Strafanzeigen gegen bekannten Sissacher Treuhänder

Ehemaliger Gemeinderat und Gemeindeverwalter soll Löcher in sechsstelliger Höhe gestopft haben


Von Peter Knechtli


Ein früherer Sissacher Gemeindeverwalter und Gemeinderat bekommt es mit der Justiz zu tun – wegen Verdachts auf Veruntreuung. Betroffen sind die Gemeinden Birsfelden, Diepflingen, Kappel SO und die Sissacher Schützengesellschaft.


Die Solothurner Gemeinde Kappel hat gegen ihren interimistischen Finanzverwalter Strafanzeige wegen Verdachts auf Veruntreuung eingereicht. Wie die Gemeinde in einem Communiqué mitteilt, handelt es sich beim Angeschuldigten um den Inhaber eines Treuhandbüros in Sissach. Nach bisherigem Erkenntnisstand geht die 2'850-Seelen-Gemeinde Kappel von einem Finanzloch von 650'000 Franken aus. "Das wäre ein gewaltiger Schaden", sagte Gemeindepräsident Rainer Schmidlin gegenüber OnlineReports.

Direkt auf das Geschäftskonto

Die bisherigen Untersuchungen hätten ergeben, dass der interimistische Finanzverwalter am 18. Januar Zahlungen ausgelöst hatte, "die nicht an die im Buchungsjournal aufgeführten Destinatäre gingen". Mit einem Teil der Zahlungen habe er "offenbar" Darlehen bei einer Baselbieter Gemeinde abgelöst, für die sein Teuhandbüro ebenfalls die Bücher führt. Um welche Gemeinde es sich handelt, wolle Gemeindepräsident Schmidlin nicht preisgeben. Ein weiterer Teil der mutmasslich veruntreuten Gelder sei direkt auf sein Geschäftskonto geflossen. Die notwendigen Massnahmen seien "umgehend eingeleitet" worden.

Schmidlin zu OnlineReports: "Der Fall ist superneu." Vergangene Montagnacht sei er ruchbar geworden. Auf die Frage, ob dem interimistischen Finanzverwalter das Mandat sofort entzogen worden sei, sagte Schmidlin, der Beauftragte sei seit Bekanntwerden auf der Gemeindeverwaltung "nicht mehr aufgetaucht".

Die sieben Kilometer westlich von Olten gelegene Gemeinde Kappel hatte den Treuhänder seit November/Dezember 2008 vorübergehend engagiert, weil es mit der Nachfolge des in Pension gegangenen Finanzverwalters nicht geklappt hatte.

Lange Jahre in öffentlicher Funktion

Laut Recherchen von OnlineReports amtierte der Angeschuldigte während elf Jahren Sissacher Gemeindeverwalter. Danach gehörte er bis zur Abwahl während fünf Jahren dem Gemeinderat an. Die Versuche von OnlineReports, ihn für eine Stellungnahme zu erreichen, scheiterten: Sowohl auf der Geschäfts- wie auf der Handynummer lief das Band.

Vermittelt wurde der Angeschuldigte durch Daniel Brönnimann, den heutigen Verwaltungs-Chef der Gemeinde Kappel, die Wahl traf der Gemeinderat. Brönnimann war in früheren Jahren bis zu seinem Abgang unter Trennungsgeräuschen Gemeindeverwalter der Sissacher Nachbargemeinde Zunzgen. Für diese Gemeinde war der Angeschuldigte laut Auskunft der dortigen Gemeindeverwaltung auch schon tätig, wenn es galt, personelle "Engpässe zu überbrücken". Bei der in den Fall ebenfalls verwickelten Baselbieter Gemeinde handelt es sich aber nicht um Zunzgen.

Auch Birsfelden betroffen

Nach Informationen von OnlineReports ist vielmehr Birsfelden betroffen, wie Gemeindepräsident Claudio Botti auf Anfrage bestätigte. Die Gemeinde reichte ebenfalls Strafanzeige ein. Vermutungen gehen von einem Verdacht auf unsaubere Transaktionen in Höhe von 500'000 Franken aus. Dabei ist noch unklar, ob es sich dabei um einen Teil jener Summe handelt, die Kappel geltend macht. Laut Botti hat Birsfelden die fragwürdigen Transaktionen entdeckt und Kappel informiert. Tangiert, wenn auch vermutlich ohne Schaden, ist die Sissacher Schützengesellschaft.

Auf seiner Website (Slogan: "Ein gut organisiertes Rechnungswesen ist das beste Kontrollsystem") weist sich der Angeschuldigte, der als Hobbies Schiessen und Jassen angibt, als "Eidg. Dipl. Buchhalter/Controller" mit "langjähriger Erfahrung im Bereich Rechnungswesen bei nationalen Konzernen" aus. Als weitere kommunale Kunden werden die Oberbaselbieter Gemeinden Lampenberg und Diepflingen als Referenz genannt. Nach OnlineReports-Informationen war das Sissacher Treuhandbüro im Anfang 2005 auch in Duggingen mit der interimistischen Finanzverwaltung beauftragt worden.

