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"Treuhänder künftiger Generationen": Roche-Strategen Gerber, Humer, Grossaktionär Ebner

Herzlicher Gerber-Abschied: Nur Martin Ebner störte die Eintracht

Der oppositionelle Grossaktionär bedachte Konzernleitung und Verwaltungsrat mit massiver Kritik


Von Peter Knechtli


Spannungsgeladene Generalversammlung des Basler Pharmakonzerns Roche, an der sich der langjährige Präsident Fritz Gerber von der Konzernspitze verabschiedete. Grossaktionär Martin Ebner setzte einen kritischen Akzent, blieb mit seinem Antrag auf Verweigerung der Entlastung des Verwaltungsrates aber erfolglos. Der neue starke Mann an der Spitze von Roche, Franz B. Humer, gestand die Schwäche im Pharmabereich ein, kündigte aber Besserung an.


Kommt er oder kommt er nicht, war eine der meist diskutierten Fragen rund um die diesjährige Roche-Generalversammlung. Kurz vor Versammlungbeginn traf Grossaktionär Martin Ebner im Basler Kongresshaus ein trat zielstrebig in die vordere Saalhälfte und wurde dort vom designierten Präsidenten Franz Humer mit Händedruck begrüsst.

Als es aber in Traktandum zwei um die Entlastung des Verwaltungsrates ging, war es mit der äusseren Harmonie schon vorbei. Martin Ebner ergriff das Wort und kündigte an, er werde sich der Stimme enthalten. Der Verwaltungsrat habe "seit Jahren gegen anerkannte Grundsätze von Good Corporate Governance verstossen". Kurz nach dem Austritt des mittlerweile verstorbenen Familienaktionärs Paul Sacher aus dem Verwaltungsrat habe er mit Präsident Fritz Gerber Kontakt aufgenommen, ihn auf die "zahlreichen unschönen Abhängigkeitsverhältnisse" im Aufsichtsgremium aufmerksam gemacht und die Zuwahl unabhängiger Mitglieder vorgeschlagen. Obschon er über Jahre auf die "delikate Situation" der Familienherrschaft bei Roche aufmerksam gemacht habe, sei die "unhaltbare Situation" nicht korrigiert worden.

Nur scheinbarer Achtungserfolg für Ebner

In der Zwischenzeit – so Ebner in seinem am Schluss beachtlich beklatschten Votum weiter – seien "unsere Befürchtungen leider übertroffen" worden. Der Verwaltungsrat habe auch seine Aufsichtspflicht gegenüber dem Management "nur mangelhaft wahrgenommen". So übersteige der Schaden aus den Preisabsprachen im Vitamingeschäft die Hälfte des Wertes der betroffenen Division. Auch seien die Aktionäre über die Verantwortlichkeiten nur ungenügend informiert worden. "Irreführend" sei auch die Darstellung der Konzernleitung, Roche befinde sich in einer ausgezeichneten Verfassung und die Weichen in eine gute Zukunft seien gestellt. Schliesslich habe sich der Verwaltungsrat zu wenig um die Forschungs- und Marketingstrategie des Konzerns gekümmert. Angesicht der "mageren Produktepalette" sehe er "beim besten Willen keine Rechtfertigung der förmlich aus dem Ruder gelaufenen Marketingaufwendungen", sagte Ebner und forderte, der Konzern müsse sich "an Kopf und Gliedern erneuern".

