© Foto by Peter Knechtli, OnlineReports.ch
"Mit dem Arbeitsverhältnis hat der Impf-Status keinen Zusammenhang"BLKB-Chef John Häfelfinger über die Einführung von 2G in seiner Cafeteria und Geschäftsrisiken der Pandemie Von Peter Knechtli Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) sorgte für Aufsehen, als sie die Prüfung einer flächendeckenden Einführung von 2G in sämtlichen Räumlichkeiten ankündigte. CEO John Häfelfinger erklärt im OnlineReports-Interview, was ihn zu diesem Schritt motivierte, wie sein Personal darauf reagierte und wo in seinem Unternehmen die grössten Pandemie-Risiken liegen. OnlineReports: Herr Häfelfinger, die BLKB hat diese Woche intern angekündigt, dass sie eine 2G-Pflicht für die ganze Belegschaft prüfen will. Welches waren Ihre Motive, diese frühe Ankündigung zu lancieren?
John Häfelfinger: Es ging uns um Voraussicht und Transparenz gegenüber den Mitarbeitenden nach der bundesrätlichen Kommunikation der verschärften Massnahmen. Sie sollen wissen, dass wir uns überlegen, wie wir eine allfällig angeordnete 2G-Massnahme umsetzen würden. Es ist uns wichtig, dass sie frühzeitig direkt und nicht über den Latrinenweg informiert und in einen Austausch eingebunden werden.
OnlineReports: Das heisst, es geht Ihnen um eine rechtzeitige Sensibilisierung im Hinblick auf mögliche noch schärfere Restriktionen als bisher?
Häfelfinger: Ja. Wir sind bestrebt, unsere Mitarbeitenden sowohl physisch wie auch psychisch zu schützen. Die Gesundheit ist unser wichtigstes Gut. So hat Home-Office nicht nur gute Auswirkungen, sondern teilweise auch schwierige Situationen geschaffen. Deshalb wollen wir prüfen, wie mittelfristig wieder vor Ort gearbeitet werden kann. Home-Office behindert die Bank in ihrer Weiterentwicklung und kann auch deshalb nur eine befristete ergänzende Lösung sein. "Es wurden Fragen nach Konsequenzen OnlineReports: Wie haben die Mitarbeitenden auf diese Ankündigung reagiert?
Häfelfinger: Die Reaktionen waren unterschiedlich. Es wurden Fragen nach Konsequenzen auf das Arbeitsverhältnis gestellt. Dabei stellten wir klar, dass der Impf-Status keinen Zusammenhang mit dem Arbeitsverhältnis hat.
Häfelfinger: Neben Maskenpflicht und Distanzwahrung lassen sie sich mindestens einmal wöchentlich testen. Wir wollen nun aber auch klären, wie wir direkte Kundenkontakte oder Firmenanlässe gestalten können, ohne uns alle drei Monate wieder neu orientieren zu müssen.
OnlineReports: Was kommt auf Personen zu, die sich partout nicht impfen lassen wollen – zum Beispiel keine Lohnfortzahlung?
Häfelfinger: Das zu entscheiden liegt nicht in unserer Kompetenz.
OnlineReports: Käme eine Entlassung als ultima ratio in Betracht?
Häfelfinger: Nein. Aus heutiger Perspektive ist eine Entlassung sicher nicht möglich und auch nicht im Sinne der BLKB. Bei Arbeiten mit direktem Kundenkontakt wäre für Ungeimpfte der Einsatz in einer anderen Funktion eine zu prüfende Möglichkeit. Aber das ist noch in weiter Ferne.
OnlineReports: Welche arbeitsrechtlichen Möglichkeiten stünden Ihnen zur Verfügung, um eine allfällige Impf-Pflicht durchzusetzen?
Häfelfinger: Diese Möglichkeiten gibt es heute nicht. Eine Kündigung wäre missbräuchlich und könnte angefochten werden. Heute ist nur in ganz spezifischen Bereichen wie auf Onkologie-Stationen oder bei Flight Attendants eine 2G-Pflicht möglich. "Das grösste Risiko besteht darin, dass wir OnlineReports: Wie gut halten sich Ihre Mitarbeitenden an die geltenden internen Sicherheitsregeln wie Maskenpflicht, physische Distanz und regelmässiges Testen?
