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Aurel Schmidt: "Seitenwechsel"

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Es ist allerhöchste Zeit zum Aufstehen

Noch liege ich im Bett, aber eine Unruhe hat mich ergriffen. Zeit zu verlieren gibt es nicht. Das Jahr hat noch kaum begonnen und ist schon vorbei. Nun ja, wenigstens fast. Ein Tag ist wie eine Woche, eine Woche wie ein Monat. Es geht schneller als man denkt. Die Zeit rast, und wir rasen mit. Ich stehe auf und frage mich: War was?

Vor fünfzig Jahren, anno 1968, lautete die Parole: Veränderung! Heraus aus dem Mief der fürchterlichen, dumpfen Nachkriegsjahre, auch in der Schweiz, und hinein in einen fröhlichen Modus, in eine offene, lockere, inspirierte Zukunft.
 
Jetzt ist erneut von Veränderung die Rede, aber diesmal in einem entgegengesetzte Sinn. Unter dem Begriff "konservative Revolution" geht der Blick nicht nach vorne, in Richtung des Zeitpfeils, sondern zurück in die Zeit vor dem Aufbruch, in eine Epoche, deren Uhr abgelaufen schien und sich nie mehr wiederholen sollte. Aber das ist nicht der Fall. Der Rückwärtsgang ist eingeschaltet. Zurück auf Platz 1. Vorwärts Marsch in die Vergangenheit. Wer soll das verstehen?

Eine Verschiebung der Begriffe und Bedeutungen ist in vollem Gang, die perfekt in das postfaktische Zeitalter passt. Was auf diese Weise entsteht, kann nur eine grosse geistige Verwirrung sein. Der Teil der Menschen, der betrogen worden ist und immer noch wird, wählt seine Betrüger selbst und will es nicht wahrhaben.

Die Wirtschaft hat, pauschal gesprochen, nicht mehr den Wohlstand der Nationen, wie ihn Adam Smith in seinem grossen, aufklärerischen Werk mit dem gleichen Titel propagierte, im Sinn, sondern denjenigen der Shareholder unter Beihilfe der politischen Klasse, die reine Klassenpolitik betreibt. Für den hässlichen Fortschritt wird eine Menge Zerstörung an Ressourcen, Lebensqualität, Glaubwürdigkeit in Kauf genommen. Auch dies ist eine Entwicklung, die die Verhältnisse in gewollter Absicht auf den Kopf stellt.


"Die Rede vom freien Unternehmertum
hat die Köpfe völlig vernebelt."


E
inen massgeblichen Teil dazu leistet der Missbrauch der Sprache, der stets in Zeiten der Unsicherheit und Orientierungslosigkeit wilde Blüten treibt. Diskussion wird mit einem Mal mit Verbreitung von Hass gleichgesetzt, Kritik an den Religionen zu einer Form von Rassismus erklärt. Am unverständlichsten ist es, wenn die neuen Wortführer von Meinungsfreiheit sprechen und dabei versuchen, die Meinungen zu lenken, natürlich in ihrem ureigenen Sinn. Nicht um offene Diskussion geht es, sondern um unterschwellige Verbreitung von Gegeninformation und Fake News.

M
it der religiös inspirierten Ablehnung der Evolutionstheorie hat es begonnen; ihren Höhepunkt hat die Entwicklung in den USA erreicht, als der Begriff von der "alternativen Wahrheit" in Zirkulation kam. Alles ist falsch, alles richtig, egal. Es kommt nicht auf Unterscheidung an, schon gar nicht auf Begriffsdefinition.


Wer bisher die Demokratie kritisierte, muss sich jetzt fragen, was er falsch gemacht hat, vor allem angesichts der Frivolität, mit der der Milliardär von der Goldküste sein Vermögen, dessen Herkunft unklar zu sein scheint, hemmungslos dazu einsetzt, um seine Ideen zu verbreiten. Man müsste von Missbrauch sprechen, aber die Rede vom freien Unternehmertum hat die Köpfe derart vernebelt, dass es nicht mehr möglich ist, unbefangen zu diskutieren.
 
Hier muss ich mich berichtigen. Nichts gegen freies Unternehmertum. Ich bin selbst ein Mini-Medienmogul, wenn ich auf diesem Portal meine Meinung verbreite. Gelacht! Bei den Perspektiven, die der bekannte Milliardär punkto Möglichkeiten hat und punkto Reichweite erzielen kann, ist das Mass an Unverhältnismässigkeit überschritten. 

Wir leben eher in einer Zeit des Umbruchs als des Aufbruchs der Diskursvielfalt. Die politische Korrektheit war ein versteckter Versuch, im Namen einer fingierten Rechtschaffenheit die Meinungsvielfalt und Auseinandersetzung zu beschneiden. Es folgten die Gender- und die Identitätspolitik mit ihren willkürlich gesetzten Kriterien, danach die Kritik an der "cultural appropriation", also der Aneignung kultureller Werke und Werte einer Ethnie durch eine andere, zum Beispiel wenn Weisse schwarze Musik spielen, was zur neuen kolonialistischen Ausbeutung umerklärt wurde.
 
Zuletzt bescherte uns der Zeitgeist die Moralisierung der Gesellschaft. Darüber hätte man reden können, aber es ist wieder einmal völlig verkehrt herausgekommen. Aus Filmen sollen Raucherszenen herausgeschnitten und in Museen als anstössig und obszön taxierte Werke der Weltkunst entfernt werden. Die Brustwarze ist die letzte Katastrophe vor dem endgültigen moralischen Kollaps. Wir leben in einer Epoche der Empörung und Beschuldigungen nach allen Seiten.

