verschiedenen heute geltenden Architektur-Theorien sowie kanonische Architektur-Texte (Giedion, Venturi/Scott Brown/Izenours, Derrida). Auch das "neue Stadt-Casino Basel" ist ein Thema, nicht weniger und nicht mehr als die Frage der Differenz von Formalismus, Brand (Stichwort Playboy-Architektur) und sozialer Kompetenz im Bauen. Architektur ist heute zu einer Hermeneutik avanciert, einer Auslegungswissenschaft oder auch nur Ansichtssache, mit der der Versuch unternommen wird, vieles zu erklären, was weit über die unmittelbare architekturale Tätigkeit hinaus- und unser Leben angeht.
Ist dieser erste Aufbruch einmal bewältigt, stehen dieses Jahr drei Ausstellungen (im dann wieder eingeräumten Museum) auf dem Programm: "Unaufgeräumt/As Found" mit 18 Architekturbüros und Beispielen, wie mit minimalen Eingriffen und Ressourcen Räume verwandelt werden können (17.3. bis 17.5.); "Instant Urbanism", eine Retrospektive der Situationistischen Internationale, die zeigen soll, wie die Situationisten auf die Wahrnehmung des Stadtraums eingewirkt haben (10.6. bis 16.9., gleichzeitig mit der Art und einer Ausstellung im Tinguely-Museum); "Pancho Guedes", ein alternativer und eklektischer Modernist aus Portugal (29.9. bis 31.12.)
Weitere Informationen: www.sam-basel.org