Werbung

© Foto by Peter Knechtli, OnlineReports.ch
"Nicht willkommen": Basler Haupteingang zur BaselWorld

Ein sündhaft teurer Seuchen-Ukas

Sars-Massnahmen: Ausgesperrte Aussteller und Messe Schweiz wollen Schadenersatz - mit fraglichen Erfolgsaussichten


Von Peter Knechtli


Mehrere hundert Millionen Franken Schadenersatz wollen die von der Uhren- und Schmuckmesse BaselWorld ausgesperrten asiatischen Aussteller und die Messe Schweiz bei den Bundesbehörden einfordern. Ob aber angesichts höherer Gewalt, wie sie die Lungenseuche Sars darstellt, überhaupt je bezahlt wird, bleibt fraglich. Sicher ist eine nachhaltige Verstimmung zwischen den Wirtschaftsplätzen Schweiz und Hongkong.


Es hätte ein Markstein des Aufbruchs werden sollen: Hier René Kamm, seit Anfang Jahr CEO der Messe Schweiz - dort seine weltgrösste Messe für Uhren und Schmuck erstmals mit Standort in Basel und Zürich, mit der grössten je erreichte Ausstellungsfläche. Die neuen Signete "BaselWorld" (so die Markenbezeichnung) waren gespannt, die Teppiche ausgelegt - und dann, zwei Tage vor Eröffnung, die schlimmste anzunehmende Verfügung aus Bern: Die Messe Schweiz müsste "sicherstellen", dass die Aussteller "keine Personen an der Messe beschäftigen, die sich nach dem 1. März 2003 in den Ländern China, Hongkong, Singapur oder Vietnam aufgehalten haben und von dort direkt oder indirekt in die Schweiz eingereist sind".

Angst vor weiteren Folgen für Hongkong

Zwei Tage später, am Donnerstagnachmittag, war der Eklat perfekt: Unter lautstarkem Protest der 331 Aussteller verabschiedete sich die mächtige Delegation aus Hongkong, deren Pavillon auf dem Zürcher Messegelände den Höhepunkt dargestellt hätte. "Reine Protektion!", "lächerlich" oder "Wir sind nicht willkommen!" enervierten sich die fernöstlichen Anbieter. "Die wollen doch nur, dass wir kaufen, aber nicht verkaufen." Diskriminierend empfanden sie, dass der Seuchen-Ukas des Bundesamtes nur für asiatische Länder gilt, nicht aber für das Sars-Land Kanada.

Nicht nur entgangene Verkäufe erregen den Zorn der Hongkong-Chinesen. Vielmehr erkennen sie im übereilten Bann ein Signal mit ebenso dramatischer Wirkung: Dass auswärtige Geschäftskunden wegen der Lungenseuche den Messe- und Handelsplatz Hongkong meiden.

Grotesk die Situation, die Christoph Lanz, Chef des Rechtsdienstes der Messe Schweiz, zu Wochenbeginn nach Feierabend erlebte: In der einen Hand ein Telefongespräch mit unentschlossenen Bundesbehörden, in der andern eine Anfrage aus Hongkong, ob der Jumbo-Jet jetzt starten könne.

Bundesamt kommunizierte dilettantisch

Die nach Schilderung der Basler Messeleitung dilettantisch kommunizierte Verbannung der betroffenen Aussteller durch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und den Bundesrat wird, das ist jetzt schon absehbar, teuer werden - fraglich bleibt nur, wer zahlt.

Zwischen 30 und 60 Prozent der Jahresumsätze erzielen die ausgesperrten Aussteller während den sieben Tagen auf dem exklusiven Schweizer Marktplatz. Dazu kommen Reise-, Hotel- und Standkosten, die teilweise schon im voraus bezahlt wurden. Bis 2,5 Milliarden Franken könnte der Berner Seuchen-Ukas die Hongkonger Uhrenproduzenten laut einem dortigen Sprecher kosten.

Nicht nur deponierten mehrere Hongkonger Industrie- und Handelsorganisationen beim Schweizer Generalkonsulat einen Protestbrief. Auch kündigte Handelsminister Henry Tang an, die Welthandelsorganisation WTO einzuschalten und rechtliche Schritte gegen die Schweizer Behörden zu unternehmen. "Wir werden die Schweizer Regierung nicht so einfach aus der Affäre ziehen lassen", sagte Tang laut der chinesischen Zeitung "Standard" von gestern Samstag.