Dies alles sind Versuche, die notwendigen Auseinandersetzungen auf fadenscheinige Standards einzuschränken. Nach der Melodie: Lasst das Denken, liebe Leute. Wir, die es besser wissen, kümmern uns um Euch. Das ist die ärgerlichste aller möglichen Zumutungen, wenn die Zustimmung auch ausser Frage steht.

Verstehe das, wer will. Ich glaube, ich lege mich noch einmal schlafen und warte auf freundlichere Zeiten. Aber das ist eine Illusion. Das gibt es nicht. Es ist allerhöchste Zeit zum Aufstehen. Ich eile an den Mac, um den Beitrag zu schreiben, den Sie eben gelesen haben.  

15. Januar 2018
 Ihre Meinung zu dieser Kolumne
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Aurel Schmidt, Jahrgang 1935, war bis Mai 2002 Redaktor der "Basler Zeitung" (vorher "National-Zeitung"). Er war mitverantwortlich für das jeden Samstag erscheinende "Basler Magazin" und verfasste zahlreiche philosophische Essays, Reise-Reportagen, Kommentare und Kolumnen. Schmidt, der heute als Schriftsteller und freier Publizist in Basel lebt, machte sich auch als Autor mehrerer Bücher einen Namen: "Der Fremde bin ich selber" (1982), "Wildnis mit Notausgang. Eine Expedition" (1994), "Von Raum zu Raum. Versuch über das Reisen" (1998). Ausserdem liegen vor: "Lederstrumpf in der Schweiz. James Fenimore Cooper und die Idee der Demokratie in Europa und Amerika" (2002), "Gehen. Der glücklichste Mensch auf Erden" (2006), "Auch richtig ist falsch. Ein Wörterbuch des Zeitgeists" (2009). Zuletzt erschienen: "Die Alpen. Eine Schweizer Mentalitätsgeschichte" (2011). © Foto by OnlineReports.ch

aurel.schmidt@bluewin.ch

(Die Kolumnisten sind in ihrer Meinung frei;
sie braucht sich nicht mit jener der Redaktion zu decken.)
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"Extreme finden viel Raum in den Medien"

Es sind tiefgründige Gedanken, die allerdings nur eines auslassen – die Medien. Wenn diese nicht jeden Unsinn gleich aufgreifen und verbreiten würden, könnte die Wirkung der oft schrägen, gar kranken Ideen gar nicht erst eintreten. Es sind letztlich  die Medien, die darauf aufmerksam machen und ihnen damit Gewicht verleihen; alles was "normal" wäre, ist ihnen zu langweilig – damit lässt sich nichts verkaufen.

Klatsch und Tratsch stehen im Vordergrund und werden breit diskutiert. Unsinn, bis in die Nähe von Geisteskrankheit reichende Überlegungen und "Forderungen" werden ausgewalzt, wie wenn man sie ernst nehmen sollte. Die Hinterbänkler und "Extremen" in der Politik werden filterlos hervorgehoben – die tragenden Politiker (der Mitte) hinterfragt, unglaubwürdig geschrieben und jedes ihrer Worte auf die Goldwaage gelegt, frei uminterpretiert, aus dem Zusammenhang gerissen einer ungewollten, schädlichen Bedeutung zugeordnet.

Kann, darf es sein, dass die Rolle der Medien zunehmend darin besteht, die abwegigsten Gedanken und Diskussionen aus den sozialen Netzwerken aufzugreifen, zu verbreiten und zu ihrer eigenen Sache zu machen? Wie ist es möglich, dass extreme (linke wie rechte) Politiker für ihre Ansichten und Meinungen so viel Raum in den Medien finden, währendem die "langweiligen", aber eigentlich  staatstragenden Politiker verschwiegen oder verheizt werden?


Peter Waldner, Basel


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Veranstaltungs-Hinweis

 

Ein zärtlicher Irrsinn

Nach achtjähriger Abwesenheit kehrt Avery Sutton mit seiner Verlobten Gillian zu seiner Familie zurück. Was von da an passiert, muss man gesehen haben.

Mit "37 Ansichtskarten" von Michael McKeever winkt den Zuschauerinnen und Zuschauern eine zauberhaft schwarze Komödie mit berührenden Momenten und angenehmer Unterhaltung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Vorverkauf hier:
www.theater-rampenlicht.ch

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"Der Eigentümer hat das Regional-Journal nicht erreicht."

Regional-Journal Basel
am 15. März 2024
über die umstrittene
Basler Villa "La Torre"
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Hatte das "Regi" gerade Pause? 

RückSpiegel


Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Landrat Thomas Noack zitiert in einem Carte-blanche-Beitrag in der Volksstimme aus dem OnlineReports-Artikel über die Finanzkrise in Baselbieter Gemeinden.

Die Nachrichtenagentur SDA nimmt Bezug auf OnlineReports und schreibt, dass SP-Nationalrätin Sarah Wyss für eine Regierungs-Kandidatur nicht zur Verfügung steht.

Baseljetzt und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports, dass Swisscom die Führungen durch den Fernsehturm auf St. Chrischona einstellt.

20 Minuten und ein Podcast der Zeit nehmen den Artikel von OnlineReports über das Hupe-Verbot für das Kinderkarussell auf dem Münsterplatz auf.

Die bz zieht den OnlineReports-Artikel über die frühere Grellinger Kirchen-Kassiererin nach, die ihre Verurteilung vor Bundesgericht anficht.

Die Basler Zeitung und Happy Radio greifen die OnlineReports-Recherche zur Girema Bau AG auf.  

 

Weitere RückSpiegel

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In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).