Präsident Fritz Gerber konterte das Votum des kritischen Grossaktionärs Ebner kurz und scharf. Kritik werde ernst genommen, sagte Gerber, "aber die Vorwürfe entsprechen nicht den Tatsachen". Die Rechnungslegung sei korrekt und entspreche den heutigen internationalen Standards. Bezüglich überrissener Marketing-Aufwendungen, die sich wohl auf Anstrengungen zum verbesserten Absatz der Schlankheitspille "Xenical" bezogen, sagte Gerber, im Nachhinein sei man oft klüger. Obschon rund ein Drittel aller vertretenen Stimmen durch Enthaltung der Décharge-Erteilung des Verwaltungsrates die Zustimmung verweigerte, kann dieses Ergebnis nicht als Achtungserfolg für Ebner ausgelegt werden. Wie hinterher bekannt wurde, hatten auch die beiden Familienvertreter im Verwaltungsrat – Andreas Oeri und André Hoffmann – mit ihren massgeblichen Stimmenanteilen sich der Décharge-Erteilung enthalten. Dies allerdings ausschliesslich aus Gründen der Befangenheit und klarerweise nicht, um Ebner den Rücken zu stärken.

Aktien-Split im Verhältnis 1 zu 100 gutgehiessen

Abgesehen vom markanten Ebner-Auftritt verlief die letzte von Fritz Gerber geleitete Generalversammlung harmonisch. So stimmten die 551 Aktionäre dem Aktiensplit im Verhältnis von 1 zu 100 – der Nominalwert der Inhaberaktie reduziert sich von 100 auf einen Franken – ebenso zu wie der um 15 Prozent erhöhten Dividende von 115 Franken. Kaum Diskussionen ergaben sich auch um Statutenänderungen, die eine Mindestzahl von sieben Verwaltungsräten und die Aufhebung der Beschränkung nach oben sowie die Verkürzung der Amtsdauer der Verwaltungsräte von sechs auf vier Jahre bezweckt.

Unbestritten war die Wiederwahl von CEO und Verwaltungsrats-Vize Franz B. Humer für eine neue Amtsperiode von vier Jahren und damit seine Wahl zum neuen Präsidenten. Anstelle der zurücktretenden Verwaltungsräte Kurt Jenny und Charles Weissmann wurden Professor John Bell, Professor am Nuffield Department of Clinical Medicine an der Universität Oxford, sowie der Autounternehmer und SVP-Nationalrat Walter Frey in den Verwaltungsrat gewählt. Freys Wahl ging nicht ganz schnörkellos über die Bühne: Er musste 62 Gegenstimmen und 31 Enthaltungen hinnehmen.

Stehende Ovation für den abtretenden Patron

Emotionaler Höhepunkt war der Abschied von Präsident Fritz Gerber, der den Pharmakonzern seit 1978 sehr erfolgreich erfolgreich geführt hatte. Gerber zeigte sich stilvoll – und bei manchmal versiegender Stimme – dankbar gegenüber seinen Mitverwaltungsräten, seinen Mitarbeitenden und seiner Familie. Vizepräsident Andres Leuenberger würdigte die Verdienste des grossen Unternehmers und weitsichtigen Steuermanns ebenso wie Lukas Hoffmann als Vertreter der Eigentümerfamilien und Carlo Conti als Vizepräsident des Basler Regierungsrates. Roche wird den 72jährigen Kapitän und "Treuhänder künftiger Generationen" (so eine Laudatio) aber nicht verlieren: Er wird nicht nur Ehrenpräsident von Roche sein, sondern dem Verwaltungsrat als Vertreter des Familienpools und gewöhnliches Mitglied weiterhin angehören. Dank und Respekt zollte die Versammlung dem Patron mit einer stehenden Ovation.

Besserung im zweiten Semester in Sicht

Einleitend hatte Konzernchef Franz Humer in einem Überblick über den derzeitigen Stand des Unternehmens und die wenig erfreuliche Aktienkursentwicklung Schwächen eingestanden, diese aber auch mit den "äusserst volatilen Börsenumfeld" begründet. Mittelfristig wolle aber die Königsdivision Pharma die Betriebsgewinnmarge "deutlich und nachhaltig in den Bereich von über 20 Prozent steigern". Schon im zweiten Semester dieses Jahres soll sich das Wachstum der Pharmaverkäufe "beschleunigen".

3. April 2001


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