Messe beruft sich auf Epidemiengesetz

Als Mit-Hauptgeschädigte sieht sich aber auch die BaselWorld-Veranstalterin. "Tief enttäuscht" sagte CEO Kamm gegenüber OnlineReports, auch messeseitig könnten die Forderungen dreistellige Millionenhöhe erreichen. Nicht bezahlte Rechnungen, die über die Anzahlung hinaus gingen, entgangener Umsatz während der Messe, Erlass der Eintrittsgebühren in Zürich, massive Besuchereinbusse und massive Mehraufwendungen.

Wer konkreter Adressat der Forderungen sowohl aus dem Fernen Osten wie seitens der BaselWorld ist oder sein könnte, ist unklar. Nach Meinung von Messe-Chefjurist Lanz ist es der Bund. Laut Artikel 33 des Epidemiengesetzes zahlt der Bund "die Kosten für die von seinen Organen angeordnete Untersuchung, Überwachung, Absonderung, Impfung und Behandlung von Reisenden im internationalen Verkehr".Ob diese Bestimmung indes dazu ausreicht, auch die horrenden kommerziellen Verluste und Inkonvenienzen zu entschädigen, scheint fraglich. Wie Krieg ist auch der Ausbruch einer Seuche höhere Gewalt.

Nicht nur die kurzfristige Verluste gehen ins gute Tuch. Die Messe will auch die Schadenwirkung durch massiven Rückschlag gegenüber der Konkurrenz geltend machen: Zerstört wurde nach einer Aufbauarbeit von drei Jahren die glanzvolle Premiere eines neuen und für die Messe Schweiz strategisch zentralen und kommerziell attraktiven Expansionskonzepts, das zu den edelsten Perlen im Veranstaltungs-Portfolio zählt. Zwar lässt Kamm keine Zweifel daran, dass die "BaselWorld" auch kommendes Jahr wieder statt findet. Doch Skeptiker glauben, dass die Kritik am Verhalten der Schweizer Gesundheitsbehörden im Fernen Osten noch Kreise ziehen und die empörten Uhren- und Schmuckhändler nicht so schnell wieder gnädig stimmen wird.

Gestörte Beziehungen Schweiz-Hongkong

Selbst Kamm hält nicht für ausgeschlossen, dass sich Fernost-Anbieter während der nächsten "BaselWorld" aus Protest in der näheren ausländischen Nachbarschaft gruppieren und von dort aus die in Basel und Zürich versammelte Klientel bedienen.

Angesichts der hochgradigen Frustration der Aussteller befürchten hiesige Beobachter ebenso wie Minister Tang, dass sich die klimatische Verstimmung nicht nur auf den Uhren- und Schmuckbereich beschränkt, sondern wie eine Seuche über die gesamten bilateralen Geschäftsbeziehungen zwischen der Schweiz und Hongkong ausbreiten wird.

Für Daniel Egloff, Direktor von Basel Tourismus, Grund genug, das aktuelle Debakel gegenüber Regierung und Geschäftspartnern in Hongkong als "einmaligen Taucher" ab sofort geschickt zu kommunizieren. Egloff: "Alle Beteiligten sollten nach vorn schauen" - auf die Nach-Premiere im April 2004.

6. April 2003


 Ihre Meinung zu diesem Artikel
(Mails ohne kompletten Absender werden nicht bearbeitet)

Was Sie auch noch interessieren könnte

Kitas in Baselland: Personal und Eltern wandern in die Stadt ab

26. März 2024

Eine Kita-Allianz will verhindern, dass die Situation noch prekärer wird.


Reaktionen

Permatrend muss nach
über 46 Jahren schliessen

22. März 2024

Mit dem Textildruck-Betrieb geht auch ein Stück Baselbieter Unternehmensgeschichte.
 


Regierung kontert den
Herr-im-Haus-Standpunkt

22. März 2024

Peter Knechtli zur Unterschutz-Stellung
der verwüsteten Sissacher Tschudy-Villa.


