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"Killer"-Regel Nr. 8: Originalfassung (links), abgeschwächte Version

Vom Killer zum Kämpfer

Novartis-Pharma-Chef Thomas Ebeling geht zu seinem Schlachtruf "Kill to win" auf Distanz


Von Peter Knechtli


Thomas Ebeling, neuer Chef des Novartis-Pharmageschäfts, geht zu seiner Killer-These auf Distanz: Nachdem OnlineReports Ebelings zehn Brachial-Vorgaben an seine Verkäufer publik gemacht hatte, schwächte Ebeling sein brutalstes Gebot ab. Aus "Kill to win - no prisoners" wurde ein schlichte "Fight to win". An seiner Erfolgserwartung aber ändert sich nichts.


Das allseitige Staunen war gross, nachdem OnlineReports die Kontroverse um die teils brachialen Zehn Gebote von Novartis-Pharma-Chef Thomas Ebeling dokumentiert hatte. "Kill to win - no prisoners" (töten, keine Gefangenen!), hatte die Konzern-Nummer zwei nach Daniel Vasella in Paris seinen aus der ganzen Welt zusammen getrommelten Marketing-, Verkaufs- und Business-Managern als neue Messlatte seiner Absatzstrategie eingepaukt. Ein St. Galler Professor sprach von "Pitbull-Management", der pensionierte Liestaler Lehrer Tobias Wernle-Matic verglich Ebelings Disziplin-Anspruch mit jenem der militanten Skin-Szene und im Unternehmen selbst kam es gemäss Informationen zu "teilweise heftigen" Reaktionen.

Ebeling räumt ein: "Einige Leute waren irritiert"

Während Novartis-Sprecher Felix Räber Fragen über interne Reaktionen und Folgen nicht kommentieren wollte, sah sich der seit 1. September regierende neue Pharma-Chef Thomas Ebeling in seinem internen News-Letter "update" veranlasst, zu seinen Zehn Geboten vertiefende Erklärungen nachzureichen - das uneingeschränkte Einverständnis der Teilnehmenden voraussetzend: "Einige Leute, die an der Veranstaltung nicht teilgenommen haben und die kompletten Vorträge nicht hören konnten, waren irritiert durch den kraftvollen und wettbewerbsorientierten Stil einiger Präsentationsfolien."

Nach dem Vorbild der SonntagsZeitung listete Ebeling sodann die Zehn Gebote samt ausgesprochen milder Ausdeutschung auf - mit einer pikanten Ausnahme: Die Kriegs-Regel Nummer 8 konnte der Draufgänger nicht aufrecht erhalten: Anstelle von "Kill to win - no prisoners" komponierte er die moderatere Kurzfassung "Fight to win". Die umstrittene Devise sei "umformuliert" worden, "um die eigentliche Bedeutung besser wiederzugeben", begründete er die Retusche in einer Fussnote. Auch im Intranet wurde "Kill"-Regel durch die "Fight"-Version ersetzt.

Hohe "Menschenfreund"-Auszeichnung für Daniel Vasella

Wie weit Daniel Vasella bei der Distanzierung von unternehmerischen Gewalts-Devisen die Hand im Spiel hatte, ist unklar. Gemessen an der neusten Auszeichnung, die Vasella am 7. September in New York in Empfang nehmen darf, hätte er ein internes Machtwort sprechen müssen: Der "Appeal of Conscience"-Preis ("Aufruf ans Gewissen") wird ihm für seine "besonderen Verdienste um die Verbesserung der Lebensqualität und seinen unermüdlichen Einsatz für mehr Frieden und Toleranz" und als "Menschenfreund durch Erfahrung" verliehen.

4. September 2000

Weiterführende Links:


Auch "Fight to win" bedeutet: Wer nicht genügt, fliegt

Thomas Ebeling, seit 1. September neuer Chef der Pharma-Division von Novartis, hat seinen Marketing- und Verkaufskadern aus aller Welt den neuen Tarif durchgegeben: "Kill to win – No prisoners" (Töte, um zu gewinnen – Keine Gefangenen) stand eindringlich auf einer Folie, die er an einem Meeting in Paris an die Wand projizierte.

Selbst wenn der jüngste Profit-Hoffnungsträger aus dem Novartis-Stall natürlich nicht zur physischen Attacke auf den Konkurrenten aufrufen wollte, so ist die Devise doch verantwortungslos und entwaffnend zugleich. Verantwortungslos darum, weil sich der militante Befehl vorzüglich eignet, als Freipass für unappetitliche Geschäftspraktiken jeder Art missverstanden zu werden. Entwaffnend deshalb, weil er – unkommentiert konzernweit auf dem Intranet abrufbar - ein eklatantes Kommunikationsdefizit belegt. Wenn schon den ausgebildeten Psychologen Ebeling beim Komponieren der Brachial-Regel keine Schreibhemmung erfasste, so hätte mindestens der Kommunikationschef die Notbremse ziehen und die Publikation im Intranet unterbinden müssen. Killer-Devisen gehören nicht in die Zehn Gebote eines seriösen Unternehmens, das erst noch bei jeder Gelegenheit seinen hohen ethischen Standard unterstreicht. Keine Frage: Mit einigen seiner Zehn Gebote ist Thomas Ebeling zum Start als neuer Pharma-Chef ein grober Schnitzer unterlaufen.

Machen wir uns aber nichts vor: Der eine Blick ins taktische Labor von Novartis bietet keine Exklusivität, sondern nur das Beispiel dessen, mit welchen Bandagen hinter den Kulissen des globalen Wettbewerbs generell gekämpft wird: Wer auf dem internationalen Parkett nicht überdurchschnittliche Leistung erzielt, steht über kurz oder lang auf verlorenem Posten.

Konzernchef Daniel Vasella darf die gute Absicht unterstellt werden, sich mit der Ernennung des gnadenlosen Leistungsbolzers Ebeling an die Spitze seiner Königsdivision für das Überleben seines Konzerns entschieden zu haben. Auch wenn sich die Nummer zwei im Hause Novartis diese Woche lernfähig gezeigt und die "Kill to win"-Regel flugs durch die Soft-Version "Fight to win" entschärft hat, so ändert sich an seiner Politik nichts: Die Ergebnisvorgaben werden noch strenger, der Erfolgsdruck an der Verkaufsfront nimmt weiter zu, selbst die lange Zeit unangetasteten Besitzstände in Forschung und Entwicklung geraten plötzlich ins Wanken. Wer die Leistung nicht bringt, verliert den Job.

Die Überlebensrezepte sind quer durch alle Industriesparten die gleichen: Schneller und besser werden. Wer allerdings daran glaubt, dass die Beschleunigung der Wirtschaft erst am Anfang steht, sollte das Pulver zur Anfeuerung seiner Belegschaften nicht vorzeitig verschiessen. Nach "Kill" ist keine Steigerung mehr möglich.

Peter Knechtli


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