Keine Interessenkollision bei Deklarationskontrolle

In Lampenberg kontrollierte das Sissacher Treuhandbüro im Auftrag der Gemeinde für den Kanton die Steuerdeklarationen. Zu Interessenskollisionen sei es aber nicht gekommen, weil das Unternehmen als Kontrollorgan keine Deklarationen überprüfen durfte, sie es als Dienstleisterin selbst ausgefüllt hatte. Laut Gemeindeverwalter Max Gysin sei dies bei Auftragsvergabe vertraglich vereinbart worden.

Seit 1. Februar 2001 ist der Beanzeigte Inhaber der Treuhandfirma. Das Unternehmen, das laut Website fünf Personen beschäftigt, darunter eine Lehrperson, bietet sich zur "Beratung und Begleitung für KMU und Behörden"an. Nach Informationen von OnlineReports ist der nun in den Fokus der Justiz Geratene "Spezialist für Springer-Einsätze" insbesondere auch für öffentliche Verwaltungen. Als Hobbies nennt er Jassen und Schiessen. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

11. März 2010

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"Mario Irmiger wird neuer Migros-Chef"

Migros-Magazin
Titel in der Ausgabe
6. Februar 2023
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Euer neuer Chef heisst eigentlich Irminger, aber Irmiger klingt urchiger.

RückSpiegel


In ihrem Bericht über die bevorstehenden National- und Ständerats-Nominationen im Baselbiet bezog sich die Basler Zeitung auf eine OnlineReports-Recherche.

Die Basler Zeitung nahm den OnlineReports-Primeur über die Bundesgerichts-Beschwerde der Stadt Liestal gegen das Cheddite-Kantonsgerichts-Urteil auf.

Die BZ Basel zog eine OnlineReports-Erstnachricht über eine Anzeige gegen den Laufener Stadtpräsidenten nach.

Die Basler Zeitung bezog sich in ihrem Bericht über einen diebischen BVB-Kadermann auf einen OnlineReports-Primeur.

Im Porträt von Regierungsrat Isaac Reber nahm die Basler Zeitung auf eine "fast schon legendäre Wortschöpfung" von OnlineReports Bezug.

Telebasel nahm im "Wahltalk" auf ein Zitat in einem OnlineReports-Artikel Bezug.

Die BZ Basel zog die OnlineReports-Erstmeldung über die Verhaftung eines Gewerbetreibenden nach.

Zum aktuellen Thema "Krise des Kulturjournalismus" bezeichnet die Basler Zeitung die Theater- und Opernkritiken in OnlineReports als "löbliche Ausnahme".

In ihrem Text über die Bundesratswahlen zitierte die Luzerner Zeitung aus dem OnlineReports-Leitartikel über die Basler Kandidatin Eva Herzog.

In seiner Bestandesaufnahme über Basler Online-Medien startet das Wirtschafts-Magazin Trend von Radio SRF1 mit OnlineReports.

Die Basler Zeitung ging in ihrem Bericht über den Telebasel-Weggang von Claude Bühler auf dessen Rolle als Theaterkritiker bei OnlineReports ein.

Telebasel zog den OnlineReports-Bericht über Fassaden-Probleme am Markthalle-Hochhaus nach. Die BZ Basel zog auch nach, unterschlug aber eine Quellennennung.

In ihren Presseschauen zu den Bundesratswahlen zitierten bajour.ch und primenews.ch aus dem OnlineReports-Leitartikel über Eva Herzog.

matthiaszehnder.ch nimmt die beiden News-Artikel aus OnlineReports zum Anlass, sich über die schrumpfende Kulturberichterstattung in den Schweizer Medien Gedanken zu machen.

Bajour zitierte OnlineReports in seinem Bericht über die Verwicklung von Bundesratskandidatin Eva Herzog in umstrittene Basler Geschäfte.

In ihrer Recherche über die sterbende Kulturberichterstattung in Basler Medien bezieht sich Bajour auf OnlineReports.

20 Minuten nahm die OnlineReports-Recherche über den Angriff auf den Stiefvater vor dem Muttenzer Gerichtsgebäude auf.

Die Basler Zeitung und die BZ Basel nahmen die OnlineReports-News über die Rückkehr von Christine Keller in den Basler Grossen Rat auf.

In ihrer Analyse über die unklare Gesundheitsversorgung des Laufentals ging die Basler Zeitung auf eine OnlineReports-Recherche ein.

Telebasel konfrontierte die SVP-Regierungsrats-Kandidatin Sandra Sollberger mit einem Kommentar aus OnlineReports (worauf sie die Stellungnahme verweigerte).

Die BZ Basel und die Basler Zeitung nahmen den OnlineReports-Bericht über Pläne zum Abbruch des Spitals Laufen auf.

Die OnlineReports-News über den Wechsel des Telefon-Anbieters durch die Basler Verwaltung wurde von der BZ Basel und Happy Radio aufgenommen.