SP wirft Lauber missbräuchliche Budgetierung vor

20. März 2024

Minus von 94 Millionen: Baselbieter Regierung plant "Entlastungsmassnahmen".


Reaktionen

Roger Blum wirft bz
Besprechungs-Boykott vor

8. März 2024

Relevante Ereignisse bleiben in Basler
Leitmedien immer häufiger unbeachtet.


Reaktionen

Heikle Wahl-Werbung
auf dem Handy

28. Februar 2024

Problematisch: SP und Bider & Tanner versenden SMS von derselben Nummer.


Räppli-Krise treibt Fasnächtler
in beiden Basel um

7. Februar 2024

Das Wurfmaterial ist knapp – und seit Corona deutlich teurer.


Haltestelle Feldbergstrasse: Kante zu hoch gebaut

1. Februar 2024

Das Trottoir wird nochmals aufgerissen und die Tramstation temporär versetzt.


Reaktionen

Rechter Verbandsmitarbeiter unter linken Unternehmern

30. Januar 2024

Luca Urgese im Wahlkampf: "Lieber das Original statt die Kopie wählen."


BL-Hauseigentümer stossen
"Transparenz-Initiative" an

26. Januar 2024

Kantonsgericht statt Bundesgericht
soll künftig Verfassungs-Konformität prüfen.


Reaktionen

www.onlinereports.ch - Das unabhängige News-Portal der Nordwestschweiz

© Das Copyright sämtlicher auf dem Portal www.onlinereports.ch enthaltenen multimedialer Inhalte (Text, Bild, Audio, Video) liegt bei der OnlineReports GmbH sowie bei den Autorinnen und Autoren. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Veröffentlichungen jeder Art nur gegen Honorar und mit schriftlichem Einverständnis der Redaktion von OnlineReports.ch.

Die Redaktion bedingt hiermit jegliche Verantwortung und Haftung für Werbe-Banner oder andere Beiträge von Dritten oder einzelnen Autoren ab, die eigene Beiträge, wenn auch mit Zustimmung der Redaktion, auf der Plattform von OnlineReports publizieren. OnlineReports bemüht sich nach bestem Wissen und Gewissen darum, Urheber- und andere Rechte von Dritten durch ihre Publikationen nicht zu verletzen. Wer dennoch eine Verletzung derartiger Rechte auf OnlineReports feststellt, wird gebeten, die Redaktion umgehend zu informieren, damit die beanstandeten Inhalte unverzüglich entfernt werden können.

Auf dieser Website gibt es Links zu Websites Dritter. Sobald Sie diese anklicken, verlassen Sie unseren Einflussbereich. Für fremde Websites, zu welchen von dieser Website aus ein Link besteht, übernimmt OnlineReports keine inhaltliche oder rechtliche Verantwortung. Dasselbe gilt für Websites Dritter, die auf OnlineReports verlinken.

https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif
"Der neue Eingang zum Birsigparkplatz wird der Ersatzneubau des Heuwaage-Hochhauses bilden."

bz
vom 26. März 2024
https://www.onlinereports.ch/fileadmin/templates/pics/gelesen.gif

Wer bildet was oder wen?

RückSpiegel


Die Volksstimme greift die OnlineReports-Recherche über das Aus des Textildruck-Unternehmens Permatrend auf.

Im Bericht über "Unruhe am Regioport" bezieht sich Bajour auf die OnlineReports-Ursprungsrecherche aus dem Jahr 2018.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Artikel über die Kantonsfinanzen im Baselbiet auf OnlineReports.

Die bz verweist in einem Bericht über die Neuausrichtung der Vorfasnachts-Veranstaltung Drummeli auf einen Artikel aus dem OnlineReports-Archiv.

Die Basler Zeitung zitiert in einem Leitartikel über die SVP aus OnlineReports.

Baseljetzt bezieht sich in einer Meldung über den Rücktritt von Ralph Lewin als SGI-Präsident auf OnlineReports.

Die Basler Zeitung nimmt die OnlineReports-Recherche über den blockierten Neubau der BVB-Tramstrecke über das Bruderholz auf.

Die Basler Zeitung und Infosperber übernehmen die OnlineReports-Meldung über den Tod von Linda Stibler.