Häfelfinger: Soweit ich das beurteilen kann, werden die Schutzmassnahmen sehr vorbidllich eingehalten. Zudem haben wir uns dem "Breiten Testen Baselland" angeschlossen. Wer an den Arbeitsplatz in der Bank kommt, weil seine Präsenz dort unumgänglich ist, muss sich – unabhängig vom Impfstatus – wöchentlich testen lassen. Das gilt für alle und wird auch sehr intensiv genutzt. Wer im Home-Office arbeitet, kann sich freiwillig testen lassen.
OnlineReports: Dennoch mussten Sie für die Cafeteria bereits 2G anordnen.
OnlineReports: Weiss die BLKB-Personalführung derzeit, welche Mitarbeitenden geimpft sind und welche nicht?
Häfelfinger: Nein. Das wissen wir heute nicht und erfassen es auch nicht systematisch. Denn unsere aktuell gültigen Sicherheitsmassnahmen gelten für alle Mitarbeitenden – unabhängig von ihrem Impf-Status.
OnlineReports: Welches sind bankintern die kritischsten denkbaren Entwicklungen? Wo lauern die grössten Gefahren?
Häfelfinger: Das grösste Risiko besteht darin, dass wir die betrieblichen Abläufe nicht sicherstellen können. Deshalb haben wir kritische Unternehmensbereiche physisch getrennt, so dass nicht ein Team als Ganzes erkranken kann. Wir nennen das "Split Office".
OnlineReports: Wie stellen sie sicher, dass nicht plötzlich einzelne Filialen ausfallen?
Häfelfinger: Einerseits mit dem "Split Office". Anderseits, indem wir Personal bankintern nicht durchmischen. Zudem kümmern wir uns um Mitarbeitende im Home-Office, indem wir zum Beispiel in virtuellen Kaffeepausen Kontakte pflegen.
OnlineReports: Quarantänen von Eltern und Kindern sind aktuell so zahlreich wie nie. Wie beurteilen Sie die volkswirtschaftlichen Auswirkungen von pandemiebedingten Personal-Ausfällen?
Häfelfinger: Der Schaden ist gross. Wir haben noch nie so viele Krankentaggelder ausbezahlt erhalten wie in den letzten zwei Monaten. Das zeigt, dass wir einen hohen Ausfall an Mitarbeitenden haben, die entweder in Isolation oder in Quarantäne sind und nicht eingesetzt werden können. Noch grösser als die wirtschaftlichen Folgen werden meiner Meinung nach aber die psychischen Schäden sein, die die Pandemie hinterlässt.
OnlineReports: In der Politik sind diese volkswirtschaftlichen Auswirkungen bisher kein Thema. Wie beurteilen Sie die pandemische Führungsleistung in Bund und Kantonen?
Häfelfinger: Das ist extrem schwierig zu sagen. Die zum Teil widersprüchliche Kommunikation von Bundesamt für Gesundheit und Seco macht es für uns als Unternehmen jedenfalls zusätzlich schwierig. "In Asien erlebte ich, wie schnell OnlineReports: Wie halten Sie persönlich es mit den Sicherheits-Verhalten bei Geschäftsessen, die ja auch in Krisenzeiten unvermeidlich sind?
Häfelfinger: Der Sicherheitsabstand gilt nicht nur innerhalb der Bank, sondern auch bei Essen mit Kunden. Wir buchen daher Mittagessen bei Restaurants in der Region nur, wenn der Abstand von zwei Metern zum Gegenüber eingehalten werden kann. Denn auch wenn ich geimpft bin, kann ich mein Gegenüber anstecken.
OnlineReports: Herr Häfelfinger, Sie sind bekannt dafür, dass Sie unkonventionelle Schritte nicht scheuen. Wie wurden Sie quasi pandemisch sozialisiert?
Häfelfinger: Während der Sars-Pandemie verbrachte ich eine lange Zeit beruflich in Japan und Singapur. Dort erlebte ich, wie schnell sich eine Seuche ausbreiten kann. Das prägte mich stark und führte dazu, dass ich seither bei einem Schnupfen die Maske trage, und unsere Bank sehr früh auf die Pandemie reagieren konnte.
OnlineReports: Wie stehen Sie ganz persönlich zum Impfen?
Häfelfinger: Ich bin kein Impf-Fan. Aber zum Schutz meiner Liebsten um mich herum kenne ich nichts Besseres.
22. Dezember 2021
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