In seiner Aufstellung über "Politiker, die Wasser predigen und Wein trinken", nahm der Nebelspalter auch auf einen Artikel in OnlineReports Bezug.

20 Minuten griff die OnlineReports-Meldung über einen Autolenker, der bei der verbotenen Fahrt durch eine Einbahnstrasse in Birsfelden eine Radfahrerin schwer verletzte, auf.

Die OnlineReports-Nachricht vom Tod des früheren Baselbieter Regierungsrats Urs Wüthrich nahmen Telebasel, die BZ Basel, die Basler Zeitung, das SRF-Regionaljournal, Prime News, die Nachrichtenagentur SDA, 20 Minuten und Happy Radio auf.

Weitere RückSpiegel

 

In einem Satz


Basel Area Business & Innovation, die Agentur für Standortpromotion und Innovationsförderung, hat im vergangenen Jahr 96 Startups bei ihrer Gründung begleitet und beraten – so viele wie noch nie.

Die Basler Jungliberalen nominierten Felix Guntrum, Joshua Marckwordt, Josephine Eberhardt und Benjamin von Falkenstein als Nationalrats-Kandidierende und wählten von Falkenstein zum neuen Präsidenten.

Der Basler Jungfreisinnige Jonas Lüthy (20) wurde durch die Jahresversammlung zum Vizepräsidenten der Jungfreisinnigen Schweiz gewählt.

Der 52-jährige Ökonom Chris Kauffmann, seit Herbst 2022 Chief Growth Officer beim FCB, wird neuer CEO der FC Basel 1893 AG.

Der Stiftungsrat des Sinfonieorchesters Basel Markus Poschner als neuen Chefdirigenten und Nachfolger von Ivor Bolton.

Jonas Lüthy wird neuer Präsident der Jungfreisinnigen Basel-Stadt und damit Nachfolger von Dominik Scherrer.

Die Junge SVP Baselland hat ihre Präsidentin, neue Landrätin und Sissacher Intensivpflege-Expertin Nicole Roth als Nationalrats-Kandidatin nominiert.

Die Juso Basel-Stadt haben Ella Haefeli, David Portmann, Nino Russano und Maria Schäfer als Kandidaturen für die Nationalratswahlen nominiert.

Nach acht Jahren "erfolgreicher Zusammenarbeit" wollen im Baselbiet die Grünen und die EVP ihre Fraktions-Gemeinschaft im Landrat fortsetzen.

Benedikt von Peter, seit der Spielzeit 20/21 Intendant am Theater Basel, wird das Theater Basel weitere fünf Jahre bis Sommer 2027 leiten, indem er sich frühzeitig für weitere zwei Jahre als Intendant und Künstlerischer Leiter der Oper verpflichtet.

Auf der Basler St. Jakobs-Strasse, eine offizielle und beliebte Pendlerroute für Velofahrende, soll künftig zur Erhöhung der Verkehrssicherheit auf Höhe des Christoph-Merian-Parks künftig in beiden Fahrtrichtungen ein Velostreifen zur Verfügung stehen.

Melanie Thönen übernimmt am 1. Mai die Leitung des Pädagogischen Zentrums PZ.BS. Sie folgt auf Susanne Rüegg, die Ende August 2022 pensioniert worden ist.

Sarah Baschung leitet ab 1. April den Swisslosfonds Basel-Landschaft in der Sicherheitsdirektion und folgt auf Heidi Scholer, die in Pension geht.

Basel-Stadt und Baselland wollen zusammen die psychiatrische Versorgung in der Gemeinsamen Gesundheitsregion weiterentwickeln.

Nicola Goepfert, seit Juni Mitglied des Basler Grossen Ratse, wurde als neuer Co-Präsident der Links-Partei "Basta" gewählt.

Heiko Vogel (47), der frühere Cheftrainer, kehrt am 1. Januar 2023 als Sportdirektor zum FC Basel zurück, um den "gesamten operativen Fussball-Alltag des FCB" zu verantworten.

Die Baselbieter Regierung hat die Mietung von Räumlichkeiten für das Amt für Migration und Bürgerrecht im Helvetia Tower in Pratteln beschlossen.

Auf die im Februar zurücktretende "Basta"-Grossrätin Beatrice Messerli (70) wird die Präsidentin des Jungen Grünen Bündnisses Nordwest, die Klimaaktivistin Fina Girard (Jahrgang 2001) folgen.

Lorenz Amiet, bisher Vizepräsident, wird neuer Präsident der SVP-Grossratsfraktion als Nachfolger von Pascal Messerli, der neu Parteipräsident wurde.

In Lörrach bewarf dieser Tage ein Unbekannter die Fassade der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde mit Eiern.

Am Riehenring entsiegelt das Basler Bau- und Verkehrsdepartement als Versuch ab 31. Oktober insgesamt 14 Parkfelder, so dass dort zukünftig Regenwasser in den Untergrund geleitet wird.