Die bz zitiert den OnlineReports-Artikel über die Wiedereröffnung des Gefängnisses in Sissach.

Baseljetzt erzählt den OnlineReports-Artikel über die Räppli-Krise nach.

Das Regionaljournal Basel, Baseljetzt, BaZ und 20 Minuten vermelden mit Verweis auf OnlineReports den Baufehler bei der Tramhaltestelle Feldbergstrasse.

Die Basler Zeitung bezieht sich in einem Interview zu den Gemeindefusionen auf OnlineReports.

persoenlich.com und Klein Report vermelden mit Verweis auf OnlineReports die Personalrochade bei Prime News.

Die Volksstimme schreibt über die Wahl von Claudio Miozzari zum Grossratspräsidenten von Basel-Stadt und zitiert dabei OnlineReports.

In einem Artikel über die Leerstandsquote bei Büroflächen in Basel nimmt die bz den Bericht von OnlineReports über einen möglichen Umzug der Basler Polizei ins ehemalige Roche-Gebäude an der Viaduktstrasse auf.

Das Regionaljournal Basel und die bz berichten über die Bohrpläne der Schweizer Salinen im Röserental und beziehen sich dabei auf OnlineReports.

Weitere RückSpiegel

Werbung






In einem Satz


Der Baselbieter Regierungsrat hat Raphael Giossi zum Nachfolger des langjährigen kantonalen Bieneninspektors Marcel Strub gewählt.

Cyril Bleisch übernimmt bei den Jungfreisinnigen Baselland das Präsidium von Lucio Sansano.

Die Basler Sozialdemokraten haben die SP queer Basel-Stadt gegründet und als neues Organ in den Statuten der Partei verankert.

Eiskunstläuferin Kimmy Repond und Wasserfahrer Adrian Rudin sind Basler Sportlerin beziehungsweise Basler Sportler des Jahres.

Jean-Luc Nordmann übergibt das Präsidium der Stiftung Tierpark Weihermätteli per 1. Januar 2024 an Martin Thommen.

Iris Graf steigt von der Projektleiterin und akademischen Mitarbeiterin der Baselbieter Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern zur Leiterin auf.  

Sonja Kuhn,
ehemalige Co-Leiterin der Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist neu Präsidentin der SRG Region Basel.

Florian Nagar-Hak und Saskia Bolz übernehmen die Leitung des Gesundheitszentrums Laufen, das zum Kantonsspital Baselland gehört.

Mohamed Almusibli übernimmt ab März 2024 die Direktion der Kunsthalle Basel von Elena Filipovic.

Marilena Baiatu ist neue Kommunikationsbeauftragte der Staatsanwaltschaft im Kanton Baselland und ersetzt Thomas Lyssy, der Ende November pensioniert wird.

 

Mitte-Landrat Simon Oberbeck folgt am 1. August 2024 als Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrtund Hafenwirtschaft auf André Auderset.

Die Junge SVP Basel-Stadt hat Demi Hablützel (25) einstimmig für zwei weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt.

Dominic Stöcklin wird neuer Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung von Basel Tourismus.

 

Samir Stroh, aktuell Gemeindeverwalter in Brislach, übernimmt Anfang Mai 2024 die Leitung von Human Resources Basel-Stadt.

Das Sperber-Kollegium hat Sterneköchin Tanja Grandits zur "Ehrespalebärglemere 2023" ernannt.

Der mit 50'000 Franken dotierte Walder-Preis geht dieses Jahr an Konrad Knüsel, den Präsidenten des Vernetzungsprojekts Rodersdorf und des Naturschutzvereins Therwil.

Götz Arlt tritt am 1. Januar 2024 die Nachfolge von Christian Griss an und übernimmt die Stufenleitung der Sekundarschulen I im Bereich Volksschulen des Erziehungsdepartements Basel-Stadt.

Michael Gengenbacher tritt am 1. Februar 2024 seine neue Stelle als Chief Medical Officer (CMO) und Mitglied der Spitalleitung beim Bethesda Spital an.

Markus Zuber übernimmt am 1. Oktober die Leitung der St. Clara Forschung AG (St. Claraspital).

Das Präsidium der Juso Baselland besteht neu aus Clara Bonk, Angel Yakoub (Vize) und Toja Brenner (Vize).